Sehr geehrter Herr Dr. Leidel!
Ich wende mich mit einer merkwürdigen Anfrage an Sie, hoffe aber dennoch auf eine Antwort. Ich studiere Medizin (trotz div. Ängsten) und bin derzeit an der neurologischen Intensivstation im Rahmen eines Praktikums. Ich bin bis dato ziemlich locker mit Körperflüssigkeiten umgegangen (obwohl ich Wunden an den Händen hatte) aber seit ich über Tollwut gelernt habe, Angst mich während der Arbeit bei einer anderen Person anzustecken.
Dass ich einmal der Tollwut im Klinikalltag begegne ist so unwahrscheinlich wie ein 6er im Lotto, aber eine Erkrankung kann ja durchaus übersehen werden v.a. weil es sie bei uns nicht mehr gibt bzw. in seltenen Fällen. Nicht falsch verstehen, habe großes Vertrauen aber dennoch liest man im Internet oft dass Pflegerpersonal aufpassen muss.
Wie hoch schätzen Sie generell das Risiko ein sich bei einem kranken Menschen anzustecken?
Dazu eine Frage:
1. Ich hatte heute (unfreiwillig) den Putzlappen der Reinigungskraft in der Hand (und davor habe ich ihr noch als Begrüßung die Hand samt Handschuh geschüttelt vor lauter Aufregung), und bin mir danach ins Auge gefahren weil ich etwas im Auge hatte (und dann wenig später noch an den Mund). Ich hatte nicht nachgedacht.
2. Ein Patient hatte ziemlich starken Husten, direkt als ich mich über ihn beugte und ich merkte auch Speicheltropfen umher fliegen.
Sind diese Situationen ein Risiko?
Mit lieben Grüßen,
Hannah
Tollwut
Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage
Antwort von Experte-Leidel
Guten Abend henne 1,
Ihre Frage ist weniger merkwürdig als vielmehr völlig abstrus. Die einzige Situation einer Rabies-Übertragung im medizinischen Bereich, die ich kenne, war die Transplantation mehrerer Organe von einer an Tollwut verstorbenen jungen Frau,
Zu Ihren Fragen:
1.Am Händeschütteln und am Putzlappen können Sie sich nicht mit Tollwut infizieren.
2. Ein Patient, der hustet (wie haben Sie die Speicheltropfen bemerkt?), übnerträgt keine Tollwut.
ich würde Ihnen empfehlen, Ihren Berufswunsch nochmals kritisch zu prüfen. Sie werden immer wieder mit infektiösen Patienten zu tun haben (völlig unabhängig von Tollwut). Und Sie werden sich viel wahrscheinlicheren Infektionen aussetzen, die auch nicht ohne Risiko sind. Eventuell sollten Sie vielleicht eine entsprechende Therapie absolvieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan Leidel