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Kreislaufstörungen nach Ablation

Kategorie: Herz-Kreislauf » Forum Allgemeine Herz- und Kreislaufbeschwerden

02.10.2013 | 22:05 Uhr

Liebes Forum,

ich bin 27 Jahre alt und leite besonders seit einem Jahr an starken Herzrhytmusstörungen. Inzwischen ist ein "normaler" Alltag für mich unmöglich geworden. Ich habe bereits eine frustrane und eine erfolgreiche Ablation hinter mir, bei der eine typische, sowie eine atypische AV-Knoten Reentry Tachykardie festgestellt wurde. Es wurde eine akzessorische Leitungsbahn, sowie der "Slow pathway" abladiert. Das ganze war Mitte August.

Jetzt habe ich noch ständig Schwächeanfälle und starke Kreislaufprobleme die aus dem Nichts auftreten. Mir wird übel, ich fange an stark zu zittern, der Puls geht nach oben (pendelt sich so auf 120-130 ein), bekomme ein Engegefühl in der Brust. Das ganze verschwindet dann auch wieder nach 1-2 Stunden. Das passiert momentan mehrmals in der Woche. Allgemein bin ich noch recht geschwächt und mir ist oft schwindelig. Manchmal muss ich sogar Erbrechen.Mich plagt zudem auch plötzlich extrem starker Haarausfall.

Meine Ärzte und ich sind langsam ratlos. Ein Langzeit EKG wurde gemacht. Schilddrüsen Werte überprüft, beim Neurologen war ich zum Gespräch auch schon. Alles Gut. Eine Magenspieglung ergab, dass nur eine leichte Magenschleimhautentzündung vorliegt, die inzwischen geheilt sein müsste.

Ich trinke kein Alkohol, rauche nicht, ernähre mich wirklich gut, bin sehr schlank und versuche nun täglich leichten Sport zu machen.

Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen nach der Ablation gemacht? Oder einen Tipp wie ich weiter machen könnte? Ich bin beruflich bislang recht erfolgreich gewesen und mein tiefster Wunsch wäre es, endlich wieder zu "funktionieren". Seit Mai diesen Jahres hatte sich alles drastisch verschlimmert und seit der Ablation im August wurde es etwas besser. Hat jemand von euch eine psychische Störung durch seine Herzrhytmusstörung entwickelt? Wäre für jeden Rat, oder Erfahrung sehr dankbar.

Herzliche Grüße

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03.10.2013, 08:58 Uhr
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Hallo Iris,
für mich klingt das nicht nach einer Kreislaufstörung, sondern nach typischen Symptomen bei einer Tachykardie. Du schreibst ja auch, dass dein Puls auf 120-130 steigt. Bei mir war's bei Tachys immer so, dass mir z.B. heiß und schwummerig wurde und ich erst dann merkte, dass der Puls rast. Wenn du z.T. mehrmals die Woche solche Anfälle von 1-2 Stunden Dauer hast, sollte man mit Langzeit-EKG und evt. Langzeit-Blutdruckmessung in der Lage sein, Rhythmus und Blutdruck während einer Episode aufzuzeichnen. Langzeit-EKGs kann man auch mehrere Tage laufen lassen oder man gibt dir einen Eventrekorder, den du aktivierst, wenn du eine Episode hast (solche Geräte kann man sogar mehrere Wochen behalten). Wenn dein Kardiologe oder die Rhythmologie, wo du abladiert wurdest, so etwas nicht anbieten, solltest du dich an eine Klinik mit größerem Rhythmuszentrum wenden. Im Herzzentrum Leipzig, wo ich betreut werde, bekommt man in der Ambulanz Langzeit-EKGs für bis zu 7 Tage oder eben einen Eventrekorder. Eine weitere Rhythmusstörung als Ursache sollte abgeklärt werden. Ein Puls von 120-130bpm könnte z.B. von einem Vorhofflattern kommen. Manchmal "wecken" Ablationen weitere Rhythmusstörungen. Oder die Rhythmusstörung, die abladiert wurde, hat lange Zeit eine weitere Rhythmusstörung quasi überdeckt. Sieht man nicht immer in einer EPU, sondern manchmal erst später.
Übelkeit, Zittern und Tachykardie können andererseits aber auch auf eine Unterzuckerung hindeuten. Ist das mal gecheckt worden? Oder hast du mal ausprobiert, wie es ist, wenn du bei einem solchen Anfall schnell ein oder zwei Stücke Traubenzucker o.ä. isst? Das würde ich an deiner Stelle mal testen.
Ansonsten machst du ja schon alles total richtig, mit der Ernährung usw. :)
Alles Gute!
Inga
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03.10.2013, 13:35 Uhr
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Vielen Dank für eure Antworten, freut mich sehr.

Ich wurde in Hamburg im St.Georg abladiert. Bisher hatte ich die Ärzte dort noch nicht kontaktiert und war nur bei meinem Hauskardiologen und Hausarzt hier in Berlin. Das mit dem Eventrecorder hört sich sehr gut an, ich werde da mal nachhaken. Welche Möglichkeiten gibt es gegen solche Tachykardien vorzugehen? Wieder eine Ablation? Ich vertrage leider überhaupt keine Betablocker, da ich schon immer einen sehr niedrigen Blutdruck habe.

Im Prinzip geht es mir auch nicht nur seit der letzten Ablation so, sondern seit Mai diesen Jahres. Ich hatte sehr häufig die typischen AVRNT Attacken. Was eigentlich ok war. Im Mai bekam ich eine ganz schlimme. Ich war unterwegs und sie hielt über 5 Stunden an. Dann kam ich ins Krankenhaus und bekam 3 mal Adenosin. Seitdem habe ich immer diese Schwächeanfälle, Kreislaufprobleme und einen "leicht" erhöhten Puls von 120-130.

Dann kam Ende Juni die frustrane Ablation im Herzzentrum in Berlin. Ich war wach, nervös, fand es extrem unangenehm und als sie nach 4h nicht schafften, durch mein Septum zu stechen, kollabierte mein Kreislauf. Danach wurde es nochmal viel schlimmer. Bekam ständig kurzes Herzrasen, musste dabei immer aufstoßen und durch die Magenschleimhautentzündung nahm ich nochmal stark ab.

Mitte August lief es dann Prima in Hamburg. Ich schlief ein, sie konnten 2 Störungen feststellen und mir ging es nach der Ablation so gut wie schon lange nicht mehr. Ich bin auch zutiefst dankbar und sehr sehr glücklich momentan. Ich kann das St. Georg sehr empfehlen! Aber wie schon gesagt, mein Körper ist immernoch nicht stabil und aus dem nichts treten diese Symptome auf.

Können solche Tachykardien psychosomatische Ursachen haben? Ich merke schon, das einen sowas stark verändert. Im negativen dahingehend; man achtet sehr auf jede Kleinigkeit im Körper und man ist nicht mehr wirklich entspannt. Da mein Job in der Regel recht stressig ist und ich momentan nicht wirklich arbeiten kann, mache ich mir ständig selbst den Druck, endlich wieder richtig fit sein zu müssen.

Aber auch stark im positiven. Ich bin unfassbar dankbar geworden. Für jeden guten Tag. Für all die tollen Menschen um mich herum und das ich so früh für mich die Erfahrung machen konnte, das es andere wichtige Prioritäten im Leben gibt. Das bereichert doch ungemein und macht mich oft sehr, sehr glücklich. Habt ihr euer Leben dadurch etwas umgekrempelt?

