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Menongokokken B Impfung

Kategorie: Allgemeinmedizin » Expertenrat Impfungen | Expertenfrage

20.10.2018 | 08:59 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

Empfehlen Sie die Menongokokken B Impfung für Kleinkinder und Babys? Meine Kinder sind 4 Monate und 2,5 Jahre alt.

Leider bin ich sehr verunsichert, da nicht für alle empfohlen, aber gegen C wird geimpft obwohl weniger häufig... möchte meine Kinder bestmöglichst schützen, leider hört man aber auch von starken Nebenwirkungen wovor ich Angst habe oder auch von spätfolgen aufgrund der Impfung.

Zahlen müssten wir auch selbst, das ist zwar ärgerlich aber meine Kinder sind Mir das natürlich Wert.

Ich werde auch nicht ganz schlau zum einen liest man es wird von der stiko nicht empfohlen da nur geringe Fälle, dann wieder starke Nebenwirkungen... das die stiko es für die Allgemeinheit abschätzt verstehe ich, nur eben nicht ob sie auch generell davon abrät wg den Nebenwirkungen etc. 

Informiere mich jetzt schon länger werde aber nicht daraus schlau, habe Angst vor dem nichtimpfen aber auch von den Nebenwirkungen. 

Zudem möchte ich nicht zusammen mit anderen Impfungen impfen lassen wg den dann wohl noch stärkeren Nebenwirkungen. Macht das Sinn? Wieviel Abstand sollte denn dazwischen sein? Mein großer wird jetzt gegen Grippe geimpft könnte man das zusammen mit menongokokken b machen? Der kleine hat wenn ich es da mit mache dann eine Woche darauf wieder 6-fach und pneumokokken wäre das ok?

Wir möchten alles richtig machen nur welches Risiko ist höher impfen oder nicht impfen zwecks möglichen Folgen. 

Wir wären Ihnen für Ihre Erfahrungen und persöbkichr Meinung segr dankbar.

Ganz herzliche Grüße 

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20.10.2018, 09:04 Uhr
Antwort

und ich hoffe ich bin noch nicht zu spät dran mit unserem kleinen mit 4 Monaten?

 

Experte-Leidel
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20.10.2018, 13:25 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Stern8,

mein Fazit vorweg: Ich würde meine Kinder von 4 Monaten und 2,5 Jahren gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB) impfen.

Warum empfiehlt die STIKO derzeit die MenB-Impfung nicht generell für alle Säuglinge bzw. Kleinkinder, sondern nur für Personen mit einem besonders hohen Risiko für eine Infektion (z. B. enge Kontaktpersonen zu einer erkrankten Person) und/oder einen besonders schweren Verlauf (z. B. Immundefekte oder fehlende Milz)? Der Grund ist, dass die Impfstoffe gegen die Serogruppe C und die in Deutschland eine sehr geringe Rolle spielenden Gruppen A, W und Y seit langem bekannte, nach einem klassischen Prinzip hergestellte Impfstoffe aus veränderten Proteinen der Bakterienkapsel sind. Ein Impfstoff gegen MenB kann auf diese Weise leider nicht hergestellt werden. Deshalb erfolgt da die Produktion nach einem ganz neuen Prinzip, mit dem wir immer noch verhältnismäßig wenig Erfahrungen haben.

Deshlab wissen wir manche Dinge noch nicht so gut, wie wir es gerne hätten. So ist z. B. nicht klar, wieviel Prozent der B-Stämme bei Säuglingen tatsächlich von dem neuen Impfstoff abgedeckt werden. Wir wissen noch nicht, wie die Impfung auch die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum schützt und so die Entstehung von gesunden Trägern als mögliche Infektionsquelle verhindert. Und wir wissen noch nicht, wie lange der Schutz durch die Impfung tatsächlich anhält.

Allerdings wird die Antwort auf diese Fragen ständig besser, weil nicht wenige Länder die Impfung breit empfehlen und anwenden (z. B. USA, Kanada, Vereintes Königreich u. a. m.).

