Ich erkrankte mit 14 am Pfeiffrischen Drüsenfieber. Nun fast 13 Jahre später, meinte mein HA, dass der Blutwert für die Reaktivierung des EBV bei mir 600 gewesen wäre. Er hat mich eine Woche krank geschrieben. Durch meine Recherchen im Internet bin ich hellhörig geworden. Wäre das Aufsuchen von Fachärzten ratsam (Hämatologe, Ausschluss MRSA etc.)? Ich muss nun 10 Tage Penicillin einnehmen, überlege allerdings was ich noch tun kann, um mein Immunsystem wieder in Schwung zu bekommen. Ich bin ein aktiver Mensch, jogge gern. Aber das habe ich nun vollständig runtergefahren. Heute geht es mir nach einigen guten Tagen wieder recht mies. Es ist ein Auf und Ab und ich möchte einerseits nichts unterlassen, um Alles abgeklärt zu wissen (meine Gesundheit ist mir über die Maßen wichtig) auf der anderen Seite möchte ich schnellstmöglich aus dieser Misere herauskommen....
Reaktivierung EBV - Verhalten
Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage
Antwort von Experte-Leidel
Guten Tag, Muzel 1994,
das Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviren. Diese haben die Eigenschaft, nach einer Infektion und Erkrankung (bei Ihnen das Pfeiffersche Drüsenfieber mit 14) nicht wieder aus dem Körper zu verschwinden, sondern zu "persistieren". Das heißt, sie ziehen sich in bestimmte Zellen zurück und überdauern in einer Art Winterschlaf. In verschiedenen Situationen, z. B. Schwächung des immunsystems oder Stress unterschiedlicher Ursache oder ohne erkennbaren Grund, können sie reaktiviert werden. Dann können die EB-Viren sich unter Umständen wieder für einige Zeit vermehren und als "Tröpfcheninfektion" weitergegeben werden. Manchmal kommt es auch wieder zu (meist leichten) Krankheitserscheinungen wie beim Pfeifferschen Drüsenfieber. Meistens wird diese Reaktivierung jedoch gar nicht bemerkt. Es gibt immer wieder Vermutungen, dass eine EBV-Reaktivierung eine Rolle bei Autoimmunerkrankungen und vielen anderen Erkrankungen, deren tatsächliche Ursachen nicht sicher bekannt sind, spielen könnten. Aber das sind Vermutungen ohne sichere Beweise.
Eine EBV-Reaktivierung kann im Blut durch Bestimmung von Antikörpern gegen Virusbestandteile erkannt werden. Allerdings ist das durchaus nicht immer ganz eindeutig und schon gar nicht einfach. Mit "Blutwert für Reaktivierung" könnten Antikörper gegen das sog."EBNA-1" gemeint sein. Das würde aber nur bedeuten, dass Sie früher eine EBV-Infektion durchgemacht haben, was wir ja schon wissen. Vielleicht sind damit aber Antikörper gegen das "EA"gemeint. Diese Antikörper verschwinden einige Wochen nach der Primärinfektion und können bei einer Reaktivierung wieder auftreten. Aufgrund Ihrer Angaben kann ich nicht sagen, ob bei Ihnen wirklich eine Reaktivierung vorliegt oder ob nur durch eine "Seronarbe" festgestellt wurde, dass Sie früher eine Infektion mit EBV durchgemacht haben. Seronarbe nennt man die Antikörper im Blut, die viele Jahre nach einer durchgemachten Infektion nachweisbar bleiben, ähnlich wie eine Narbe, die an eine längst verheilte Wunde erinnert.
Warum Sie Penicillin nehmen sollen, ist mir nicht ganz klar. EBV ist ein Virus, und dagegen wirken Antibiotika nicht. Haben Sie denn auch eine bakterielle Infektion?
Um Ihr Immunsystem zu stärken, spielen folgende Faktoren eine Rolle: ausreichender Schlaf, Entspannung und Stressabbau, ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung, es kann auch gerade im Frühjahr sinnvoll sein, Vitamine und Spurenelemente als Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen, und schließlich wirkt sich ein maßvolles körperliches Training positiv auf das immunsystem aus. Leistungssport führt allerdings gelegentlich zum entgegengesetzten Effekt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan Leidel
Kommentar
Hallo Herr Dr. Leidel,
zunächst erst mal herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort!
Angeblich soll das Penicillin eine mögliche zusätzliche bakterielle Infektion präventiv verhindern, um dem Immunsystem nicht noch mehr aufzuhalsen-keine Ahnung ob dass was bringt.... :(
Mein Blutbild habe ich mir in Kopie geben lassen:
bereits 2009 war EBNA1 p72 (IgG), VCA p23 (IgG) & VCA p18 (IgG) positiv. EBV-AKk(IgG) lag bei 65+ und EBV-EBNA1-Ak (IgG) bei >98+
Stand 20.04.15
EBV-EBNA1-AK (IgG) >600+, EBV-VCA-Ak (IgM) (CLIA) 23+, EBV-VCA-Ak (IgG) (CLIA) >750+
EBNA1 p72 (IgG), VCA p23 (IgG) & VCA p18 auch erneut o. Immer noch positiv
Außerdem (Hämatologie): BSG (EDTA-Blut) 28+
Klin. Chemie: GFR (CKD-EPI) 81-
Ich habe jetzt nur die fettgedruckten Werte hier aufgeschrieben. Es wäre sehr nett von Ihnen, ob Sie mir einen Rat diesbezüglich geben könnten ob ich nun weitere Fachärzte aufsuchen sollte oder darauf hinarbeiten muss diesen Virus Recht lange "klein kämpfen" zu müssen. Los werde ich ihn ja in diesem Leben Nicht mehr ;)
Ich würde gern zumindest beginnen wieder kleine Runden zu joggen. Zusätzlich versuche ich Dich Zinktabletten das Immunsystem Zu unterstützen Und die doch wieder teils beachtliche Schwellung der Lymphknoten mit dem homöopathischen Mittel Rhinoguttae Argenti diacetylotannici proteinci in Zaum zu bringen.
