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Steifheit beim Aufstehen und anhaltende Schmerzen

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Rückenschmerzen | Expertenfrage

12.07.2010 | 04:18 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin 41 Jahre alt, (eigentlich) sportlich, 58 kg und leide an ständigen Schmerzen und das seit Jahren.
Ich hatte im Jahr 2000 einen Trampolinunfall bei dem ich mir die Muskel/Bänder und Sehen im LWS Bereich verletzt habe. Ich konnte Monate nur in leicht gebückter Haltung gehen, der LWS-Bereich war lange angeschwollen und druckempfindlich; ich konnte Monate kein Hohlkreuz machen: es wurde keine Behandlung wie Krankengymnastik oder ähnliches durchgeführt; das wird schon wieder hat es geheißen,

In den Jahren 2003 - 2007 habe ich relativ viel Sport mit dem Mountenbike gemacht; das waren gute Jahre; Seit 2008 kann ich diesen Sport kaum mehr ausführen, da ich anschließend starke Schmerzen habe; nach dem Sport (Bergwandern oder Fahrradfahren) habe ich das Gefühl, dass die ISG Gelenke aneinander reiben, Knochen auf Knochen; beim Drehen kommt blitzartig ein starker Schmerz, den ich durch eine Gegendrehen manchmal unterbinden kann; aber der Schmerz ist so schlimm, dass ich aufschreie; manchmal schaffe ich die Gegendrehung nicht, dann bleibt der teuflische Schmerz und er geht nur langsam wieder weg;

Seit dem ich weniger Sport mache, habe ich das Gefühl, dass die morgentliche Steifheit zugenommen hat;

mein Orthopäde hat mich mit Dicloflenc behandelt; diese Tabletten wirkten gut, gehen aber sehr auf den Magen; meine Hausärztin sagt, dass ich diese nicht täglich nehmen darf, also habe sie wieder abgesetzt und die Schmerzen sind wieder gekommen;

seit 2008 stehe ich mit starkem Steifheitsgefühl morgens auf, kann kaum Socken oder meine Hose anziehen; die Schmerzen halten an, bis ich mal so richtig in Bewegung bin; wobei ich nie Schmerzfrei werde, ich habe Schmerzen beim Bücken; nachts beim Umdrehen; beim Auto ein/aussteigen; u.a.

Im Mai 2010 sind in der Nacht beide Beine taub geworden, dieses Gefühl ist tagsüber verstärkt worden durch sitzen, beim Aufstehen vom Bürostuhl hatte ich das Gefühl das die Sehnen und Muskel an den Beinen, über die Kniekehle bis zum Knöchel zu kurz sind, die Beine fühlen sich an, als wenn Wasser eingelagert wäre, sie spannen und kribbeln, obwohl sie schlank sind;
nach 4 Tagen bin ich dann doch mal zum Arzt, der mich sofort zum Neurochirurgen überwiesen hat: in einem stationären Aufenthalt wurde mit einem MRT dann folgendes festgestellt: HWS 5/6 geringe Bandscheibendegeneration, BWS kleinere vorfälle ohne relev. Stenosierung; LWK 4/5 Protrusion mit Einriss des Anulus fibrosus; LWK5/SWK 1 mäßige aktivierte Osteochondrose mit flachem Prolaps und Kontakt zur Nervenwurzel; Spondylarthrosen der unteren beiden Facettengelenke,

Ausgeschlossen wurde: Boriolose, Rheuma, Yersinien

Neurochirurgisch wurden nichts mehr unternommen;

meine Hausärztin hat dann versucht mich mit Diclofenac und Musaril schmerzfrei zu bringen, was ihr für 10 Tage gelungen ist, das Kribbeln an den Beinen ist aber zumTeil geblieben;
die Tabletten musste ich wieder absetzen, da sie meint, dass dies keine Dauerlösung ist; da ich gut auf diese Medikamente anspreche, werde ich auch kein Fall für die Chirurgie sein, meint sie. Ich soll mich mit meiner Diagnose abfinden, und den Tagesablauf entsprechend meiner Wirbelsäule anpassen, damit ich einigermaßen Schmerzfrei leben kann;

von einer Facetteninfiltration rät meine Hausärztin ab, da die Risiken zu groß sind!

Im Frühjahr hatte ich einen Osterpaten mit 8 Sitzungen aufgesucht, leider waren die Behandlungen nicht nachhaltig;

Was mir noch in den letzen Jahren aufgefallen ist , dass ich unwahrscheinlich schnell und oft einen Muskelkater bekomme, auch wenn ich „trainiert“ bin ? Ist das normal? Hängt das irgenwie zusammen?

Wie soll es weitergehen? Der Orthopäde schickt mich zum Neurochirugen; der Neurochirug sagt, es ist nichts zu machen; die Hausärztin (Internistin), will mich mit den Tabletten nicht vollstopfen, da sie die Nebenwirkungen kennt (... in ein paar Jahren)!
Wissen sie Rat?

Mit freundlichen und vielen Dank

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15.07.2010, 11:06 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Anonym,
sehr geehrter Anonymus,

ich danke für Ihre ausführliche Mail vom 12.07.2010.

