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Angst/Hantavirus - Mäusekot ohne Schutz entfernt + Blutbild

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

05.04.2018 | 21:48 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

kurz zur Vorgeschichte:

Ich hatte vor 2 Wochen eine bakterielle Infektion (Leukozyten: 15,2).

Nach Antibiotika ( Leukozyten: 8,8 ).

Vor 2 Tagen habe ich im Gartenhaus eine Menge Mäusekot/Urin entfernt.

Leider ohne Atemschutz und Handschuhen. Währenddessen hatte ich mir dann sogar eine Schnittwunde an der Hand , die vorher mit Sicherheit beschmutzt war, zugezogen. Ich wusste es einfach nicht, dass man sich bei sowas schützen sollte.

Ich hatte nicht das Gefühl, dass es sehr staubig war aber aufgrund der Wunde habe ich jetzt natürlich Angst, da im Internet viel böses über das Hantavirus steht.

Ich komme aus der Nähe Dachau.

Wie frühzeitig könnte man einen Bluttest/Urintest machen, um das Virus oder Antikörper zu entdecken?

Oder muss manerst bei einem Ausbruch (laut Internet: 2-4 Wochen Inkubationszeit) zum Arzt?

Laut Arzt solle ich mir keine Sorgen machen, da die Krankheit meist milde läuft und nicht jede Rötelmaus infiziert sei. Mein Immunsystem müsste damit fertig werden.

Ich weiss, dass meine Angst zuviel Platz einnimmt aber aufgrund der Mäusekot Aktion in Kombination mit der Bakteriellen Infektion davor, wo das Immunsystem angegriffen war, habe ich einfach diese Angst.

Meine Blutwerte vom 04.04. habe ich hier ebenfalls aufgeführt.

Sind diese soweit ok trotz zwei Abweichungen gegenüber Normalwert ( eosinophile+neutrophile Granulozyten) ?

 

BasoAbs basophile Granulozyten Tsd./ul: 0,040

BasoM  basophile Granulozyten % : 1

ErosiAbs eosinophile Granulozyten Tsd./ul: 0.020  Abweichung (Normwert: 0.030-0.040)

ErosiM eosinophile Granuzyloten %: 0

Ery Mio./ul: 5.44

EVB %: 12,6

Hb g/dl:15.5

Hk %: 44

Leu - Leukozyten Tsd./ul: 8,8

LympAbs Tsd./ul: 2.010

LympM %: 23

MCH (HbE) pg/Ery: 28.5

MCHC g/dl: 34.9

MCV fl: 81.6

MonoAbs Monozyten Tsd./ul: 0.470

MonoM %: 5

NeutAbs neutrophile Granulozyten Tsd./ul: 6.240  Abweichung (Normwert: 1.800-6.200)

NeutM %: 71

Thro - Thrombozyten Tsd./ul: 313

Keine Werte im Blutbild abgegeben, heisst dass, diese nicht getestet wurden:

Ch/ CRP/ GFREPI/ Gl-NAF/ GT/ Kreatinin/ OT/ PT

Wären diese sinnvoll gewesen?

Ich danke Ihnen vielmals im voraus um Antworten.

Schönen Abend wünsche ich noch

Micha L.

 

 

 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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06.04.2018, 18:51 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Micha L.,

zunächst: Ihr Blutbild würde ich als normal bezeichnen. Die geringe Abweichung bei den Eosinophilen Granulozyten nach unten signalisiert keine besondere Störung. Wichtiger wären Erhöhungen, die z. B. auf allergische Prozesse hindeuten könnten. Die sehr geringe Abweichung bei den Neutrophilen besagt ebenfalls nichts. 

Eine Infektion mit Hantaviren erfolgt zumeist durch das Einatmen von virushaltigem Staub, ist aber auch über das Eindringen durch Wunden möglich. Die meisten Infektionen führen - wenn überhaupt - nur zu milden Krankheitszeichen und werden wohl häufig gar nicht bemerkt.

In Süddeutschland überwiegt das sog. Puumala-Virus, das durch die Rötelmaus (eine Wühlmausart) übertragen wird. Die Nester der Rötelmaus liegen meist unter der Erde, können sich aber auch in länger nicht benutzten Schuppen oder drgl. befinden.

Die Diagnose einer Erkrankung erfolgt durch das klinische Bild und serologische Untersuchungen. Blutuntersuchungen ohne Symptome sind wenig sinnvoll. Zumal die Tests meist erst mit Auftreten der Symptome positiv werden.

Wenn es nach einer Inkubationszeit (Zeit von Ansteckung bis Erkrankung) von meist 2 bis 6 Wochen, ausnahmsweise auch schon mal nach  5 oder bis zu 60 Tagen zu einer Erkrankung kommt, beginnt diese meist plötzlich mit Fieber sowie Kopf- und Muskelschmerzen, also ähnlich wie eine Virusgrippe. Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis von Antikörpern gegen das Virus.

Es kann natürlich sein, dass Sie sich angesteckt haben, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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06.04.2018, 20:14 Uhr
Kommentar

Hallo Herr Dr. Leidel,

vielen Dank für die schnelle und fundierte Antwort.

Eine weitere Frage hätte ich noch:

Es lag auf dem Regal noch getrockneter klebriger Urin. 

Diesen hatte ich mit einem Lappen weggewischt ohne Handschuhe. Danach hatte ich mir in der Innenhand Kratzer bzw. eine Schnittwunde zugezogen und 20 Minuten später die Hände mit Seife gewaschen bzw. geduscht.

Wäre da auch eine zusätzliche Gefährdung von Leptospirose möglich? Quasi Hanta und Leptospirose zusammen?

 Da meine Wunde ein gutes Eingangstor bieten könnte für den Urin.

Obwohl es wahrscheinlich genauso so selten vorkommt . 

Es geht mir bisher gut und ich ernähre mich gesünder und schlafe noch länger, um das Immunsystem top zu halten.

Um eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Micha 

Experte-Leidel
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07.04.2018, 10:22 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Micha,

ja, die Leptospirose kommt bei uns noch seltener vor als eine Infektion mit Hantaviren. 2016 wurden in Deutschland 96 Fälle von Leptospirose gemeldet. Mindestens 29 davon waren im Ausland erworben worden. In Deutschland stammen die meisten Fälle aus Mecklenburg-Vorpommern.

Die meisten Fälle treten im Sommer oder Herbst auf. Das hängt mit der Überelebensfähigkeit der Leptospiren zusammen. Im Winter halten sie sich nicht so gut. Auch Trockenheit ist für sie ungünstig. Daher finden sie sich nicht im Staub, sondern im Wasser.

Eine Infektion mit Leptspiren wäre also nochmals viel unwahrscheinlicher als eine mit Hantaviren. Und die Kombination von beidem ist m. W. noch nie aufgetreten und so unwahrscheinlich, dass man schon von unmöglich sprechen könnte.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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09.04.2018, 09:38 Uhr
Kommentar

Guten Morgen Herr Dr. Leidel,

ich danke Ihnen vielmals für die Antworten. Somit kann ich das Thema Letospirose so gut wie ausschließen.

Google kann man nicht immer vertrauen.

Vielleicht noch als letzte Frage: Morbus Weil müsste überwiegend nur Ratten betreffen, richtig?

Auch wenn ich Urin an der Hand gekriegt habe und dann später mir eine Schnittwunde ( offen aber unblutig ) zugezogen habe-> währenddessen hatte ich die Hand kurz mit Wasser ausgespült und der Urin war höchsten auf dem Regal und schätzungsweise an einigen Gegenständen dran. Aber feucht wars auf jeden Fall nicht.

Vor allem in meinem Arbeits/-Familenumfeld kannte keiner die beiden Krankheiten.


Daher nochmals vielen Dank.

Eine schönen Wochenstart wünsche ich noch.

 

Mit freundlichen Grüßen

Micha

Experte-Leidel
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10.04.2018, 09:23 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Micha,

ich halte eine Leptospiren-Infektion bei Ihnen für sehr unwahrscheinlich, nicht für völlig unmöglich.

Ja, meist wird der Morbus Weil durch den Urin von Ratten übertragen. Es können aber selten auch Schweine oder Hunde mit diesen Leptospiren infiziert sein.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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