Ich könnte etwas Beruhigung gebrauchen. Ich (46, 3 Kinder, glaube, in der Perimenopause zu sein, habe aber noch regelmässig - schwächere- Blutungen) hatte am 12. Zyklustag erstmals eine Zwischenblutung, die mit Spotting begann und dann sehr schwach 5 Tage dauerte (normal sind bei mir inzwischen 3 + Tage mit einem Zyklus von 23 - 25 Tagen.) Transvaginalultraschallbefund (leider Englisch, weil ich in Kanada lebe): uterus anteverted and bulky, 12 x 5 x 7 cm, 14 mm endrometrium, small nabothian cyst, normal right ovary, two small cysts in left ovary 17x15x20 mm and 29 x24x22 mm. No solid adnexal mass. No free fluid. These (cysts) could be followed up in six weeks time, however, no concerning features are identified at this time. Es wurde was von Beobachten und Ultraschall wiederholen gemurmelt, aber auch von Biopsie und Pathologie der Gebärmutter gesprochen, wegen der verdickten Schleimhaut. Muss ich Panik bekommen (meine Grossmutter starb an Gebärmutterkrebs in den Kriegsjahren)? Ich habe am Samstag einen Gesprächstermin bei meiner kanadischen Hausärztin. Könnte eine normale Blutung die Schleimhaut wieder normalisieren? Ist es vielleicht rein hormonell bedingt? Es wurde auch ein komplettes Blutbild gemacht, das im grossen und ganzen normal scheint. Ich bedanke mich für Ihre Hilfe!
Verdickte Schleimhaut
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo Wiley,
ich spreche fließend französisch, englisch und deutsch, also no problem.
Ich will versuchen, Ihnen etwas Klarheit in den Text zu bringen.
Die Gebärmutter ist nach vorne gerichtet (-was normal ist-), höckerig vergrößert (-12x5x7cm bedeutet, dass die Gebärmutter etwa so groß ist wie Ihre Faust, also etwa um die Hälfte größer ist als normal - was aber bei 3 Kindern nicht verwundern sollte-).
Das Endometrium=Gebärmutterschleimhaut ist etwas verdickt (-was für eine für die WJ typische Östrogendominanz sprechen könnte-), am Muttermund befinden sich 2 kleine Zysten = nabothian cysts, das sind kleine Schleimzystchen, in Latein Ovula Nabothii genannt, völlig harmlos und ein relativ häufiger Zufallsbefund (historisch ganz lustig; denn der Entdecker Naboth hielt diese Zystchen für die homunculi=die kleinen Menschlein, die Embryonen - man nahm damals an, dass die Zeugung in der Scheide stattfiundet und diese homunculi dann in die Gebärmutter hochwandern würden).
Am linken Eierstock befinden sich 2 kleine Zysten, das können sowohl eine Follikelzyste und eine alte Gelbkörperzyste sein als auch 2 gleichzeitig herangereifte Follikel, daher wird die Kontrolle angeraten, da beide Zysten spontan verschwinden können, beide hormonell aktiv sein können, was die Schleimhaut weiter wachsen ließe und zu stärkeren Blutungen führen könnte.
Ansonsten sind die Adnexe frei (als Adnexe wird der gesamte Komplex Eierstock-Eileiter-Parametrien bezeichnet) und als no solid adnexal mass würde man in Deutschland sagen kein Hinweis auf Adnex-Tumor. Da keine freie Flüssigkeit im kleinen Becken festgestellt wurde, spricht das Ganze wirklich für einen harmlosen Befund, der allerdings völlig richtig, kontrolliert werden sollte.
Und dazu gehört meines Erachtens in Ihrem Fall unbedingt auch jetzt eine Hormonbestimmung.
