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Wechsel von Pflaster auf Gel

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

27.09.2010 | 04:12 Uhr

Hallo Doc.
Ich habe ihren Austausch mit Melly im internet gefunden und es hat mich beeindruckt, mit wie viel Geduld sie Melly alle ihre Fragen beantwortet haben. Sowas brauch ich auch.
Ich bin 49 J. alt, 161 cm, 62 kg, Gärtnerin.
Seid Anfang Juli sind meine Hormonwerte drastisch in den Keller gegangen.
Meine Beschwerden, sehr starkes Schwitzen, heftige Unruhen, Panik und nächtliches Herzrasen, waren so stark, dass ich nicht mehr arbeiten konnte.
Nach langem Zögern und mit vielen Bedenken habe ich vor 5 Wochen mit dem Pflaster, Fem 7 conti begonnen.
Meine Beschwerden wurden vom ersten Tag an besser und verschwanden fast ganz.
Leider habe ich eine PflasterAllergie und muss eine Alternatieve finden.
Das Theater begann beim Testen des Pflasters Estragest TTS.
Wieder Herzrasen und Panik..
Bin nun seid letzter Woche Mittwoch beim Gel Estreva 0,1%. kombiniert mit Utrogest.
Ich bin mir mit der Dosierung sehr unsicher. Nehme 2 -3 Hübe, aber ich leide weiter an Unruhe, Schwindel und nachts Schwitzen und
Schlaflosigkeit. Das Utrogest habe ich Samstag das Erste mal genommen, obwohl meine FA es erst am 10 ten Tag verordnet hat.
Meine große Frage ist, warum beim Pflaster alles so herrlich einfach war, mit schneller sicherer Wirkung und beim Gel der Erfolg nur mäßig. Mache ich etwas falsch oder bin ich zu ungeduldig?

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27.09.2010, 08:47 Uhr
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Hallo,
zunächst einmal hat ein Hormonpflasetr mit einem normalen Wundpflaster nichts, aber auch wirklich garnichts gemeinsam (außer, dass es auf die Haut geklebt wird), es wird also auch bei einer Pflasterallergie gut vertragen, sollte aber beim Pflasterwerchsel nicht auf die gleiche Stelle geklebt werden.
Drer Untersxchied Ihrer jetzigen Therapie ist ganz einfach: das FEM 7 conti enthält in jedem Pflaster die gleiche Mischung aus Östrogen und einem Gelbkörperhormon, während Sie jetzt mit Gynokadin und Utrogest eine zweiphasige Therapie machen, in der das Gelbkörperhormon nur in der zweiten Zyklusphase eingenommen wird.
Diese zweiphasige Therapie ist nur dann richtig, wenn noch ein Zyklus vorhanden ist.
Warum wurde vom FEM7 conti auf das ebenfalls kontinuierliche ESTRAGEST gewechselt (das ein ganz anders Gestagen enthält als das FEM 7).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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27.09.2010, 09:43 Uhr
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Hallo Doc.
Ich habe tatsächlich auf das Fem 7 eine Allergie. Nach spätestens 2 Tagen entstanden dicke juckende Pusteln. Meine FA dachte, dass ich eventuell ein anderes Pflaster besser vertrage. Daher das zweite Pflaster. Ich habe gesehen, dass es ein anderes Gestragen hatte. Ist das von Bedeutung?
Im Grunde wollte ich sowieso am liebsten diese Kombination, die ich jetzt nehme, da ich nach vielen Recherchen zu dem Eindruck gekommen bin, dass diese die Risiko ärmste HT ist.
Nun scheint es ja ein wenig Umstellung zu sein, denn mir geht es nicht so gut, wie bei Benutzung des Pflasters.Immer noch Unruhen. Im Moment nehme ich abends hin und wieder ein Beruhigungsmittel, damit ich schlafen kann.
Aber das Progesteron scheint mir gut zu tun. Es beruhigt.
Kann man das Utrogest nicht durchgängig nehmen? Beim Pflaster nimmt man doch auch beide Hormone durchgehend.
Gruß Gina

