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Tavor/Diazepam

Kategorie: Leben-Familie » Expertenrat Depression - Burnout - Stress | Expertenfrage

16.01.2010 | 07:11 Uhr

Hallo Frau Dr. Els,

ein neues Forum? Gut!

Vielleicht können Sie mir ja weiterhelfen. Ich habe von meinen Ärzten einmal Tavor und zum andern Diazepam verschrieben bekommen gegen meine Schlafstörungen und innere Unruhe. Nehme beide abwechselnd nach Gefühl, aber auch nur selten, da ich nicht gerne Chemie zu mir nehme. Durchschnittlich 1 - 2 x/Woche. Manchmal aber auch 2 Wochen gar nicht. Aber sie helfen mir eben dann im Notfall doch gut und ohne Nebenwirkungen.

Sind beide Medikamente generell vergleichbar? Ist eines gegen innere Unruhe besser? Und welches bei Muskelspannung? Nehme bei Tavor 0,5 mg und bei Diazepam 5 - 7 Tropfen.

Ist das schädlich auf Dauer? Aber wenn es einem sonst so schlecht geht und man sich rumschleppt ist es für den Körper doch auch belastend.

Habe auch das Problem, dass ich alles überlaut höre. Meine Therapeutin, bei der ich gerade bin sagt, das wäre bei Traumapatienten oft der Fall. Dadurch bin ich eben nachts schnell wach, da sich im Haus immer was tut. Ohropax kann ich nicht immer vertragen.

Haben Sie vielleicht einen Tipp für was pflanzliches als Alternative? Meine Therapeutin will nun evtl. Tabletten einsetzen, wegen meines zurzeit schlechten Zustandes und das will ich vermeiden. Bin zeitweise aber ziemlich am Ende, denn nur 2 - 3 Stunden Schlaf gehen an die Substanz.

Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu viel geschrieben.

Würde mich über einen Rat von Ihnen freuen.

Dankeschön.

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17.01.2010, 10:38 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Interessent dieses Forums,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage, natürlich können Sie immer ausführlich berichten, je genauer kann ich mir ein Bild machen von Ihnnen.

Um den ersten Teil Ihrer Frage zu beantworten, Tavor und Diazepam stammen aus der gleichen Medikamentengruppe der Benzodiazepine, und sind meiner Meinunung und Erfahrung nach nicht als Dauertherpie einzusetzten, denn sie können psychisch und auch körperlich abhängig machen. Die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen.Sie wirken zwar angstlösend, beruhigend und auch Muskel entspannend und sicher zunächst auch schlafanstoßend.
Doch sie stellen nie einen gesunden Schlaf und eine normale Schlafqualität her. Sie sind eigentlich den Notfällen vorbehalten.

Bei Ihnen scheint sich aber die Einschlaf-bzw. Durchschlafstörung zu einem chronisches Problem entwickelt zu haben und da sollte man Ihnen eine fortlaufende Therapie anbieten, die dann hoffentlich den Teufelskreis durchbricht und auch die Ursache für die Symptome aufdeckt.

Dass Sie alles hören nachts und das kleinste Geräusch Ihren Schlaf stört, hängt doch damit zusammen, dass die Schlafqualität und Schlaftiefe nicht stimmt.

Richtig ist, dass 2-3h Schlaf für keinen Menschen auf Dauer ein Zustand ist, jedoch ist meiner Meinung nach keine Lösung, punktuell Benzodiazepine einzusetzten.

Schlafmangel bedeutet Stress für den Körper und Unruhe, Muskelverspannung kommen dann von alleine.

Was möchte Ihre Therapeutin denn für Medikamente einsetzen?Es können ja durchaus gute Präparate sein!

Pflanzlich können Sie es versuchen z.B. mit Präparaten, die Baldrian, Johanniskraut, Melisse Hopfen enthalten.
Ich fürchte nur, dass diese zu schwach sind in dem fortgeschrittenen Stadium.

Sie können auch versuchen, die Vorstufen unseres Schlafhormons Melatonin zu nehmen, z.B. 5 HTP 200 mg abends oder die Aminosäure Tryptophan 800 mg mit B6 und Magnesium zusammen ( z.B. ratiopharm oder die Firma Kyberg vital) Dort sind die Dinge als sogenannte Nahurngsergänzung zu beziehen)
So wird Serotonin gebildet, eine Vorstufe von Melatonin.
Und generell wichtig wäre eine sehr gute Vitalstoffversorgung für Sie.

Sprechen Sie doch mal mit Ihrer Therapeutin, ob man bei Ihnen mal den Serotonin und Melatonin Spiegel bestimmen kann, bei vielen Patienten finde ich sehr niedrige Spiegel und sie können dann nicht schlafen können. Füllt man diese Defizite mit den Vorstufen auf, wie eben beschrieben, kommt die richtige Schlafqualität wieder.

Es gibt aber auch als letzte Möglichkeit inzwischen sehr gute Antidepressiva, die man durchaus für Schlafstörungen einsetzt, und für die keine Abhängigkeit beschrieben wird und die man, wenn es einem wieder gut geht, durchaus wieder ausschleichen und dann absetzten kann. Dazu gehören beispielswweise Noradrenalin Serotonin Wiederaufnahmehemmer wie Citalopram oder Duloxetin oder auch das Agomelatin, dass direkt am Melatoninrezepter ansetzt.

