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Fledermaus und Tollwut

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

25.08.2017 | 09:30 Uhr

Hallo,

In einer Gartenhütte wuschelte mir von hinten etwas in den Haaren.Ich habe nicht gesehen,  was es war ( es war dunkel) und es ist wohlmöglich nach hinten weggeflogen. Ein Zwicken, Ritzen oder Beissen habe ich nicht bemerkt.

Ich habe Angst, dass es ein Fledermaus war.

Das epidemiologische Bulletin des RKI sagt, dass man die Impfung nachholen soll, wenn Kontakt mit einer Fledermaus nicht ausgeschlossen werden kann, da Wunden oft nicht feststellbar sind. Meine Partnerin könnte am Kopf keine Verletzung finden.

Ist eine Impfung notwendig oder kann ich beruhigt sein?

Vielen Dank!

Gruß Mart

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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25.08.2017, 16:50 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Mart,

richtig ist, dass auch die Fledermaustollwut tödlich verläuft. Insofern sollte bei einem "relevanten" Kontakt (so drückt es das RKI im Epidem. Bulletin 8/2011, suf das Sie sich ja wohl beziehen) eine postexpositionelle Prophylaxe (PEP) erfolgen.

Die Schwierigkeit besteht darin, was denn nun ein relevanter Kontakt ist. Bei Biss oder Kratzer ist die Sache eindeutig. Allerdings stimmt es natürlich auch, dass man gerade eine Bissverletzung durch eine Fledermaus nicht immer nachweisen kann.

Die Infektion eines Menschen durch eine Fledermaus ist äußerst selten. In der Norddeutschen Tiefebene ist die Tollwuterkrankung bei Fledermäusen häufiger und damit wahrscheinlicher als z. B. in Süddeutschland. Die typische Situation, in der es zur Infektion eines Menschen kommt, ist in dem Epid. Bulletin ja auch dargestellt anhand des Falles von 2010 in der Eifel: Eine Frau sieht eine Fledermaus, die am Boden herumflattert und offensichtlich krank ist. Sie möchte ihr helfen und nimmt das Tier mit bloßen Händen auf. Dabei wird sie gebissen.

Der Kontakt, den Sie beschreiben, ist viel schwerer einzuschätzen. Es ist ja nicht einmal sicher, dass es sich überhaupt um eine Fledermaus gehandelt hat. Es hätte ja vielleicht auch ein größerer Falter sein können. Dafür, dass es wirklich zu einer Verletzung durch das betreffende Tier kam, gibt es keine greifbaren Hinweise. Das alles sieht eigentlich nicht nach einem "relevanten" Kontakt aus.

Wenn es andererseits doch zu einer Verletzung durch eine Fledermaus gekommen ist und man diese nur nicht geshen hat, wäre die PEP möglicherweise lebensrettend.

Die PEP selbst ist gut verträglich. Sie besteht - wenn Sie zuvor noch nicht gegen Tollwut geimpft waren - aus der Gabe eines Antiserums und fünf eigentlichen Impfungen an bestimmten Tagen, wie es auch im Epid. Bull. aufgeführt ist. Hatten Sie früher schon einmal eine vollständige Impfung gegen Tollwut (z. B. wegen einer Fernreise in ein gefährdetes Gebiet), so sollten Sie sich jetzt noch zwei Impfungen mit einem Abstand von 2 bis 4 Tagen geben lassen.

Die Entscheidung, ob Sie sich eine PEP geben lassen sollten oder nicht, ist schwierig und kann Ihnen von mir schon gar nicht abgenommen werden. Wenn Sie sich dazu entschließen, sollten Sie allerdings keine unnötige Zeit verstreichen lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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25.08.2017, 18:22 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!

Es stellt sich mir jetzt noch die Frage, ob ich einen Fledermausbiss auf jeden Fall bemerken würde. Wie gesagt, bemerkte ich nur ein Wuscheln in den Haaren.

Viele Grüsse  Mart

Experte-Leidel
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25.08.2017, 21:55 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Mart,

diese Frage kann ich Ihnen nicht wirklich beantworten. Ich würde vermuten, dass man so etwas merkt. Aber ich bin noch nie von einer Fledermaus gebissen worden Und das RKI sagt ja, dass man einen solchen Biss unter Umständen nicht bemerkt.

Ich selbst würde bei mir in dem von Ihnen geschilderten Fall wohl nichts unternehmen. Aber das ist meine persönliche Risikoeinschätzung. Die Wahrscheinlichkeit, dass das merwürdige Erlebnis tatsächlich bei Ihnen zu einer Tollwutinfektion führt, halte ich für außerordentlich gering. Aber wenn Sie ganz sicher gehen wollen, bleibt nur die PEP.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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