Sehr geehrte Dr. Dossler,
ich hab wg. meiner starken Blutungen 9 Monate die Minisiston genommen. War gestern zur jährlichen Kontrolle beim FA u. die GB-Schleimhaut ist jetzt wieder normal. Da i. die Pille i. 14 Tg. absetzen werde, hat mir mein FA Utrogest Kapseln Dr. Kade verschrieben. Diese soll i. schon am ersten Tag der Blutung durchgehend nehmen, jeden Abend eine Kapsel. Meine Frage: Wie lange sollte man dieses Präparat nehmen? Hab gestern ganz vergessen zu fragen? Hab jetzt oftmals gelelesen das die Utrogest ab dem 10 Zyklustag genommen werden. Ist eine durchgehende Einnahme denn unbedenklich?
Oder wäre das Progestogel sinnvoller?
Vorab besten Dank
MfG
sarah

Utrogest
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

Antwort
Hallo Sarah,
wenn Sie unter MINISISTON keine Blutungen mehr hatten, dann kann der versuch mit UTROGEST so gemacht werden, wie Ihr FA das vorgeschlagen hat, damit auch in Zukunft keine Menstruation mehr erfolgt.
Die Einnahme von Utrogest ab der Zyklusmitte würde wieder dafür sorgen, dass Regelblutungen auftreten.
PROGESTOGEL ist ungeeignet, da es viel zu niedrig dosiert ist.
Um auf die Progesteronmenge zu kommen, die in 1 Kapsel UTROGEST enthalten ist, müssten Sie theoretisch 10 Gramm Progestogel täglich anwenden.
Wenn man berücksichtigt, dass von den 100 mg Progesteron in UTROGEST etwa 60mg den first-pass-effect über die Leber schaffen, dann kämen Sie theoretisch auch mit 6 Gramm Gel zurecht (wenn es denn gut resorbiert würde, was nicht in jedem Fall vorherzusagen ist); aber eine 100 Gramm-Tube würde dann nur für 16 Tage reichen.
Der FA müsste Ihnen also fünf (5!!!) 100-Gramm-Tuben pro Quartal verordnen, was für ihn automatisch einen Arzneimittelregress nach sich ziehen würde wegen unwirtschaftlicher Verordnungsweise.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

Antwort
Guten Tag,
ich bin zufälligerweise auf Ihre Seite gestoßen, da ich jeden Abend 3 Kapseln Utrogest vaginal einnehmen soll.
Vor etwa 3 Monaten hatte ich eine ausgeprägte Östrogendominanz.
Mein Östrogenwert soll jetzt wieder niedrig sein. Durch die Utrogesteinnahme kann ich endlich wieder schlafen und bin ausgeglichen, auch die starken Hitzewallungen habe ich damit im Griff. Allerdings habe ich seit der Östrogendominanz ca. 5 kg zugenommen. Östrogene nehme ich nicht, da ich 1998 an Brustkrebs erkrankt bin. Ich habe nun gelesen, dass durch hohe Dosen Utrogest auch Wassereinlagerungen möglich sind.
Kann es sein, dass die 3 Kapseln zuviel sind?
Ich bin 46 Jahre alt und habe ca. 2x järlich meine Regel.
Herzlichen Dank im voraus!
Frieda

Antwort
Hallo Frieda,
es wird immer wieder vergessen, dass der weibliche Organismus enzymatisch in der Lage ist, auch aus dem Progesteron Östrogen zu bilden. Dies könnte eine Mitursache Ihrer Östrogendominanz und auch die Ursache für die Flüssigkeitseinlagerung sein.
Daher ist es wichtig, dass auch bei alleiniger PG-Anwendung ab und zu den Östrogenspiegel mit zu kontrollieren.
Hatten Sie denn einen Östrogen-Rezeptor-positiven Brustkrebs?
Da Sie noch Ihre Regel haben, wäre im Hinblick auf die Gewichtszunahme auch mal die Bestimmung der männlichen Sexualhormone sehr sinnvoll, außerdem sollte das SHBG (Sexual-Hormon-Bindendes-Globulin) und die Schilddrüsenfunktion überprüft werden.
Das SHBG ist deshalb wichtig, weil es eine Aussage liefert, ob die freien Hormone auch abgebunden werden können (nur in Speichelhormontests werden die freien Sexualhormone direkt gemessen).
Sollten Sie über irgendwelche Hormontests verfügen, so kopieren Sie die doch mal in einen Brief (bitte immer mit den vom Labor angegebenen Normalwerten, da es sehr unterschiedliche Messmethoden gibt).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

Antwort
Hallo TomDoc,
vielen Dank für Ihre schnelle Hilfe. Im Grunde bestätigen Sie meinen Verdacht. Seit langer Zeit fühle ich mich angehört. Ich bin Patient in einer Hormonklinik in Hamburg. Meine Ärztin hat mich 2x als hysterisch bezeichnet als ich den Verdacht der Östrogendominanz äußerte... um sich dann nach der Blutentnahme zu entschuldigen.Auch hält sie nichts vom Speicheltest.
Ich habe doch das Gefühl, dass Haarverlust und Gewichtszunahme nicht wirklich als Problem wahrgenommen werden.
Meine Krebsrezeptoren waren Hormonell negativ. Daher habe ich vor 3 Jahren mit der HET angefangen. 1/2 Hub Estreva + 2 Utrogest- Kapseln. Ich hatte in diesem Jahr übrigens nur 1x meine Regel( während der Östrogendominanz )
Ich bin sehr sportlich und achte genau auf meine Ernährung, daher nerven mich die überflüssigen Kilos doch sehr. Ich fühle mich schrecklich aufgepumpt, so wie früher 3 Tage vor der Regel.
Im Jahr 2000 wurde meine Schilddrüse zum Teil entfernt. Kropf + Überfunktion. Ich nehme L-Thyroxin 125 mg. 100 mg sind zu wenig.
Wenn ich versuchen würde auf 1 Kapsel runterzureduzieren, meinen Sie das würde zur weiteren Gewichtszunahme führen?
Ich mache eine Woche Pause per Zyklus, nach etwa 3 Tagen fangen die Hitzewallungen wieder an.
Ich werde versuchen die Laborergebnisse zu besorgen!
Nochmals rechtherzlichen Dank für Ihre Hilfe!
Frieda

Antwort
Hallo TomDoc,
da haben Sie mich missverstanden. Ich hab dank der Einnahme der Minisiston meine SEHR STARKEN Blutungen i. den Griff bekommen. Nach ca. 4 Monaten wurden sie endlich so wie sie sein sollten 3Tage schwach, u. jetzt nach 9 Monaten möchte i. eeeeeeeeendlich absetzen. Da i. meinem Alter keine Pille mehr nehmen möchte, hat mir der FA Utrogest vorgeschlagen. Jetzt frag i. mich ob durch die Dauereinnahme die Blutungen ganz ausbleiben u. ob dies überhaupt so gesund, bzw. die Blutung so ganz unterdrückt werden kann.
Vorab schonmal vieeeeelen Dank für die Antwort.
GLG
Sarah

Antwort
Hallo Frieda,
eine Östrogendominanz hat nicht unbedingt etwas mit extrem hohen Östrogenwerten zu tun:
Eine Wippe ist auch dann ausgewogen, wenn auf beiden Seiten 2 Leichtgewichte sitzen und gerät ins Ungleichgewicht, wenn eines der beiden Leichtgewichte abspringt.
Ich bin daher etwas verwundert, dass dies in einer Hormonklinik nicht so gesehen wird und auch nicht die Möglichkeit bedacht wird, dass es ein paar einfache Enzyme braucht, um das Progesteron über 17-OH-Progesteron zu Androstendion umzuwandeln, dann durch das medizinisch so bedeutsame Enzym AROMATASE (Aromatase-Hemmer werden bei rezeptor-positivem Brustkrebs erfolgreich eingesetzt, um die Umwandlung zu Östrogen zu verhindern!!) zu Östron und weiter in Östradiol umzuwandeln, oder aber über den Umweg des Testosteron zu Östradiol.
Ihre Dominanz kann also sehr wohl alleine vom PG kommen!
Es ist sehr beruhigend, dass Ihre Brusterkrankung rezeptor-negativ war.
Ich bin nicht Ihr behandelnder Arzt; aber Ihre Idee, das UTROGEST zu reduzieren, wäre auch meine Idee: bei der vaginalen Anwendung von Utrogest werden nahezu 100% des PG resorbiert, daher sind 3 Kapseln wirklich eine ganze Menge.
Wie hoch ist denn eigentlich Ihr aktueller TSH-Wert unter der Schilddrüsenhormon-Therapie?
Und noch eine Frage: warum machen Sie die 1 Woche Pause mit dem UTROGEST?
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

Antwort
Hallo Sarah,
nein, ich habe Sie nicht mißverstanden - wir reden aber anscheinend aneinander vorbei.
Ich sagte:
wenn Sie unter MINISISTON keine Blutungen mehr hatten, dann kann der Versuch mit UTROGEST so gemacht werden, wie Ihr FA das vorgeschlagen hat, damit auch in Zukunft keine Menstruation mehr erfolgt.
Ob dies der Fall sein wird, kann leider weder Ihr Facharzt noch ich oder irgendjemand anderer vorhersagen.
Das Progesteron (und noch stärker die synthetischen Gestagene) unterdrücken das Schleimhautwachstum und hemmen die Zellteilung der Schleimhautzellen.
Es stellt kein Problem dar, wenn die Blutung nicht mehr kommt, bzw. durch eine Dauerbehandlung mit Gelbkörperhormonen verhindert wird.
Ihr FA wird sicher in nächster Zeit unter der UTROGEST-Therapie ab und zu die Schleimhautdicke der Gebärmutter mittels Ultraschall ausmessen.
Also, viel Glück!
Ihr
TomDoc

Antwort
Guten Morgen,
ich werde heut in die Praxis fahren um mir die Werte kopieren zu lassen.
Vor der Ö- Dominanz hatte ich einen Wert von 10? Währen der Ö-Dominanz 100.
Der letzte Wert vor ca. 3 Wochen war wieder bei 10 ( ich weiß leider nicht wie man die Einheit ausdrückt ).
Ich mache Pause, weil die Ärztin möchte, dass ich Utrogest nur in der 2ten Hälfte des Zyklus nehmen soll.
Da meine Beschwerden dann allerdings stark zunehmen, mache ich höchstens 5 Tage Pause. Außerdem habe ich ja seit Monaten den Körper und das Gefühl, dass die Regel einsetzen wird.
-> tut sie aber nicht!
Meine Schildrüsenwerte sollen prima sein.
Wenn ich darf werde ich mich im laufe des Tages nochmals bei Ihnen melden.
Herzlichen Dank und nette Grüße
Frieda

Antwort
Hallo Frieda,
hinter den Werten 10 oder 100 oder wie auch immer steht die Maßeinheit (z.B. IE oder ml oder pg/dl etc) und die ist für eine Beurteilung wichtig.
Und auch wenn Schilddrüsenwerte prima sind - schreiben Sie sich die Werte bitte ab.
Ich weiß, dass es heutzutage üblich ist, den Informationsbedarf der Patienten mit alles in Ordnung zu befriedigen; aber meines Erachtens ist die Zeit vorbei, wo Ärzte denken können Hauptsache, ich weiß Bescheid, der Patient ist eh zu blöd, um das zu verstehen! - sorry, aber zumindest manche Ärzte stehen auch heute noch auf dem Standpunkt, warum erklären, wenn er/sie damit doch sowieso nichts anfangen kann? Und erklären kostet Zeit und dafür gibt es nun einmal kein Honorar.
Aus Unzufriedenheit über mangelhafte Aufklärung (Beispiel: immer wieder lese ich hier Briefe von Leserinnen, die die Hormonspirale-MIRENA liegen haben oder seit Jahren die 3-Monats-Spritze bekommen und noch nie (!!!) einen Beipackzettel in die Hand gedrückt bekommen haben) suchen sich die Patienten immer mehr Informationen im Internet - dort gibt es sicher sehr gute Informationsquellen; aber eben doch mehr kommerzielle Lügen als Wahrheit und Laien fallen auf wortgewaltige Werbung sehr leicht rein ohne dies zu merken.
Unsere Medizin ist nicht mehr bezahlbar, und von Leistungen, die dem Arzt Zeit abverlangen, aber ihn nicht in die Lage versetzen, seine Kredite abzuzahlen, kann keine Praxis überleben.
Das Erste, was jungen Ärzten heutzutage systematisch ausgetrieben wird, ist Empathie = Mitempfinden.
So ist zu erklären, dass die Sprechstunde immer mehr zur Abfertigungsstunde degeneriert ist und nur der Arzt heute wirtschaftlich überleben kann, dessen Budget-Gehorsam über jedes Mitgefühl erhaben ist.
Damit werden, ob Sie das glauben oder nicht, sehr viele Ärzte nicht mehr fertig: in keinem Beruf ist die Selbstmordrate so hoch, das Burnout-Syndrom so häufig und die Lebenserwartung so gering, wie bei Ärzten.
Sorry, aber das musste ich einfach mal sagen.
...
Wenn Sie das Gefühl haben, als käme die Regel durch, dann halte ich eine Ultraschalluntersuchung jetzt für sehr wichtig.
Bitte sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Ärztin über dieses Symptom, damit geklärt wird, wie dick die Schleimhaut aktuell ist.
Bis bald
Ihr
TomDoc