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Warum ist Actinomycetes Israelii nicht anstecken?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

18.07.2019 | 19:25 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Ich hatte vor ein paar Jahren eine Infektion mit dem kein Actinomycetes Israeli.Ich wurde operiert und bekam Antibiotikum und bin seitdem gesund bzw habe keine Anzeichen mehr einer Infektion.Mir wurde jedoch gesagt die Infektion könnte wieder kommen falls nicht alle bakterien erwischt wurden.weiterhin würde mir gesagt das Bakteriums wäre nicht ansteckend oder übertragbar.Da es bei jedem Menschen zb.auf der munschleinhaut vorkommt und auch sonst an der luft abstirbt.Was ich mich frage ist das Bakterium nun obligat anaerob oder fakultativ anaerob?Und warum genau ist es nicht übertragbar/ansteckend? Stirbt es an der Luft ab? Bzw warum ist es außerhalb des menschlichen Körpers nicht überlebensfähig? 

Zur erklärung: Ich neige ein wenig zur Hypochondrie und mache mir Gedanken falls es wiederkommt.Ich wüsste halt gerne ob ich wenn ich es wiederbekommen sollte den Eiter/die konkrwmte bedenkenlos berühren und kann und die stelle reinigen kann .(ich würde dann natürlich selbstverständlich auch wieder einen Arzt aufsuchen)

Ich danke Ihnen schon einmal und entschuldigen Sie bitte  den langen Text

Liebe Grüße 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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20.07.2019, 11:43 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

die Aktinomyceten sind merkwürdige Bakterien, die man früher wegen ihres Wachstumverhaltens auch als Pilze angesehen hat. Aktinomyces heißt übersetzt "Strahlenpilz".

Sie finden sich bei Menschen sehr häufig (seltener bei Kindern vor der Pubertät und älteren Menschen), insbesondere in Mund und Rachen sowie im Darm. Die meisten sind obligat anaerob, können also nur bei Abwesenheit von Sauerstoff überleben und wachsen. A. israelii ist eher fakultativ anaerob, wächst aber unter Sauerstoffabschluss deutlich besser.

Unter bestimmten Bedingungen, die noch nicht alle genau verstanden sind (Gewebsverletzungen mit Infektion durch sauerstoffzehrende andere Bakterien) kann es zum Krankheitsbild der Aktinomykose kommen. Am häufigsten findet sich die Erkrankung im Gesichts- und Halsbereich, sie kann aber auch in anderen Körperregionen auftreten.

Es handelt sich dabei immer eine endogene Infektion, die Keime kommen nicht von außen, sondern sind ohnehin im Körper vorhanden und sind normalerweise eigentlich "friedlich". Aber durch das Zusammentreffen verschiedener Faktoren (Verletzung mit Sauerstoffmangel im Gewebe, gleichzeitiges Vorhandensein von anderen Mikroorganismen usw. ) kann es zu einer unangenehmen Infektion, der Aktinomykose, kommen. (Ausnahme: Eine sehr selten beobachtete, nicht endogene Infektion ist durch Menschenbisse möglich.)

Die Behandlung erfolgt durch Operation und - oft länger durchgeführte - Behandlung mit Antiobiotika. Erneute Erkrankungen sind möglich, aber selten. Es müssen wieder bestimmte Voraussetzungen vorhanden sin: Verletzung, Sauerstoffmangel im Gewebe, Mischinfektion mit passenden anderen Keimen usw. Allein das Vorhandensein von Aktinomyces israelii führt nicht automatisch zu einer erneuten Infektion.

Für anaerobe Bakterien ist Sauerstoff giftig. Die obligat anaeroben Keime sterben tatsächlich ab, die fakultativ anaeroben Keime vermehren sich zumindest nicht. Und für eine Erkrankung an Aktinomykose ist - wie weiter oben beschrieben - eine besondere Situation erforderlich.

Außerdem haben praktisch alle Menschen - zumindest im geschlechtsreifen Alter - Aktinomyceten im Mund.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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22.07.2019, 19:32 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr.Leidel,

ich danke Ihnen sehr für die Antwort und das beruhigt mich sehr.

Ich hatte damals eine Tränenkanälchenentzündung es wird verkittet die Bakterien wurden dorthin verschleppt durch eine Nasennebenhöhlen die ich kurz vor Ausbruch der Infektion hatte und das dadurch mein abwehrsystem geschwächt war und hormolle Einflüsse eine Rolle spielten und Bedingungen welche erfüllt sein müssen wie sie beschreiben haben.

also können die Bakterien actinomycetes israelii nicht außerhalb des Körpers anstecken/überleben bzw übertragbar sein sondern sie breiten sich bzw können nur innerhalb des Körpers pathogen werden unter bestimmten Bedingungen ?

das heißt sie sind auch nicht durch Berührung mit Eiter/konkremente übertragbar / ansteckend?

 

Mit freundlichen Grüßen und entschuldigen Sie bitte meine hypochondrische Neigung und Rückversicherubgsbedürfnis.

 

 

Experte-Leidel
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22.07.2019, 21:32 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Ja, Sie haben das im Grunde richtig verstanden. Die Keime selbst können unter Umständen übertreagen werden. Aber das brauchen sie nicht, weil sie ohnehin schon praktisch bei allen vorhanden sind. Und die Bedingungen, unter denen sie eine Erkrankung auslösen können, werden nicht mit übertragen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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30.07.2019, 15:07 Uhr
Kommentar

Sehr geehrter Herr Dr.Leidel,

erst einmal danke ich Ihnen sehr für Ihre Antwort.

meinen Sie mit übertragen zb. Menschenbisse? Da sie auch im Speichel vorkommen können?

Und eine Frage hätte ich noch.

Wenn jetzt erregehaltiger Speichel oder Eiter die normale Haut berührt können sie dort aber keine Infektion auslösen ?

denn sie brauchen ja  Sauerstoffarme Bedingungen,gewebsverletzungen usw eben diese Bedingungen die sie beschrieben haben.

Ich frage nur weil ich mir auch Immer sorgen gemacht habe das ich mir mal Schlafsand aus den Augen reibe es aber sich falls die Infektion doch wieder kommen sollte un erregerhaltugen Eiter oder konkremente handelt und ich das nicht gleich merke und diesen mit den Händen durch das augebreiben auf andere KörperstEllen  übertrage.

aber ich meine mich zu erinnern das es bei der Entzündung der tränenkanäle eine lokale Entzündung war.und die anderen Aktinomyzeten formen nur endogen fortschreiten und sich verteilen.

mein Problem ist das ich mal vor längerer Zeit im Internet gegoogelt habe was man bei einer hypochondrischen Neigung niemals tun sollte.Davon halte ich jetzt auch Abstand.

eiben schönen Tag noch und vielen Dank!

Experte-Leidel
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30.07.2019, 16:27 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ja, wie ich in meiner ersten Antwort geschrieben habe, sind Menschenbisse die einzige mir bekannte, seltene Ursache für Infektionen von außen.

Natürlich kann auch ich nicht ausschließen, dass Sie irgendwann nochmal an einer Aktinomykose erkranken. Dann muss diese wieder behandelt werden, wie die, die Sie schon hatten. 

Aber Sie gefährden nicht andere und können sich auch keine Aktinomykose durch andere Personen zuziehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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