Ich würde an Ihrer Stelle, wenn Sie noch Kraft haben, die Aminosäure versuchen, wenn das nicht geht, dann doch ein Antidepressivum versuchen in Absprache mit den ärztlichen Kollegen. Nur bitte nicht beides zusammen nehmen, das ist kontraindiziert.

Hoffe, ich konnte Ihnen Ihre Fragen beantworten und ein paar Tipps geben, wie Sie vorgehen könnten, um bald wieder zu einem erholsamen zurück zu kehren.

Alles Gute und gute Besserung

Dr. B. Els aus München

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18.01.2010, 06:18 Uhr
Antwort

Hallo Fr. Dr. Els,
so schnelle und so ausführliche Antwort und Infos von Ihnen. Das finde ich ja wirklich toll!

Ja, ich weiß auch, dass Tavor und Diazepam keine Dauerlösung sind, nehme sie ja auch nicht regelmäßig, sondern nur, wenn gar nichts mehr geht.

Mit Antideressiva habe ich eben schlechte Erfahrung. Bei mir wurde, auch wegen der Schmerzen, versucht: Amitriptilyn, Melperon, Opipramol, Trimipramin und auch das Citalopram. Nebenwirkungen waren Gewichtszunahme, Krämpfe, Übelkeit, Schwindel, verstopfte Nase, Mundtrockenheit, hoher Blutdruck, Kopfschmerzen, die ich ja auch ohne schon habe. 2 Wochen war das längste, was ich durchgehalten habe. Aber wenn es einen schon nicht gut geht, hat man nicht mehr die Kraft auch noch gegen Nebenwirkungen anzukämpfen. Und ich glaube nicht mehr dran, dass es in dieser Richtung was gibt, das mir noch helfen kann. Aber vielleicht liege ich da auch falsch, oder?

Baldrian habe ich schon mal versucht, mit ganz unterschiedlicher Wirkung. Vielleicht zu wenig genommen? Wie hoch sollte denn da die Dosis sein? Über 300 mg. gibt es ja wohl keine.

Gibt es denn so Kombipräparate, wo Baldrian, Johanniskraut, Melisse und Hopfen enthalten sind? Das wäre ja besser, als alles einzeln zu nehmen.

Das 5 HTP ist wohl ja dann was Natürliches, wie auch das Tryptophan? Das wäre ja dann ein Versuch wert. Bekommt man doch bestimmt auch in Apotheke, denn an Internetbestellungen traue ich mich nicht so recht ran.

Danke nochmal für Ihre Bemühungen.
Herzliche Grüße

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25.01.2010, 11:32 Uhr
Antwort

Hallo Frau Dr. Els,

vielleicht haben Sie mein obiges Schreiben vom 18.1. ja übersehen oder es ist nicht bei Ihnen angekommen. Wenn ja, schicke ich es Ihnen nochmal. Hatte da noch einige Fragen gehabt.
Danke für Ihre Zeit.
Viele Grüße

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26.01.2010, 04:56 Uhr
Antwort

Hallo,

da muss irgendwie ein technisches Problem aufgetreten sein, ich erinnere mich sehr wohl an Ihren Text und habe auch etwas dazu geschrieben.

Ich werde mich mit der Leitung dieses Forums in Verbindung setzten, sollte meine Antwort nicht auftauchen, werde ich Ihnen nochmals antworten, bitte aber um ein klein wenig Geduld.

Viele Grüsse, Dr. Els

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26.01.2010, 05:12 Uhr
Antwort

Guten Abend,

möchte Ihne nochmal ein paar Dinge schreiben zu Ihren Fragen:

Wie schon im ersten Bericht erwähnt, es gibt sehr gute und moderne Antidepressiva, die nicht die üblichen NW haben. Oft ist die Verträglichkeit aber auch sehr individuell.

Pflanzlich kann man ansetzen, es gibt sehr wohl Kombinationspräparate, einfach mal in der Apotheke nachfragen.
Hevert, Pascoe, Präventa Pharma wären beispeilsweise Adressen, wo Sie sich infomieren könnten oder über die örtliche Apotheke.

Ich würde aber eher, wenn Sie schon so viele Medikamente versucht haben, den Weg wählen, wie ich schon beschrieben hatte.

Serotonin, Melatonin, Tryptophan im Blut untersuchen lassen und auch mal ein Hormonprofil erstellen lassen, auch kann sich mal ein Vitaminmangel dahiner verbergen, allem voran Vit.D3.
Dieses bestimmen zu lassen und dann entsprechend zu substituieren , ist ein Versuch wert und die natürliche Form, dem Körper zu helfen.
Solche Präparate gibt es in den Apotheken oder über das Internet, man kann das bei Google eingeben und dann kann man schon erkennen, ob das eine seriöse FIrma ist. Ich würde darauf achten, dass es aus Deutschland geliefert wird.
( hier als Beispiel: Ratiopharm, Pure encapsulation oder Kyberg vital als Auswahl)
Und eine Ursachenforschung ist eben auch wichtig.

Hoffe, ich konnte Ihnen so weiterhelfen,
ansonsten können Sie sich auch gerne mit meiner Praxis in Verbindung setzten.

Gute Besserung, Dr. Els

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27.01.2010, 05:01 Uhr
Antwort

Hallo Fr. Dr. Els,
Ihre Antwort ist nun angekommen. Danke noch mal für Ihre Mühe und die vielen Anregungen. Da werde ich mal anfangen und hoffentlich einen Weg finden.

Alles Gute für Sie.

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