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Vitamin Mangel und Thrombose

Kategorie: Ernährung-Fitness » Expertenrat Vitamine | Expertenfrage an Experte-Eisen

19.03.2013 | 17:51 Uhr

Hallo liebes Team heute wende ich mich hilfesuchend an Sie, weil mir bis jetzt keiner meine Fragen beantworten konnte. Zu meiner Geschichte, ich bin weiblich und 34 Jahre alt und hatte im September 2012 eine Thrombose vena tibiales post....Danach bekam ich ich das Marcumar verschrieben, was ich bis heute auch immer noch nehme, aus Angst das sich wieder was bilden könnte. Nun war ich beim Gerinnungsspezialisten und der meinte das einige Vitamine bei mir stark vermindert sind und somit das Homocystein erhöht ist...Kann es sein das sich dann trotz des Marcumar trotzdem eine Thrombose bilden kann? Wie gefährlich ist die Erhöhung des Homocysteinspiegels? Ich schreibe Ihnen mal meine Werte auf mit dem dazugehörigen Rreferenzbereich.

Homocystein ( 4,60 – 12,44)...................................29,17 (+) Dick markiert

Folsäure Test ( 7,2 – 15,4)...........................................3,2 (-) dick markiert

Vitamin B 12 ( 208 – 964) pg/ml..................................181 (-) dick markiert

Ist das jetzt gefährlich für mich? Kann ich das Marcumar trotzdem beruhigt absetzen? Der Gerinnungsspezialist schreibt das ein Rezividrisiko bei 8% liegt...Ist das eine hohe Prozentzahl für das Risiko?
Ich danke Ihnen für ihre Zeit und Antwort

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Experte-Eisen
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20.03.2013, 09:18 Uhr
Antwort von Experte-Eisen

