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Was bewirkt Gestagen im Gegensatz zu Progesteron?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

12.08.2010 | 03:33 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,

eine Bekannte hat mir erzählt, sie hat ein hochpotentes Gestagenpräprat verschrieben bekommen , damit ihre Schleimhaut abgestossen wird. Sie leidet wie so viele Frauen an einer sehr starken Monatsblutung mit viel Schleimhautbildung.
Ausschabung wurde schon mal durchgeführt- ohne Befund.

Was bewirkt dieses Gestagen im Gegensatz zum Progesteron?
Ist das eine Art der Therapie um eine zu dicke Schleimhaut zu verhindern oder abzubauen? Warum kann dies das natürliche Progesteron nicht oder liege ich da falsch?

Was bewirkt in diesem Zusammenhang die Minipille- diese soll sie im Anschluss nach dem Gestagenpräparat einnehmen?
Welche Hormone wirken in dieser Pille stärker- ich vermute das Gestagen?

Vielen Dank

Liebe Grüße
Lilli

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12.08.2010, 04:04 Uhr
Antwort

Hallo Lilli,
der Unterschied zwischen dem körpereigenen Progesteron und synthetischen Gestagenen liegt tatsächlich in der Potenz:
schon das sich vom natürlichen Progesteron nur durch ein einziges Wasserstoffatom unterscheidende Didrogesteron (als DUPHASTON im Handel) ist etwa 10 mal schleimhautwirksamer als das natürliche Progesteron. Das Norethisteron (ein Testosteronderivat) ist sogar bis zu 20 mal potenter (allerdings kann aus ihm im Organismus mancher Frau wieder relativ leicht Östradiol gebildet werden, was nicht unbedingt wünschenswert ist.
Der zur Zeit aktuellste Unterschied stammt aus den Untersuchungen, die im Zusammenhang mit der Feststellung gemacht wurden, dass unter einer langfristigen kombinierten HT das Brustkrebsrisiko etwas ansteigt: dieser geringe Anstieg wird ausschließlich beobachtet bei der langzeitigen Verwendung synthetischer Gestage, nicht aber bei der Verwendung von Progesteron (oder der alleinigen Anwendung von Östradiol, das aber nur alleine verwendet werden darf, wenn keine Gebärmutter mehr vorhanden ist).
In einer Minipille wird nur synthetisches Gestagen ohne Östrogenzusatz verwendet.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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12.08.2010, 04:06 Uhr
Antwort

sorry, Schreibfehler:
es soll heißen:

.....beobachtet bei der langzeitigen Verwendung synthetischer Gestagene.......

TD

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12.08.2010, 04:35 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Dossler,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Würden Sie dann eher von so einer Therapie abraten bzw. müsste eine Frau dann sehr hohe Dosen von Progesteron zu sich nehmen um in etwas die Wirkung vom Gestagen zu haben?

Sie wäre dann wohl auf der sicheren Seite- mit natürlichem Progesteron. Aber inwieweit die Wirkung die selbe ist- das wird wohl fraglich sein.


Ich gehe davon aus, sobald eine Frau mit den Gestagenen aufhört, hat sie wieder ihre massiven Blutungen?

Wie ist dann die Kombinantion von natürlichem Östrogen und natürlichem Progesteron zu sehen? Ich meine im Bezug auf Krebs.
Kann man sagen, naturidentische Hormone haben allgemein gesehen kein Risiko?

Noch eine Frage: wenn eine Frau die Minipille nimmt- dann kann sie doch troztdem eine Östrogendominanz entwickeln weil ihr das natürliche Progesteron fehlt . Liege ich da richtig?

Müsste dann nicht noch zusätzlich Progestron genommen werden- oder gleicht das Gestagen diesen Mangel aus?

Vielen Dank

Lilli

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12.08.2010, 05:12 Uhr
Antwort

Hallo,
schade, dass Sie die Briefe der letzten Tage nicht mit verfolgt haben, denn es gingen einige Fragen gerade zu diesem Thema hin und her.
Vielleicht machen Sie sich die bescheidene Mühe, hier in den letzten Beiträgen ein wenig zu stöbern.

Sie haben meine Antwort auf Ihre erste Frage (15.33) nicht richtig gelesen; denn ich sprach in Bezug auf das Krebsrisiko von langfristiger kombinierter HT und nicht von im allgemeinen kurzfristiger HT mit einem synthetischen Gestagen.
Bei jungen Frauen, die ja über viele Jahre die Pille einnehmen mit den gleichen synthetischen Gestagenen, wird in der langen Anwendungszeit keine Zunahme von Brustkrebs registriert. Die scheint also eine Besonderheit der WJ zu sein, über deren Kausalzusammenhang noch reichlich spekuliert wird.
Und um die Krebsangst ein wenig einzudämmen:
nach wie vor tragen Übergewicht, Rauchen und erhöhter Alkoholkonsum ein um das Zigfache höheres Risiko für Brust- und andere Krebserkrankungen, als es eine langfristige HT mit synthetischen Gestagen jemals in sich tragen wird.

Ihre Frage nach der Östrogendominanz unter einer Minipillezeigt auch ein offensichtliches Mißverständnis an.
Offensichtlich haben Sie den Begriff Östrogendominanz falsch verstanden und reduzieren ihn auf ein ausschließliches Fehlen des Progesteron.
Auch ein synthetisches Gestagen ist ein Gelbkörperhormon, nur eben kein Progesteron, der hormonell ausgleichende Effekt ist gleich und wird mit wesentlich geringeren Mengen an Gestagenen erreicht, weil Progesteron ein insgesamt schwaches Hormon ist
Nicht das natürliche Progesteron alleine schafft den Balanceausgleich, sondern den schafft auch jedes synthetische Gestagen.
Sonst würden ja auch nicht so viele Frauen mit einer synthetischen HT-Kombination so total happy durchs Leben laufen; denn nicht jede Frau kommt mit der natürlichen Kombination aus Estradiol und Progesteron auch gut klar (meine eigene Frau zum Beispiel nicht).
Daher wäre die zusätzliche Einnahme von natürlichem Progesteron zu einer Minipille gelinde gesagt Quatsch!

Ihr erster Satz Würden Sie dann eher von so einer Therapie [mit synthetischen Gestagenen] abraten? ist wertlos, da es immer auf die Indikation ankommt, weswegen Gestagene verordnet werden.
Und ob ich 600 mg Progesteron oder 20 mg Norethisteron einnehme, sind schon vom Magen und der Leber einfach zu beantworten.
Und, um es nochmal zu sagen, so gut und schön das natürliche Progesteron auch sein mag und sicher ist: es ist nicht das Manna in der Bibel der Hormone!
Am besten laden Sie Ihre Freundin zu einer Tasse Kaffee ein und setzen sich mit ihr vor ihren PC, dann kann sie ihre Fragen auch selber stellen und meine Antworten besser verstehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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12.08.2010, 05:15 Uhr
Antwort

....gerade im board direkt beantwortet
TD

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