Die ISG sind sehr große und sehr stabile geführte Gelenke. Ein Reiben der beiden Gelenkpartner ist aller Erfahrung nach fast unmöglich. Das von Ihnen beschriebene Reibegefühl müsste daher mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem anderen Abschnitt der Wirbelsäule, voraussichtlich aus der unteren Lendenwirbelsäule herrühren. Der Umstand, dass Sie mit weniger Sport das Gefühl einer Steifheit haben, deutet auf ein degeneratives Leiden an Ihrer Wirbelsäule mit Überlastung der kleinen Wirbelgelenke und einer relativen Schwäche Ihrer Rückenstreckmuskulatur hin. Diese relative Schwäche kann auch vorliegen, wenn Sie sehr leicht und trotzdem sehr sportlich sind. Bezüglich der Schmerzen in der Nacht sollten Sie für einige Tage beobachten, ob diese Schmerzen eher in der frühen Nacht 2:00-4:00 Uhr oder am frühen Morgen auftreten. Dies sollten Sie mit Ihrem Orthopäden besprechen. Die von Ihnen beschriebenen Beschwerden deuten eher auf eine vermehrt Beweglichkeit (Instabilitätsschmerz) der Wirbelsäule hin. Dazu passt auch das von Ihnen angegebene Verkürzungsgefühl. Hier kommt es kompensatorisch zu einer vermehrten Grundspannung der Muskulatur an der Rückseite der Beine. Die von Ihnen beschriebenen Befunde ergeben keinen Hinweis darauf, dass Ihnen durch eine Operation zu helfen ist. Das von Ihnen beschriebene Taubheitsgefühl ist medizinisch zunächst nicht sicher erklärlich. Wichtige behandelbare Ursachen scheinen bei Ihnen ausgeschlossen zu sein. Die unterschiedlichen Arztüberweisungen erklären sich aus meiner Sicht daraus, dass es ungewöhnlich ist, den Ratschlag Ihrer Hausärztin zu akzeptieren. Ihre Ärzte scheinen sich zu bemühen, Ihre hohes Aktivitätsniveau gemeinsam mit Ihnen wieder herstellen zu wollten. Dabei können jedoch auch Untersuchungs- und Beratungsergebnisse entstehen, die Sie nicht befriedigen.

Aus meiner Sicht sehe ich die Prognose eher günstig. Eine Facetten-Infiltration ist zur Schmerzlinderung und zur Diagnosesicherung aus meiner Sicht eine einfache und sinnvolle Sache. Wenn Ihre Hausärztin jedoch zu hohe Risiken sieht, sollten Sie sich mit dem Orthopäden und Ihrer Hausärztin jeweils beraten. Zur Linderung Ihrer Schmerzen rate ich Ihnen, sanfte Dehnungsmaßnahmen für die hintere Oberschenkel- und Wadenmuskulatur durchzuführen und eine kontinuierliche kraft- ausdauerkonzentrierte Rumpfstabilisierung durchzuführen. Dazu sollten Sie die Übung durchführen, die in der Pilates-Therapie „das Powerhouse aktivieren“ genannt wird.

Mit freundlichen Grüßen und Wünschen zur baldigen Besserung


Dr. A. Pingsmann


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Haftungsklausel
Da die medizinische Forschung weltweit laufend neue Erkenntnisse zutage fördert, sind infolgedessen auch praktizierende Ärzte in einen lebenslangen Lernprozess eingebunden. Die Autoren unserer Beiträge haben sich ausdrücklich dieser Idee verschrieben und verwenden die größte Sorgfalt darauf, die medizinischen Inhalte in einer allgemeinverständlichen Sprache darzustellen. Jedoch kann das Informationsangebot an Sie eine persönliche Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt nicht ersetzen. Eine Haftung für Inhalte, die durch uns im Internet bereitgestellt werden, sowie für Beiträge von externen Autoren und Experten wird deshalb ausgeschlossen. Das gleiche gilt für etwaige Schäden oder Verluste, die dem Nutzer aus der Nutzung dieses Online-Dienstes an sich, z. B. aus technischen Gründen entstehen. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) sind besonders gekennzeichnet (®). Ein Fehlen dieser Kennzeichnung bedeutet jedoch nicht, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Die von uns veröffentlichten Arzneimittelinformationen stellen keine Anleitung zur Selbstmedikation dar. Sie sollen Informationen bieten, die das Gespräch zwischen Patient und niedergelassenen Ärzten und Klinikärzten erleichtern sollen. Wenn zu einem Wirkstoff ein Beispiel für Handelsnamen gegeben wird (z.B. um damit auch Nichtmediziner mit der entsprechenden Information zu erreichen, die mit Wirkstoffnamen weniger vertraut sind), dann ist mit diesem Beispiel keinerlei Wertung verbunden.

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15.07.2010, 16:14 Uhr
Antwort

Vielen Dank, sie haben mich dahin bestärkt, dass ich nicht in einer Sackgasse gelandet bin. Ich werde mich nunmehr wieder an einen Facettenspezialisten wenden. Meine Ärztin hat mir nur davon abgeraten, da ich bereits einmal eine hatte und mir dabei das Liqourwasser angestochen wurde (Folge: 4 Wochen Arbeitsausfall); ich ein gebranntes Kind; ich hätte eigentlich jetzt den Mut gehabt es erneut zu probieren, der Mut hat mich aber aufgrund der Aussage meiner Hausärztin wieder verlassen und eine Alternative wurde mir nicht geboten.
Nochmals Vielen Dank

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16.07.2010, 10:00 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Anonyma,
sehr geehrter Anonymus,

ich danke für Ihre erneute Mail vom 15.07.2010.

Anbei noch ein Ratschlag: Sie sollten die Facettenblockade durchführenden Kollegen darauf hinweisen, dass bei Ihnen bereits einmal versehentlich „das Liqourwasser angestochen wurde.“

Mit freundlichen Grüßen und Wünschen zur baldigen Besserung


Dr. A. Pingsmann



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