Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,
ich freue mich sehr, dass Sie hier schreiben, ein paar Berichte habe ich mir schon durchgelesen und stets etwas dazu gelernt. Vielen Dank dafür.
Heute habe ich selber eine Frage: Ich habe leider Endometriose und Adenomyose, habe inzwischen einiges an Therapien ausprobiert und bin schlussendlich bei körpereigenem Progesteron (vaginal, momentan zyklisch) gelandet. Von allen Therapien, die ich ausprobiert ist es für mich tatsächlich das Mittel der Wahl. Meine Frauenärztin und ich sind begeistert von dem Erfolg (GMS ist flacher und wird besser transformiert, meine extreme Blutungen konnten auf ein geringes Maß abgesenkt werden und meine extreme Schmerzen gehören komplett der Vergangenheit an etc). Meinen Zyklus kenne ich sehr gut, denn ich mache NFP, mein Zyklus hat sich altersbedingt längst verändert, d.h erst immer frühere Eisprünge, jetzt manchmal auch keine Eisprünge mehr, trotz LH-Anstieg, starker Östradiol-Höhepunkt und Zervixschleimhöhepunkt (allerdings deutlich schlechtere Qualität als früher). Ich nehme das Progesteron wie gesagt vaginal und in eher hohen Dosierung (je nach Zyklus und je nach Zyklustag 100-600mg), denn vor allem dann, wenn ich keine Eisprünge habe, brauche ich ja gerade in Anbetracht meiner Endometriose und Adenomyose einen Gegenspieler zum durchaus sehr hohen Östradiol. Leider gibt es zu Progesteron deutlich weniger Informationen als zu synthetischen Gestagenen. Im Enometriose-Selbsthilfegruppen hört man auch immer wieder das Gerücht, das "überschüssiges Progesteron in Östradiol umgewandelt wird" (?) und somit kontraindiziert wäre. Sowohl meine Frauenärztin, als auch ein Endokrinologe haben dies aber dementiert: Das Progesteron wandelt sich wenn überhaupt höchstens in einem verschwindend geringen und zu vernachlässigbarem Teil in Östradiol um. Zumindest meine Blutwerte sprechen auch dafür, dass sich Progesteron eben NICHT in Östradiol umwandelt, denn meine Progesteron-Werte im Blut sind z.B in der 2. Zyklushälfte (mit Progesteron-Unterstützung) meist um die 20 ng/ml oder sogar etwas höher (ich brauche auch so hohe Werte für eine ausreichende Wirkung) und die Östradiol-Werte schwanken eben ganz zyklusgerecht, d.h. verhalten sich also ganz normal und vollkommen unabhängig von der zusätzlichen Progesteron-Einnahme). Manche Endometriose-Spezialisten empfehlen ja auch Progesteron, das würden die Experten sicher nicht machen, wenn der Körper durch die zusätzlichen Progesteron-Gabe mit noch mehr Östradiol überschwemmt werden würde. Das würde dann ja keinen Sinn machen. Verunsichert bin ich inzwischen trotzdem und frage mich, was denn nun stimmt.
Da Sie schon viele Fragen anderer Frauen hier so wunderbar verständlich und ausführlich beantwortet haben, hoffe ich sehr, dass Sie mir meine Fragen zu Progesteron ebenfalls beantworten können:
1. Wirkt Progesteron hemmend auf die FSH-Ausschüttung und hemmt somit auch ein wenig das Östradiol?
2. Wandelt sich Ihrer Erfahrung nach (überschüssiges? - was soll das sein?) Progesteron in Östradiol um oder nicht?
3. Wie wirkt Progesteron genau und worauf beruht diese Wirkung?
3. Können hohe Dosen Progesteron (bis 600 mg pro Tag - aufgeteilt in 3x200mg) schädlich für den Körper sein? Ich nehme jetzt schon länger hohe Dosierungen (bis 600mg/Tag) Progsteron vaginal (der Endokrinologe und meine Frauenärztin geben mir nach wie vor grünes Licht. Ich könne da nichts falsch machen, bei Kinderwunsch würde auch mit solchen Mengen gearbeitet etc.). Ich selber komme super mit dem Progesteron klar, habe keinerlei Nebenwirkungen (bei zu hoher Dosierung höchstens ganz leichte minimale Müdigkeit), ich habe also endlich etwas gegen meine Endometriose /Adenomyose gefunden, was mir großartig hilft und dennoch bleibt bei mir ein kleines Fragezeichen, ob vielleicht doch etwas dagegen sprechen könnte? Auch wenn ich mir sage: Gestagene sind viel potenter, von den Molekülen zusätzlich verändert und sie haben mir regelmäßig extrem viele Nebenwirkungen gebracht. Das Progesteron hingegen scheint mir einfach nur gut zu tun. Es muss von mir allerdings auch hoch genug dosiert werden, um am Endometrium etc. eine gute Wirkung zu zeigen. Geringe Mengen (nur 200mg/Tag) helfen mir wegen meiner Endometriose / Adenomyose leider zu wenig bezüglich der Schmerzen, der Blutungen etc. Wenn nichts dagegen spricht, möchte ich das Progesteron gerne so weiter nehmen, da es wirklich die Rettung für meine Probleme war und ist.
Ganz herzlichen Dank für Ihre Meinung und Freundliche Grüße