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Schlafstörungen trotz HET

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

14.09.2006 | 03:52 Uhr

Hallo Herr Dr. Dossler,
ich bin 51 Jahre alt und nehme seit 8 Monaten Angeliq. Durch die Einnahme konnten Beschwerden wie vor allem Schlafstörungen und Herzrasen nahezu beseitigt werden.
Seit ca. 3 Wochen leide ich mindestens alle 2 Tage wieder unter so starken Einschlafstörungen begleitet von Herzrasen, dass ich zu Schlaftabletten greife, weil ich es nicht aushalte, mich stundenlang im Bett zu wälzen.
Was kann das nur sein? Reicht die Östrogenmenge nicht mehr aus oder kommen solche Phasen schonmal vor?
Kann ich zusätzlich noch etwas nehmen ?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Bettina

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14.09.2006, 08:01 Uhr
Antwort

Hallo Bettina,
Einschlafstörungen sind nach meiner Erfahrung meist ein Zeichen dafür, dass das Östrogen tatsächlich nicht ausreichend ist. ANGELIQ enthält (für die meisten ausreichend) 1mg Östradiol.
Sprechen Sie doch mit Ihrem FA über eine vorübergehende zusätzliche Einnahme von 1-2 mg Östradiol (z.B. Gynokadin, enthält 2 mg, lässt sich gut vierteilen).
Wenn Sie versuchen wollen, erst ohne zusätzliche Hormongabe auszukommen, dann sind TRAUBENSILBERKERZE (zB. KLIMADYNON, REMIFEMIN u.v.a.), PASSIONSBLUME (z.B.PASSIDON) oder auch eines der zahlreichen Soya-Präparate angeraten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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26.09.2006, 05:18 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Dossler,
ich war gerade bei meiner Frauenärztin, habe ihr den Vorschlag von Gynokadin gemacht.
Sie hat mir jetzt alternativ 2 verschiedene Rezepte ausgestellt:
1. Statt Angeliq das Hormon LA Femme; sie sagte, dass La femme doppelt so hoch dosiert sei wie Angeliq.
2. Melatonin Tbl. N1 ; diese Tabletten seien allerdings in den Apotheken nur schwer erhältlich.
Da ich keinen Termin hatte, sondern aufgrund meiner Beschwerden als Patientin eingeschoben wurde, war das Gespräch kurz und unbefriedigend, so dass ich jetzt nicht weiß, welches Medikament ich nehmen soll.
Ich wäre Ihnen für Ihren rat sehr dankbar.
Viele Grüße
Bettina

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26.09.2006, 08:37 Uhr
Antwort

