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Anhaltende Hodenschmerzen mit ungeklärter Ursache

Kategorie: Männermedizin » Expertenrat Urologie | Expertenfrage

24.02.2023 | 19:30 Uhr

Sehr geehrte Damen/Herren,

Seit mehreren Wochen/Monaten (Beginn ca 27. November 2022) plagen mich nun Schmerzen in den Hoden, auf die ich im weiteren näher eingehen will. Ich bin männlich, 23 Jahre alt, 1,96 Meter groß und wiege 74 kg.

Ich war bereits bei meinem Hausarzt und zwei Urologen, deren Einschätzungen mir leider nur teilweise geholfen haben. 

Da mich das ganze Problem psychologisch belastet, möchte ich hier im Rat fragen.

Die Schmerzen fingen an mit einem

Unwohlsein, einem leichten Ziehen im Hoden, welches je nach Tagesform stärker (als Schmerzen bei Druckempfindlichkeit am Hoden, mit Ausstrahlung in die Leisten und Bauchregion)

Oder auch teilweise nur schwach wahrnehmbar war. Im Dezember war ich bereits beim 1. Urologen der mir mitteilte, dass diese Schmerzen durchaus aus dem Rücken kommen können. (Ich habe zu dieser Zeit regelmäßig leichtes Krafttraining gemacht) und dass ich einfach versuche solle, mit schmerztabletten dagegen vorzugehen, etwas genaueres hat er aber nicht sagen können. Er meinte zudem, dass ich keinen Krebs habe, was mich schoneinmal erleichterte. Nach diesem Arztbesuch ging es mir etwas besser. Ich trug enge Unterhosen, was mir zunächst gut zu tun schien. Über die Feiertage (Weihnachten) ging es mir dann soweit gut, als dass die Schmerzen nurnoch als leichtes Ziehen spürbar waren. Anfang Januar ging es dann wieder los, Auslöser war, dass ich Dehnungen für die Leisten/Oberschenkel/ beckenmuskulatur gemacht hatte. diesmal mit deutlich heftigeren Schmerzen, sodass ich wirklich Angst entwickelte. Ich machte einen Notfalltermin beim Urologen aus und diesmal untersuchte mich sein Kollege, ebenfalls Urologe. Er meinte es wäre ziemlich eindeutig, dass es sich um eine Hydatidentorsion handelte. Und das dies häufig operiert wird.

Da ich eine Blut/spritzen/Operationsphobie habe wurde mir bei diesem Gedanken sofort sehr schlecht und ich fragte, ob es auch ohne op möglich wäre. Er meinte ja, wenn es  schlimm wird könne man auch einfach Schmerzmittel nehmen und es durchstehen. Auf die Frage hin, wie lange so etwas dauern könnte wollte mir der Arzt nicht antworten, ich solle mir nicht so viele Gedanken darum machen und dann würde das schon wieder werden. Nun hatte ich immerhin eine „Diagnose“ und wusste, dass ich das ganze einfach durchstehen muss. Allerdings habe ich nun vor einiger Zeit noch einmal etwas gründlicher recherchiert und gelesen, dass so eine hydatidentorsion eigentlich keine Sache von Monaten ist und die Diagnose wahrscheinlich nicht stimmt, da auch das schmerzvoll nicht stimmig ist. 

Außerdem ist mir aufgefallen, dass die Schmerzen im Liegen und nachts schlimmer sind als tagsüber, besonders beim liegen auf der rechten Seite, weshalb ich nurnoch auf dem Rücken und links schlafe. Außerdem sind sie oft schlimmer nach Geschlechtsverkehr oder Selbstbefriedigung, sowie nach dem Training und nach starker körperlicher Betätigung (exzessiven laufen gehen). Ebenfalls negativ wirkt sich besonders langes sitzen vor dem PC aus. Da ich sehr groß bin, fällt es mir schwer auf vielen gängigen Bürostühlen eine angenehme Sitzhaltung einzunehmen und mein unterer Rücken verspannt. Interessant ist auch, dass kurz vor dem Stuhlgang oder bei starkem Harndrang kurz vorher eine Verschlechterung der Hodenschmerzen spürbar ist. 

Ich gehe also immer mehr davon aus, dass eventuell eine muskuläre Verspannung vorliegen könnte. Dabei bin ich auf das Beckenschmerzsyndrom gestoßen bzw. habe mir Gedanken darüber gemacht, ob ich eventuell einen stillen Leistenbruch erlitten habe.  Etwas akutes kann es ja nicht sein, da das Problem mittlerweile seit fast 3 Monaten vorliegt. Dazu muss ich erwähnen, dass ich auch schon vorher ein Kandidat für langwierige schmerzsymptomatik bin und bereits mit chronischen Schmerzen an Hand, Kopf und Bauch zu kämpfen hatte. (Teilweise über 5 Jahre)

Was genau kann ich tun? Ich habe schon einige Dehnübungrn für Oberschenkel und Becken sowie Leiste ausprobiert und jedes Mal gab es eher eine Verschlechterung als Verbesserung. Es ist sehr schwierig für mich, nicht an die betroffene Stellen zu denken, da ich auch ein wenig Angst um meine Zeugungsfähigkeit Bzw. um meine allgemeine Gesundheit habe. Wären die Schmerzen jetzt zum Beispiel am Bein, hätte ich psychisch gesehen nicht so ein Problem damit. Ich weis, dass es eher kontraproduktiv ist ständig an die Schmerzen zu denken aber ich mache mir Gedanken um die Ursachen!

