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Urlaub infektiosrisiko?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

20.07.2018 | 12:09 Uhr

Sehr geehrter Dr. Leidel,

mein Mann, unsere Kinder (3 Jahre und Baby) und ich befinden uns im Urlaub. Die Eltern meines Mannes stammen aus Serbien und hier befinden wir uns gerade. Da ich in Elternzeit bin (mein Mann ebenfalls 2 Monate) war es sein Wunsch diese Zeit hier mit seiner Familie zu verbringen. 

Durch die ganzen Fragen die Ihnen hier bezüglich Tollwut gestellt werden, bin ich nun auch etwas verunsichert und möchte sie dazu was fragen. Ich habe aus Ihren Texten entnehmen können, dass indirekte Übertragungen noch nie vorgekommen sind und diese so gut wie ausgeschlossen sind. Ist das so richtig?

das hier ist meine Sorge nun:

In serbien wird seit ein paar Jahren eine Immunisierung der Füchse vorgenommen. Also soll hier die Tollwut bald / oder jetzt fast ausgerottet sein. Letztes Jahr wurden 3-4 Füchse mit Tollwut gefunden und dieses Jahr kein einziger Fuchs. Früher gab es das auch ab und zu bei Strassentieren, dies jedoch seit ein paar Jahren auch nicht mehr. (Info von meinen Schwiegereltern, meine Schwägerin ist Veterinärmedizinerin).

Wir halten uns von fremden Tieren fern. Nun aber haben meine Schwiegereltern 2 kleine Jack Russel Terrier, diese halten sich im Hof und auch im Haus auf. Beide sind geimpft und entwurmt, da achtet meine Schwägerin stets drauf. Jedoch kommen in den Hof fast täglich Katzen durchgelaufen, da hier irgendwo eine ihre jungen zur Welt gebracht hat. Sie halten sich hier nicht auf weil die Hunde sie sofort bemerken, sondern laufen schnell nur durch und laufen zum Nachbarn in den Hof. 

Gibt es hier ein Risiko für unsere Kinder? ich lasse die Kinder aus Angst nicht im Hof krabbeln/spielen sondern nur im Haus und anfassen dürfen sie die Hunde auch nicht. Können die Hunde wenn sie irgendwie in Kontakt mit Tollwutspeichel kommen diesen ins Haus bringen (Pfoten, Fell) und meine Kinder nehmen dann ihre Hände in den Mund beim krabbeln oder das Spielzeug was auch ständig auf den Boden fällt? Oder meine schwiegeeltern wenn sie manchmal vergessen Ihre schlappen auszuziehen wenn sie vorher im Hof waren oder wenn wir auf der Terrasse sitzen. Kann man so tollwutviren weitergeben wenn sie an den Schlappen oder an den Hundepfoten kleben und diese dann in Kontakt mit Boden kommen und daraufhin eines unserer Kinder am Boden die Hände hat oder das Spielzeug welches evtl auf den Boden fällt und in den Mund genommen wird? Die Kinder meiner Schwägerin sind schon teenies und ständig draußen und ob die sich ständig die Hände waschen, wage ich zu bezweifeln und die spielen auch ständig mit unseren kleinen. Ich achte streng auf Hygiene und das die Hände gewaschen werden, aber leider kann ich 10 Menschen nicht ständig kontrollieren.

mach mir wirklich Sorgen darüber. bin schon am überlegen nach Hause zu fliegen. Diese Katzen machen mir wirklich Angst. Mein Mann und seine Familie sagen dass ich übertreiben würde und es hier auch tausende andere Kinder gibt. 

Wie ist Ihre Meinung dazu? Können Sie mich hier beruhigen? Ist so eine Infektion so gut wie ausgeschlosse?

danke 

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20.07.2018, 12:11 Uhr
Antwort

Achso und nachts weiß ich nicht ob diese Straßenkatzen sich länger bei uns im Hof aufhalten da die Hunde nachts im Haus schlafen. 

Experte-Leidel
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20.07.2018, 15:20 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten tag Steffi,

wenn Sie die Fragen hier im Forum verfolgen, werden Sie immer wieder gelesen haben, dass Tollwut ganz überwiegend (ca. 99%) durch den Biss eines tollwütigen Tieres übertragen wird. Sehr viel seltener, aber möglich ist die Übertragung durch das direkte Belecken einer Schleimhaut oder offenen Wunde durch ein solches Tier bzw.(z. B. bei Fledermäusen)  der sonstige Kontakt  von Speichel eines kranken Tieres mit Wunde oder Schleimhaut.

Je indirekter dieser Kontakt ist, um so geringer ist das risiko. Und bei den Kontakten, die Sie beispielhaft anführen, halte ich eine Übertragung für so gut wie ausgeschlossen.

