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Unterschied Pille und Hormonpille in d. WJ

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

29.07.2010 | 06:02 Uhr

Hallo Herr Dr. Dossler,

vor kurzem hat eine Bekannte zu mir gesagt, für sie ist es das Selbe Hormone in den Wechseljahren zu nehmen wie in jungen Jahren die Pille.
Beides seien schließlich Hormone und daher sehe sie auch keinen Grund die Hormone abzusetzen.

Irgenwie kann das aber doch nicht sein. Natürlich sind auch in der Plle synthetische Hormone. Aber ist es nicht so dass in jungen Jahren der Körper diese Hormone schließlich noch zur Verfügung hätte und sie daher anders wirken als in den Wechseljahren?

Das speziell synthetische Hormone in der späteren Lebensphase für den Körper schädlicher sind als eben die Pille?

Vielleicht können Sie mir eine Antwort darauf geben?

Liebe Grüße
Lilli

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30.07.2010, 09:44 Uhr
Antwort

Hallo Lilli,
da muss ich doch Einiges erklären; denn so einfach ist die Sache nicht.
Die Pille ist ein Verhütungsmittel, mit dem der Eisprung unterdrückt wird und somit die Eierstockfunktion nahezu vollständig für längere Zeit ausfällt (die eigenen Eierstockhormonspiegel sinken unter jeder Pille radikal ab. Trotzdem altern die Eierstöcke auch während der Pilleneinnahme ganz normal weiter, sie funktionieren bloß nicht).
Bisher waren zur Empfängnisverhütung ausschließlich synthetische Östrogene und synthetische Gelbkörperhormone im Handel. Erst seit kurzem gibt es die erste Antibabypille, die statt des synbthetischen Östrogens ETHINYLÖSTRADIOL das natürliche=körperidentische ÖSTRADIOL benutzt.
Das körpereigene Gelbkörperhomrion=Progesteron ist zur Empfängnisverhütung ungeeignet, sodass in jeder Pille synthetische Gelbkörperhormone=Gestagene benutzt werden müssen.
Diese werden aber auch wiederum in Kombination mit NATÜRLICHEM Östrogen in den WJ verordnet.
In den WJ hat das natürliche Östrogen den Vorteil,, die durch den WJ-bedingten Östrogenmangel ausgelösten Beschwerden zu behandeln.
Die modernste Therapie in den WJ wird aber mit natürlichem Östrogen und natürlichem Progesteron gemacht; es wird also eine Hormonsituation weiter aufrechterhalten, wie sie bei jüngeren Frauen, die keine Pille einnehmen, normal ist.
Eine vor kurzem veröffentlichte und sehr präzise und aufwendig gemachte französische Langzeitstudie an über 75000 Frauen hat gezeigt, dass unter einer natürlichen Hormonbehandlung mit körperidentischem Östrogen und körperidentischem Progesteron z.B. das unter synthetischen Hormonen gering gesteigerte Brustkrebsrisiko unter natürlichen Homronen unbeinflusst bleibt, also nicht höher ist als normal, möglicherweise sogar niedriger zu sein scheint als bei Frauen, die keine HT machen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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30.07.2010, 10:47 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,

vielen Dank für Ihre Antwort.
Mir kommt da gerade der Gedanke, ob dann meine Tochter (sie wird 18) auch auf eine Pille mit naturidentischem Östrogen umsteigen sollte?
Ich bin eh kein Freund von der Pille- aber irgendwie muss sie ja verhüten.

Es ist interessant wie sich die Erkenntnisse bezüglich der Hormone in den WJ immer wieder erweitert.
Warum sind die Menschen in Frankreich schon so weit- bei uns leider immer noch sehr hinter dem Mond. (Entschuldigen Sie meinen Zynismus)
Warum werden die synthetischen Hormone nicht ganz vom Markt genommen, wenn doch bekannt ist, das dadurch z.B. das Brustkrebsrisiko steigt?

Gut- bei der Pille ist das mit dem Getagenen nicht möglich- aber zumindest ist das Östrogen nicht mehr synthetisch.

Ich verstehe so vieles nicht so recht-
angenommen es wäre sogar so, dass durch die natürlichen Hormone das Brustkrebsrisiko sinken würde- dann sollte doch nahezu jede Frau (außer bei Brustkrebsrisiko) Hormone einnehmen um sich dadurch besser zu fühlen und geschützt zu sein?

Könnte man diese naürlichen Hromone auch über die WJ hinaus einnehmen- sozusagen bis man uralt ist?

Ist eine Frau auf der sichereren Seite wenn sie - wenn überhaupt- nur naturidentische Hormone in den WJ einnimmt und einen Bogen um synthetische Hormone macht?

Vielen Dank für Ihre Geduld- bin gespannt auf Ihre Antwort.

Liebe Grüße
Lilli

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02.08.2010, 07:34 Uhr
Antwort

Hallo Lilli,
also, die meisten meiner Freunde leben in Frankreich: dass die Medizin uns dort so weit vorweg sei und wir hinter dem Mond sind, wäre mir wirklich neu.
Dass diese Studie in Frankreich gemacht wurde, ist Zufall: sie wird weltweit geführt; aber Frankreich konnte als erstes komplette Ergebnisse vorweisen.
Und synthetische Hormone sind keine Einbahnstraße in den Brustkrebs: unter keiner einzigen Pille ist das Brustkrebsrisiko erhöht!
Und wie schon oft gesagt: Hormone sind keine Kanzerogene als solches werden Stoffe bezeichnet, die die Entartung einer Zelle auslösen: z.B. Nikotin, DIOXIN u.a.
Mit den WJ nehmen Krebserkrankungen allgemein zu und da scheint eine Änderung der Wirkung synthetischer Hormone vorzuliegen, die dann da Wachstum entarteter Zellen in der Brust beschleunigen können.
Naturidentische Hormone sind wohl ein Weg auf die sicherere Seite; aber sie wirken leider nicht bei jeder Frau gleich und ausreichend gut.
Eine zeitliche Begrenzung für eine HT sehe ich eigentlich nicht.
Eine Empfehlung zu einem Pillenwechsel Ihrer Tochter sehe ich nicht; das müsste aber der Fa Ihrer Tochter beurteilen können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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