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Progesteron

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

09.02.2017 | 17:21 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

ich freue mich sehr, dass Sie hier schreiben, ein paar Berichte habe ich mir schon durchgelesen und stets etwas dazu gelernt. Vielen Dank dafür.

Heute habe ich selber eine Frage: Ich habe leider Endometriose und Adenomyose, habe inzwischen einiges an Therapien ausprobiert und bin schlussendlich bei körpereigenem Progesteron (vaginal, momentan zyklisch) gelandet. Von allen Therapien, die ich ausprobiert ist es für mich tatsächlich das Mittel der Wahl. Meine Frauenärztin und ich sind begeistert von dem Erfolg (GMS ist flacher und wird besser transformiert, meine extreme Blutungen konnten auf ein geringes Maß abgesenkt werden und meine extreme Schmerzen gehören komplett der Vergangenheit an etc). Meinen Zyklus kenne ich sehr gut, denn ich mache NFP, mein Zyklus hat sich altersbedingt längst verändert, d.h erst immer frühere Eisprünge, jetzt manchmal auch keine Eisprünge mehr, trotz LH-Anstieg, starker Östradiol-Höhepunkt und Zervixschleimhöhepunkt (allerdings deutlich schlechtere Qualität als früher). Ich nehme das Progesteron wie gesagt vaginal und in eher hohen Dosierung (je nach Zyklus und je nach Zyklustag 100-600mg), denn vor allem dann, wenn ich keine Eisprünge habe, brauche ich ja gerade in Anbetracht meiner Endometriose und Adenomyose einen Gegenspieler zum durchaus sehr hohen Östradiol. Leider gibt es zu Progesteron deutlich weniger Informationen als zu synthetischen Gestagenen. Im Enometriose-Selbsthilfegruppen hört man auch immer wieder das Gerücht, das "überschüssiges Progesteron in Östradiol umgewandelt wird" (?) und somit kontraindiziert wäre. Sowohl meine Frauenärztin, als auch ein Endokrinologe haben dies aber dementiert: Das Progesteron wandelt sich wenn überhaupt höchstens in einem verschwindend geringen und zu vernachlässigbarem Teil in Östradiol um. Zumindest meine Blutwerte sprechen auch dafür, dass sich Progesteron eben NICHT in Östradiol umwandelt, denn meine Progesteron-Werte im Blut sind z.B in der 2. Zyklushälfte (mit Progesteron-Unterstützung) meist um die 20 ng/ml oder sogar etwas höher (ich brauche auch so hohe Werte für eine ausreichende Wirkung) und die Östradiol-Werte schwanken eben ganz zyklusgerecht, d.h. verhalten sich also ganz normal und vollkommen unabhängig von der zusätzlichen Progesteron-Einnahme). Manche Endometriose-Spezialisten empfehlen ja auch Progesteron, das würden die Experten sicher nicht machen, wenn der Körper durch die zusätzlichen Progesteron-Gabe mit noch mehr Östradiol überschwemmt werden würde. Das würde dann ja keinen Sinn machen. Verunsichert bin ich inzwischen trotzdem und frage mich, was denn nun stimmt.

Da Sie schon viele Fragen anderer Frauen hier so wunderbar verständlich und ausführlich beantwortet haben, hoffe ich sehr, dass Sie mir meine Fragen zu Progesteron ebenfalls beantworten können:

