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Reizblase wegen Östrogenmangel?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

07.06.2018 | 23:17 Uhr

Sehr geehrte Frau Doktor,

ich hoffe, Sie können mir einen Rat geben (ich bin 55 Jahre alt)-ich versuche, alles sinnvoll zusammenzufassen - trotzdem wird es wohl sehr umfangreich: vor ca. 15 Jahren habe ich angefangen mit dem Medikament Vesikur 10 mg, da ich eine Reizblase mit leichter Inkontinenz hatte. Man nahm an, dass meine Gebärmutter auf die Blase drückte, woraufhin ich die Gebärmutter habe entfernen lassen - bei gleichzeitiger Scheidenplastik. Der Effekt für die Blase war gleich Null und ich nahm weiterhin Vesikur, da das Druckgefühl auf der Blase nach wie vor da war. Vor gut 5 Jahren wechselte ich nach Umzug den Urologen-dieser stellte eine Harnröhrenverengung fest, welche im KH operativ behoben wurde. Danach bekam ich ein neues Medikament, Miktonorm, welches nichts nutzte und welches auch den Harnfluss stoppte. Auch die Mundtrockenheit war sehr stark. Ich wechselte wieder den Urologen und bekam wieder Vesikur. Eine zeitlang war es ok, dann wurde es wieder schlimmer mit dem ewigen Urindruck und nachdem mit allen möglichen Untersuchungen abgeklärt wurde, dass organisch alles ok war, sollte ich Curbifluxx zusätzlich nehmen - auf gut deutsch, keiner wusste, was zu tun ist. Auch hier ging eine zeitlang alles soweit gut, mal besser, mal weniger gut. Im Okt. 2017 ging nun bei mir eine Herzkatheter-Untersuchung schief und ich war über 3 Monate lang richtig krank. Ich musste 8 x reanimiert werden, bekam 4 Stents, ein komplettes Nierenversagen, eine Lungenentzündung und 6 Tage Koma. Ich war zu krank, um mir über die Blase Gedanken zu machen. Über 6 Monate lang nahm ich weder das Vesikur noch das Curbifluxx, es war für mich so, als wenn ich es nicht mehr brauchte. Das änderte sich und ab Mai nahm ich das Vesikur wieder (ich hatte durch die ganzen neuen Tabletten innerhalb kürzester Zeit 10 kg zugenommen, trotz täglichem Ausdauersport-alle Ärzte verkünden einheitlich, dass das Übergewicht nichts mit meiner Reizblase zu tun hat - ich glaube das nicht). Es hatte aber nicht den gewünschten Effekt und dies sagte ich meinem Gynäkologen. Er verschrieb eine neues Medikament Betmiga 50 mg. Nachdem ich das 7 Tage genommen hatte, ging ich am 8. Tag als Notfallpatientin in die urologische Ambulanz. Es war und ist unerträglich mit diesem Dauergefühl, zur Toilette zu müssen. Es kam ein ständiges Brenngegühl dazu (nicht beim Wasserlassen - einfach nur allgemein) und ich wollte sichergehen, dass ich keine akute Blasenentzündung hatte. Lt. urologischer Ambulanz bin ich kerngesund!!! Ich bekam wieder eine neue Tablette Emselex 15 mg. Keine Besserung nach 6 Tagen und ich schwenke wieder zurück auf die Vesikur (Vesikur ist die einzige Tabl. bisher, die den Harnstrahl nicht stoppt und auch nicht diese Mundtrockenheit verursacht). Zusätzlich bekam ich vom Gyn eine erneute östrogenhaltige Salbe Estriol Wolff 0,5 (mehrere Versuche in der Richtung musste ich wegen starkem Brennen abbrechen) Das Problem ist, dass ich diese Salben und Tabletten usw. alle wegen dieser Herzgeschichte nicht nehmen darf- überall steht, dass man diese als Herzkranker nicht nehmen darf. Auch bei vielen Salben steht drin, nicht bei Herzinfarkt. Die Frage ist einfach - habe ich diese fürchterliche Reizblase durch Östrogenmangel? Was kann ich trotz Herzkrankheit an Östrogenhaltigem nehmen? Habe ich eine Chance auf eine Besserung der Reizblase? Es würde mir schon reichen, wenn es irgendeine Salbe gäbe, die das äußerliche Brennen an der Harnröhre eindämmt-und somit den Gedanken an "ich muss zur Toilette". Es macht keinen Spass, 20 Stunden am Tag an nichts anderes zu denken. Ich schaffe es von der Menge her, 2,5 Std. bis zum nächsten Toilettengang zu warten - vom Gefühl her schaffe ich noch nicht einmal 1 Minute. Ich stehe von der Toilette auf und bin überzeugt davon, nicht gewesen zu sein. Ich habe niemals Beckenbodengymnastik verschrieben bekommen und immer, wenn ich es eigenständig versuche, breche ich ab, weil ich es als unangenehm empfinde. Ich stelle hier wohl hauptsächlich urologische Fragen - jedoch gibt es keinen urologischen Expertenrat für Frauen und als Ursache einer Reizblase wird der Östrogenmangel genannt. Am liebsten wäre mir eine Salbe mit der Wirkungskraft von Kamistad Gel für den Zahnfleischbereich - das ist wie ein Betäubungsmittel. Bitte sowas für die Harnröhre.

Gruß und vielen Dank im Voraus

Lygia12

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Bisherige Antworten
Expertin-Grüne
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08.06.2018, 00:08 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Lygia,

das ist eine lange und komplexe Leidensgeschichte. Ich würde Ihnen dringend raten, sich in einer urodynamischen Sprechstunde an einem Beckenbodenzentrum vorzustellen. Man muss deutlich unterscheiden zwischen einer reinen überaktiven Blase, einer Blasenfunktionsstörung bei Beckenbodenschwäche und Mischformen.
Verschiedene gezielte Therapiemaßnahmen kommen in Betracht: operativ, medikamentös systemisch oder lokal und auch  Gymnastik und Stimulationstherpien (Biofeedback).

In bestimmten Fällen hilft das Untersptizen der Blase mit Botox im Rahmen einer Blasenspiegelung. Die Wirkung des Botulinumtoxins beruht auf einer Hemmung der Blasenmuskelaktivität. Damit tritt der Harndrang erst später auf.

siehe:

https://www.special-harninkontinenz.de/therapie/botox-id103897.html

viele Grüße!

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08.06.2018, 21:34 Uhr
Kommentar

Hallo Frau Doktor,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort - das mit der Botox-Spritze hatte ich wohl schon gelesen. Ich habe aber auch von Frauen gelesen, die sich jetzt danach täglich selbst einen Katheder setzen müssen und habe daraufhin diese Seite sofort wieder zugemacht. Das wäre für mich der Albtraum schlechthin....also sehen Sie wohl eher das urologische Problem und nicht den Östrogenmangel. Ich hatte im Jahr 2012 vor der Harnröhren-OP eine urodynamische Untersuchung, die nichts ergeben hat. Der Arzt in der urologischen Ambulanz letzte Woche hat die Botox-Spritze angesprochen - jedoch  erst nach einer erneuten urodynamischen Untersuchung. Diese wird auch erst seit 2013 von den Kassen übernommen, deshalb kannte ich diese Therapie bisher wohl noch nicht.

Wie dem auch sei, ich denke, ich werde erst einmal einen Termin bei meinem Urologen machen und hören, wie seine Erfahrungswerte sind. Vielleicht reicht ja auch das Vesikur plus die Estrio Wolff-Salbe, die ich halbwegs vertrage. Ansonsten vielleicht doch mal konsequentes Beckenbodentraining, obwohl ich das wirklich als sehr unangenehm empfinde. Falls alles nichts hilft, dann die urodynamische Untersuchung und vielleicht die Spritze.... ;( Darüber wäre ich nicht sehr glücklich, aber wenn es hilft, dann schon.

Viele Grüße

Lygia12

Expertin-Grüne
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09.06.2018, 22:55 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Lygia,

das klingt sehr vernünftig. Lassen Sie sich gründlich untersuchen und gut beraten.
Passen Sie mit Informtaionen im Internet auf, hier werden bevorzugt die schlechten Verläufe und Komplikationen geschildert. Wenn alles zufriedenstellend abgelaufen ist, besteht meist kein Mitteilungsbedürfnis.

viele Grüße!

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