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Tollwut: Blut von Fledermausbiss gefährlich?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

05.02.2019 | 01:12 Uhr

Guten Tag,
ich bin auf einem kleinen Reiterhof in Costa Rica und hier werden seit kurzem die Pferde von Fledermäusen gebissen. Wir konnten Bisse an zwei Pferden fest stellen, sie sind aber teilweise schwer zu erkennen.
Bei einem anderen Pferd sollte ich Öl unter den Bauch reiben aufgrund von trockenen Stellen und Insektenstichen. Dabei hatte ich auf einmal Blut an meinen Fingern, konnte aber nicht erkennen woher vom Pferd es genau kam. Ich habe es erst abgewischt und nachdem ich mit der Pflege des Pferdes fertig war ein bisschen mit einem Tuch desinfiziert. Dabei habe ich gesehen dass an einer kleinen Stelle am Finger ein bisschen Haut fehlte (hat aber nicht geblutet, also das Blut an meinen Fingern war definitiv vom Pferd). 

Könnte es sein, dass ich in einen Fledermausbiss gefasst habe und noch der Speichel der Fledermaus mit dran war bzw. das Blut mit Tollwut infiziert? Ist es gefährlich wenn das Blut (mit dem Speichel) an die eine Stelle an meinen Finger gekommen ist?

Bisher konnte mir nicht sicher gesagt werden, ob die Pferde gegen Tollwut geimpft sind oder nicht. Ich bin es jedenfalls nicht.
Ich kann die Situation bzw. ob eine Gefährdung besteht nicht einschätzen. Der Vorfall war vor drei Tagen. Ich bin sehr verunsichert und hoffe Sie können mir helfen und sagen ob ein Arztbesuch/eine Impfung nötig ist.
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Experte-Leidel
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05.02.2019, 15:10 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Innis,

die Einschätzung der von Ihnen geschilderten Situation ist für mich äußerst schwierig. Wie sicher ist denn, dass die Pferde tatsächlich von Fledermäusen gebissen werden/wurden. Das ist ja eigentlich kein normales Verhalten für Fledermäuse, die zumeist Insektenfresser sind. Warum sollten sie Pferde beißen? Und auch noch am Bauch? Aber ausschließen kann ich das natürlich von hier aus nicht.

Ich habe auch keine Ahnung, woher das Blut stammte, das Sie an den Fingern bemerkten. Dass es von einem Fledermausbiss herrührte, scheint mir auch wieder sehr unwahrscheinlich. Die meisten Fledermäuse sind nachtaktiv und schlafen am Tag. Sie haben sehr spitze Zähnchen, die in der Regel keine blutende Wunden verursachen, sondern meist zwei kleine, dicht beieinander liegende rote Pünktchen. Aber -  ich war nicht dabei.

Auch die Wunde an Ihrem Finger habe ich nicht gesehen. So, wie Sie sie beschreiben, klingt das nicht nach einer offenen Wunde. Wahrscheinlich war es eine oberflächliche Hautabschürfung, die normalerweise als Eintrittspforte für Viren nicht ausreicht. Aber - ich war nicht dabei.

Der Kontakt einer offenen Wunde mit Fledermausspeichel muss grundsätzlich als Infektionsrisiko angesehen werden. Aber gab es einen solchen Kontakt denn wirklich? Das Blut überträgt die Infektion nicht.

Sie sehen also, dass ich Ihre Frage nicht wirklich beantworten kann. Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass das tatsächlich eine Risikosituation gewesen ist. Aber ausschließen kann ich das natürlich von meinem Schreibtisch aus nicht. Im Zweifel würde ich eine sog. postexpositionelle Prophylaxe (PEP) durchführen lassen. Diese ist gut verträglich und schadet jedenfalls nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan leidel

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05.02.2019, 17:02 Uhr
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Guten Tag,

die zwei Pferde wurden definitiv von Vampir-Fledermäusen gebissen. Die kommen ja hier in Zentralamerika häufig vor.

Beim dritten Pferd von dem ich das Blut an den Fingern hatte, kann ich nicht genau einschätzen ob ein Biss ist.

Die Fledermäuse haben doch eine Substanz im Speichel die das Blut nicht gerinnen lässt, so könnte doch das noch flüssige Blut an meine Hand gelangt sein? 

An meinem Finger fehlt etwas Haut an einer Stelle. Ich hatte gelesen, dass eine Wunde nicht bluten muss, um Tollwutviren einzulassen, daher meine Sorge.

Meine Frage war so gemeint, ob an dem Fledermausbiss am Pferd noch Speichel der Fledermaus hätte dran sein können. Dann hätte ich das Blut samt Speichel an meinem Finger gehabt. 

Ich denke ich hätte Schwierigkeiten die Situation auf Spanisch dem Arzt zu erklären, da es hier in der Gegend keine englisch sprachigen Ärzte gibt. Aber wenn Sie es mir empfehlen, werde ich mir einen Arzt suchen und versuchen es ihm zu erklären.

Vielen Dank Ihnen! 

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05.02.2019, 17:13 Uhr
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Also die "Wunde" an meinem Finger ist stecknadelkopfgroß. Sie hat nie geblutet, da ist nur die letzten Tage mal Haut abgerissen/abgeschürft. 

Experte-Leidel
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05.02.2019, 17:57 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Innis,

ich schäme mich ein bischen. ich hatte bei meiner Antwort nicht an die Vampirfledermäuse gedacht. ich weiß zwar, dass es diese gibt, aber ich bin doch stark durch Europa geprägt. Und ich denke bei Fledermäusen automatisch erst einmal an die drolligen Insektenfresser. Das hätte mir eigentlich nicht passieren dürfen.

