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Angst vor Tollwut nach Verletzung durch Möwe

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

26.06.2019 | 06:32 Uhr

 

Sehr geehrter Dr  Leidel,

Ich bin neu im Forum, habe sehr ausgeprägte Tollwutangst. Stelle meine Frage von gestern nochmal, weil ich gestern möglicherweise technisch einen Fehler gemacht habe.

Ich befinde mich z.Zt. im Urlaub an der Ostsee in MV. Dort wurde ich, mit einen Imbiss auf der Hand, von einer Möwe am Strand attackiert und leicht am Daumen verletzt. Es blutete ganz leicht und auf der Wunde war etwas was wie Speichel von der Möwe aussah. Ich habe mich wegen der Tollwutangst sofort in die Notaufname des hiesigenKrankenhauses begeben. Dort wollte man keine PEP und auch keine Schutzimpfung vornehmen.
Ich bin wegen meiner allergischen Disposition nie gegen Tollwutgeimpft wurden. Haben Sie einen Rat für mich. Bzw. wie beurteilen Sie die Situation mit der Möwe. Eine PEP bzw. Impfung müsste meines Wissens ja eigentlich umgehend erfolgen.

HinsichtlichTetanus sollte gespritzt werden. Da wegen zahlreicher Allergien die letzte Tetanusimpfung schon 20 Jahre her ist, wurde mein Titer erst im März dieses Jahres geprüft und beträgt 2,6 IU/ml. Daraufhin wurde auch auf diese Impfung verzichtet.

Ich bin 58 Jahre und als DDR Bürger bis 1999 immer regelmässig gegen Tetanus geimpft.

Meine noch andauernde Angst resultiert daraus, dass ich befürchte das die Möwe vorher eine tollwütige Fledermaus gefressen hat oder Kontakt zu einer solchen bestand. Und Viren dieser Fledermaus noch am Schnabel bzw. Krallen anhafteten.

Ich kann hier die halbe Nacht die Möwen kreischen hören, sie schlafen also nicht wenn die Fledermäuse fliegen. Ich bin völlig fertig weil mich niemand nachträglich gegen Tollwut impfen  impfen will.

 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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26.06.2019, 11:03 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Hallo nochmal 4218,

dass Sie eine Tollwutangst haben, ist mir klar. Daher bin ich auch für Sie der falsche Ansprechpartner. Infektionsmedizinische Antworten können Ihnen nicht nachhaltig helfen. Im Gegenteil, Sie beschäftigen sich nur noch mehr mit Ihren Ängsten.

Vielleicht sprechen sie Ihren Hausarzt bzw. Ihre Hausärztin einmal auf eine Psychothereapie gegen Ihre Angst an.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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26.06.2019, 19:32 Uhr
Kommentar

Psychotherapeutisch bin ich seit 25 Jahren in Behandlung. Deshalb sind ja ihre wissenschaftlichen Antworten für mich sehr wichtig. Tollwut ist nun mal eineverdammt letale Angelegenheit.

Deshalb nochmals Danke. 

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28.06.2019, 07:56 Uhr
Kommentar

Hallo Dr. Leidel,

um das für mich nochmals abzuschliessen. Trotz des Expositionsgrades III nach RKI. Also Verletzung der Haut durch Wildtier, sehen sie absolut keine Tollwutgefahr.

Im Jahre 2006 hat man hier in der Nähe (Rostock),mal eine an Tollwut verendete Fledermaus gefunden.

Um mich auf die psychoth. Aufarbeitung des ganzen Vorfalls konzentrieren zu können, bräuchte ich nun mal die wissensch. Klarheit das da hinsichtl. Tollwut nichts passiert sein kann. Au

Andere Krankheiten wie Ornithose etc. kann man ja sowieso nicht ausschliessen. Obwohl ich ca.1 minute nach Verletzung die kleine Wunde mit Softasept besprüht und anschliessend nochmal in das Meer gehalten habe.

Ich habe nun auch schon gelesen, das so etwas wohl häufiger an Nord- und Ostsee passiert. Leider wird nirgendwo geschrieben ob dort eine PEP erfolgte.

Wie gesagt, ich hoffe auf Ihr Verständnis für meine verzweifelte Situation und gleichzeitig erhoffe ich mir eine Beruhigung durch Ihre Antwort, die mir keine Psychoth. geben kann, da der Kontakt mit geringer Verletzung ja leider nun mal Tatsache ist. 