Vielen Dank für alle Überlegungen und Antworten!

 

Liebe Grüße

 

L.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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28.02.2023, 11:39 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo L.,

wir können das aus der Ferna natürlich nur sehr eingeschränkt beurteilen und nur allgemeine Einschätzungen abgeben. Zur Beruhigung aber vorneweg: Dass Ihre Zeugungsfähigkeit dadurch eingeschränkt ist, glauben wir eher nicht, trotzdem kann es vielleicht sinnvoll sein, einfach mal ein Spermiogramm machen zu lassen, um sich abzusichern bzw. zu beruhigen. Wichtig wäre dann aber natürlich, dass Sie die Werte nicht einfach selbst interpretieren, sondern sich auch hierbei Rat und Unterstützung holen, da solche Befunde vor allem durch Laien oft überpathologisiert werden. 
Ansonsten ist es für uns wie gesagt schwierig, das aus der Ferne richtig einzuschätzen. Was sinnvollerweise untersucht werden sollte (wir wissen nicht, ob das beim Ultraschall erfolgt ist), ist, ob eine Varikozele vorliegt. Mit Ihrer Körpergröße gehören Sie da gewissermaßen wohl zu einer Risikogruppe, wenn man das so sagen kann. 
Dabei handelt es sich sozusagen um "innere Krampfadern". Der Blutabfluss aus dem linken Hoden erfolgt über eine Vene, die in die Nierenvene mündet und so gerade nach oben verläuft. Je größer der Mensch ist, desto länger ist diese Vene und desto größer ist der Wasserdruck, der entsteht, was dazu führen kann, dass das Blut in Hodennähe stockt und die Gefäße "aussacken". Das ist nicht gefährlich, aber unangenehm bis schmerzhaft und kann langfristig tatsächlich die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen und sollte deshalb behandelt werden. Falls also noch nicht geschehen, sollte das überprüft werden. 
Ansonsten kann natürlich auch der Rücken oder muskuläre Verspannungen eine Rolle spielen. Sollte sich keine Ursache finden lassen, sollte vielleicht eher versucht werden, mit Schmerzmitteln als Medikation und mit Entspannungsübungen gegen die Beschwerden vorzugehen. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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06.03.2023, 19:31 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für die Antwort!

leider muss ich noch knapp einen Monat auf meinen nächsten Arzttermin warten. 
zu den Untersuchungen: es wurde 2x ein Ultraschall gemacht, ich weis aber leider nicht ob dabei auch das Thema Varikozele untersucht wurde.

ich habe mich auch zu den Themen CPPS (Beckenschmerzsyndrom) und Prostatitis informiert, weis aber nicht ob ich da an der richtigen oder völlig falschen Idee dran bin. Halten Sie dies bei meiner oben beschriebenen Symptomatik auch für möglich, in diese Richtung weiter zuforschen? 

Wie gesagt werden die Schmerzen ja beim stehen / gehen besser, spricht dies eher für Oder gegen eine Varikozele? So wie ich es verstanden haben, müsste der Blutfluss ja eigentlich im Liegen besser und im stehen schlechter sein. 

das wären noch weitere Fragen, die mir so im Kopf herum schweben. 

mit freundlichen Grüßen 

L.

Lifeline Gesundheitsteam
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09.03.2023, 01:10 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo L.,

ja, das ist tatsächlich bei einer Varikozele nicht so typisch, trotzdem sollte das nicht ohne Untersuchung ausgeschlossen werden. Immerhin kann die Bewegung auch den Bluttransport vereinfachen. Aber typisch ist es nicht, das stimmt.
Zu einer Prostatitis passt das aus unserer Sicht auch nicht so ganz, da die Schmerzen dann dauerhafter sein sollten. Außerdem wurde das hoffentlich untersucht, das sollte sich acuh in einer Blutuntersuchung zeigen. Dass man aber nochmal genauer schaut, ist natürlich trotzdem angebracht.
Außerdem sollten Sie etwas darauf achten, ob und wenn ja, welche Schmerzmittel helfen. Das kann auch einen Hinweis auf die Ursache geben.
So eine richtige Idee können wir leider auch nicht mehr liefern. Insofern geht es jetzt wahrscheinlich insgesamt darum, herauszufinden, was hilft. Dass eine Bedrohliche Ursache dahinter steckt, halten wir für unwahrscheinlich.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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