Auch bei Katzen kommt die Tollwut in Serbien  so gut wie nicht mehr vor durch die konsequente Impfung der Füchse. Wenn irgendwo eine tollwütige katze auftauchen würde, würde das wahrscheinlich bald auch von den Behörden bemerkt. Und wenn es dann zu Bissverletzungen kommt, müsste man nochmals über Maßnahmen nachdenken.

Machen Sie sich also keine Gedanken und genießen Sie die zeit mit Ihren Kindern bei den Schwiegereltern.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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20.07.2018, 16:50 Uhr
Kommentar

Guten Tag Herr Dr. Leidel,

das beruhigt, Danke. 

Dürfte ich Sie noch was fragen?

was wäre denn „der sonstige Kontakt von Speichel eines kranken Tieres mit Wunde oder Schleimhaut“?

Ich hab den Fehler gemacht und gegoogelt und was von Inkubationszeiten über Jahre gelesen. Ist das richtig so? Was waren das für Kontakte? Nicht dass das so indirekte Kontakte waren bei denen es länger zum Ausbruch gebraucht hat da es bei einem indirekten Kontakt nur sehr wenige Viren sind und diese wenigen viren länger im Körper verweilen oder wandern und dies dann Jahre dauert?

Habe auch gelesen, dass es ein keines Risiko über Gegenstände gibt?!

ich habe auch gelesen dass es nur bei 15-30% der Menschen zur Infektion kommt. Stimmt das und wie konnte man das prüfen?

ich glaube ich habe mich da rein gesteigert und zu viel gelesen. Kann ich meine Kinder jetzt einfach ganz normal hier spielen lassen ohne mir sorgen machen zu müssen?

ich glaube Sie können über Tollwut nichts mehr lesen und ich werde Sie dazu auch nichts mehr befragen. Sie haben mich ja eigentlich schon sehr beruhigt. Danke für Ihre Mühe

Experte-Leidel
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20.07.2018, 18:11 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag nochmal Steffi,

ja, Sie haben sich da in etwas hineingesteigert und zu viel gelesen. Das lähmt einen und nimmt einem die Lebensfreude, und Sie sollten sich schnell klar machen, dass ganz, ganz viele Menschen an Tollwut sterben müssten, wenn die Übertragung so leicht wäre.

Speichel eines kranken Tieres in Wunde oder Schleimhaut bedeutet, Speichel aus dem Maul der Fledermaus direkt ins Auge. Es bedeutet nicht Speichel auf Gras, Hundepfote in den Speichel, Hundepfote hat Kontakt mit Pantoffeln odet sonstigen Gegenständen, sonstige Gegenstände kommen irgendwann ins Auge usw.

Warum es manchmal so sehr lange Inkubationszeiten gibt, ist nicht klar. Ich vermute, dass diese Geschichten zumindest z. T. nicht ganz stimmen und es sind bei 7 Milliarden Menschen ungefähr eine Handvoll.

Das mit den 15 bis 30 % weiß ich nicht. Aber natürlich führt nicht jeder Kontakt zur Infektion.

Und jetzt sollten wir das Thema wirklich als erledigt ansehen, Sonst schaden Sie sich, ihren Kindern und Verwandten mehr als es das praktisch nicht existente Tollwutrisiko könnte.

Jede Antwort von mir wirft bei Ihnen wieder neue Fragen auf. Auch deswegen werde ich weitere Fragen nicht mehr beantworten.

Mit freundlichen Grüßen 

Dr. Jan Leidel

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20.07.2018, 18:32 Uhr
Kommentar

Lieber Herr Dr. Leidel, Danke für die klaren Worte. Die habe ich gebraucht. Sie haben absolut Recht. 

Ich habe mich da wirklich in Unsinn hineingesteigert. Danke 

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23.07.2018, 19:22 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Leidel,

ich muss nochmal Ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Wie Sie ja schon wissen, befinde ich mich mit meiner Familie in Serbien bei meinen Schwiegereltern. Einer der beiden Hunde hat mich beim vorbei rennen (die Hunde haben gespielt) am Fuß oberflächlich gekratzt. Es ist etwas rot und die Haut abgeschürft. Wie gesagt sind die Hunde geimpft und sind mit meinem Schwiegereltern vor ein paar Monaten nach Serbien gezogen. Sie wurden in Deutschland immer geimpft und hier auch. Wäre es auch indirekt, wenn der Hund von einer Katze Tollwutspeichel an der Kralle hätte (wenn er in Speichel von einem anderen Tier welches Tollwut hätte getreten ist). Besteht hier ein Risiko für mich? Oder ist das auch so gut wie ausgeschlossen?

