Hallo Herr Dr. Dossler,
ich habe auch eine Frage zu Progesteron, wofür ich ein bisschen ausholen muss. Ich bin 47 und habe seit 2003 zunehmende Unregelmäßigkeiten: mittlerweile 5 Eierstockzysten gehabt - die hatte ich früher noch nie! (mal rechts, mal links - haben sich zum Glück immer wieder zurückgebildet), ein Myom, das z. Z. 3,5 cm groß ist (war zwischendurch auch mal wieder geschrumpft). Zyklen sind seit mehren Jahren auf 24 Tage verkürzt, aber noch sehr regelmäßig. Periode 3 Tage sehr stark; gelegentlich bis zu 14 Tagen lang, dann auch wieder normal lang (7 Tage). Seit Sommer gehäufte Probleme (lange Periode, Kopfschmerzneigung, Muskelzucken (weiß nicht, ob da Zusammenhang besteht??), trockene Haut . Nehme seit geraumer Zeit in 2. Zyklushälfte Progesteron, weil FÄ Östrogendominanz für die Ursache hielt. Zunächst Creme, dann Utrogest, 1 am Ad. Seit 2.12. (hatte wieder zyste) 2 Utrogest. Ich habe das gefühl, seit Monaten keinen Eisprung mehr gehabt zu haben. Habe seit Monaten PMSartige Brustschmerzen in 2. Zyklushälfte mit schmerzhaft empfindlichen Brustwarzen (das hatte ich aber auch bei meiner ersten Zyste als ich noch keinerlei Progesteron nahm) . Kann es sein, dass 2 Kapseln Utrogest zu viel sind (ich habe gehört, dass Progesteron auch die Östrogenrezeptoren stimuliert?) oder glauben sie eher, dass die Östrogendominanz noch gewichtiger geworden ist??? Davor habe ich Angst, da meine Mutter mit 66 an Brustkrebs gestorben ist. Ich weiß wirklich nicht, ob das Progesteron ein wichtiger Ausgleich ist oder eher schadet! Und welche Dosierung ist richtig?? Meine FÄ verschreibt mir Utrogest auf eigenen Wunsch, rät mir aber weder zu noch ab. Sorge habe ich auch, ständig neue Eierstockzysten zu bekommen und dass das Myom weiterwächst, aber vielleicht verstärkt Utrogest noch die Östrogenwirkung??
Entschuldigen Sie bitte die Länge der Anfrage!
Mit freundlichen Grüßen Paula
Progesteronüberdosierung??
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo Paula,
Nur wenn Ihre Mutter an einem Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs verstorben ist, könnten Sie selbst ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben.
Dass PG die Östrogenrezeptoren stimuliert, erwähne ich auch immer wieder. Dies ist aber tatsächlich nur vorübergehend zu Beginn einer PG-Behandlung.
Das sehr bekannte Progestogel wird ja gerade wegen prämenstrueller Brustbeschwerden verordnet.
Wurden aufgrund Ihrer Beschwerden und der Zysten denn keine Hormonbestimmungen gemacht (FSH,LH, Estradiol, Progesteron, Prolaktin, Testosteron etc.)?
Haben Sie vielleicht in Ihrer Nähe ein Hormonzentrum (Endokrinologicum)? Oder eine Universitäts-Frauenklinik (dort gibt es nämlich eine Hormonambulanz)?
Ich würde unbedingt zu einer genaueren Abklärung aller Symptome raten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Guten Abend TomDoc,
vielen Dank für Ihre Antwort! Ich weiß leider nicht, ob der Brustkrebs meiner Mutter Hormonrezeptor-positiv war oder nicht. Meine Mutter ist bereits 1988 verstorben und auch mein Vater lebt nicht mehr, so dass ich nicht nachfragen kann.
Eine Hormonbestimmung wurde bisher nicht gemacht. Ich habe zu meiner FÄ ein gutes Verhältnis; sie hat mich im Laufe der Jahre in 3 Schwangerschaften begleitet. aber ich glaube von einer Hormonbestimmung hält sie nicht viel, weil sie meint, der Status wäre immer unterschiedlich. Ich war, v. a. wegen des Myoms und der starken Blutungen schon mal 2008 und 2006 ambulant in der Klinik (bei verschied. Ärzten) und beide waren der Meinung, dass bei mir eine eindeutige Östrogendominanz vorliegen würde. Auch von der evt. Überlegung, die Gebärmutter entfernen zu lassen, haben sie aus verschied. Gründen eher abgeraten. (Das Myom liegt sehr ungünstig, so dass eine einzelne Entfernung nur schwer möglich wäre). Die Blutungen sind im Moment nun auch nicht mein Hauptproblem. Einen zwar bestehenden Eisenmangel habe ich durch Eiseninfusionen beim Internisten ganz gut im Griff. Und ich hoffe natürlich darauf, dass das Ganze auch mal irgendwann aufhört (wohlwissend, dass das evt. noch dauern kann).
Die Fragen, die mich ganz akut bewegen, sind v. a.: Kann man Utrogest überdosieren also bewirkt es dann das Gegenteil? Soll ich lieber gar nichts einnehmen oder lieber wieder die Progesteroncreme?? Ist es normal, dass häufig kein Eisprung mehr stattfindet, aber die Periode noch so regelmäig kommt (wenn auch nicht regelmäßig geht :-)?
Eigentlich habe ich durch die Utrogest keine echte Verbesserung wahrgenommen, d. h. eigentlich kein Einfluss auf Zyklus oder Periode. Allerdings vertrage ich sie auch gut und ich hatte gehofft, etwas Gutes gegen meine Östrogendominanz zu tun...So nach dem Motto: vielleicht wäre alles noch schlimmer, wenn ich nichts einnehmen würde?
Übrigens wurde von meinem Internisten in letzter Zeit auch ein leicht erhöhter TSH Wert ermittelt und ich habe gelesen, dass eine leichte Schilddrüsenunterfunktion auch mit Progesteronmangel zusammen hängen könnte. SD Hormone nehme ich bislang keine, da ich mich in der Beschreibung einer SD Unterfunktion eigentlich gar nicht wieder erkenne: ich bin sehr schlank, habe eher einen schnellen Stoffwechsel, u. a.
Vielen Dank, dass Sie sich für uns alle so viel Zeit nehmen!!!
Herzliche Grüße
Paula
Antwort
Hallo Paula,
jedes Mittel können Sie überdosieren! Also auch natürliche Hormone.
Gerade das Ausbleiben des Eisprungs (ganz einfach und ohne jeden Hormontest nachweisbar mittels täglicher Messung der Aufwachtemperatur) und dennoch mehr oder weniger regelmäßige Periodeist ein Zeichen der Östrogendominanz (auf meiner Webseite www.tomdoc.de finden Sie einige Erklärungen dazu).
Oft verstärken sich durch den einseitigen Östrogeneffekt die Periodenblutungen erheblich (Östrogene regen die Zellteilung der Schleimhaut an).
Ich wiederhole meinen Rat: wenden Sie sich an ein Hormonzentrum (Adressen finden Sie im Internet), da meines Erachtens eine Überprüfung des PG-Wertes in der zweiten Zyklusphase unter Therapie mit UTROGEST sinnvoll wäre.
Zur Schilddrüsendiagnostik möchte ich noch etwas sagen: das TSH wird zwar immer noch als Universalmarker für Schilddrüsenerkankungen angesehen -warum weiß ich nicht - aber es ist alleine oft nicht aussagefähig.