1. Wirkt Progesteron hemmend auf die FSH-Ausschüttung und hemmt somit auch ein wenig das Östradiol?

2. Wandelt sich Ihrer Erfahrung nach (überschüssiges? - was soll das sein?) Progesteron in Östradiol um oder nicht?

3. Wie wirkt Progesteron genau und worauf beruht diese Wirkung?

3. Können hohe Dosen Progesteron (bis 600 mg pro Tag - aufgeteilt in 3x200mg) schädlich für den Körper sein? Ich nehme jetzt schon länger hohe Dosierungen (bis 600mg/Tag) Progsteron vaginal (der Endokrinologe und meine Frauenärztin geben mir nach wie vor grünes Licht. Ich könne da nichts falsch machen, bei Kinderwunsch würde auch mit solchen Mengen gearbeitet etc.). Ich selber komme super mit dem Progesteron klar, habe keinerlei Nebenwirkungen (bei zu hoher Dosierung höchstens ganz leichte minimale Müdigkeit), ich habe also endlich etwas gegen meine Endometriose /Adenomyose gefunden, was mir großartig hilft und dennoch bleibt bei mir ein kleines Fragezeichen, ob vielleicht doch etwas dagegen sprechen könnte? Auch wenn ich mir sage: Gestagene sind viel potenter, von den Molekülen zusätzlich verändert und sie haben mir regelmäßig extrem viele Nebenwirkungen gebracht. Das Progesteron hingegen scheint mir einfach nur gut zu tun. Es muss von mir allerdings auch hoch genug dosiert werden, um am Endometrium etc. eine gute Wirkung zu zeigen. Geringe Mengen (nur 200mg/Tag) helfen mir wegen meiner Endometriose / Adenomyose leider zu wenig bezüglich der Schmerzen, der Blutungen etc. Wenn nichts dagegen spricht, möchte ich das Progesteron gerne so weiter nehmen, da es wirklich die Rettung für meine Probleme war und ist.

Ganz herzlichen Dank für Ihre Meinung und Freundliche Grüße

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Expertin-Grüne
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10.02.2017, 13:03 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Iluma,

verraten Sie noch bitte, wie alt Sie sind?

Zu Ihren Fragen:

Progesteron hemmt die FSH Ausschüttung, im Vergleich zu synthetischen Gestagenen ist aber die hypophysäre Rückkopplung eher schlecht. In der hohen Dosierung dürfte dennoch in Bezug auf die Rückkopplung ein ausreichender Effekt zu erzielen sein. Damit wird dann auch die Eizellreifung und darüber wiederum die Östrogenbildung gehemmt. Bei der Endometriose wird üblicherweise eine durchgängige Therapie empfohlen. Dann käme man vermutlich auch mit einer geringeren Dosierung aus.

Synthetische Gestagene sind potenter und werden daher bevorzugt bei der Endometriosetherapie eingesetzt.
Da Sie aber unter dem aktuellen Konzept offenbar beschwerdefrei /-arm sind, spricht meines Erachtens nichts dagegen, dieses auch fortzusetzen - im Sinne von: "Never change a winning team"

Progesteron ist ein Steroidhormon (Abkömmling des Cholesterins) und wird von LH stimuliert im natürlichen Zyklus vor allem im Gelbkörper, während der Schwangerschaft auch in der Plazenta, gebildet. Das Hormon bewirt eine Modifikation des proliferierten Endometriums, welche besonders für die Einnistung eines Embryos erforderlich ist und ansonsten die Schleimhaut auf eine geregelte Abblutung vorbereitet.
Es ist auch ein Zwischenprodukt in der Entstehung des Aldosteron und Cortison in der Nebennierenrinde. Bei bestimmten angeborenen Stoffwechsel-Störungen der Hormonbildung in der Nebennierenrinde können diese Abläufe gestört sein und es werden vermehrt Androgene gebildet.
Die eher geringe Umwandlung in Östrogene spielt eigentlich keine Rolle.

Progesteron ist (vor allem nach oraler Einnahme und Verstoffwechslung in der Leber) am Zentralen Nervensystem wirksam - vielfäl­ti­ge Effekte sind eine beruhigende, schlafanstoßende Wirkung, neuroregenerative Prozesse mit Auswirkungen auf Stimmung, geistige Leistungsfähigkeit, Stressreaktionen, sowie eine anxiolytische Wirkung werden dem Hormon zugeschrieben.

lesen Sie hier weiter:

http://www.hormontherapie-wechseljahre.de/weibliche-hormone/funktion-hormone/wirkung-von-progesteron-in-den-wechseljahren-id63739.html

viele Grüße!

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12.02.2017, 13:17 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich bin sehr froh, dass Sie mir ebenfalls bestätigen konnten, dass sich Progesteron so gut wie NICHT in Östradiol umwandelt. Im Grunde verraten das auch meine Blutwerte, die ich mir noch mal angeschaut habe: So hatte ich z.B. in einem Zyklus aus dem Jahr 2015 meinen Eisprung am 10. Zyklustag, habe anschließend 3 Wochen lang (damals nur 200mg/Tag) Progesteron vaginal genommen und hatte am Ende (mit dieser durch das zusätzliche Progesteron künstlich verlängerten Hochlage - also fast 20 Tage statt meiner üblichen 10-12 Tage) einen Progesteronwert von knapp 20 ng/ml und einen Östradiolwert von nur 5 pg/ml (3 Tage vor Blutungsbeginn). Ganz offensichtlich hat sich also von dem vielen Progesteron NICHTS in Östradiol umgewandelt, sonst wäre das Östradiol ja kaum bis auf nur 5 pg/ml abgesunken.

