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Kopfkribbeln, Taubheitsgefühle, schon Wochenlang

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

20.09.2020 | 14:00 Uhr

Guten Tag,

Vielleicht kann mir hier ja jemand helfen, ich erwarte keine Diagnose, aber gerne Ratschläge.

Alles fing ungefähr vor 5 Wochen an:

Ich lag am Strand und plötzlich spürte ich in meinem Hinterkopf einen sehr intensiven Druck, es schmerzte nicht, es fühlte sich einfach so an als wenn jemand drauf drückt und nicht mehr los lässt. Kurz darauf war mein Gesicht wie betäubt. Es fühlte sich so an als wenn man beim Zahnarzt eine Betäubungsspritze kriegt. Am nächsten Tag hat sich das Gefühl nur auf der rechten Seite bemerkbar gemacht und das bist heute. Die komplette rechte Körper Hälfte. Besonders schlimm ist das Gefühl in der rechten Gesichtshälfte. Ich spüre zwar Berührungen, ich kann auch alles ganz normal bewegen. Aber es fühlt sich einfach alles anders an. Auch Schmerzen spüre ich auf der rechten Hälfte nicht so intensiv wie auf der linken. Es war auch schon so schlimm, dass ich im Krankenhaus war. Dort wurde Blut abgenommen, kurze neurologische Tests gemacht, war aber alles gut. Ich sollte zum Hausarzt und mit ihm darüber reden was wir machen könnten. Das Krankenhaus hat eine neurologische weiterbehandlung empfohlen aufgrund der Taubheitsgefühlen. Für mein Hausarzt war die Diagnose aber klar ohne mich zum Neurologen zu überweisen: Migräne-Aura. Habe Tabletten bekommen, aber die helfen überhaupt nicht. Ich weiß auch nicht, irgendwie hatte ich das Gefühl er hat mein Problem nicht so verstanden. Ich meine ich kenne meinen Körper sehr gut. Und das ist definitiv nicht normal. Ich war auch schon beim Orthopäden, aber ist auch alles gut. Das Gefühl was ich beschrieben habe besteht bis heute, das Kribbeln im Kopf wird leider auch immer schlimmer. Und immer an der selben Stelle. Vielleicht hat das überhaupt nichts zu sagen, aber mir ist aufgefallen: wenn ich warm Dusche spüre ich die Symptome überhaupt nicht mehr. Kurz darauf fängt es dann wieder an. Es ist alles schon sehr komisch. Wie gesagt: in der ganzen Zeit keine Schmerzen. 

Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen. 

Gruß

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Lifeline Gesundheitsteam
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26.09.2020, 18:39 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Knaxx,

Wie Sie ja bereits anmerken, können wir zwar keine Diagnose stellen, dafür aber vielleicht allgemein etwas Aufklärung schaffen.
Gefühlsstörungen, wie die, die Sie beschreiben, können grundsätztlich erstmal in drei Bereichen entstehen: erstens an dn Rezeptoren, also in der Haut, zweitens auf dem Weg von der Haut zum Gehirn über die Nerven, und drittens im Gehirn selbst.
Aufgabe der Ärzte ist es jetzt natürlich, durch verschiedene Tests und Untersuchungen Hinweise auf die prinzipielle Lage zu bekommen. Dabei spricht zum Beispiel die Tatsache, dass die Symptomatik sich auf eine komplette Körperhälfte verteilt nicht dafür, dass die Haut die Ursache ist, da in diesem Fall die Ursache wohl nicht vor der Körpermitte Halt machen würde.
Die Zweite Ursache, also die Nerven auf dem Weg zum Gehirn wären damit eher vereinbar. In diesem Fall ist es so, dass tatsächlich ein Nerv immer für ein Gebiet auf einer Seite des Körpers verantwortlich ist. Der Nerv bringt das Signal aus der Haut erst in das Rückenmark. Dazu muss er durch enge Löcher im Wirbelkanal durchtreten. Eine Verengung dieser Löcher fürht zu Gefühlsstörungen. Allerdings versorgt ein Nerv, wie beschrieben, nur einen Bereich. Dass nun Störungen auf allen Ebenen gleich stark vorliegen, ist sehr unwahrscheinlich.
Damit ist es eben am wahrscheinlichsten, dass die Symptome im Kopf, also im Gehirn, direkt entstehen und dabei wohl nur eine Gehirnhälfte betreffen. Die Gründe hierfür können jetzt wieder viele sein, es könnte eine Entzündung im Kopf sein, eine Durchblutungsstörung, irgendeine Verletzung und so weiter. Auffällig dabei ist aber, dass es ja offensichtlich nur das Gefühl betrifft, nicht die Bewegung, zum anderen aber eben auch nur eine Körperhälfte. Die "Störung" lässt sich damit also auf einen ziemlich begrenzten Bereich festlegen. Das spricht natürlcih gegen solche diffusen Prozesse wie eben Einblutungen, Entzündungen, auch Tumore. Am ehesten kommen also Durchbluntungsstörungen noch in Frage. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich kein Schlaganfall, weil sonst auch wieder mehrere Funktionen betroffen wären.
Um eine Art Durchblutungssörung handelt es sich bei der Migräne, deswegen hat der Hausarzt wohl sehr sicher daran gedacht und auch mit einem gutem Hintergrund die Behandlung gestartet. Dass das Medikament nicht wirkt, lässt sich jetzt schwer einordnen, da es sowohl sein kann, dass es einfach so nicht wirkt, auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass die Diagnose falsch ist.
Sinnvoll wäre von dem her auch, nochmal mit dem Hausarzt zu sprechen und gegebenenfalls ein anderes Medikament zu versuchen.
Dass die Symptome bei warmem Wasser nicht auftreten, können wir leider nicht erklären.

Wir hoffen trotzdem sehr, dass wir Ihnen damit helfen konnten - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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