Die primäre Aufgabe der STIKO ist es nicht, einzelne Kinder oder Personen besonders gut zu schützen, sondern eine impfstrategie zu entwickeln, die auf Bevölkerungsniveau einen besoinders guten Effekt aufweist.

Weil die erwähnten Erkenntnislücken noch vorhanden sind und weil die Häufigkeit auch der Zahl der jährlichen Erkrankungen an Men B derzeit hier relativ niedrig ist, wissen wir nicht, wieviele Säuglinge z. B. geimpft werden müssten, um einen Erkrankungsfall zu verhindern. Es könnte sein, dass hierfür viele tausend Säuglinge, von denen die meisten nie etwas mit Men B zu tun haben werden geimpft werden müssen, um einen Fall zu verhindern. Die Besorgniss von Impfschäden ist ganz sicher nicht der Grund, warum die STIKO die Impfung (noch) nicht empfiehlt

Ich glaube, ich sollte mich für diesen langen Vorspann etwas entschuldigen., aber man kann dann vielleicht die Situation in Deutschland besser verstehen.

Ihre Frage ist ganz anders als die Frage der STIKO. Sie wollen wissen, ob Sie Ihr Kind schützen können und ob die Impfung weitestgehend sicher ist. Ihnen geht es nicht um die Gesundheit der Bevölkerung, sondern vorrangig um die Ihrer Kinder. Und da wissen wir nicht zuletzt aus den Erfahrungen in anderen Ländern, dass die Schutzwirkung zwar nicht 100% ist (das gibt es bei keiner Impfung), aber doch sehr gut. Und wir wissen, dass schwere Impfkomplikationen allenfalls sehr, sehr selten auftreten können. Das Nutzen/Risiko-Profil ist durchaus gut.

Richtig ist, dass die Impfung häufig Schmerzen an der Impfstelle hervorruft und auch relativ häufig Fieberreaktionen auslöst. Aus diesem Grund geben z. B. die Ärzte in Kanada den Kindern mit der Impfung auch ein Paracetamolzäpchen.

Säuglinge, die bei der ersten Impfung 3 bis 5 Monate alt sind, brauchen zwei Impfungen in einem Mindestabstand von 2 Monaten, der Große braucht ebenfalls zwei Impfungen im Abstand von 1 Monat.

Die gleichzeitige Impfung von MenB mit 6-fach und/oder Pneumokokken ist möglich, kann aber tatsächlich mit verstärkten Nebenwirkungen einhergehen. Die Gabe von Pracetamol zusammen mit Men B verschlechtert die Immunantwort nicht. Ich finde das geplante Vorgehen so durchaus in Ordnung.

Über die Kombination mit Grippeimpfstoff liegen mir keine Stufien vor. ich glaube nicht, dass das ein größeres Problem wäre.

Am Ende nochmal mein Fazit: Ich würde die beiden impfen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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20.10.2018, 16:59 Uhr
Kommentar

Vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Das hilft mir sehr ich werde beide Kinder impfen lassen.

Ich plane dje Impfung alleine ohne eine weitere. Kann dann eine Woche nach der Meningokokken B Impfung beim großen die Grippe und beim kleinen 6fach und pneumokokken erfolgen?

Ich habe auch gelesen, dass man Probleme bei impfschäden bekommt wenn die Impfung nicht empfohlen ist. Ist das in Bayern auch so?

Sind die seltenen schlimmen Nebenwirkungen häufiger als bei den anderen Impfungen? Ich habe etwas von herzkranzgefäßentzündungen gelesen...

Muss man auch eine booster Impfung geben beim kleinkind großen? Mir wurde gesagt der kleine braucht 3 der große 2 Impfungen.

Ist denn davon auszugehen, dass der impfschutz nicht lange anhält? Das liest man sehr oft im Internet.

Auch hsbe ich Angst vor evzl spätfolgen auf Grund des neuen impfstoffes, wie hoch setzen sie hier das Risiko?

Herzlichen Dank für ihre Hilfe und lieben Gruß 

Experte-Leidel
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20.10.2018, 21:33 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Stern8,

ja, Sie können eine Woche nach der MenB-Impfung beim Großen die Grippe-Impfung und beim Kleinen die 6-fach-Impfung und die Impfung gegen Pneumokokken durchführen lassen.

