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Paroxetin und Kinderwunsch

Kategorie: Männermedizin » Expertenrat Urologie | Expertenfrage

14.02.2022 | 17:19 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren, 

nach meinem Besuch bei einem Sexualmediziner habe ich ein Privatrezept für Paroxetin erhalten. Im Rahmen des Gesprächs wurde auch das Thema Kinderwunsch und die durch die Einnahme von Paroxetin einhergehenden Risiken besprochen. 

Wie schätzen Sie denn die Interaktion zwischen Paroxetin und Kinderwunsch ein? Erhöht sich durch die Erhöhung der Spermien mit fehlerhaftem DNA Erbgut 'nur' die Wahrscheinlichkeit, dass meine zukünftige Partnerin nicht schwanger wird? Oder erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie aufgrund eines fehlerhaften Spermiums schwanger wird und ein behindertes Kind zur Welt bringt? Wie sieht es aus, wenn man Paroxetin eine gewisse Zeit vor der Empfängnis absetzt? 

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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15.02.2022, 10:38 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

das ist eine sehr gute und berechtigte Frage, die Sie da stellen.
In Untersuchungen konnte tatsächlich nachgewiesen werden, dass Paroxetin die Qualität der Spermien verschlechtert und zu vermehrten Erbgutschäden in den Spermien führt.
Ob sich dadurch die Rate an Fehlgeburten, Kinder mit Behinderungen oder an erfolglosen Schwangerschaftsversuchen verändert, ist unseres Wissens nicht bekannt - was aber auch daran liegen mag, dass man hierzu keine Studie durchführen kann aus ethischen Gründen. Personen Medikamente zu geben, die im Verdacht stehen, dass Sie diesbezüglich Schaden anrichten können (auch wenn sie bei Depressionen gut helfen!!, das muss schon auch gesagt werden!) und dann zu beobachten, ob diese Schäden auftreten, wäre fahrlässig. Insofern kann man hier nur mutmaßen und muss wohl irgendwie davon ausgehen, dass alle Risiken, die Sie genannt haben, erhöht sind.
Eine Übersichtsarbeit aus dem letzten Jahr kommt zu dem Schluss, dass bei Männern mit Kinderwunsch keine SSRIs eingesetzt werden sollten, lieber andere Medikamente.
Sollten Sie und Ihr Arzt zu dem Schluss kommen, dass Paroxetin trotzdem indiziert ist, sollten Sie es aber rechtzeitig vor einem Schwangerschaftfsversuch absetzen. Es dauert ca. eine Woche, bis das Medikament wieder ganz aus dem Körper draußen ist. Anschließend dauert die Spermiengenese ca. nochmal 6 Wochen. Wenn Sie noch ein Sicherheitsintervall einbauen wollen, sollten Sie mindestens 2 Monate warten. Sprechen Sie darüber aber auch nochmal mit Ihrem Arzt.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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15.02.2022, 12:24 Uhr
Antwort

Lieben Dank für Ihre schnelle Antwort. 

Bis zum tatsächlichen Kinderwunsch möchte ich andrologisch nicht auf ein SSRI verzichten. Dass alle/viele SSRI ein gewisses Risiko hinsichtlich Fortpflanzungsfähigkeit mit sich bringen, ist mir bekannt. Können Sie denn neben Paroxetin ein SSRI empfehlen, was nicht so negativ auf die Spermienqualität einwirkt?

Ist denn sichergestellt, dass nach der Sicherheitswartezeit von 2 Monaten meine Spermien wieder ok sind bzw mindestens nicht mehr von Paroxetin oder einem anderen SSRI negativ beeinflusst werden?

Lifeline Gesundheitsteam
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15.02.2022, 12:47 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

einen richtigen Vergleich zwischen den einzelnen SSRIs gibt es unseres Wissens nach nicht, Verschlechterungen in der Spermienqualität konnten aber bei allen gefunden werden. Insofern macht es am ehesten Sinn, sich bei der Auswahl des Medikamentes auf die Wirkung zu fukussieren.
In der Literatur wird empfohlen, sogar 3 Monate zu warten (die Spermatogenese dauert ganz genau genommen noch länger als 6 Wochen). In Untersuchungen normalisierte sich die Qualität nach Absetzen nach einem ausreichend langem Zeitintervall aber immer wieder.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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15.02.2022, 12:54 Uhr
Antwort

Hallo, 

lieben Dank für Ihre schnelle Antwort. 

Was meinen Sie genau mit: "Insofern macht es am ehesten Sinn, sich bei der Auswahl des Medikamentes auf die Wirkung zu fukussieren."

Salopp gesagt: weniger Sorgen machen, dass SSRI nehmen, jedoch vor Kinderwunschrealisierung absetzen (inkl. Ausschleichen) und 3 Monate warten?

 

Lifeline Gesundheitsteam
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15.02.2022, 13:00 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

ja, es geht nicht darum, welches SSRI Sie nehmen, wenn Sie eines nehmen möchten, solange es hilft. Wenn die erwünschte Wirkung da ist, ist es das richtige SSRI.
Genau, und vor der Kinderwunschrealisierung rechtzeitig absetzen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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15.02.2022, 14:55 Uhr
Antwort

Sie haben mir bisher sehr weitergeholfen, Dankeschön. 

Das heißt, um auf Nummer sicher zu gehen, müssten es eigentlich 6 Monate sein, da ja das Ausschleichen des SSRI ja auch seine Zeit braucht. Sehen Sie das auch so? 

Empfehlen Sie Warten auch dann, wenn man Priligy genutzt hat?

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15.02.2022, 15:04 Uhr
Kommentar

Und wie sehen Sie den Einfluss von Tadalafil (1x täglich) auf einen Kinderwunsch?

Lifeline Gesundheitsteam
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18.02.2022, 10:43 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

auf jeden Fall sollte das Paroxetin echtzeitig abgesetzt werden. Sollte dann bei unerfülltem Kinderwunsch in weiteren Untersuchungen eine verminderte Spermienqualität gezeigt werden, sollte das SSRI als potenzieller Auslöser in Betracht getoen und ebenfalls abgesetzt werden. Sie können es jedoch auch von vornherein ausschleichen. Besprechen Sie dies am besten mit Ihrem behandelnden Arzt.

Tadalafil kann auch bei Kinderwunsch unbedenklich eingenommen werden.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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