Ich bin jetzt 42 Jahre alt/jung. 2014 (mit 39 Jahren) war mein AMH-Wert 0,16 ng/ml und 2015 (mit 40 Jahren) war mein AMH-Wert 0,07 ng/ml. Meine FSH-Werte sind im Vergleich zu den sehr schlechten AMH-Werten noch erstaunlich gut, also niedrig: Bei Blutabnahmen zwischen 3.-5. Zyklustag waren die FSH-Werte letztes Jahr z.B. nur 3,6 U/l, 7,8 U/l, 11,9 U/l, 4,9 U/l, bei eher hohen Östradiolwerten zwischen 90 ng/l - 195 ng/l. Vor 2 Jahren waren die FSH-Werte allerdings schon 10,1 U/l, 11,5 U/l und einmal sogar 26,2 U/l (ebenfalls Blutabnahmen immer 3.-5. Zyklustag).

Bis vor kurzem hatte ich noch regelmäßige (tendenziell sehr frühe) Eisprünge. Zwischendurch gab es auch mal harmlose Follikelzysten (die ich durch anschließende Progesteroneinnahme stets gut zum Verschwinden bringen konnte). Jetzt bleiben die Eisprünge - nach einem ebenfalls vorverlegten früher Anlauf - auch schon mal ganz aus und die Follikel degenerieren wieder, d.h. werden einfach wieder kleiner. Da ich meine Eierstöcke sehr stark spüren, weiß ich immer wann sie loslegen und wann im ganzen Zyklus-Ablauf eine Art Höhepunkt erreicht wird. Momentan sind meine Eierstöcke also noch sehr aktiv und mein Zyklus erstaunlich stark, gerade die Östradiol-Werte waren/sind z.B. oft sehr hoch- (z.B. knapp über 1000 pg/ml letzten Herbst 2-3 Tage vor dem Eisprung (OHNE Progesteron-Einnahme), aber offenbar ist ganz normal für die Wechseljahre? Leider ist das gerade für die Endometriose ja sehr kontraproduktiv. Zum Glück habe ich mit dem Progesteron endlich etwas gefunden, was mir in Bezug auf die Endometriose / Adenomyose wirklich gut hilft und womit ich dem vielen Östradiol bzw. dem Wachstum und der Aktivierung der Herde etwas entgegensetzen kann. Alle meine Beschwerden (wie z.B. extreme Hypermenorrhoe, heftige Dysmenorrhoe, starke Dysurie, Dyschezie etc.) haben sich durch die Progesteron-Behandlung drastisch reduziert, andere Symptome sind sogar ganz verschwunden. Schmerzmittel (wie Ibuprofen, Metamizol, Tramadol) benötige ich gar keine mehr.

Momentan nehme ich das Progesteron wie gesagt noch zyklisch. Durch die zyklische Einnahme habe ich den Vorteil, immer zu wissen, wo sich mein Körper gerade befindet und somit einen guten Überblick und eine gute Steuerungsmöglichkeit über alles. Aber gleichzeitig natürlich den Nachteil, dass immer wieder ein neuer Zyklus anspringt und ich regelmäßige Blutungen habe. Zur Zeit lasse ich meine Periode alle 4 Wochen kommen. Dafür muss ich das Progesteron stets absetzen. Nach dem Absetzen des Progesterons dauert es meist 4-5 Tage bis die Blutung einsetzt. Wenn ich nach dem Absetzen des Progesterons noch Vaginalzäpfchen in die Scheide einführe (um schneller für "tabula rasa", also einem schnelleren Progesteron-Abfall zu sorgen) kommt die Blutung bereits nach 2-3 Tagen. Spätestens in dieser progesteronfreien Zeit springt dann aber auch mein Zyklus wieder an (vermutlich sogar schon gegen Ende der Progesteronphase, wenn das Östradiol wieder absinkt und/oder das Gehirn der Meinung ist, dass jetzt wieder ein neuer Zyklus kommen sollte?).