Sollte die Zwischenblutung anhalten, würde ich zu einer Abtragung der Schleimhaut raten=Abrasio, damit Sie wieder Ruhe haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Lieber Herr Dr. Dossler,
erst einmal ganz, ganz herzlichen Dank für Ihre aufklärenden Worte. Meine Mutter starb mit 49 an Brustkrebs, ihre Mutter mit 34 an Gebärmutterkrebs, daher meine lebenslange Panik. Meine Torontoner Hausärztin ist eine Über-Ärztin, die gerne alles Mögliche ausschliessen lassen möchte. Also ist Ihrer Ansicht nach eine Uterusbiopsie mit pathologischem Gutachten noch nicht nötig? Würde eine Wiederholung des transvaginalen Ultraschalls in ein paar Wochen ausreichen? Meine Zwischenblutung stoppte nach 5 Tagen. Ist dann wirklich eine Ausschabung nötig? (Ist das eine ambulante Sache? Ich bin völlig ahnungslos.) Könnte die nächste Blutung alles womöglich wieder von allein bereinigen? Im Blutbild wurden wohl auch Hormonwerte bestimmt; ich könnte den Wirrwarr jetzt für Sie abschreiben, aber begreifen kann ich ihn nicht. ;) Mein Instinkt meint, dass organisch alles okay ist, aber die Hormone verrückt spielen. Die aber lassen sich in einer einzigen Blutuntersuchung nicht bestimmen, richtig?
Herzliche Grüsse aus Toronto!
Antwort
Hallo,
die Nachfrage ist mir erst jetzt zugesandt worden.
Bitte setzen Sie in Zukunft auch bei Verzögerungen immer den begonnenen thread fort.
Aus diesem Grund antworte ich jetzt auf Ihren vorgestrigen Nachtrag.
...
Übervorsichtig bin ich normalerweise auch!
Das einzig Nicht-Normale ist Ihre Zwischenblutung, zu der aber die etwas dickere Schleimhaut passt.
Hier eine Ausschabung zu machen oder eine Endometriumbiopsie, ist durchaus richtig, wenn Sie familiär belastet sind. Und die Auskunft hätte ich Ihnen auch schon im ersten Brief gegeben, wenn Soie mir das verraten hätten.
Sowohl eine Abrasio als auch eine Endometriumbiopsie werden ambulant gemacht in Ultrakurznarkose (in Deutschland ist der Goldstandard, dass man gleichzeitig eine sog. Gebärmutterspiegelung macht (=Hysteroskopie), um wirklich unter Sicht des Auges sämtliche Nischen in der Gebärmutter auszuspiegeln).
So ein Eingriff dauert nur wenige Minuten und ist problemlos.
Blutuntersuchungen erklären Blutungsstörungen nie völlig ausreichend. Sie geben Hinweise, aber ersetzen nicht den pathologisch-histologischen Befund.
Dennoch interessieren mich Hormonwerte immer (aber wenn sie mir die Werte abschreiben wollen, dann vergessen Sie nicht die laboreigenen Normal-/Grenzwerte mit anzugeben, die aufgrund unterschiedlicher Kalibrierungswerte von Labor zu Labor verschieden sein können.
Ihr Instinkt sagt Ihnen sehr wahrscheinlich alles Richtige; aber nur die feingewebliche Untersuchung sagt alles über die Ursache der Blutung (sogar mehr als jede Hormonanalyse).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Was die Blutwerte angeht, schreibe ich einfach mal alles ab...
TSH value 2.08 units MU/L reference range 0.30 - 4.70
Hemaglobin 138 G/L 115 - 165
Hematocrit 0.397 L/L 0.37-0.47
WBC count 7.2 x10 9/L 4.0 - 11.0
RBC count 4.18 x 10 12/L 3.80 - 5.80
MCV 94.9 FL 80 - 97
MCH 32.9 PG 27-0 32.0
MCHC 347 G/L 320 -360
RDW 12.9 % 11.0 - 14.5
Platelet count 236 x10 9/L 150-400
absolute Neutros 5.9 x 10 9/L 2.0 - 7.5
A Lymph 1.0 x10 9/L 1.1.-3.3
A Mono 0.2 x10 9/L 0.0 - 0.8
A Eos 0.0 x10 9/L 0.0-0.2
(MCHC und Lymph als abnorm markiert)
FSH Serum 13.1 IU/L
FSH female ref. range IU/L
Follicular 3.0 - 22.0
Ovulatory 5.0 - 21.0
Luteal 1.0 - 14.0
Postmenopausal 3.0 - 150.0
LH Serum 4.2
LH (female ref. range IU/L
Follicular 2.4 - 6.6
Ovulatory 9.1 - 74.2
Luteal 0.9 - 9.3
Postmenopausal 10.4 - 64.6
Ich hoffe, Sie können damit was anfangen ... die Werte wurden noch während der abnormen Blutung bestimmt.