Hallo Bettina,
die Aussage, Lafamme sei doppelt so hoch dosiert wie Angeliq stimmt nur dann (und auch dann nur zum Teil), wenn Sie LAFAMME 2/2 verordnet bekommen haben, denn da ist der Östrogenanteil doppelt so hoch. Die gelbkörperhormonanteile der beiden Präparate können Sie kaum miteinander vergleichen (außer, dass sie beide in der HET eingesetzt werden.
Melatonin-Hormon regt den Schlaf an, aber es ist eine sehr umstrittene Substanz. Vorsicht ist wirklich angesagt, obwohl Melatonin in Amerika frei verkäuflich ist.
Zitat: Kurze Zeit eingenommen, wie bei Jetlag, ist gegen Melatonin nicht viel einzuwenden. Die Risiken bei Langzeiteinnahme sind aber noch lange nicht untersucht. Über Nebenwirkungen können nur Vermutungen angestellt werden. Da der Körper das Melatonin von außen zugeführt bekommt, stellt er eventuell die eigene Produktion ein. Hinzu kommt, daß es bisher keine streng geprüften Arzneimittel gibt, sondern nur kaum kontrollierte Nahrungsergänzungsmittel. Welche Produkte qualitativ gut sind, ist selbst für Fachleute schwer festzustellen. Auch ist die Halbwertszeit des Melatonins selbst zu kurz, um therapeutisch angewandt zu werden. Moderne Formulierungen halten die Konzentration im Blut über sechs Stunden auf einem Niveau, das Schlaf verspricht.
Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die Einnahme für Epileptiker und Parkinsonpatienten, sowie für Menschen die Blutgerinnungs-hemmer einnehmen, nicht ungefährlich ist. Auch ist durch die vermehrte Bildung weißer Blutkörperchen die Gefahr einer Leukämie erhöht.
Einige Hersteller bieten seit kurzer Zeit Kosmetika mit Melatonin an. Auch hiervor sei gewarnt, da ein Nutzen nicht nachgewiesen ist und das Melatonin möglicherweise auch über die Haut ins Blut gelangt und unerwünschte Nebenwirkungen hervorruft.
Vielleicht wäre ein Versuch mit L-Tryptophan (aus dem der Körper selbst Melatonin herstellen kann), zur behandlung von Schlöafstörungen trotz HET besser.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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27.09.2006, 07:56 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Dossler,
vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht.
Die Ärztin hat mir LaFemme 2/2 mg verschrieben. Wenn der Östrogenanteil also doppelt so hoch ist wie in Angeliq, könnte La Femme ja besser für das Einschlafen sorgen?!
Sie schreiben, dass der Gelbkörperhormonanteil nicht vergleichbar mit dem in Angeliq ist. Können Sie mir vielleicht noch mitteilen, welche Vorteile bzw. Nachteile LAFEMME in der Hinsicht also haben könnte, damit ich abwägen kann.
Oder ist es doch besser, dass ich ir das von Ihnen empfohlene Gynokadin verschreiben lasse?
Vielen dank
Bettina

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27.09.2006, 12:28 Uhr
Antwort

Hallo Bettina,
der doppelte Östrogengehalt im LAFAMME 2/2 könnte in der Tat Ihre Einschlafstörungen bereits verbessern. Zusätzlich auch noch Gynokadin zu nehmen, wäre dann Quatsch!
Zu den unterschiedlichen Gestagenen in ANGELIQ und LAFAMME möchte ich nur soviel sagen: beide sind antiandrogen wirksam und sind grundverschieden in der chemischen Struktur. Welches Gestagen für wen das Beste ist, kann Ihnen kein Arzt und kein Beipackzettel vorher sagen und somit sind Diskussionen darüber v.a. akademischer Natur. ANGELIQ wird hauptsächlich wegen des hohen Preises von uns budget-geknechteten Frauenärzten gemieden, aber es würde auf keinen Fall Lafamme o.ä. aus der Rezeptur verdrängen!
Ich wünschte mir, dass Politikerinnen auch diese Diskussionen um Medikamentenpreise in der Praxis mit ihren Frauenärzten hätten – aber wer das Kreuz hat, segnet sich ja bekanntermaßen!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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27.09.2006, 17:06 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Dossler,
ich hoffe, ich darf Sie noch einmal nerven...
ich meinte nicht die zusätzliche Einnahme von Gynokadin zu Lafemme, sondern zu Angeliq. Fänden Sie diese Lösung in Hinblick auf meine Schlafprobleme sinnvoller?Was würden Sie mir raten?
Sie haben geschrieben, dass ein Versuch mit L-Tryptophan vielleicht sinnvoll wäre. was ist das?
Vielen Dank
Bettina

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02.10.2006, 12:16 Uhr
Antwort

Hallo Bettina,
entschuldigen Sie, dass ich erst jetzt antworte, aber ich hatte vorige Woche Geburtstag und man „hat mir ein paar Tage frei gegeben“.

L-Trypophan ist eine Aminosäure, die in den Serotonin- und wahrscheinlich in den Melatonin-Stoffwechsel eingeschleust wird und somit die Schlafsteuerung anregt.
Zur HET: ich meine, wenn Sie zur Zeit ANGELIQ nehmen, dann sollten Sie nicht den Komplett-Hormonwechsel vollziehen, denn es könnte eine zusätzliche Östrogengabe völlig ausreichen, um einen erhöhten Östrogenbedarf auszugleichen. Lafamme enthält ein ganz anderes Gelbkörperhormon (allerdings gibt’s das auch in einer östrogenverstärkten Version), den Wechsel würde ich mir aufsparen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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