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Fledermaustollwut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

01.04.2019 | 08:50 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

ich hoffe Sie können mich etwas beruhigen. Ich bin zur Zeit in der 27 SSW und glaube meine Hormone drehen etwas durch. Ich habe mich gestern zu einem Ausflug in eine Tropfsteinhölle überreden lassen. Wie ich dort erfahren habe, leben dort ca. 4000 Fledermäuse.  

Gleich zu Beginn ist mir ein großer Tropfen ins Gesicht gefallen.  Ich hatte den im Auge auf der Brille und ich denke auch an der Lippe. Sofort kam mir der Gedanke, dass es Speichel von einer Fledermaus sein könnte.  

Ab diesem Moment war die Angst da, die ich jetzt einfach nicht loswerde. Hätte ich nicht gewusst, dass Fledermäuse Tollwut übertragen, würde ich an einen Wassertropfen denken und das wärs. 

Ich hoffe Sie können mir einige Fragen beantworten. 

1. Halten Fledermäuse noch Winterschlaf? 

2. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie zu dieser Jahreszeit Tollwut haben?

3. Es war in der Baumannshölle im Harz. Muss man die Besucher nicht daruf hinweisen?  Dort gehen sicher 200 Menschen täglich durch.

4. Wenn eine Fledermaus Tollwut hat, ist sie die ganze Zeit über ansteckend? Oder nur zum Ende? 

5. Wenn eine Fledermaus Tollwut hat, kann sie denn überhaupt noch fliegen oder kopfüber schlafen. Oder ist sie dann eher am Boden? 

6. Führt jeder Biss oder direkter Kontakt mit Schleimhäuten zur einer Infektion? 

7. Ist das Berühren von Gegenständen z. B. in der Hölle, die evtl. angespeichelt sind von der Fledermaus (dort ist es ja nass und trocknet nicht) und dann etwas später das Berühren der Augen direkter Kontakt?

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es sich bei mir um einen Wassertropfen gehandelt hat. Es ist ja auch eine Tropfsteinhölle. Aber meine Angst,  sagt eben etwas anderes. Aber würde tatsächlich eine Gefahr bestehen,  müssten doch die Besucher darauf hingewiesen werden?  Oder wenn es dort schon mal einen Fall gegeben hätte,  müsste man doch schließen? Es werden ja auch Führungen mit Kindern durchgeführt.  

Entschuldigen Sie bitte die vielen Fragen. Vielen Dank 

 

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Experte-Leidel
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01.04.2019, 15:08 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Maggie79,

ob Hormone oder Angst, jedenfalls ist es kaum Ihr Verstand, weshalb Sie diese Frage stellen. Und da bin ich immer etwas hilflos, denn ich bin Infektionsmediziner und kein Angsttherapeut.

Seit mindestens 50 Jahren ist in Deutschland kein Mensch durch Fledermaus-Tollwut zu Schadebn gekommen. Und wenn ich mir vorstelle, dass täglich 200 Menschen diese Höhle besuchen, dann sind das bis jetzt mehr als 30 Millionen Menschen. Keinem davon ist etwas passiert, aber - wie Sie fürchten - vielleicht gerade ihnen.

Nein, ich glaube nicht, dass man die Besucher warner müsste.

Ich weiß natürlich nicht, was das für ein Wassertropfen war, am wahrscheinlichsten Kondenswasser, das von den kühlen Wänden tropft, am unwahrscheinlichsten Fledermausspeichel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich in den Mäulchen so große Tropfen sammeln und die Fledrmaus die dann in die gegend spuckt.

Zu Ihren Fragen:

  1. Nein, der Winterschlaf dürfte vorbei sein. Aber Fledermäuse sind nachtaktive Tiere, die tagsüber in ihrer Höhle ruhen und nachts Jagd auf Insekten machen.
  2. So wahrscheinlich bzw. eher unwahrscheinlich wie in anderen Jahreszeiten auch.
  3. Wie gesagt, nein, muss man nicht.
  4. Vom Beginn der Krankheit bis zu ihrem Tod.
  5. Zu Beginn ihrer Krankheit merkt man nicht viel, am Ende kann sie nicht mehr fliegen und flattert hilflos am Boden.
  6. Muss man von ausgehen.
  7. Nein, das ist im Allgemeinen kein direkter Kontakt.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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01.04.2019, 16:38 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Leidel,

vielen Dank für Ihre Antworten. Wie ich aus Ihren Beiträgen ersehen konnte haben Sie häufig mit Angstpatienten zu tun. Ich neige zu komischen Ängsten, habe diese aber relativ schnell im Griff.  In diesem Fall hat mich die Tatsache erschrocken, dass in dieser Hölle 4000 kleine Bewohner leben, die eventuell eine Tollwut übertragen könnten. 

Ich hoffe ich kann schnell dieses Thema abschließen und noch die letzten Wochen meiner Schwangerschaft genießen. 

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir noch zwei Fragen beantworten könnten. 

1. Inkubationszeit sind meist 3-8 Wochen. Manchmal länger. Kann man nach einem Jahr davon ausgehen, dass es sich erledigt hat?

2. Ich hatte noch zwei Kinder bei der Führung. Die haben hier und da etwas berührt. Hab ich das richtig verstanden, dass hier kein Risiko besteht, wenn die Kinder eventuell etwas angespeicheltes berührt haben und dann vielleicht sich die Augen gerieben haben?  Als sie zur Toilette gingen haben sie auch erst danach die Hände gewaschen. Ich meine wegen Kontakt zu Schleimhaut? 

Ich weiß selbst, dass meine sich meine Fragen komisch anhören und aus einer Frage werden zwei usw. Würden Sie mir raten dieses Thema abzuhaken?  

Ich bedanke mich für Ihre Geduld 

Experte-Leidel
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01.04.2019, 21:48 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Maggie79,

es ist ein hübscher Beleg für Ihre Angst, dass Sie bereits in Ihrer ersten Frage und auch jetzt nicht von Höhle schreiben, sondern Hölle. Das sagt schon sehr viel.

Das mit der Inkubationszeit ist so eine Sache. Diese kann in sehr, sehr seltenen Einzelfällen auch einmal 1 Jahr oder länger dauern. Aber das spielt für Sie keine Rolle, weil Sie kein Risiko hatten.

Und das gilt auch für die Kinder in Ihrer Begleitung. So wird diese Infektion nicht übertragen.

Entspannen Sie sich und freuen Sie sich auf Ihr Baby.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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02.04.2019, 06:46 Uhr
Antwort

Vielen Dank Herr Dr. Leidel,

Sie haben Recht, das werde ich jetzt tun. Abhaken und einfach entspannen. 

Das mit der Hölle ist mir auch aufgefallen. War tatsächlich keine Absicht. Eben nur ein Rechtschreibfehler. Manchmal spielt einem das Gehirn Streiche.  

Vielen Dank für Ihre Zeit. Ich wünsche Ihnen alles Gute. 

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