Liebe Grüße

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03.10.2013, 15:19 Uhr
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Hallo Iris,
ich bin 13 Jahre lang in St. Georg behandelt worden, letztes Jahr bin ich nach Leipzig gewechselt. Mit dem Herzzentrum in Berlin - ich lebe seit 2006 hier - habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, da würde ich nie wieder hingehen.
Ich würde auf jeden Fall abklären lassen, ob es sich bei dem 120er/130er Puls um eine Sinustachykardie oder was anderes handelt. Dazu brauchst du ein EKG. St. Georg hat definitiv Eventrekorder usw. Ich würde an deiner Stelle mal dort Bescheid sagen und die Beschwerden vortragen. Wenn's eine weitere Rhythmusstörung ist, könnte man andere Medikamente als Betablocker versuchen, z.B. Flecainid, oder noch einmal abladieren.
Psychosomatische Ursachen kommen sicherlich auch in Frage. Der Sinusknoten reagiert u.a. auf Adrenalin, also wenn jemand oft ängstlich oder panisch ist, wäre Herzrasen ganz normal. Aber mit so häufigen und langen Episoden von Herzrasen, Übelkeit und Zittern würde ich erst einmal nach einer physischen Ursache forschen. Das klingt für mich schon so, als sei da irgendwas nicht in Ordnung. Trotzdem ist's natürlich gut, wenn du daran arbeitest, dir weniger Druck zu machen; wenn du versuchst, regelmäßig ein bisschen Sport zu treiben; wenn du dich ablenkst.
Ich hatte seit meinem 17. Lebensjahr (bin jetzt 32) insgesamt 8 Ablationen, 6 Schrittmacher-OPs und eine am offenen Herzen. Ja, mein Leben hat sich dadurch verändert. Nach ein oder zwei Ablationen hätte ich das so noch nicht gesagt, aber nach dem ganzen Schlamassel der letzten Jahre schon. Früher war Gesundheit, wie vieles andere, selbstverständlich für mich; heute weiß ich sie viel mehr zu schätzen. Ich bin Genießerin geworden, kann mich über viele Kleinigkeiten freuen, und ich mache alles, wozu ich Lust habe, notfalls auch alleine. Meine Freizeitaktivitäten haben sich allerdings geändert, da ich früher sehr sportlich war, aber jetzt doch so einige Einschränkungen habe, z.B. geht Basketballspielen nicht mehr. Dafür musste ich mir neue Hobbies suchen. Ich bin dankbar für jeden guten Tag.
Liebe Grüße
Inga
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03.10.2013, 11:30 Uhr
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Hi. Also mir ging es ähnlich nach meiner Ablation (AV-Knoten-Reentry-Tachyk.). Ich hatte einen Perkarderguß, der allerdings nicht so dramatisch war. Ich hatte lange Zeit Schmerzen und war sehr schwach. Es fiel mir sehr schwer 10 m zu gehen. Häufige Anfälle von Herzrasen, bis 130 oder 140. Nach einigen Wochen hat sich alles normalisiert. Nur das Herzrasen ist zum Teil geblieben. Allerdings nicht mehr so häufig. Vielleicht alle 6 Wochen mal. Daran habe ich mich gewöhnt. Diese Attacken halten ca. 2 Min. an, dann ist der Spuk schon wieder vorbei ;). Wenn das Herz untersucht wurde und soweit alles ok ist, würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen. Einfach mal zur Ruhe kommen. Das reguliert sich mit der Zeit wieder. Etwas langsamer angehen lassen und etwas Geduld haben. Das wird schon wieder. So ein Eingriff strapaziert den Körper und er muss danach erstmal wieder zu sich finden. Das wird schon. Keine Sorge! Alles Gute! Stefanie

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03.10.2013, 12:41 Uhr
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Stefanie, darf ich mal fragen, wo du abladiert wurdest?
Es ist nämlich NICHT normal, dass man sich nach einer simplen AVNRT-Ablation lange Zeit schwach fühlt, Schmerzen und einen Perikarderguss hat, kaum 10 Meter gehen kann und ständig wieder Herzrasen bekommt. Eine AVNRT-Ablation ist von allen Ablationen die einfachste und danach ist man, wenn sie vernünftig gemacht wurde, eigentlich sofort wieder sehr fit. Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen und bei meiner Mutter war's auch so. Ich gehe seit 15 Jahren in großen Rhythmuszentren - erst St. Georg in Hamburg, jetzt Herzzentrum in Leipzig - ein und aus und habe wirklich noch nie gehört, dass es jemandem nach einer AVNRT-Ablation so ging wie dir. Und obgleich ist eine Ablation auch nicht als Mini-Eingriff abtun würde, so würde ich doch sagen, dass insbesondere eine AVNRT-Ablation ein kurzer, wenig invasiver Eingriff ist, von dem der Körper nicht mehrere Wochen oder Monate braucht, um sich zu erholen oder "zu sich zu finden".
Was ich allerdings immer wieder erlebe ist, dass Leute, die sich vor der Ablation schon einen riesigen Kopf darum gemacht haben, panisch und/oder total ängstlich waren, hinterher oftmals Ewigkeiten brauchen, um zum Normalzustand zurück zu finden. Das wirkt sich natürlich auch auf die Genesung aus. Hier sind nicht wenige im Forum, die nach so einem Eingriff eine Art Angststörung entwickelt haben; die sich noch viel mehr beobachten als vor dem Eingriff; die ständig Puls fühlen usw. Und es sind dann auch genau die Leute, die nach einer Ablation über Symptome klagen. Normal ist das nicht.
Grüße
Inga
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03.10.2013, 13:56 Uhr
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Liebe Stefanie,