Auch aus diesem Grund würde ich eine weitere genaue endokrinologische Abklärung anraten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo TomDoc,
vielen Dank für Ihre Antwort! Dann werde ich Ihren Rat beherzigen und meinen Hormonstatus überprüfen lassen. Kann man das auch beim Internisten oder beim Hausarzt machen lassen? Wenn ich Sie recht verstanden habe, dann soll ich den Wert in der 2. Zyklushälfte unter Zuführung von Progesteron machen lassen!? Ich habe schon mal für mich beschlossen, bis dahin die Dosis zu reduzieren und vielleicht auch wieder auf die Creme umzusteigen.
Was meinen fehlenden Eisprung angeht, so bin ich mir eigentlich ziemlich sicher. Ich habe ca. 20 Jahre lang natürliche Empfängnisverhütung mit Temperaturmessen gemacht, was auch super geklappt hat (nur 3 Wunschkinder). Das war aufgrund meines regelmäßigen Zyklus sowie deutlicher Eisprunganzeichen auch nicht schwer. Vor ein paar Jahren hat sich mein Mann sterilisieren lassen und das ist natürlich sehr bequem für uns. Ich mag auch irgendwie nicht noch mal mit Temperaturmessen anfangen; irgendwie hab ich auch zu viel Stress morgens. Aber natürlich ist mir die intensive Beobachtung meines Körpers ins Blut übergegangen. (Jetzt während der WJ empfinde ich das manchmal fast als etwas nervig). Aber ich merke eigentlich schon, ob ein Eisprung stattfindet oder nicht.
Noch eine Frage zum Schluss: Soweit ich weiß, kann man doch Östrogen und Progesteron als Gegenspieler verstehen. Gleichzeitig erhöht PG die Sensibilität für Ö, die Rezeptoren werden aktiviert. Wie kann dann überhaupt die Substitution von PG die bei mir vermutlich immer noch sehr gewichtige, Östrogendominanz im positiven Sinne ausgleichen?? Hängt das dann mit der Dosierung zusammen? Und noch eine allerletzte Frage (Entschuldigung!): nach wie vielen Jahren (ab Beginn des Progesteronabbaus) beginnt denn auch die Östrogenproduktion nachzulassen? Oder ist das bei jedem völlig unterschiedlich?
Nochmals vielen Dank für Ihre Mühen! Ich weiß Ihr Beratungsangebot sehr zu schätzen; wo sonst kann man mal in Ruhe nachfragen (und zwischendurch auch erst mal selbst ein bisschen überlegen)!?
Herzliche Grüße
Paula
Antwort
Hallo Paula,
weder der Hausarzt noch der Internist werden gynäkologische Hormonanalysen vor der Krankenkasse verantworten können; abgesehen davon, dass sie vielleicht auch nur wenig mit den Werten und Ihrer Therapie anfangen können.
Wenn ich den Weg in ein Hormonzentrum anrate, dann deshalb, weil ich es für sinnvoller halte, Ihre Beschwerden von Spezialisten abklären zu lassen.
Viele Ihrer zusätzlichen Fragen finden Sie auf meiner Homepage beantwortet: lesen Sie sich doch mal die FAQ durch.
Eine Dominanz gleicht man immer aus, indem man ein Gegengewicht erzeugt.
Das ist mit Hormonen schwieriger, als viele meinen und man muss auch geduldiger sein, als viele es sind.
Das natürliche Altern der Eierstöcke bedingt ein allmähliches Absinken der Östrogenproduktion, sodass als Erstes die Eireifung nicht mehr stattfindet, der Eisprung ausbleibt und sich kein Progesteron mehr bildet. Daher ist es verständlich, dass eine Östrogendiominanz nicht unbedingt bedeuten muss, dass übermäßig viel Östrogen gebildet wird - auch bei niedrigeren Östrogenwerten bedeutet das Fehlen des PG eine Östrogendominanz.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo TomDoc,
vielen Dank für Ihre Hinweise! Ich werde mich auf Ihrer Homepage kundig machen.
Einen schönen Abend noch!
Paula