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Wiederkehrende Beschwerden Blase/Harnröhre

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

01.08.2024 | 10:54 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

seit April habe ich ständig wiederkehrende Probleme mit der Blase. Ich bin 45 Jahre alt und habe immer noch einen relativ regelmäßigen Zyklus. Ende April bekam ich nach meiner Periode eine Blasenentzündung, die ich auf die Verwendung von Periodenslips schob. Nachdem die Beschwerden, wie Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen in der Blasengegend und Harndrang, vier Tage lang ohne große Besserung bestanden, suchte ich meine Gynäkologin auf. Im Urin konnte sie mit Teststäbchen nur minimale Entzündungsmarker nachweisen. Sie verschrieb mir widerwillig Fosfomycin. Innerhalb einer Woche besserten sich meine Beschwerden daraufhin und ich war bis Anfang Juni beschwerdefrei. Die Gynäkologin konnte keine gynäkoloischen Ursachen finden, keine Scheideninfektion, keine Pilze und auch keine Atrophie.

Kurz vor meiner Periode ging es Anfang Juni wieder los. Ich versuchte selbst mit verschiedenen Mitteln gegen die Beschwerden anzugehen, aber es wurde nur schlimmer. Ich fühlte mich zudem schlapp und mir war oft übel. Also suchte ich meinen Hausarzt auf. Er konnte im Urin keine Entzündung nachweisen, obwohl ich dauernd Harndrang und ein Brennen nach dem Wasserlassen verspürte. Insbesondere nachts konnte ich aufgrund des Brennens und Hitzegefühls in Bereich der Harnröhre kaum schlafen. Außerdem wurde mein Urin trübe, roch komisch und es zeigten sich viele kleine weiße Flocken. Daraufhin verschrieb mir mein Hausarzt erneut ein AB, das ich über mehrere Tage nehmen musste. Die Wirkung stellte sich nicht sofort ein, aber nach ein paar Tagen war ich für ca. zwei Wochen beschwerdefrei.

Erneut nach meiner Periode startete eine weitere Welle. Es stellte sich wieder starker Harndrang ein und nach dem Wasserlassen verspürte ich für 30-60 Minuten ein starkes Brennen. Also suchte ich einen Urologen auf. Der Urologe konnte im Urin keinen Hinweis auf eine Infektion finden. Er schickte den Urin ein, um ihn auf (für mich) absonderliche Keime wie Chlamydia tachomatis, Neisseria gonorrhoeae, Mycoplasma genitalium, Ureaplasma parvum, Herpes simplex, etc. untersuchen zu lassen. Alles negativ. Daraufhin wurde eine Blasenspiegelung durchgeführt. Ausgeschlossen wurde damit: Harnwegsinfekt, sexuell übertragbare Erkrankung, Blasentumor. Er sah bei der Spiegelung, dass die Blasenschleimhaut gereizt war. Details nannte er nicht. Sein Verdacht: Östrogenmangel. Therapie: eine Estriolcreme, die ich auf den Harnröhrenausgang gebe und Solifenacin gegen den Harndrang. 

Seit der Blasenspiegelung wurde es wieder sehr schlimm bzgl. Harndrang und Brennen. Die Estriolcreme habe ich zwei Wochen lang wie vorgegeben täglich verwendet. Daraufhin bekam ich in der gesamten Vulva ein Wärmegefühl und Brennen. Eine Besserung ist bisher nicht eingetreten. Der Urologe empfahl nun doch noch einmal Fosfomycin. Es scheint auch wieder anzuschlagen (habe es gestern genommen).

Nun meine Fragen; meine Gynäkologin zweifelt an einem Östrogenmangel als Ursache, da in der Vulva und Scheide keine Anzeichen einer Atrophie zu erkennen sind. Kann dennoch in der Blase schon so ein großes Problem durch Östrogenmangel entstanden sein? 

Wie kommt es, dass Antibiotika helfen, obwohl angeblich keine Infektion vorliegt? Ich bat den Urologen eine Kultur anzulegen und auf Pilze oder "normale Bakterien" wie E. Coli zu testen. Da der Urinstick nichts anzeigte, wäre das "nicht erfolgversprechend" wurde mir gesagt. Es erfolgte auch kein Abstrich der Harnröhre. Ist das ein übliches Vorgehen? Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass evtl. ein Pilz die Ursache für meine Beschwerden ist. Mein Hausarzt meinte jedoch auch, dass ein Pilz in Blase und Harnröhre total ungewöhnlich wäre und praktisch nie vorkommt. 

Wie könnte ich weiter vorgehen, um meinem Problem ein Ende zu setzen? Ich bin langsam wirklich verzweifelt.

Ich bin dankbar für jeden Tipp. 

Herzliche Grüße
Lu

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Expertin-Grüne
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01.08.2024, 12:30 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Lu,

zur Absicherung wäre eine Urinkultur hilfreich, wenn die Beschwerden das nächst Mal auftreten. Ihre Beschwerden klingen schon sehr nach einem infektiösen Geschehen. Zunehmend haben wir es mit antibiotikaresistenten Keimen zu tun, die schlecht auf eine Behandlung ansprechen. Daher wäre auch eine Resistenzbestimmung wichtig. Sofern Sie in der letzten Zeit neue Sexualpartner hatten, sollte man auch an eine Chlamydien- oder Gonorrhoeinfektion denken. Tests können bei Frauenärzten, Ärzten für Haut- und Geschlechtskrankheiten Urologen oder z.B. Gesundheitsämtern gemacht werden.

Bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen haben Verhaltensänderungen eine große Wirkung. Dazu gehört es, täglich regemäßig mehr als 1,5 Liter Flüssigkeit zu trinken. Es ist sinnvoll, konsequent nach dem Verkehr zur Toilette zu gehen. Die Reinigung des Intimbereichs sollte ausschließlich von vorn nach hinten erfolgen, um eine Eintragung von Bakterien zu vermeiden.
Zudem sollte eine zu dünne Unterbekleidung in Kombination mit Nässe und kalten Sitzflächen vermieden werden. Cranberry-Produkte können einen   positiven Effekt haben ebenso wie oral eingenommene D-Mannose.

Estriol spielt eine große Rolle bei Frauen nach der Menopause, bei noch sehr regelmäßigen Zyklen wie in Ihrem Fall eher nicht.

viele Grüße
Dr. Grüne

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01.08.2024, 12:53 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort und die Tipps. Auf Geschlechtskrankheiten wurde getestet: Chlamydien- oder Gonorrhoeinfektion liegt nicht vor. Ich habe auch keine wechselnden Partner, da ich schon lange glücklich verheiratet bin.

Ich vermute ebenfalls Bakterien oder Pilze, die sich nicht über Urinsticks nachweisen lassen. Leider weigert sich mein Urologe eine Kultur anzulegen oder einen Abstrich aus der Harnröhre zu nehmen. Können Sie sich hierfür Gründe vorstellen? Er setzt alle Hoffnung auf die Estriolcreme.

Hinzu kommt, dass man nicht einfach einen Termin bei einem anderen Urologen bekommt. Es ist zum Verzweifeln. 

Viele Grüße
Lu

Expertin-Grüne
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01.08.2024, 18:09 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Lu,

wenden Sie sich noch mal an den Hausarzt, wenn die Beschwerden erneut auftreten - er kann auch eine Urinkultur einschicken.
Wenn Ihr Arzt das nicht für erforderlich hält, Sie diese Information aber gern haben möchten, können Sie die Untersuchung ggf. auch gegen Rechng erbitten.

viele Grüße
Dr. Grüne

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