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27.09.2010, 10:38 Uhr
Antwort

Hallo Gina,
ok, diese Reaktion gibt es; aber es handelt sich dabei nicht um die übliche Pflaster-Allergie!!
Die Kombination aus natürlichem Östrogen und natürlichem Progesteron ist heutzutage die modernste und (wie Sie richtig annehmen) risikoärmste HT.
Leider wissen nur wenige Frauenärzte, dass es natürliches Progesteron auch als Creme gibt (die allerdings angerichtet werden muss). Dass es eine transdermale Progesteron-Therapie gibt, weiß aber jeder FA: das Progesto-Gel ist ein 1%iges Gel aus natürlichem Progesteron und wird zur Behandlung der prämenstruellen Mastodynie (=Brustschmerzen) eingesetzt.
Mit diesem handelsüblichen Gel könnten Sie ganz gut austesten, ob Sie das Hormon über die Haut gut aufnehmen und ob es Ihre Beschwerden lindern würde (allerdings kommen Sie mit einer 100 Gramm-Tube dieses 1%igen Gels nicht allzu weit, denn Sie sollten schon 60 mg PG pro tag anwenden (das wären dann 6 Gramm Gel).
...
Ob Sie UTROGEST durchnehmen können, hängt doch von Ihrem Zyklus ab: wenn Sie die monophasischen Kombipflaster verordnet bekommen haben, bedeutet das doch, dass Sie keinen Zyklus mehr haben, also können Sie auch UTROGEST durchnehmen, da eine zyklische Therapie nur bei Frauen gemacht wird, die noch eine Regelblutung haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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28.09.2010, 10:22 Uhr
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Hallo Doc und besten Dank für die ausführlichen Antworten.
Ist eine Progesteron Creme denn den Kapseln vorzuziehen?
Ich habe von einer 3 % creme gehört, die eine Apotheke in München anrührt und es soll wohl auch schon eine 10 % angerührt geben.
Das Progesteron in Kapseln soll doch aber, wie ich gelesen habe, dem Schlaf gut tun. Ist das so?
Noch eine Frage zu der allgemeinen Gel Anwendung.
Ich habe vor heute nachmittag ins Solebad zu gehen.
Ist das Gel wasserfest, bzw schon in die Haut fest eingezogen oder löst das Salzwasser das Depot auf? Bzw. wie lange sollte man nach dem cremen nicht baden?
Gruß Gina

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29.09.2010, 03:22 Uhr
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Hallo Gina,
in 1 Gramm einer 3%igen Creme sind 30 mg PG drin (also etwa 1/3 einer Utrogest-Kapsel, die enthält 100 mg).
Bei einer 1%igen Creme müsste man 3 Gramm Creme verwenden, um die gleiche Menge PG wie bei 1 Gramm der 3%igen Creme anzuwenden.
Wieviel PG eine Frau transdermal benötigt, ist nicht vorher zu sagen. Ich bin selber oft überrascht, wenn mir Frauen hier berichten, dass sie vorher 2 Kapseln UTROGEST verwendet haben und dann mit jeweils morgens und abends 1 Gramm einer 1%igen Creme auskommen.
Der ausgeprägte Effekt von Progesteron auf Durchschlafstörungen ist nur bei oraler Therapieganz besonders deutlich, hängt aber möglicherweise nicht mit dem PG direkt zusammen, sondern mit den Abbauprodukten, die bei der ersten Leber-Passage (first-pass-effect) entstehen.
Sowohl die Crreme als auch das Progestogel ziehen rasch (max. 10 Minuten) in die Haut ein. Sie können also beruhigt in das wohltuende Solebad einsteigen!
Ihr
TomDoc

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29.09.2010, 03:54 Uhr
Antwort

