Sehr geehrter Herr Dr. Blessing,
da ich immer wieder Entzündungen der Harnröhre habe und einfach keine Antibiotika mehr nehmen will und kann, möchte ich gern mit Cranberry Präparaten etwas zur Vorbeugung tun. Diese sind aber recht teuer und ich weiß nicht ob sie wirklich etwas taugen. Halten Sie Cranberry Kapseln für hilfreich wenn man sie über eine Kur von zwei oder drei Monaten anwendet? Welche Präparate können Sie empfehlen? Ich habe die Billigvariante von Rossmann gesehen, Cranberola, was ziemlich teuer ist oder Cranberry Kapseln 400mg von AVITALE. Ich habe alle drei daheim und denke daran sie nach und nach anzuwenden, würde aber gern wissen welches der Präparate Sie für am besten geeignet halten.
Kann ich sonst noch etwas tun um den ständigen infektionen vorzubeugen? Die gängige Hygieneregeln beachte ich, ich gehe nach dem Sex zur Toilette, wir verhüten mit Kondom, beim Frauenarzt war ich auch, da ist alles in Ordnung mit der Flora und es liegen auch keine Infektionen vor.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Cranberry
Kategorie: Infektionen » Expertenrat Blasenentzündung/Inkontinenz | Expertenfrage
Antwort
Als Ergänzung: ich habe immer wieder Dramkeime (meist e-Coli, abe rauch andere). Ich trinke 3-4 Liter Wasser, Tee und Saft jeden Tag und ich weiß wirklich nicht mehr was ich noch machen soll. Im urin sind nie Bakterien, immer nur in der Harnröhre, was dann per Abstrich festgestellt wird. Ich habe eigentlich immer Beschwerden, aber manchmal sind sie recht wenig und ich habe mich wohl auch schon leider etwas daran gewöhnt, würde es aber gern loswerden, schließlich möchten wir uns bald an die Familienplanung wagen, bevor ich das Problem nicht in den Griff bekommen habe, möchte ich aber nicht schwanger werden.
Antwort von Experte-Blessing
Sehr geehrte Dame!
Danke für Ihre Anfrage. Ich werde Ihre Fragen am besten der Reihe nach beantworten:
1. Welches Cranberry-Präparat?
Cranberry Präparate sind sehr oft unterdosiert, ich verordne in der Regel Cranberola, was leider das teuerste ist. Meine Empfehlung, wenn Sie das vertragen: Täglich 100ml eines Cranberry-Saftes, möglichst Muttersaft, das ist allerdings auch nicht gerade billig. Damit haben wir aber halt auch nachweisbare Ergebnisse erzielt. Durch die hoeh Fruchtsäure haben aber viele Menschen Probleme mit dem Saft auf Dauer im Magen.
2. Ihre Gesamtsituation:
Infektionen in der Blase oder Scheide sind fast ausschließlich von den eigenen Darmkeimen. Wenn das immer wieder auftritte, dann stimmt etwas mit Ihrem Immunsystem der Schleimhäute nicht. Aus dem Genitalbereich bekommen Sie die Darmkeime nie weg. Aber Ihr Schleimhaut-Immunsystem ist in der Lage, eine Infektion mit den Keimen zu verhindern. Tut es das nicht, ist es meistens gestört. Oder aber Ihre beschwerden, die ich gerne noch erfahren hätte, haben eine andere Ursache: z.B. Chlamydien, die Sie mit normalen Abstrichen nicht erfassen können.
Vielleicht könnten Sie mir noch Ihre Beschwerden mitteilen, dann gibt es ein vollständigeres Bild für mich.
Grundsätzlich gebe ich Ihnen aber recht, dass die ständige Antibiotikaeinnahme nichts bringt.
Vorest einmal alles Gute und einen schönen Tag.
Ich erwarte Ihre Antwort.
Freundliche Grüße
Michael Blessing
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Blessing,
vielen Dank für Ihre Antwort. Meine Beschwerden sind wie folgt:
ich habe nach dem Wasserlassen meist ein Ziehen in der Harnröhre, das mit der Zeit schwächer wird und dann eben nach jedem Toiletten gang wieder auftritt. Es tut nicht sehr weh, ist aber eben sehr unangenehm und ich merke immer, dass etwas nicht stimmt. Ich habe seit fast 2 jahren den gleichen partner und wir verhüten mit Pille und Kondom. Auf Chlamydien habe ich mich mehrmals testen lassen, sowohl per Harnröhren-, als auch per Gebärmutterhalsabstrich und ebenfalls im Blut, alles negativ, mit Chlamydien hatte ich noch nie Kontakt. Alles begann eigentlich nach einer Gebärmutterhalsentzündung im vergangenen Jahr, das mit sehr vielen Antibiotika behandelt werden musste. Seitdem bekomme ich die probleme nicht mehr in den Griff. Darm- und Scheidenflora haben sich mittlerweile wieder regeneriert, zumindest hatte ich damit keine Probleme mehr in den letzten Monaten (keine Pilz- oder bakterielle Infektionen). Aber in der Harnröhre werden eben immer Keime gefunden, in der Blase interessanter Weise allerdings nie, auch nicht wenn man eine Kultur anlegt.
Ich bin ratlos und mein behandelnder Arzt schlägt Langzeittherapie mit Antibiotika oder eine Impfung mit Uro-Vaxom vor. Uro-Vaxom habe ich schon daheim, aber ich kann damit ja nicht beginnen, solange ich immer wieder Beschwerden habe. Außerdem ist es ja nur gegen e-Coli, nicht gegen andere Keime. Ach ja, gefunden werden bei mir immer e-Coli, Enterokokken oder Staphylokokken, also alles Keime die eben da sind und gegen die man nichts machen kann.
Ich musste zwar jetzt ein Antibiotikum nehmen, aber etwa 7 Monate davor nicht weswegen ich eigentlich gedacht hätte, dass sich meine Probleme lösen und sich die Schleimhaut wieder regenerieren würde. Ich wende regelmäßig, ja fast dauerhaft Vagiflor Zäpfchen an und auch Vagifem mit Östrogen zum Aufbau der Schleimhäute. Das hilft auch immer kurzzeutig, ist aber leider keine Dauerlösung.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Antwort von Experte-Blessing
Sehr geehrte Dame!
Danke für Ihre ausführliche Schilderung. Es gibt eigentlich 3 Problemkeime, die Ihre beschwerden auslösen können: Chlamydien, Ureaplasmen udn Mykoplasmen. Alle 3 Keime müssen mittels einer sogenannten PCR-Technik im Labor detektiert werden, alles andere ist Roulette. Bei der Harnröhre und der Blase wird normalerweise Morgenerin, der Erststrahlurin dafür genommen. Wenn das die Kollegen gemacht haben, haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wirklich keine Chlamydien oder ähnliches. Wenn nicht, würde ich das eigentlich mit den oben genannten Techniken ehrlich gesagt nochmals auschließen.
Ich frage mich ehrlich, ob ein E.coli in der Harnröhre Ihre Beschwerden auslösen kann. Die Therapie der Vagina mit Vagifem und Vagiflor ist ok, haben Sie das mit dem Darm auch gemacht?
Urovaxom ist sicher ein mgl. Mittel, aber es ist nicht individuell. Was ich Ihnen noch raten kann, ist eine spezielle Untersuchung des Beckenbodens auf Dysbalancen und ggf. eine sogenannte Autovaccine, etwas ähnliches wie Urovaxom, aber individuell hergestellt.
Sollten Sie in der Nähe sein, dürfen Sie gerne in der Sprechstunde vorsprechen.
Freundliche Grüße
Michael Blessing
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Blessing,
Chlamydien wurden getestet per Harnröhrenabstrich (PCR) und Gebärmutterhalsabstrich (PCR) und ebenfalls per Antikörper Untersuchung im Blut. Ist das ausreichend?
Ureaplasmen wurden bei mir per Harnröhrenabstrich nachgewiesen und jetzt behandelt (ich weiß nicht ob es PCR war, ich glaube aber nicht). Ich habe bereits bei drei Urologen gefragt, ob sie die drei Problemkeime im Urin per PCR testen würden, aber alle haben abgelehnt und gesagt das wäre nicht notwendig, ich habe sogar gesagt ich würde es selbst bezahlen, aber darauf geht niemand ein. Ihre Praxis ist leider viel zu weit weg. Ich bin also ziemlich ratlos.
Waren die Testungen auf Chlamydien ausreichend? Ich würde mein Glück noch einmal mit einem neuen urologen in der Stadt versuchen, vieleicht wird er ja darauf eingehen.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Hilfe!
Antwort von Experte-Blessing
Sehr geehrte Dame!
Wenn ureaplsamen nachgewiesen wurden und dann auch behandelt, ist im Nachhinein die Bestimmungsmethode egal. Die bisherigen Methoden haben leider sehr oft einen negativen Befund gezeigt und dann waren doch Keime vorhanden. Bei der PCR ist dies weitaus seltener der Fall.
Wenn die Chlamydien PCR negativ war, dann haben SIe auch mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Chlamydien.
Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Freundliche Grüße
Michael Blessing
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Blessing,
ich habe die Ureaplasmen ja jetzt behandelt und die Beschwerden sind auch besser geworden. Ich spüre jetzt im Moment nur noch etwas, wenn ich zur Toilette gehe ohne wirklich zu müssen. Wenn nur wenig Urin kommt, brennt es im Nachhinein noch immer, bei einem normalen Toilettengang ist das aber nicht der Fall. Ich suche gerade nach einer neuen Pille und habe mehrmals umstellen müssen, da ich Endometriose habe. Leider habe ich davon auch Nebenwirkungen (trockene Scheide). Ich nehme dafür Vagifem ein. Können die Beschwerden auch mit einem Östrogenmangel zusammenhängen? Ich bin allerdings erst 24. Kann man denn in dem Alter schon einen Östrogenmangel haben?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Antwort von Experte-Blessing
Sehr geehrte Dame!
Warum gehen Sie zur Toilette, wenn Sie nicht müssen? Bei wenig Urin, vor allem, wenn er etwas konzentrierter ist, ist ein Brennen im Nachgang normal. GehenSie wirklich nur zum Wasser lassen, wenn Sie auch müssen.
Bezüglich eines Östrogenmangels bei Endometriose empfehle ich Ihnen einmal ein Gespräch mit Ihrem Gynäkologen. Möglicherweise ist die trockene Scheide ein Effekt der Pille.
Freundliche Grüße
Michael Blessing