Sehr geehrte Dr. Dossler,
ich hab wg. meiner starken Blutungen 9 Monate die Minisiston genommen. War gestern zur jährlichen Kontrolle beim FA u. die GB-Schleimhaut ist jetzt wieder normal. Da i. die Pille i. 14 Tg. absetzen werde, hat mir mein FA Utrogest Kapseln Dr. Kade verschrieben. Diese soll i. schon am ersten Tag der Blutung durchgehend nehmen, jeden Abend eine Kapsel. Meine Frage: Wie lange sollte man dieses Präparat nehmen? Hab gestern ganz vergessen zu fragen? Hab jetzt oftmals gelelesen das die Utrogest ab dem 10 Zyklustag genommen werden. Ist eine durchgehende Einnahme denn unbedenklich?
Oder wäre das Progestogel sinnvoller?
Vorab besten Dank
MfG
sarah

Utrogest
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

Antwort
Hallo,
auf meiner Webseite finden Sie ein paar Artikel, z.B. über das Thema Gewichtszunahme in den WJ, Diabetes in den WJ etc.
Dass es unter reiner Östrogenbehandlung zu einer Vermehrung der Zellflüssigkeit kommt, sehen Sie bei vielen Frauen alleine daran, dass sich Falten wieder glätten und die Brust größer und schwerer wird.
Das ist aber nicht allgemein so.
Auch das PMS ist (es gibt zahlreiche, z.T. noch unbekannte Auslöser für ein PMS) oft geprägt durch eine prämenstruelle Östrogendominanz infolge eines Gelbkörperhormonmangels. Und viele PMS-Patientinnen klagen über prämenstruelle Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen, Ödeme, Kopfschmerzen, Brustspannen.
Symptome, die sich in vielen (leider nicht allen) Fällen durch Gabe von Progesteron meist deutlich bessern.
In den WJ kommt es zu einer Veränderung der Hormonlage: vom weiblichen zum männlichen Hormon-Typ.
Die grundlegende Umstellung der Hormone bewirkt ein hormonelles Ungleichgewicht, oft mit einem deutlichen Anstieg der freien Androgene, besonders des DHT=Dihydrotestosteron sowie Veränderungen im Cortison-Stoffwechsel, beides führt zu einer Gewichtszunahme durch vermehrte Wasseransammlung und Vergrößerung des Fettvolumens. Und Fett ist ein guter Wasserspeicher (deswegen verliert man bei einer Diät auch so schnell an gewicht in den ersten Wochen).
Da die Eierstöcke nicht mehr in der Lage sind, aus den angebotenen männlichen Hormonen Östradiol zu bilden, und die Leber infolge des Östrogenmangels nicht mehr ausreichend SHBG = Sexual-Hormon-Bindendes-Globulin) bildet, steigt der Hormonspiegel der männlichen Hormone an: es besteht also ein ovarieller Östrogenmangel.
Folge: die Eierstöcke arbeiten nicht mehr, der Eisprung bleibt aus und damit auch die Gelbkörperhormonbildung.
Paradoxerweise gibt es im Fettgewebe aber das gleiche sehr aktive Enzym wie im Eierstock: AROMATASE, das aus dem Testosteron Östrogen bildet, aber nur in verhältnismäßig geringer Menge.
Dieses Enzym ist reichlich in der Brust vorhanden (bei primär Übergewichtigen übrigens besonders reichlich), was zu einer Zunahme der Östrogenkonzentration in der Brust führt (AROMATASE-Hemmer sind Teil der aktuellen Brustkrebstherapie bei Hormon-Rezeptor-positivem Brustkrebs - übergewichtige Frauen haben ein deutlich höheres Brustkrebsrisiko).
Vielleicht ist das jetzt alles ein bisschen zuviel Wissenschaft, aber ich hoffe doch, dass ich diese schwierigen Zusammenhänge etwas verständlicher machen konnte.
MIt freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

Antwort
Guten Abend,
vielen Dank für die tolle Erklärung.
Also wenn ich keine Östrogene nehmen würde, könnte ich trotzdem das Progesteron durchgehend nehmen.?! Oder nehme ich dann noch mehr zu ? Da ich auch während der Utrogest Pause keine Regel bekomme, ist es ja wohl egal ob ich Pause mache oder nicht?
Nochmals Danke

Antwort
Hallo,
leider habe ich keine prophetischen Fähigkeiten und weiß nicht vorher, wie Sie reagieren werden auf einen Monotherapie mit Progesteron.
Vielleicht sprechen Sie dieses Thema auch mal im Forum an, dort werden Sie sich bestens austauschen können mit Frauen, die diese Therapie z.T. seit Jahren schon so machen - auch ohne Pausen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc