Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,
habe mich bereits im Januar unter Anonym und dem Thema Hormontherapie an Sie gewandt. Sie haben mich damals in meinem Wunsch nach einer natürlichen HT bestärkt, um meine wohl Wechseljahres-bedingten Beschwerden (trotz Pillen-Einnahme) in den Griff zu kriegen. Da meine bisherige Gynäkologin anscheinend mehr die synthetischen Hormone bevorzugt, habe ich nun doch den Arzt gewechselt, in der Hoffnung auf mehr Verständnis bezügl. naturident. Hormone. Die neue Gynäkologin fand meine Vorstellungen diesbezüglich vernünftig, wollte aber erst mal einen Hormonstatus machen. Nach 30 Jahren der Einnahme von Valette setzte ich diese Ende März d.J. ab und nahm noch 10 Tage länger keinerlei Hormone ein, um dann einen Bluttest machen zu können. Dieser ergab dann, wie ich heute weiß, dass das E2 zu niedrig (17?) und Progesteron so gut wie nicht vorhanden (kleiner als 0,1) war. Für die genannte Übergangszeit ohne Hormone (in der ich - wie auch in der Pillenpause früher- heftigste Kopfschmerzen und Schwindel hatte) gab mir die Ärztin ein Hormonpflaster (Estradot 25). Da es mir aber mit diesem Pflaster eher immer schlechter als besser ging - v.a. taten mir zusätzlich jetzt extrem die Brüste weh- und weil ich inzwischen schon einige Tage über die Zyklus-Mitte hinaus war, ließ ich mir von meinem Hausarzt ein Progesteron-Gel verschreiben (Progestogel-Gel), das ich dann auch ein paar Tage auf die Brust auftrug (ich denke, dass ich so um 3-4g pro Tag genommen habe, kann aber auch zu viel gewesen sein, weil ich die Dosierung mit dem Spatel evtl. nicht richtig gemacht habe). In der Hoffnung, noch genauere Hormonwerte bekommen zu können, ließ ich zu dieser Zeit auch noch privat einen Speicheltest durchführen, dessen Ergebnis mir jetzt vorliegt und der mich sehr, sehr wundert: er sagt aus, dass mein Progesteron-Wert 5130 pg/ml beträgt! Dies ist der Wert- wie beschrieben- unter dem Progestogel und mit Estradot 25, gemessen am 21. Zyklustag. Daneben waren Östradiol mit 7,9 pg/ml, Testosteron mit 10,3 pg/ml und DHEA mit 181 pg/ml gemessen worden. (Unter dem Prog-Wert steht: Der Wert wurde kontrolliert).
Meine Frage: Wie kann denn so ein extrem hoher Progesteron-Wert entstanden sein? Könnte die evtl. zu hohe Gel-Dosierung schuld sein? Kann ich jetzt überhaupt noch Progesteron einnehmen (nach dem Ergebnis der Blut-Hormonbestimmung habe ich von der Gynäkologin Utrogest 2 Kapseln z. Abend verschrieben bekommen). Außerdem wurde das Östr.-Pflaster durch Gynokadin-Gel (1 Hub) ersetzt.
Ich habe zwar jetzt nicht mehr ständig Kopfschmerzen, aber ich fühle mich oft benommen, meine Glieder tun- v.a. morgens- sehr weh, v.a. die Finger, die auch tagsüber immer komisch kribbeln. Außerdem habe ich nach wie vor Probleme mit der Brust und muss viel öfter als sonst zur Toilette. Bin jetzt ziemlich ratlos, weil ich gerade an das nat. Progesteron so geglaubt hatte (dachte, dass viele meiner Beschwerden auf Prog.-mangel zurückzuführen sein könnten). Ich hoffe, mein eigenmächtiger Speicheltest war kein Fehler (habe der Gyn. nichts davon gesagt).
Bitte entschuldigen Sie, dass ich so ausführlich geschrieben habe, ich wollte nichts vergessen. Ich hoffe, Sie können mir einen Rat geben bzw. eine Erklärung für diese für mich schwer verständlichen Werte.
Herzlichen Dank im voraus-
Kirsten.
Viel zu hoher Progesteronwert!
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo Kirsten,
mit 49 Jahren die Pille abzusetzen, war richtig.
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Und schon am 10.Tag nach dem Absetzen der Pille einen Hormontest zu machen und sogar das Progesteron zu bestimmen, das im Normalfall erst nach dem Eisprung (und der ist meist am 13.Zyklustag) gebildet wird, lässt mich am Kenntnisstand über hormonelle Zusammenhänge doch etwas zweifeln.
Dieser Test bringt außer hohen Kosten garnichts, außerdem hätte die Bestimmung von FSH und LH dazugehört!
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Ob Sie mit 49 Jahren und nach 30 Jahren Pillenanwendung überhaupt noch spontan einen Eisprung haben werden, und dies insbesondere bereits im ersten Zyklus nach dem Absetzen, ist eher unwahrscheinlich.
Ich hätte Ihnen nach dem Absetzen der Pille einen kompletten Monat Pause empfohlen ohne jede Therapie und, um einen eventuellen Eisprung zu erkennen, Sie gebeten, eine Basaltemperaturkurve zu führen.
Zum Speichelhormontest kann ich nur etwas sagen, wenn Sie mir die Normal-/Grenzwerte des Labors mitteilen.
Auch dieser Test ist so kurzfristig nach dem Absetzen einer Pille meines Erachtens viel zu früh und daher verschwendetes Geld.
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Was mir noch nicht klar ist, ist die Hormontherapie, die Sie seit dem Absetzen der Pille gemacht haben:
Haben Sie das Estradot-Pflaster ab dem Ende der Pille angewendet (also auch zur Zeit der ersten Blutabnahme)?
Und haben Sie die UTROGEST bereits angewendet? Wenn ja, ab dem wievielten Tag und haben Sie eventuell das Progestogel zusätzlich angewendet?
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Eine natürliche HT durchzuführen, ist im Prinzip auch meine Idee, wenn eine HT vonnöten ist.
Jedoch hätte ich die Therapie von den eventuellen Beschwerden abhängig gemacht, die frühestens etwa nach 4 Wochen Pause zu beurteilen wären und nicht im unmittelbaren Anschluss an das Ende der Pillen-Ära.
Hormonanalysen werden häufig völlig überbewertet und kosten eine Menge Geld.
Und dann noch etwas:
über Erfolg oder Mißerfolg einer HT kann man nicht bereits nach 4 Wochen urteilen, sondern frühestens nach konsequenter Behandlungszeit von 2 kompletten Monaten.
Sorry, so sehr ich für eine natürliche HT bin - aber von solchen Bastelstückchen, wie bei ihnen durchgeführt, halte ich überhaupt nichts.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo, Herr Dr. Dossler
und vielen Dank für die sehr schnelle Antwort.
Die Referenzwerte des Labors: Östradiol :Follikelphase 0,2-10,4
Ovul.phase 5,8-21,2; Lutealphase 0,8-10,8
Testosteron: 5,0-49,0
Progesteron: Follikelphase: 50-100; Ovul.phase: 100-150; Lutealphase: 100-450
- unter Prog.-substit. oral (100-300mg): 100-500
- unter Prog.substit. mittels Gel od.Creme (10-30 mg): opt. 200-3000
es können z.Teil auch deutlich höhere Werte erreicht werden (8-12h nach Gabe)
DHEA: 130-490
(Die Angaben sind immer in pg/ml )
Das Estradot-Pflaster habe ich nach der Blutabnahme (also ca. ab 9. Zyklustag) als Übergang bekommen, weil die Werte erst nach 2 Wochen zu erwarten waren - lt. Ärztin. Vom 19.-21. Zyklustag nahm ich zusätzlich das Progestogel (v.a. wegen Brustschmerzen). Am 21. Tag machte ich auch den Speicheltest. Vom 22. Zyklustag an verschrieb mir die Gynäkologin Utrogest + Gynokadin. Das Progestogel habe ich ab diesem Zeitpunkt nat. nicht mehr genommen. Utrogest und Prog.-Gel habe ich also nicht zusammen genommen.
Ich hatte das Gel an den 3 Tagen immer gegen Abend auf die Brüste (bzw. einen kl. teil auf den Bauch) geschmiert; am Morgen danach entnahm ich den Speichel. Hätte es da nicht wenigstens schon etwas abgebaut sein müssen? Hat so ein hoher Wert gesundheitliche Konsequenzen?
Ich merke beim Schreiben selbst, dass das alles das reinste Chaos ist. Deshalb verstehe ich Ihre Bemerkung, dass Sie von solchen Bastelstückchen nichts halten. Nun kann ich aber nicht wieder zurück. Ich denke auch, dass die Pille nicht mehr das Richtige für mich war, aber ohne Pille hatte ich - bei 2 Absetzversuchen - sehr starke Beschwerden (Kopfschmerzen ohne Ende, Schweißausbrüche, Eierstock-Zysten), so dass ich froh war, als mir die Ärztin die o.g. Übergangslösung mit dem Pflaster vorschlug. Aber Östrogen allein ist ja wohl auch nicht so gut... Zur Zeit nehme ich 1 Hub Gynokadin-Gel und 2 Kapseln Utrogest abends. Was wäre- nach all dem Genannten- jetzt Ihrer Meinung nach sinnvoll zu tun? Utrogest evtl. reduzieren?
Danke für Ihre Geduld - herzl. Grüße
Kirsten.
Antwort
Hallo,
Östrogen alleine ist bei vorhandener Gebärmutter sogar völlig falsch.
Die Therapie Ihrer FÄ mit Gynokadin-Gel und Utrogest ist eine supermoderne natürliche HT.
Und ich würde dazu raten, die jetzt erst mal 3 Monate genauso durchzuführen, wie Ihnen das Ihre Ärztin geraten hat.
Die Ergebnisse der Hormonuntersuchungen sollten Sie am besten vergessen.
Über den Wert dieser m.E. völlig unnötigen Hormonuntersuchungen habe ich schon genug gesagt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc