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Angst vor ernster Krankheit

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

06.02.2022 | 12:34 Uhr

Guten Tag,

seit etwa einer Woche habe ich mit wechselnden und wiederkehrenden Symptomen zu kämpfen.

Angefangen hat alles mit einem leichten Taubheitsgefühl auf der rechten Seite meiner Zunge. Meist ist es im Laufe des Tages gekommen und zum Abend hin verschwunden. Das ging ein paar Tage lang so, habe es auf eine Unverträgilichkeit meiner Lippenpflege oder der trockenen Luft geschoben. Bereits da habe ich im Internet schon nach diesen Symptomen gegoogelt.

Einige Tage später fing meine Hand and etwas taub zu wirken. Ich konnte alles relativ unverändert spüren, nur etwas "gedämpft". Auch dieses Symptom kam erst im Laufe des Tages und ging zum Abend hin wieder teilweise bis vollständig zurück. In den folgenden Tagen kamen dann auch Taubheitsgefühle an der anderen Hand hinzu. Aber eigentlich nie gleichzeitig mit der anderen Hand. Missempfindungen an der Zunge kamen und gingen, manchmal fehlte es mir aber auch am Gefühlsempfinden im Gesicht. All diese Symptome wechselten sich häufig ab. Manchmal hatte ich gar keine Einschränkungen in der einen Hand während die andere Hand etwas taub wirkte, manchmal waren beide Hände etwas taub, die eine aber stärker als die andere. Teilweise hatte ich aber auch unter dem Tag keine Beschwerden, vor allem wenn ich abgelenkt war. Kurz nach dem Aufstehen sind die Symptome immer kaum bis überhaupt nicht bemerkbar, am Abend teilweise komplett verschwunden. Lediglich in einer Nacht wachte ich plötzlich auf und mein gesamter Körper, ohne Ausnahme, fühlt sich taub an. Am nächsten Morgen war dieses Symptom weitestgehend verschwunden. 

Im Laufe der Zeit hatte ich zwischenzeitlich das Gefühl, dass mein Geschmacksempffinden etwas eingeschränkt ist. Heute Morgen sogar das Gefühl, dass ich bedeutend weniger gut Gerüche erkenne. Dafür sind die Taubheitsgefühle merklich zurückgegangen.

Gefühlt sind die Symptome schwächer oder kaum vorhanden, wenn ich mich nicht darauf konzrentriere. Achte ich beispielsweise darauf, dass mein Mund taub sein könnte, so wird er beim Essen zunehmend "tauber". 

Dazu muss ich sagen, dass ich oft Angst vor Krankheiten habe und seit Corona schon jeweils auf ein Kloßgefühl und Magenschmerzen untersucht wurden, ohne Befund, und kurz nach der Gewissheit auch wieder verschwanden. Auch ein Schwindelgefühl ,das während einer stressigen Phase 1-2 Wochen anhielt, ging von selbst wieder weg, als der Stress verschwunden war. Auch die letzte Zeit ist wieder etwas stressiger geworden für mich. Zudem google ich meine Symptome oft und befinde mich dann teilweise in einer Abwärtsspirale aus Angst und "weiter googlen". 

Bis zu meinem Termin beim Neurologen muss ich noch etwas warten, mache mich gerade aber aufgrund der Ungewissheit verrückt, da viele Symptome laut Internet auch auf eine MS deuten könnten. Andererseits höre ich aber auch immer wieder etwas von psychosomatischen Störungen, kann die Psyche dermaßen auf das körperliche Befinden übergreifen?

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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06.02.2022, 13:30 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo user365,