Vielen vielen Dank für Ihre Hilfe!!!
Antwort von Experte-Leidel
Hallo Muzerl1994,
Ihre Frage ist für mich nicht zu beantworten.
Zunächst zu den Blutwerten bezüglich EBV: Diese beweisen vor allem, was wir schon wissen, nämlich dass Sie vor längerer Zeit eine EBV-Infektion durchgemacht haben. Sie würden auch zu einer Reaktivierung passen, beweisen diese aber nicht unbedingt. Der Hinweis auf eine mögliche Reaktivierung ist der positive Wert bei den IgM-Antikörpern gegen VCA. Allerdings bin ich nich genügend Spezialist, um die Höhe des Wertes eindeutig zu interpretieren. Es gibt da viele Fallstricke. Man könnte noch Antikörper gegen das EA (early antigen) bestimmen und Untersuchungen über die "Avidität" der Antikörper (deren sog. Bindungsfähigkeit) durchführen, um eine präziesere Diagnose zu stellen.
Aber ich frage mich, ob das überhaupt sinnvoll wäre. Ich kenne Ihre Beschwerden nicht richtig. Daher kann ich auch nicht beurteilen, ob diese etwas mit einer etwaigen Reaktivierung zu tun haben. Ausschließen kann ich das auch nicht. Aber man sollte nicht nur auf irgendeinen Laborwert starren, der möglicherweise nur eine persistierende EBV-Infektion nachweist, die über 90% aller Erwachsnen in Deutschland haben. Und auch eine tatsächliche Reaktivierung muss durchaus keine Krankheitserscheinungen hervorrufen.
Mir fällt der GFR-Wert auf. Der besagt, wieviel Urin von Ihren Nieren pro Minute filtriert wird. Nach meiner Kenntnis ist der ermittelte Wert mit 81 ml/min etwas niedrig. das könnte ein Hinweis auf eine Nierenschädigung sein mit einer geringen Beeinträchtigung der Nierenleistung. So etwas könnte auch für Leistungsminderung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit verantwortlich sein (haben sie das überhaupt). Man müsste Ihre Syptome mal alle darauf abklopfen, welche Gesundheitsstörung oder Krankheit dafür verantwortlich sein könnte, und durch gezielte Untersuchungen die Ursache weiter einengen. Ich würde mich da nicht auf die EBV-Blutwerte konzentrieren. Offensichtlich hat ja Ihr Hausarzt auch schon an die Nieren gedacht (ist der Urin mal untersucht worden und war da Eiweiß positiv?).
Ich würde über all das nochmals mit dem Hausarzt sprechen und ihn eventuell fragen, ob er eine Überweisung an einen Facharzt für sinnvoll hält. Wenn Facharzt, scheint mir zunächst ein Internist die richtige Adresse zu sein.
Es wäre jedenfalls völlig unärztlich, wenn ich Ihnen aufgrund der mir übermittelten mehrdeutigen Befunde und ohne Sie untersucht zu haben, einen Gang zum Facharzt empfehlen würde. Das ist Sache Ihres Hausarztes.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan Leidel
Antwort
Hallo Herr Dr. Leidel,
in Ordnung. Dann bin ich zumindest etwas beruhigter. :)
In der Tat sind meine Symptome vorrangig Kopfschmerzen, allerdings eher wie nebelartige Spannungsschmerzen. Ich habe eigentlich meistens das Gefühl wie nicht richtig "da zu sein". Häufig bemerke ich unkonzentriert und irgendwie abwesend zu sein. Gerade heute während der Arbeit und meiner Hausbesuche reibe ich mir immer wieder die Schläfe, um "klarer" zu werden. Richtige Kopfschmerzen kenne ich-die hier sind anders, irgendwie ganzheitlich und auszuhalten, aber eben auch bemerkbar. Gestern hatte ich immer eine Art Pfeifen im Ohr. Auch wird mir schnell schwindelig. Gelenkschmerzen hatte ich letzte Woche. Abgeschlagen fühle ich mich erst wieder seit ich arbeiten gehe. Bemerkt hatte ich dass auch erst am 16.4. während eines Hausbesuchstages. Ich habe mich förmlich aus dem Auto gequält, war völlig fertig und müde. Im Januar war ich beim HNO, weil ich ein dickes "Ei" am Hals hatte. Damals schrieb er mich eine Woche krank und diese homöopathischen Nasentropfen. Mitte Februar und März war ich erneut krank, aber arbeiten. Und eben Mitte April dieser Tiefschlag. Dass bringt dann wohl wirklich nix schwarz auf weiß k(eine) Reaktivierung diagnostiziert zu bekommen
Der Urin wurde Nicht untersucht. Zum Röntgen war ich-Nebenhölen. Das ist schon recht komplex was alles noch eine Rolle spielen kann
Freundliche Grüße!! Und herzlichen Dank!!
Kommentar
Ach so, vielleicht ist das wichtig. Mandeln wurden vor 13 Jahren entfernt, nachdem sie nach dem Pfeiffer nicht mehr richtig abschwellten-auf Rat des HNO.
Antwort von Experte-Leidel
Guten Abend Muzel 1994,
wahrscheinlich ist das nicht wichtig, aber man weiß das vor Abschluss aller Überlegungen nie.
Alles Gute
Dr. Jan Leidel