Hallo!
Ein noch größerer Feind für unser Gefäßsystem und Förderer von Arteriosklerose als Cholesterin ist nach neuesten Untersuchungen das Homozystein.
Es handelt sich hierbei um eine Aminosäure, die aus Methionin entsteht. Hauptursache erhöhter Homozysteinwerte ist ein Mangel an Folsäure und B-Vitaminen, bedingt durch die heutige Ernährungsweise. Eine Erhöhung der Zufuhr an diesen Vitaminen mit geeigneten Präparaten kann binnen kürzester Zeit dieses Risiko minimieren. Sind genügend Folsäure, Vitamin B 6 und B 12 vorhanden, wird dieser gefährliche Stoff rasch zu Zystein abgebaut oder aber wieder in Methionin zurückverwandelt.
Die Gefährlichkeit von Homozystein besteht darin, dass schon kleinste Mengen eine deutliche Erhöhung der Arteriosklerosegefahr nach sich ziehen. Man diskutiert eine direkte Schädigung der Zellwände, eine verstärkte Thromboseneigung des Blutes und eine Erhöhung des besonders gefährlichen oxidierten LDL-Cholesterins.
Homozystein gilt heute bei den meisten Fachleuten als noch gefährlicher als LDL-Cholesterin, sodass jeder gesundheitsbewusste Mensch diesen Wert kennen sollte.
„15.000 Todesfälle in Deutschland und 50.000 in den USA könnten jedes Jahr vermieden werden, wenn unsere Nahrung mit den B-Vitaminen B 6, B 12 und Folsäure angereichert würde“, sagte Prof. Klaus Pietrzik von der Universität Bonn auf einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema Vitamine. „In Ungarn tut man dies seit Jahren. In Deutschland hat die Regierung diesen Erkenntnissen leider noch keine Rechnung getragen“, so der Experte.
Große Medizinerorganisationen wie die American Heart Association haben die Gefahr eines hohen Homozysteinspiegels im Blut erkannt und beurteilen die bisher als normal geltenden Werte als gefährlich. Nach der neuen Definition hat jeder zweite über 50-Jährige einen erhöhten Blutspiegel und damit ein um 60 bis 80 % (!) höheres Risiko für eine Herzerkrankung. Erst in jüngster Zeit ist bekannt geworden, dass Homozystein wohl eine der häufigsten Ursachen für Gehirnversagen ist. Die Eigenschaft, Gefäße zu verstopfen, betrifft natürlich nicht nur die Herzkranzgefäße, sondern auch in besonderem Maße die Hirngefäße. Gerade die zuführenden Gefäße sind in höherem Umfang betroffen als die ableitenden, sodass erhöhte Homozysteinwerte sich sehr negativ auf Ihre Hirnleistung auswirken können.
Universitäre Tests haben ergeben, dass Männer mittleren Alters mit einem erhöhten Homozysteinwert im Blut bei Hirnleistungstests ähnlich schlechte Testergebnisse lieferten wie Alzheimer-Patienten. Bis zu 40 % aller Hirninfarkte sind das Resultat erhöhter Homozysteinwerte. Erschreckend, nicht wahr?
Eine schwedische Studie von 1992 zeigte bei einem Viertel der Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen erhöhte Homozysteinwerte. Patienten, die einen leichten Schlaganfall beziehungsweise die Vorstufe (TIA) erlitten hatten und bei denen verengte Halsschlagadern diagnostiziert wurden, zeigten in 85 % der Fälle erhöhte Homozysteinwerte.
Homozystein gilt deswegen auch als stärkeres Warnsymptom für einen Schlaganfall als Rauchen, Bluthochdruck oder erhöhtes Cholesterin. In einer britischen Studie an über 7.700 Männern über einen Beobachtungszeitraum von 13 Jahren konnte ermittelt werden, dass das Schlaganfallrisiko stieg, je höher das Homozystein war, und dies unabhängig von Körpergewicht, Diabetes mellitus, Cholesterin, Blutdruck oder Rauchen. Männer mit den höchsten Homozysteinwerten waren einem dreifach höheren Schlaganfallrisiko ausgesetzt als die Männer mit den niedrigsten Werten.
Eine weitere beunruhigende Tatsache ist, dass Menschen mit erhöhtem Homozystein auf eine Alzheimer-Krankheit hinsteuern. Dr. Robert Clarke von der Oxford University in England konnte zeigen, dass hohe Homozysteinwerte das Risiko für Alzheimer um 450 % erhöhen. Interessant ist dabei, dass die Schnelligkeit des Krankheitsverlaufs mit der Höhe der Homozysteinwerte korreliert.
In einer aktuellen Studie aus Großbritannien wurde untersucht, ob die Höhe des Homozysteinwerts eine Voraussage über den Abbau kognitiver Fähigkeiten erlaubt. In dieser Studie wurden 97 Patienten mit Alzheimer-Demenz über einen Zeitraum von bis zu 9,5 Jahren untersucht. Maßstab für die kognitiven Fähigkeiten war der Cambridge Cognitive Examination Score, der maximal 107 Punkte betragen kann. Unterhalb von 80 Punkten geht man von einer Demenz aus. Die Teilnehmer der Studie hatten zu Beginn einen Wert von durchschnittlich 68 Punkten. Ziel der Untersuchung war, die Zeitspanne zu bestimmen, in der sich der Ausgangswert um die Hälfte reduziert hatte.
Die Ergebnisse zeigten eindeutig einen Zusammenhang zwischen den Homozysteinspiegeln und dem Voranschreiten der Demenz. Bei den 60-jährigen Patienten mit niedrigen Homozysteinwerten dauerte der 50%ige Abfall der kognitiven Fähigkeiten fünf Jahre, während er bei den Patienten mit hohen Homozysteinwerten ( 14 mcmol/l) bei nur etwa zwei Jahren lag.
Erst kürzlich wurde berichtet, dass B-Vitamine den fortschreitenden Hirnschwund bei älteren Patienten mit leichter Einschränkung der Hirnfunktionen deutlich bremsen konnte.
Es ist mehr als erstaunlich, dass angesichts dieser erdrückenden Befunde nicht routinemäßig der Homozysteinwert bestimmt wird. Denn die Therapie ist so einfach und kostengünstig zugleich.

Maßnahmen bei erhöhtem Homozystein
Essen Sie ausreichend folsäurehaltige Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornflocken, Mandeln, Avocados.
Nehmen Sie zusätzlich jeden Tag Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure und B-Komplex in höherer Dosierung (siehe auch Kapitel Vitamine).
Achten Sie darauf, diese Vitamine ununterbrochen einzunehmen, da nach Absetzen des Präparates der Homozysteinwert innerhalb von 4 Monaten wieder steigt.
Schränken Sie Ihren Kaffeegenuss auf höchstens 5 Tassen pro Tag ein.
Vermindern Sie Ihren Fleisch- und Wurstkonsum, da der Körper aus tierischem Eiweiß Homozystein herstellen kann. Pflanzliches Protein ist ungefährlich.
Rauchen Sie nicht! Zigaretten sind Folsäurekiller.

Das war ein Auszug aus meinem Buch "Dr. Eisen Lebensstil", der Sie umfassend zu diesem so wichtigen Thema informiert. Ein Risiko von 8% heißt, dass von 100 Patienten acht eine erneute Thrombose bekommen. Ich würde das Risiko eingehen und darauf achten, gesund zu leben (Sport, kein Übergewicht, nicht Rauchen, nicht die Pille nehmen), um das allgemeine Thrombosrisiko gering zu halten. Viele Grüße. Dr. Eisen

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