Besten dank für die Auskunft.
Denken sie dass es besser ist Progesteron zu cremen als es zu schlucken? Sind beim oralen Gebrauch mehr Nebenwirkungen zu erwarten? Was empfehlen sie?
Ich denke dass ich in der Umstellungsphase auf jeden Fall bei den Kapseln bleibe, um nicht noch mehr Durcheinander zu erzeugen, aber für später mal, würde ich drüber nachdenken.
noch eine Frage zur ganzen Therapie.
Ich nehme jetzt 2 Hübe 0,5 mg Ösrogen und 2 Kapseln Progesteron.
Würden sie das als angemessene Dosierung bezeichnen, oder sind 2 Hübe zuviel?
Und noch eine Frage. Ich bin seid der Umstellung vermehrt gereizt und griffig, was mein Partner und meine Angestellten nicht so toll finden. Hat das was mit der Umstellung oder den Hormonen zu tun?
Im Moment leide ich auch noch unter abendlichen Unruhen und Schlafstörungen, allerdings tagsüber fühle ich mich deutlich besser und endlich wieder fröhlich.
Gruß Gina

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30.09.2010, 12:38 Uhr
Antwort

Hallo Gina,
es ist schwierig darauf zu antworten.
Ich kenne Frauen, die erst mit dem Wechsel von der Creme auf die orale Progesteron-Variante zurechtkamen. Ich kenne andere, da war es umgekehrt.
Meine eigene Frau kommt mit natürlichem PG überhaupt nicht klar, dafür aber mit einem synthetischen Gestagen, mit dem andere Probleme erst richtig bekommen.
Auch die Dosierung ist nicht sicher und standardmäßig festzusetzen, da zwar alle Menschen gleich, aber nicht die selben sind!
Auch in den mittlerweile zahlreichen Büchern zur Hormontherapie klingt immer wieder durch, dass Therapien flexibel und individuell gehandhabt werden sollten.
Dies alles kann ich hier nicht per Internet im Einzelfall beurteilen.
Es ist nur international so, dass sich zur Zeit die Therapie mit natürlichem Östrogen-Gel (2 Hübe) und Progesteron-Kapsel (2 Kapseln) als Standard-Basis-HT durchgesetzt hat.
Jede HT braucht ihre Eingewöhnungszeit (meist 2 bis 3 Monate) und es kann unter der PG-Behandlung sogar anfangs zur Verstärkung der Symptome kommen, da Progesteron zunächst die Östrogenrezeptoren mit stimuliert.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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30.09.2010, 21:11 Uhr
Antwort

hallo Doc, ich denke ich bleibe bei der jetzigen Kombination, da ich mich Tag zu Tag besser fühle. Ich habe sogar gestern ohne Beruhigungsmittel gut geschlafen.
Ihre letzte Ausführung verstehe ich nicht.
Sie schreiben dass das Progesteron anfangs die Syntome verstärken kann, da es die estrogen Rez. stimuliert.
Aber die Wechseljahrsbeschwerden werden doch durch das Estrogen gelindert, da wäre es doch gut, wenn die Rezeptoren stimmuliert werden. Oder verstehe ich da was falsch?
Gruß Gina, die wieder lachen kann.

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30.09.2010, 21:33 Uhr
Antwort

Hallo,
das bezieht sich auf die so oft bestehende Östrogendominanz.
Dadurch, dass natürliches Progesteron die Östrogenrezeptoren sensibilisiert können Zeichen der Östrogendominanz vorübergehend verstärkt werden.
Beispiel: prämenstruelles Brustspannen ist v.a. in den WJ sehr oft ein Zeichen einer Östrogendominanz durch einen Progesteronmangel.
Das PROGESTOGEL ist ein progesteronhaltiges Gel, das gegen diese Beschwerden verschrieben wird (und auch sehr wirksam ist); aber zu Beginn der Therapie können sich die Brustbeschwerden sogar noch etwa verstärken, bis dann nach ein paar Tagen Ruhe eintritt. Das steht übrigens auch im Beipackzettel drin, es wird aber nicht erklärt, warum das so ist - naja, dafür bin ich ja da ;-)
Im übrigen freue ich mich, dass Sie wieder lachen können!
Weiter so!
IUhr
TomDoc

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