Ich werde jetzt doch ein wenig panisch - muss ich eigentlich jetzt eine Megablutung befürchten?
Antwort
Hallo Wiley,
sämtliche Werte sind völlig normal!
...
Nein, Sie müssen keine Megablutung befürchten - Zwischenblutungen (man nennt sie auch Mittelblutung, wenn sie in der Ovulationsphase auftreten) kommen häufiger vor, als Sie denken.
Ihre Ärztin will aufgrund Ihrer Familienanamnese und um Sie wirklich vollkommen abzusichern eine Abrasio durchführen lassen.
Und ich denke, das wird Sie dann auch sicher völlig beruhigen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Habe ich noch irgendeine Chance, dass sich durch eine normale Blutung die Schleimhaut von allein wieder beruhigt, das mit einem neuen Ultraschall überprüft werden kann und ich um einen Eingriff herumkomme? (Es klingt albern, aber es ist mir gelungen, 45 zu werden, ohne jemals eine Vollnarkose gehabt zu haben!) Wie häufig ist so etwas eigentlich und wie hoch ist ungefähr der Prozentsatz bösärtiger Befunde? Und meine Hormonwerte sind normal? Also noch keine Perimenopause? Ist das gut oder schlecht angesichts meiner Symptome? ;)
Danke!!!
Antwort
Übrigens nehme ich seit Jahren täglich eine Mini-Aspirin wegen eines Mitralklappenvorfalls - die kann mit der Angelegenheit nichts zu tun haben, oder?
Antwort
Hallo Wiley,
ASS hat auch in geringer Dosierung Einflüsse auf die Blutgerinnung (sonst wäre es Ihnen nicht wegen des Mitrealkalappenvorfalls verordnet worden).
Auch das kann mal für Zwischenblutungen Anlass sein, darf aber nicht dazu führen, diese Mini-Schutz-Therapie jetzt zu unterbrechen!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo Wiley,
Ihren ersten Brief fingen Sie an mit den Worten: Ich könnte etwas Beruhigung gebrauchen.
Wollen Sie wirklich nichts anderes hören außer dem, was Sie gerne von vorneherein hören wollten?
Wenn wir von diagnostischer Sicherheit reden, dann gibt es nur einen einzigen Weg gegen Ihre spürbare Angst: die Türe als erste aufmachen, hinter der sich Ihre Angst verbirgt.
Sicher haben Sie Angst vor dem, was Ihre Mutter erlebt hat. Vielleicht hat auch gerade bei Ihr die Gebärmutterkrebserkrankung genau so begonnen mit Schmierblutungen - aber genau das ist der Grund, weswegen Ihre so vorsichtige und umsichtige Ärztin und warum auch ich Ihnen sagen, dass es keinen anderen Weg gibt, um völlige Sicherheit für Sie zu bekommen, was die Ursache der Blutungen war und ist.
Auch Krebserkrankungen (und nochmal: das Wahrscheinlichste ist ein harmloses hormonell bedingtes übermäßiges Schleimhautwachstum) bluten vor allem am Anfang intermittierend, also nicht ständig. Daher wird das Aufhören der Blutung Ihnen weder Sicherheit geben, noch die Angst nehmen.
Nur wenn Sie jetzt durch die Türe gehen, wissen Sie, dass das Schicksal Ihrer Mutter nichts mit Ihrem eigenen Schicksal zu tun hat.
Ich kann Ihnen jetzt auch keine Statistik anbieten, wie häufig dieser oder jener Befund ist: außerdem hilft Ihnen das genauso wenig weiter, wie das beharrliche Drehen im Kreis mit in den Sand gestecktem Kopf.
Sie haben eine übervorsichtige Ärztin - seien Sie froh; denn Sie vertrauen Ihrem Arzt das Wichtigste an, was Sie haben: Ihre Gesundheit. Und wenn er damit behutsam umgeht, dann sollten Sie sich wirklich glücklich schätzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc