Hallo Herr Dr. Dossler, ich bin 53 Jahre alt und habe keine Gebärmutter mehr seit 93. Von 98 bis 2006 habe ich Hormone geschluckt. Seit Januar nehme ich nichts mehr. Mir ist aufgefallen, daß meine Scheide manchmal richtig übel riecht. Es ist fast wie ein Fischgeruch.Da kann ich mich waschen so oft ich will. Meine Scheide ist ganz trocken.G.Verkehr habe ich zur Zeit keinen.An was kann das wohl liegen.Beim Frauenarzt ist bisher immer alles in Ordnung gewesen. Über eine Antwort Ihrerseits würde ich mich freuen. Mit freundlichen Grüßen Anonym
Übler Geruch
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo Anonym,
fischiger Geruch in der Scheide ist NIE normal.
Da würde mich zumindest das genaue Abstrichergebnis der letzten Vorsorge (falls da schon die Beschwerden bestanden haben) interessieren.
Die Ursache ist fast ausnahmslos eine Fehlbesiedlung der Scheide mit sog. Amin-Bakterien, meist als Folge völlig fehlender normaler Milchsäurebakterien. Und dieses Fehlen ist am häufigsten bedingt durch Veränderungen des vaginalen pH-Wertes von sauer nach alkalisch, was die Milchsäurebakterien nicht überleben können. Diese pH-Veränderungen finden in den WJ durch das Ausbleiben der Östrogenproduktion statt und lassen sich dementsprechend gut mit Östrogen-Zäpfchen (am besten ein Zäpfchen, das auch Milchsäurebakterien enthält = Gynoflor) behandeln.
Zu diesem Thema gibts hier im Forum zahlreiche Beiträge und ich hoffe sehr, dass sich die Leserin Cora hier wieder positiv einmischt mit ihren tollen Tipps.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo Dr. Dossler
Ich nehme mal an, mit Cora meinten Sie mich ;-)
LG
Corry
Hallo Anonym
Viel mehr als Dr. Dossler bereits geschrieben hat, kann ich nicht hinzufügen.
Die Scheidenflora besteht meist aus einer Mischung verschiedener Bakterien, wobei Döderleinbakterien ( Milchsäurbakterien) in der Mehrzahl sein sollten um das Gleichgewicht in Ordnung zu halten.
Fehlen diese, können sich die unerwünschten Bakterien - wie zum Beispiel die Gardnerellen ( Amin-Bakterien) ungestört vermehren.
Durch das Absetzen der Hormone ist es bei dir auch zu einem lokalen Östrogenmangel gekommen. Das typische Zeichen ist die Scheidentrockenheit. Döderleinbakterien brauchen aber dieses Östrogen um überleben zu können.
Das bedeutet aber nicht, dass du wieder Hormone einnehmen musst. Eine lokale Behandlung reicht da auch.
Ich persönlich halte aber nicht viel von dem von Dr. Dossler empfohlenen Gynoflor ( sorry Dr. Dossler ;-) )
Gerade bei einer trockenen Scheide würde ich es nicht anwenden. Es löst sich da überhaupt nicht auf. Das beschriebene Anfeuchten der Tabletten bringt da auch nicht viel. Schlussendlich kommt es nur zu Reizungen der Scheidenschleimhaut.
Auch denke ich, dass das vorhandene Estriol (0.03 mg)
zu wenig ist.
Ich würde eine Estriol- Vaginalcreme ( wie z.B. Oestro-Gynaedron ) + Döderlein Med vorschlagen. Oestro-Gynaedron feuchtet die Scheide gut an und Döderlein Med löst sich wunderbar auf, selbst wenn die Scheide relativ trocken ist.
Vorher würde ich aber die Scheide mit Milchsäurezäpfchen, wie Vagisan, ansäuern, da sonst die Döderleinbakterien wenig Chancen haben sich anzusiedeln, weil sie von den vorhandenen Gardnerellen gleich wieder zerstört werden.
Zum Waschen übrigens nur Wasser nehmen!
Der Geruch wird durch Seife nicht besser, wie du ja bereits gemerkt hast. Im Gegenteil, du zerstört die natürliche Scheidenfora noch mehr.
LG
Corry
Antwort
Hallo Corry, ja natürlich meinte ich Sie :-)
....und danke für ihre Intervention.
Sie haben schon oft geschrieben, daß Sie mit GYNOFLOR keine besonders guten Erfahrungen gemacht haben - im Gegensatz zu mir in meiner Praxis. Ich muß aber dazu sagen, dass ich auch Gynoflor alternierend im täglichen Wechsel meist mit Linoladiol-Emulsion verabreicht habe, vielleicht deshalb die gute compliance.
GYNOFLOR wird zudem auf Kassenrezept verordnet, VAGIFLOR muss privat bezahlt werden.
Aber es ist gut, auf diese individuellen Anwendungsprobleme hinzuweisen.
Noch ein kleiner Tipp: zur äußeren Genitalpflege DEUMAVAN.
Mit freundlichen Grüßen
und nochmal tschuldigung wegen CORA (hab wahrscheinlich zuviel Formel 1 gesehen)
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo Dr. Dossler
Ich habe mit Gynoflor hauptsächlich im Zusammenhang mit Scheidentrockenheit schlechte Erfahrungen, da die Tabletten relativ gross sind und sich schlecht- bei Scheidentrockenheit überhaut nicht - auflösen.
In Verbindung mit Linoladiol- Emulsion, kann ich mir aber schon vorstellen, dass dies besser geht.
Natürlich ist es ein Argument, auf Gynoflor zurück zu greifen, weil es von den Kassen bezahlt wird.
Hier in der Schweiz sind wir NOCH in der glücklichen Lage, auch andere Döderlein-Präparate via Kasse beziehen zu können. Offiziell gäbe es zwar nur Gynoflor, aber die Kasse zahlt Präparate aus dem Ausland, sofern in der Schweiz kein vergleichbares Präparat zur Verfügung steht. Da Gynoflor Estriol enthält, werden somit alle anderen Präparate, die nur Döderleinbakterien enthalten, gezahlt. ( zumindest im Moment noch)
Ich empfehle primär immer das Präparat, von dem ich die meisten positiven Rückmeldungen habe und suche erst nach einer Alternative, wenn danach gefragt wird.
Den Tipp mit Linoladiol werde ich mir merken ;-)
LG
Corry
Antwort
Hallo Corry,
obwohl die Schweiz ähnliche Probleme mit der Finanzierung des Gesundheitssystems hat, leben Sie dennoch in einem Paradies (nicht nur was VAGIFLOR anbelangt).
Ihr Brief war, wie immer, sehr nützlich.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc