Der Ehemann( 44 J.) meiner Freundin hatte letztes Jahr einen Schlaganfall. Einige Tage ging es um sein Leben. Mittlerweile hat er sich gut erholt, hat kaum Einschränkungen in der Bewegung, dafür aber eine Multiinfarktdemenz, eine Aphasie und eine Apraxie. Aufgrund seiner Depressionen, bekommt er ein Antidepressivum; damit ist seine Stimmung einigermaßen konstant. Grundsätzlich ist er jedoch schnell ungeduldig und wird gegenüber meiner Freundin auch handgreiflich, was durch seine Einschränkungen in der Motorik, dann recht grob und schroff ausfällt. Meine Freundin ist examinierte Altenpflegerin, und kennt daher den Umgang mit Schlaganfallpatienten, jedoch kann auch sie nicht immer die Gedanken ihres Mannes lesen, was ihn dann zum Ausflippen bringt.
Was kann man bloß tun, damit es meiner Freundin besser geht, denn die kriecht mittlerweile auf dem Zahnfleisch und tut alles für ihren Mann. Er bekommt eine vielzahl an Therapien, aber nach 1 Jahr ist die Sprache und das Verstehen immer noch sehr schlecht. Am liebsten würde ich meiner Freundin sagen, sie soll sich trennen. Ich weiß , daß ihr Mann für sein Verhalten wenig kann , aber von außen betrachtet, scheint es mir so ungerecht, denn er zeigt ihr gegenüber kein Dank und keine nette Geste.
Die beiden haben eine 15 jährige Tochter, welche seinen Jähzorn auch oftmals ertragen muß. Klar, er ist mit sich und der Welt unzufrieden und nicht im Reinen; aber soll das jetzt immer so weiter gehen? Soll ich jetzt regelmäßig meiner Freundin schon von weitem ansehen wie mies es ihr geht?
Ach ja, dazu kommen noch seine Erektionsprobleme, die zu einer ganz anderen Baustelle führen, die ich hier jedoch nicht weiter ausführen möchte.
Wie kann meiner Freundin und ihrer Familie helfen weiter ein einigermaßen normales Leben zu führen?
Verlust von Sprache und erhöhtes Aggressionspotential nach Apoplex
Kategorie: Neurologie » Expertenrat Schlaganfall | Expertenfrage
Antwort
Grüß Gott,
das Leiden Ihrer Freundin ist nachzuvollziehen. An dem Beispiel sieht man, dass ein Schlaganfall nicht nur einen Einzelnen sondern die ganze Familie betrifft. Selbst wenn man vom Fach ist, ist man durch eine solche Situation überfordert. Leider sind solche Verhaltensveränderungen, wie ein gesteigerter Egoismus, eine Ungeduld und Aggressivität nicht selten Folgen eines ausgedehnten Schlaganfalls. Es gibt Neuropsychologen, also Psychologen, die sich auf die Behandlung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen spezialisiert haben, die hier unterstützen könnten. Leider gibt es sie nicht überall. Ich würde mich bei der GNP, Gesellschaft für Neuropsychologie (über Google suchen), nach einem Neuropsychologen in der Nähe erkundigen. Das nächste Problem wird dann die Kostenübernahme sein, hier sollte man genau, so wie Sie es jetzt gemacht haben, der Krankenkasse die Situation schildern. Man könnte praktisch Ihren Brief dem MDK vorlegen, damit er die Kostenübernahme einer neuropsychologischen Therapie genehmigt.
Mit besten Grüßen
Dr. Peter Frommelt
Asklepios Klinik Schaufling