 

Mit freundlichen Grüßen nach Köln.

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28.06.2019, 08:25 Uhr
Kommentar

Ich will Ihnen auch gern erklären wo meine Sensibilisierung für diese Krankheit herkommt.

In der DDR wurden wir als Kinder u.a. zu Beginn des Unterrichts vor dieser Krankheit gewarnt.

Später während der ersten Ausbildung hatten wir einen passionierten Jäger als Ausbilder, da ging die Belehrung vor Tollwut weiter. U.a. die Warnung vor Krähen, die diese Krankheit nicht bekommen aber wohl übertragen können.

 

Heute bin ich selbst Schuldirektor und weiss was man mit solchen Belehrungen anrichten kann.

Daher auch die Bedeutung Ihrer Erklärung aus wissensch. Sicht.

Für eine PEP ist es ja nun auch zu spät. Im übrigen lehnte ein weiterer Allgemeinmediziner vor Ort die Nächte. Schutzimpfung ab.

 

Experte-Leidel
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28.06.2019, 12:08 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag 4218,

ich antworte auf alle zwischenzeitlich eingegangenen Kommentare:

Es ist gut und spricht sehr für Sie, dass sie Ihre Situation hinsichtlich Ihrer Angsstörung richtig einschätzen. Allerdings zeigt die lange Behandlungsdauer auch, wie schwierig eine solche Therapie sein kann.

Von einem Expositionsgrad III kann man in Ihrem Fall sicher nicht ausgehen. Zum einen beziehen sich diese Grade auf einen unmittelbaren Kontakt mit einem tollwutverdächtigen oder tollwütigen Tier oder den direkten, also ebenfalls unmittelbaren Kontakt mit einer Fledermaus. Davon kann in Ihrem Fall keine Rede sein.

Außerdem ist die Möve kein Tier, dass Tollwut übertragen könnte. Und Ihre Befürchtungen beruhen nicht auf einem tatsächlichen Kontakt, sondern auf einem von Ihnen für vielleicht möglich gehaltenen (aber äußerst unwahrscheinlichen) Kontakt zwischen Möve und tollwütiger Fledermaus.

Vielleicht hilft es Ihnen etwas, dass es in Deutschland seit mindestens 50 Jahren keinen Fall von Fledermaustollwut bei einem Menschen gegeben hat. Allerdings hat es gelegentlich Kontakte zu Fledrmäusen gegeben, die eine PEP erforderlich machten.

Der mir am besten bekannte Fall ereignete sich vor ca. 10 Jahren in der Eifel. Eine Frau fand eine hilflos am Boden flatternde Fledermaus und wollte ihr helfen. Sie nahm diese mit bloßen Händen auf und wurde gebissen. Das Tier hatte tatsächlich Tollwut und die durchgeführte PEP war erfolgreich.

In ganz Europa sind bislang je nach Zählung 5 oder 6 Fälle von Fledrmaustollwut bei Menschen bekannt geworden. Sie sehen, es handelt sich um ein sehr geringes Risiko, was die Häufigkeit betrifft. Und in Ihrem Fall ist der Gedankengang, aus dem Sie Ihre Sorge ableiten, nicht wirklich nachvollziehbar, wofür ja auch die Reaktion der von Ihnen zu Rate gezogenen Kollegen spricht.

Abschließend: In begründeten Fällen würde man auch noch eine PEP durchführen, wenn schon viel Zeit vergangen ist. Nur die Gabe von Antserum würde dann unterbleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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28.06.2019, 14:31 Uhr
Kommentar

Danke Herr Dr. Leidel für Ihre wirklich umfangreichen Antworten. Ich werde jetzt mit aller Kraft versuchen, das Thema zu vergessen. Sie haben mir wirklich geholfen und das auf eine Art die einen Psychoth. nicht möglich ist. 

Ich fasse für mich zusammen: Eine Tollwutansteckung nach der Verletzung durch die Möwe ist nicht möglich.

Experte-Leidel
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28.06.2019, 14:46 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag nochmal 4218,

danke für das freundliche Feed-back. Ja, Sie haben meine Auffassung korrekt zusammengefasst.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel 

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