In Bayern ist die Impfung gegen Meningokokken generell "öffentlich empfohlen", also auch gegen Men B. Das heißt, bei einem Impfschaden, der sehr, sehr unwahrscheinlich ist, würden Entschädigungsleistungen erfolgen. Voraussetzunen sind, dass der Schaden vom impfenden Arzt/Ärztin gemeldet und von Ihnen ein Antrag an das zuständige Versorgungsamt gestellt wird.

Nein, nach unseren bisherigen Erfahrungen sind schwerwiegende Schäden bei der Men B-Impfung nicht häufiger.

Der Kleine hätte im Alter von 2 Monaten noch drei Impfungen benötigt. Im Alter von 3 bis 5 Monaten reichen zwei.

Über die Notwendigkeit einer Booster-Impfung gibt es noch keine klaren Erkenntnisse.

Wie lange der Impfschutz anhält, wissen wir noch nicht genau. Aber das höchste Risiko besteht im Säuglings- und frühen Kleinkindalter. Und dann wieder bei den Jugendlichen im Alter von 12 bis ca. 17 Jahren. Bis Ihre Kinder so weit sind, wissen wir mehr.

Es gibt bislang keine Hinweise auf problematische Spätfolgen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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20.10.2018, 22:29 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre erneute Antwort.

Auf der Seite des Robert Koch Instituts steht folgende Information zum Impfschema: 

Bei Kindern im Alter von 2 bis 5 Monaten sind 3 Impfstoff­dosen zur Grund­immunisierung und in allen anderen Alters­gruppen 2 Impfstoff­dosen vom Hersteller empfohlen. Bei Kindern, die in den ersten 2 Lebens­jahren geimpft wurden, ist zusätzlich eine Booster­impfung erforderlich.

Unser kleiner wird erst Anfang November 4 Monate alt.

Sind wir zu dem schon zu spät dran? Ab wann besteht ein Schutz? Schon bei 1. Dosis?

Herzlichen Dank und viele Grüße 

Experte-Leidel
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21.10.2018, 12:50 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Stern8,

die verbindliche Fachinformation zum Impfstoff Bexsero® wurde im Juni 2018 in einigen Punkten geändert. Jetzt heißt es: Säuglinge im Alter von 2 bis 5 Monaten: drei Impfungen im Abstand von mindestens 1 Monat;  Säuglinge im Alter von 3 bis 5 Monaten (wenn also die Grundimmunisierung erst ab 3 Monaten begonnen wird): zwei Impfungen im Abstand von mindestens 2 Monaten. Und wie Sie richtig schreiben, wird eine Auffrischimpfung nach einem Mindestabstand von 6 Monaten zum Abschluss der Grundimmunisierung im Alter von 12 bis 15 Monaten empfohlen. Eine solche Auffrischimpfung wird empfohlen, wenn die Grundimmunisierung bis zum 23. Monat begonnen wurde.

Bei Kindern von 2 bis 10 Jahren heißt es: zwei Impfungen im Abstand von mindestens 1 Monat, zur Notwendigkeit einer Auffrischimpfung ist derzeit nichts bekannt. 

Sie sind im November nicht zu spät.

Ich hoffe, jetzt ist alles klar.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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21.10.2018, 22:29 Uhr
Antwort

Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort, Sie haben mir sehr geholfen. 

Schön das Sie sich hier Zeit nehmen.

Können Sie mir noch sagen ob bereits ab der 1. Dosis ein Schutz besteht?

Herzliche Grüße 

 

Experte-Leidel
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23.10.2018, 09:27 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Stern8,

ob nach der ersten Impfung bereits ein Schutz besteht, wurde nicht untersucht (um Säuglingen nicht unnätig Blut abnehmen zu müssen). Nach der zweiten Impfung konnte praktisch immer eine entsprechende Antikörperbildung nachgewiesen werden. Aber wie ich Ihnen schon geschrieben habe, der Schutz ist nicht 100%ig gegen alle Stämme von B-Meningokokken vorhanden. Jedoch für die meisten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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