Sehr geehrter Herr Dr Leidel, ich schätze Ihren Rat sehr. Gestern ist mir wieder etwas Blödes passiert. Auf der Toilette in einem Restaurant habe ich beim Abreissen des Toilettenpapier an der Halterung gespürt, dass die Metallkante ziemlich scharf war. Ich habe meine Hand kontrolliert, eine sichtbare Wunde konnte ich nicht feststellen. Aber falls ich mir dennoch einen Kratzer zugezogen hätte, den ich nicht sehen kann: Wäre eine Infektion mit Hiv oder Hepatitis möglich, falls jemand vor mir sich geschnitten haben sollte? Oder wären die Viren auch an scharfen Kanten an der Luft schnell inaktiv? Vor mir war eine Frau auf der Toilette, aber bis ich den Toilettepapierabreisser berührt hatte, sind sicher min. 3 Minuten vergangen. Mein Verstand sagt mir: HIV ist keine Schmierinfektion. Dennoch: Benötige ich eine PEP? Mein Kind habe ich auch gestillt. War das fahrlässig? Vielen Dank im Voraus. Schmetterling79
Hiv durch scharfe Kante?
Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage
Antwort
ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass 2 kleine rote Punkte zu sehen sind an der Hand, die vielleicht 1mm gross sind aber nicht bluten. Würde das schon für eine Hiv- Infektion ausreichen wenn ich mich an dem metallenen Klotpapierhalter geschnitten habe?
Antwort von Experte-Leidel
Guten Abend Schmetterling79,
ich halte ein Risiko für außerordentlich gering, aber ich kann solche Fragen einfach nicht wirklich vernünftig beantworten. Durchaus nicht jede Person, die irgendwie und irgendwo Gegenstände mit HIV kontaminieren könnte, ist tatsächlich infektiös. Im Gegenteil, das sind ziemlich wenige.
Woher soll ich wissen, ob eine Person irgendjemanden und vielleicht gerade Sie infizieren möchte und deshalb den Halter für Toilettenpapier mit ihrem Blut oder vielleicht ja auch Vaginalflüssigkeit absichtlich kontaminiert hat.
Ich halte alle diese Überlegungen natürlich für abstrus. Und wenn HIV so leicht zu übertragen wäre, hätten wir viel mehr Infizierte und Kranke, als es tatsächlich der Falli st. Aber ich bin doch nicht allwissend. Und ich habe Schwierigkeiten, mich in Ihre nicht nachvollziehbare Wahn-Welt zu versetzen.
Im realen Leben würde ich Infektionen auf diese Weise nicht für möglich halten. Aber wenn ich mich in die Welt Ihrer Sorge versetze, bin ich plötzlich unsicher. Weiß ich denn, was genau mit dem scharfkantigen Halter zuvor geschehen ist?
Gerne möchte ich Ihnen raten, sich in eine entsprechende Behandlung Ihrer Angststörung zu begeben. Mit meinem mikrobiologischen und infektologischen Wissen, kann ich Ihnen nicht angemessen raten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan Leidel
Antwort
Guten Abend Herr Dr Leidel, Vielen Dank für Ihre Antwort. ich gehe nicht davon aus, dass mich jemand absichtlich infizieren will, sondern dass es unabsichtlich passiert sein könnte. Mir stellte sich die Frage, ob für mich ein Infektionsrisiko besteht, oder ob ich mir keine Sorgen machen muss, da die letzte Person vor mir den Halter mindestens 3 Minuten vor mir benutzte und eventuelle Viren, die von ihr stammen könnten dieser Zeit damit abgestorben wären. Ich habe den Fall heute inzwischen auch meiner Gynäkologin geschildert (hatte ohnehin einen Termin). Sie hat mich beruhigt, dass die Blutmenge andem Halter nicht ausgereicht hätte für eine Infektion.Ich habe ihr auch meine Hände gezeigt. Sie meint es besteht kein Risiko. Das meinten Sie doch auch, oder? Und sie sagte ich muss auch das Stillen nicht einstellen. Eine Angst-Therapie beginne ich bald. Herzliche Grüße Schmetterling79
Antwort von Experte-Leidel
Guten Abend Schmetterling79,
es tut mir leid, wenn ich vielleicht gestern etwas unfreundlich geantwortet habe. Aber ich finde Ihre Fragen wirklich schwierig zu beantworten.
Die zahl der HIV-Infizierten in Deutschland ist aus verschiedenen Gründen rückläufig. Die allermeisten (nicht alle) wissen um ihre Infektion und sind in entsprechender Behandlung, was bedeutet, dass sie nicht mehr ansteckend sind. Das Risiko, sich durch zufällige Blutkontakte anzustecken, ist also deutlich geringer geworden.