für mich hört sich das auch nicht ganz so normal an. Kannst du inzwischen dich wieder belasten? Ich hatte zum Glück nie irgendwelche Schmerzen und in der Regel kann ich mich auch belasten. Wie bist du mit der ganzen Situation psychisch umgegangen? Hat dir das zugesetzt?

Ich merke schon, das mich die ganze Situation recht mitgenommen hatte. Früher war ich einfach den ganzen Tag von morgens bis spät abends auf der Arbeit und konnte immer abliefern und hatte einen recht guten Stand in der Agentur. Das ist heute gar nicht mehr richtig möglich, weil ich doch jeden Tag noch Probleme habe. Meine Chefs reagieren dementsprechend wenig begeistert. Von "Pflegefall" bis hin zu "Wir können leider momentan nicht soviel mit dir anfangen" bekomme ich da momentan einiges zu hören. Man muss da schon ein sehr dickes Fell haben, wenn man sich da selbst gegenüber keinen Druck aufbauen will.

Dir auch alles Gute.

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03.10.2013, 15:56 Uhr
Antwort

Ich wurde damals in Bad Oeynhausen abladiert. Es ist mittlerweile schon 5 Jahre her. Wie man sich nach einer Ablation fühlt, ist wohl recht unterschiedlich. Mein Kardiologe sagte, dass manche sehr lange danach Probleme haben und einige sofort wieder arbeiten gehen können. Ich hatte direkt nach der Abalation in der Klinik noch Fieber bekommen, dass ist eigentlich auch nicht normal. Aber jetzt geht es mir wieder gut. Bin total belastbar und ich merke nichts mehr davon. Ausser diese ständigen ES, die ich habe. Die Reentry-Tachykardie ist nicht mehr wiedergekommen :).....!!!!

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03.10.2013, 16:00 Uhr
Antwort
Man macht sich nach so einem Eingriff auch ein wenig verrückt. Ich habe immer gedacht, jetzt haben sie etwas kaputt gemacht. Dem war natürlich nicht so. Ich glaube auch, dass so ein Eingriff schon ein wenig auf die Psyche schlägt, vor allem dann, wenn man danach nicht so fit ist. Es ist ja nunmal auch der Herz. Ein sehr wichtige Organ ;). Aber wie gesagt. Das kommt alles wieder. Jeder Körper ist anders ;).
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31.10.2016, 15:41 Uhr
Antwort

Liebes Forum, 

ich dachte ich komme nach 3 Jahren mal wieder online und berichte wie es mir nun geht.

Die Ablation war absolut erfolgreich. Ich war ca.6 Monate lang danach noch öfters schwach, aber es besserte sich nach und nach enorm. 

Ich habe wieder danach viel gearbeitet, eine neue Beziehung aufgebaut und habe grade ein wunderschönes Leben. Allerdings habe ich von 2013 und insbesondere von der frustranen OP ein kleines Trauma erlitten. Erst seit 2 Monaten begebe ich mich in Therapie und versuche meine Angststörung los zu werden. 

Mir wird heute noch mulmig wenn ich in einen Flieger steige, oder wenn ich mich in Situationen begeben muss, in denen ich mich ausgeliefert fühle.  Aber das ist kein Vergleich zu früher. Die Angst hält sich in Grenzen und ich kann das Meiste wieder ganz normal machen. 

Mich würde interessieren, wie es jetzt einigen von euch inzwischen ergangen ist?

 

Liebe Grüße

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