Also: Ich habe keine Zweifel mehr daran, dass die Pferde durch Vampirfledermäuse gebissen wurden. Und ich halte es wie Sie für durchaus möglich, dass auch das Blut bei dem Pferd, das Sie versorgt haben, durch einen Biss hervorgerufen wurde.

Eine Übertragung durch Speichelbeimengungen in dem Blut halte ich für unwahrscheinlich, aber nicht für ausgeschlossen. Je länger der Zeitabstand zwischen Biss und Ihrem Kontakt mit dem Blut ist, um so unwahrscheinlicher ist eine Infektion. Aber ich würde sicherheitshalber eher zu einer Impfung raten. Das sollte dann auch bald geschehen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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06.02.2019, 00:01 Uhr
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Guten Tag,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich war nun beim Arzt und habe ihm die Situation geschildert. Er meinte, dass eine Infektion nur über Kratzer und Bisse übertragen wird und da mein Finger zu dem Zeitpunkt keine blutende Wunde hatte, ist eine Infektion nicht möglich gewesen, weil es dafür in tieferes Gewebe eindringen müsste.


Nach vermehrtem Nachfragen hat er mir keine Pep verschrieben, er hat mir lediglich einen Impfstoff und Tabletten zur Prävention aufgeschrieben, welche ich nehmen kann falls ich auf meiner Reise noch häufiger Kontakt mit Tieren habe. Meine Arbeit mit den Pferden geht jedoch nur noch bis diesen Sonntag.


Sollte ich nun noch einen anderen Arzt aufsuchen, welcher mir eventuell eine Pep verschreiben würde?

Viele Grüße! 

Experte-Leidel
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06.02.2019, 14:04 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

dass eine Infektion äußerst unwahrscheinlich ist, hatte ich ja auch geschrieben. Aber ich sah mich tausende Kilometer entfernt nicht in der Lage, jegliches Risiko aus der Ferne gämzlich auszuschließen.

Ich persönlich hätte bei mir selbst keine PEP durchführen lassen. Und die Ausagen des von Ihnen aufgesuchten Arztes scheinen mir plausibel. Was der Arzt Ihnen da verschrieben hat, ist mir allerdings nicht ganz klar.

Eine PEP wird auch nicht verschrieben, sondern vom Arzt durchgeführt (ünlicherweise fünf Impfstoffinjektionen an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28 sowie Antiserum bei der ersten Impfung).

Also: Ich würde aufgrund der Aussage des Arztes über die Wunde nichts weiter unternehmen. Allerdings kann ich Ihnen die Entscheidung leider nicht abnehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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06.02.2019, 17:17 Uhr
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Guten Tag Dr. Leidel,

vielen Dank für Ihre Antwort und Einschätzung!

Der Arzt hat mir (so weit ich es entziffern kann) Isoprinosine (1 VO 48hrs x7) und Ranitidina (VO 4 Tage) aufgeschrieben.
Halten Sie es für notwendig/angebracht die Medikamente noch aus der Apotheke zu kaufen und einzunehmen?

Viele Grüße!

Experte-Leidel
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06.02.2019, 21:33 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend,

Isoprinosin ist ein medikament, von dem man früher einmal gehofft hatte, dass es allgemein gegen Viren wirksam sein könnte. Diese Hoffnungen haben sich leider nicht wirklich bestätigt. Und gegen Toillwutviren ist das Medikament nicht wirksam.

Ramitidin ist ein Antihistaminikum, was auch keine Wirksamkeit gegen Tollwutviren aufweist.

Ich würde beide Medikamente nicht kaufen und auch nicht einnhemen. Denn sie haben mit Ihrer eigentlichen Sorge nichts zu tun.

Also: Entweder PEP (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlkichkeit nicht erforderlich) oder nichts.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

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15.02.2019, 01:24 Uhr
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Guten Tag,

ich war nun nochmal bei einem anderen Arzt, weil es mir mit den Medikamenten dann doch etwas komisch vorkam und dachte, dass ich vielleicht ein Missverständnis mit dem Arzt hatte.

Die Ärztin meinte es besteht nur ein geringes Risiko, aber sie würde trotzdem gegen Tollwut impfen. Ich habe also gleich die erste Impfung dort bekommen.

Die nächste würde ich an den Tagen 3, 7 und 28 bekommen. Den Tag 14 hat sie ausgelassen, weil sie meinte es soll nur eine Impfung zwischen dem 14. und 28. Tag geben und die kann ich dann am 28. Tag in Deutschland bekommen. Ist das richtig so? Das wären dann nur 4, statt 5 Impfungen.

Außerdem meinte sie für die gesamte Impfzeit keinen Sport machen und keinen Alkohol trinken. Heißt das ich sollte jetzt hier im Urlaub auch auf schwimmen und Schnorcheln verzichten?

Vielen Dank und viele Grüße!

Experte-Leidel
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15.02.2019, 12:41 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Innis,

eigentlich sollte man die empfohlenen Impfschemata einhalten. Aber wahrscheinlich ist es schwierig, dass mit der Ärztin zu diskutieren. Ich glaube auch nicht, dass das Weglassen der Impfung an Tag 14 wirklich problematisch ist. Es gibt auch ein verkürztes Schema mit nur 4 Impfungen, das ebenfalls zugelassen ist: 0 - 3 - 7 - 14. 

Für die Empfehlung, auf Alkohol und Sport zu verzichten, gibt es keine wirkliche wissenschaftliche Begründung. Allenfalls extreme sportliche Belastungen können nach Erkenntnissen der Sportmedizin den Impferfolg etwas verringern. ich würde Alkohol in Maßen genießen, wenn Ihnen danach zu Mute ist und natürlich können Sie schwimmen und schnorcheln. Von Versuchen, Weltrekorde aufzustellen, würde ich aber abraten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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