Es müssen schon ausreichende mengen an Blut augetauscht werden. Die meisten Kontakte, über die Sich Sorgen machen, reichen dafür nicht aus. Der Halter, an dem Sie sich verletzt haben, war ja auch wohl nicht blutbeschmiert. Die kleinen roten Punkte, die Sie an der Hand gesehen haben, scheinen mir keine ausreichende Eintrittspforten zu sein.
Ich denke, dass Sie eine irrationale Anhgst haben, sich zufällig infizieren zu können. Vielleicht könnte Ihnen eine entsprechende Therapie helfen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan Leidel
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Sehr geehrter Herr Dr Leidel, keine Sorge, so schnell bin ich nicht beleidigt. :-) Ich werde in Kürze eine Therapie beginnen, da mich meine Hiv-Phobie selbst nervt. Denn ständig passieren mir Dinge, die ich als potenziell riskant einstufe.
Erst kürzlich ist mir wieder etwas Blödes passiert. An einem Schalter einer Abendkasse einer Veranstaltung habe ich in das kleine Fenster reingegriffen und hab mich an dem Fensterrahmenkante leicht gekratzt/geschnitten. Erst habe ich nichts an der Hand gesehen, als ich nachgeschaut habe. Stunden später war ich mir nicht mehr sicher, ob ich mir einen kleinen etwa.1mm kleiner Punkt an der scharfen Kante zugezogen hab oder ob ich an einem anderen Finger mir eine ca. 1cm grosse oberflächlich aussehende Schnittwunde/Kratzer zugezogen hab (den man am nächsten Tag nicht mehr sah) oder sie nicht schon vorher bestand. Da an dem Abend viele andere Leute in das Fenster der Abendkasse reingegriffen hab, habe ich mich erneut mit dem Thema HIV beschäftigt. Aber ich gehe davon aus, dass die Wunden viel zu klein für eine Infektion gewesen wären. Und das Virus soll ja schnell inaktiv an der Luft sein. Also wohl kein Risiko, oder? Ich hoffe sehr, dass mit einer Therapie Fragen dieser Art aufhören. Herzliche Grüße Schmetterling 79
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Nachtrag: Ich vermute, dass ich die 1cm lange Schnittwunde entweder schon vor dem Zwischenfall hatte, da auch meine Mutter meinte, sie hatte sie schon gesehen und glaubt eher, dass.ich ihn von meinem Baby habe, da die Kleine sich gern an meine Hände krallt beim Stillen. Dass der Striemen keine 12 Stunden nach der Situation schon komplett verschwunden war, spricht eigentlich auch dafür. Und falls ich mir die Wunde tatsächlich erst am Fensterrahmen zugezogen hätte, wäre sie wohl nicht tief genug füt eine Infektion gewesen, wenn sie 12 Stunden schon wieder komplett verschwunden ist. Oder sehe ich das falsch? Und was den roten 1mm grossen Punkt angeht, sieht dieser nicht danach aus,.wie eine Verletzung die man sich dabei hätte zuziehen können. Wahrscheinlich sollte ich es einfach abhaken, da wohl kein Risiko einer Infektion bestand. Was meinen Sie? Ich glaube auch nicht,.dass das Fenster blutüberströmt war. Hatte halt Angst dass ich mich mit einer blutigen Kante geschnitten/gekratzt haben könnte. Aber hab auch bei mir kein (fremdes) Blut gesehen.
Antwort von Experte-Leidel
Guten Abend Schmetterling79,
schön, dass Sie sich zu einer Therapie entschlossen haben. Ich hoffe sehr, dass dadurch eine baldige Besserung eintreten wird. Das, was wir hier machen, ist nämlich sicher nicht günstig für Sie, sondern regelrecht kontraproduktiv. Sie befassen sich dadurch noch mehr mit Ihren Ängsten. Und meine Antworten führen wiederum dazu, dass Sie sich mit dem Thema beschäftigen und dass das Gedankenkarusell wieder so richtig in Gang kommt.
Seien Sie mir also nicht gram, wenn ich nicht jedesmal wieder auf die wirklich extrem geringe Wahrscheinlichkeit einer Infektion im Detail eingehe.
Ihnen alles Gute und freundliche Grüße
Dr. Jan Leidel
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Guten Abend Herr Dr Leidel, nein, ich bin Ihnen nicht gram. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist es ratsam dieses Thema abzuhaken, da keine reale Infektionsgefahr besteht und mich stattdessen lieber auf die Therapie konzentrieren? Ihnen auch noch einen schönen Abend. Herzliche Grüße Schmetterling79