Reglmäßige Blutungen sind im Hinblick auf meine Endometriose und Adenomyose ja eigentlich nicht ideal. Insofern wäre es also tatsächlich besser, den Zyklus soweit möglich ganz runter zu regulieren und regelmäßige Blutungen zu vermeiden. Sie schreiben in Ihrer Antwort ja auch, dass bei Endometriose üblicherweise eine durchgängige Therapie empfohlen wird. Von einem Endometriose-Spezialisten habe ich vor 1,5 Jahren genau die gleiche Information erhalten (er empfiehlt den Frauen mindestens 300mg/Tag durchgehend). Allerdings habe ich damals nicht ausreichend nachgefragt und und da sich meine Frauenärztin und mein Endokrinologe leider gar nicht mit der durchgängigen Einnahme auskannten, habe ich mich alleine an die durchgängige Einnahme nicht richtig herangetraut und damit wieder aufgehört. Nachdem ich jetzt mit der Einnahme von Progesteron ab dem Eisprung als auch auch mit der Einnahme kurz nach der Periode genug Erfahrung gesammelt habe, möchte ich nun tatsächlich zur durchgehenden Einnahme wechseln.

Wie kann ich mir nun eine durchgehende Einnahme vorstellen? Mein Körper reagiert wirklich gut auf das Progesteron, d.h. wenn ich das Progesteron nicht absetze, dann wird sicher erst einmal die Blutung sehr lange ausbleiben (habe ich schon ausprobiert), aber wie geht es dann weiter? Wie reagiert man am besten auf Schmierblutungen / Blutungen, wenn diese kommen? Und wie wirkt sich die durchgehende Einnahme auf den Zyklus aus? Läuft der Zyklus dann nur ganz "gedimmt" weiter? Und wird immer weiter ruhig gestellt je länger ich ihn nicht richtig hoch kommen lasse? Theoretisch müsste die Eizellreifung und das Östradiol ja viel stärker gehemmt werden als bei zyklischer Einnahme? Kann ich mir das so vorstellen, dass es über lange Zeiträume dann eher abgeschwächte Follikel gibt, die nur kleine Mengen an Östradiol abgeben? Auch die GMS müsste dann ja sehr flach bleiben? Ohne Progesteron-Einnnahme hat meine GMS immer gut 10mm, mit zyklischer Progesteron-Einnahme ist sie deutlich flacher (nur 3-5mm). Bei durchgehender Einnahme sollte sie dann vermutlich bei unter 3-4mm sein? Um eine ausreichend gute Wirkung auf das Endometrium und die FSH-Ausschüttung zu erreichen, brauche ich vermutlich 300mg-600mg Progesteron/Tag? Was für eine Dosierung würden Sie bei einer durchgehenden Einnahme von Progesteron vaginal für sinnvoll erachten?

Herzlichen Dank für Ihre Antworten und Entschuldigung für den langen Text (Ich war mir nicht sicher, welche Informationen für Sie interessant/relevant sind).

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12.02.2017, 13:30 Uhr
Kommentar

Zur Info: Ich habe meine neue Frage versehentlich an der falschen Stelle (als Antwort statt als Kommentar) gepostet, deshalb gibt es den Text jetzt also 2x

Expertin-Grüne
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12.02.2017, 17:17 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Iluma,

bei ausreichend dosierter durchgängiger Gestagen-/Progesteron-einnahme sollte es nicht zum Eisprung kommen und Blutungen sollten bis auf anfängliche oder gelegentliche Zwischenblutungen ausbleiben. Mit der Zeit wäre darunter ein nur sehr flaches Endometrium zu erwarten, daher sollte mit einer durchgängigen Einnahme auch zu Beginn eines neues Zyklus anzufangen, also nicht also Verlängerung der zweiten Zyklushälfte.
Wenn darunter Östrogen zu niedrig wird, es also zu Hormonmangel-Beschwerden kommt, könnte man auch Östrogen sehr niedrig dosiert ergänzen (Pflaster oder Gel). Das bliebe aber abzuwarten.

viele Grüße!

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