leider können wir natürlich ohne eigene Untersuchung keine Diagnose stellen. Wir wollen Ihnen aber gerne ein paar Informationen geben.
Kurz vorneweg gesagt: Eine neurologische Abklärung ist auf jeden Fall sinnvoll und geboten. Je nach erstem Befund kann im Anschluss auch eine Bildgebung sinnvoll sein. Da die Symptome so diffus über den Körper verteilt sind, spricht das eher dafür, dass etwas im Kopf stattfindet als dafür, dass die äußeren Nerven betroffen sind. Aber auch das lässt sich nicht sicher sagen, es deutet lediglich in diese Richtung.
Geht man aber davon aus, dass es im Kopf, also genauer im Gehirn stattfindet, ist dieser schwankende Verlauf auffällig. Das spricht dagegen, dass irgendwo eine dauerhafte Raumforderung, wie ein Tumor vorliegt. Entzündungen verhalten sich eher schwankend, dass die Symptome aber innerhalb eines Tages komplett vergehen, ist hier eher ungewöhnlich. Auch bei einer MS bleiben für gewöhnlich Symptome zumindest resthaft bestehen. Abgeklärt werden sollte das aber trotzdem auf alle Fälle.
Letztlich ist also gut möglich, dass es sich um eine psychische Ursache handelt. Psychische Ursachen sollten aber immer erst zum Schluss angenommen werden, wenn andere Ursachen schon abgeklärt sind. Psychosomatische Beschwerden können aber tatsächlich selbst schwerdste Krankheiten nachahmen.
Trotzdem sprechen einige Punkte natürlich für die Psyche als Auslöser. Dazu gehört einerseits der Verlauf, außerdem aber auch der Stress, den Sie haben und den Sie sich ja auch selbst irgendwie machen (müssen), und letztlich auch, dass Sie früher schon einmal so einen Verlauf hatten. Trotzdem sollte die Einordnung nicht vorschnell stattfinden, selbst wenn es Hinweise darauf gibt.
Aus unserer Sicht also: Wir halten eine psychische Ursache für die Wahrscheinlichste, können aber keine sichere Aussage treffen. Deshalb sollte das unbedingt abgeklärt werden.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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06.02.2022, 13:45 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für die schnelle Antwort! 

Werde das auf jeden Fall abklären lassen, daran besteht kein Zweifel.

Mittlerweile muss ich sagen, dass auch mein Geruchsempfinden, das heute morgen gefühlt nahezu komplett verschwunden war, wieder da ist.  Und auch die Taubheitsgefühle sind momentan verschwunden. Beides nachdem ich mir weniger Gedanken darum gemacht habe.

Ich litt noch bis vor einigen Jahren an starker Migräne, zeitweise bei Anfällen auch mit Aura, seltener mit Problemen mit der Wortfindung und auch motorischen Problemen. Oft aber mit Kribbeln und Gefühlsstörungen in den Händen und manchmal auch am ganzen Körper nach einer solchen Aura. Das ganze über viele Jahre. Anfangs war es stärker ausgeprägt mit Abständen von wenigen Tagen, später wurden die Abstände größer und eine starke Aura Migräne wurde seltener. Damals wurde so gut wie alles untersucht. Unter anderem hatte ich mehrere MRT Unersuchungen und eine Lumbalpunktion, alles unauffällg. Später hatte ich aber regelrecht Angst vor neuen Anfällen, was sich letztendlich auch psychisch bemerkbar machte. Die Migräne selbst ist nun aber seit ein paar Jahren nicht mehr wirklich bemerkbar. Gerade die Aura mit Flimmern, das sich innerhalb von ein paar Minuten über das ganze Sichtfeld ausbreitet und nach einigen Stunden wieder vollkommen verschwindet, hatte ich in den letzten Jahren nur noch 2-3 mal.

Eine Verbindnung zur Migräne ist aber eher unwahrscheinlich oder?

Lifeline Gesundheitsteam
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07.02.2022, 21:46 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo user365,

nachdem Sie bereits so gut abgeklärt wurden, ist es tatsächlich eher unwahrscheinlich, dass jetzt eine Erkrankung wie eine MS dahintersteckt. Auch der so schnell schwankende Verlauf passt nicht so richtig dazu. Dass es davon abhängt, ob Sie sich damit beschäftigen, deutet eben auch mehr in eine psychische Richtung.
Theoretisch wäre eine Verbindung zur Migräne schon möglich, das lässt sich aber nur mutmaßen. Auren bei Migräne können auch viele verschiedene Symptome verursachen. Dann müsste es aber zeitlich irgendwie passend zur Migräne auftreten, zumindest die Intervalle müssten passen. Und normalerweise ist eine Migräne auch unabhängig davon, wie sehr Sie sich damit befassen. Das spricht also eher dagegen.
Zusammengefasst passt insgeamt aus unserer Sicht schon die psychische Ursache. Es sollte aber nochmal ein Neurologe seine Einschätzung geben.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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