Guten Tag, mein Vater (62) hat vor drei Jahren mit dem Rauchen aufgehört, nachdem er das 45 Jahre getan hat. Er hatte damals schon ein paar Wohlstandskilos, leichtes Übergewicht, und hat dann noch etwas zugenommen. Er hat immer gerne gegessen, über Tag vielleicht schon mal wenig aber insgesamt doch gut am Morgen und Abend oder auch mal Snacks zwischendurch gerne.
Er hat Probleme mit dem Rücken und entschied dann abzunehmen. Mein Vater betreibt alle Dinge wie Hobbys sehr extrem und verbissen. Er lässt sich da auch nichts sagen, daher viel auch die Diät sehr extrem aus. Er hat sich in einem Jahr 20 kg runter gehungert, einfach nicht vernünftig gegessen.
Er ist 1,85 m groß, bei 80 kg angekommen fanden wir das Ergebnis alle toll und meinten er solle nun aufhören, da das ein gesundes Gewicht sei. Seine Einsicht war nicht besonders groß, er meinte 75 kg müsste schon noch sein. Er war nie ein Typ, der sich mit Ernährung befasste oder der einsah Obst und Gemüse zu essen. Nun studiert er jede Nährwerttabelle und füllt sich lieber mit Salat als Nudeln.
Bei 75 kg hat er auch nicht aufgehört, er hat nun aktuell die 70 kg unterschritten. Er ist nicht so, dass er garnichts essen will. Er nimmt täglich aber nur an die 1000-1500 kcal zu sich, wovon schon 2 Flaschen Bier = 1L sind. Ich finde das Bier trinken auch nicht gut, aber wenn er die kcal auch nicht mehr hätte...?
Ich mache mir Sorgen, teilweise verliert er immernoch, trotz dieser langen Diätphase 0,5 kg pro Woche und hört einfach nicht auf. Er lässt nicht mit sich reden, lächelt es weg oder zieht es ins Lächerliche. Er esse ja und man könne nicht mehr als essen. Er tut so, als seien es Mengen, die er zu sich nimmt. Er gab mir gegenüber zu, er betreibe sowas dann sehr intensiv und möchte die Kontrolle behalten aber er wolle ja gar nicht weiter abnehmen aber auch nicht zunehmen. Problem ist, dass er sich wöchentlich immer das neue Gewicht als nicht mehr zu überschreiten setzt, was sehr wohl ein Problem ist.
Sein Alltag sieht so aus, dass er morgens eine Schnitte isst und abends einen Teller. Am Wochenende schafft meine Mutter es mal, dass er Stück Kuchen am Mittag ist.Ansonsten sagt er immer, er habe mittags keinen Hunger und tut so als könne er wirklich kein Brötchen oder mal ein Ei essen z.B. Man merkt jedoch, dass er dann abends auch was zu essen braucht. Er arbeitet körperlich auf dem Bau und auch am Wochenende ist er immer in Aktion, im Garten, arbeitet lange und schwer immer irgendwas und ist so rastlos. Obwohl er schlimme Schmerzen durch den Rücken hat. Er hat keine Ruhe in sich.
Bisher scheint er es körperlich noch nicht so zu merken, die Energie reicht scheinbar noch. Mittlerweile sieht er so knochig aus. Er hat niedrigen Blutdruck, manchmal 60/100.
Reden kann er im Grunde nur mit mir, die Ehe meiner Eltern funktioniert nicht besonders gut. Aber er ist sehr verschlossen. Ich frage mich, ob das eine Mischung aus Essstörung und Depression ist. Aber ich weiß einfach nicht, was zutun ist.
Was kann man bei einem Erwachsenen da machen? Wenn keine eigene Einsicht da ist, muss man zusehen, bis es zu spät ist?
Danke Ihnen.