Verzeihen Sie bitte nochmal dass ich Sie mit diesem Thema belästige aber weiß nicht wen ich fragen kann. Ich danke Ihnen und hoffe nochmal auf eine Antwort von Ihnen. Freundliche Grüße

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23.07.2018, 20:50 Uhr
Kommentar

Zu erwähnen wäre noch, dass ich im August 2016 5 mal rabipur plus immunglobulin erhalten habe aufgrund eines tierkontaktes im ausland. Dieses Ereignis hat bei mir damals die Angst vor Tollwut ausgelöst. wäre Ich hierdurch noch geschützt? Oder bräuchte man hier bei so einem indirekten Kontakt auch eine Auffrischung? Da ich gelesen habe dass Kratzer auch ein Risiko sind. 

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24.07.2018, 08:42 Uhr
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Jetzt sehe ich, dass da nichts mehr an meinem Fuß ist. also das war ca 1-2mm groß und nur ein winziges Stück Haut sah man gestern. Also wenn man nicht genau hingeschaut hätte, hätte man es nicht gesehen. Es hat nicht geblutet. 

meine Familie sagt, dass ich wieder übertreibe aber ich möchte eine ärztliche Einschätzung da ich die Sprache hier nicht verstehe und meine Familie sagt, dass wir uns wegen sowas blamieren würden beim Arzt. 

Experte-Leidel
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24.07.2018, 13:22 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Steffi,

ich weiß nicht, wie ich Ihnen noch helfen soll. Die Impfung nach Tierkontakt von 2016 bietet einen gewissen Schutz. Wenn es jetzt zu einem beunruhigenden Kontakt kommen sollte, würden normalerweise bereits zwei weitere Impfungen ausreichen. Immunglobulin wäre nicht nötig. Aber ich vermeg nicht zu erkennen, wieso Sie dieser Kontakt beunruhigen müsste.

Also: Wenn Sie den Hund füt tollwutverdächtig halten, sollten Sie zu einem Arzt oder in eine Klinik gehen. Wenn Sie ihn nicht für tollwutverdächtig halten - und davon muss nach allem, was sie schreiben ja ausgegangen werden - sollten Sie das lassen.

Fachlich kann ich mehr zu Ihrem Problem nicht beitragen.

Alles Gute

Dr. Jan Leidel

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24.07.2018, 14:30 Uhr
Kommentar

Guten Tag Dr. Leidel,

danke dass Sie sich trotz meiner „unbegründeten“ Sorgen die Zeit für mich nehmen. Damals als ich dieses volle Programm an Impfung erhalten habe, hat mir der behandelnde junge Arzt ziemlich Angst vor Tollwut gemacht. Ich solle aufpassen wenn ich im Ausland bin, da ja Tollwut sehr leicht übertragbar ist, da würden mikrowunden ausreichen hierfür u.s.w.

seitdem bekomme ich Angst vor Tollwut sobald ich ein anderes Land reise.

Nein der Hund hat definitiv keine Tollwut. Ich hatte nur befürchtet, dass eine Übertragung über die Kralle des Hundes erfolgen kann wenn er Speichel eines anderen tollwütigen Tieres daran haften hat und mich dann kratzt. 

verstehe nicht wo der Unterschied ist da ich gelesen habe dass auch bei Kratzern geimpft werden muss. 

Könnten Sie mir nur noch erklären warum bei einem Kratzer eine Impfung erfolgen sollte und in meinem Fall nicht?

also sehen Sie hier kein Risiko und die Übertragung ist auf diesem Wege so gut wie ausgeschlossen?

ich hoffe auf eine letzte Antwort von Ihnen, bedanke und verabschiede mich. 

 

Experte-Leidel
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24.07.2018, 16:24 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Ja, Steffi, auch bei Kratzern durch ein tollwutverdächtiges oder tollwütiges Tier soll eine postexpositionelle Impfung (PEP) erfolgen. Aber doch nicht bei einem Minikratzer durch ein Tier, das vielleicht einen Kontakt mit einem anderen, möglicherweise tollwütigen Tier hatte.

Und verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich habe gesagt, dass ich eine Impfung nicht für erforderlich halte. Aber natürlich sage ich nicht, dass Sie sich nicht impfen lassen dürfen. Wenn Sie sich dann besser fühlen (und einen Arzt finden, der in dieser Situation impft), dann lassen sie sich doch einfach impfen. Nötig ist das m. E. nicht, aber wenn Sie sich dann besser fühlen ...

Weitere Antworten werden Sie von mir nicht erhalten.

Ihnen alles Gute

Dr. Jan Leidel

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