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Pille und Hormonersatztherapie

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

23.12.2020 | 05:18 Uhr

Liebe Experten,

ich nehme seit dem 17. Lebensjahr die Pille und hatte nie hormonelle Beschwerden. Vor zwei Jahren setzte aus dem Nichts ein sehr häufiger Harndrang ein, dann Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, trockene Schleimhäute, u.a. Da war ich fast 39 Jahre alt.

Blutuntersuchungen bestätigten einen Mangel an Östrogen und ein nicht mehr nachweisbares Progesteron. Ich wechselte zu Gynokadin und Utrogest. Ein Jahr des Auf und Ab's folgte. Im Januar diesen Jahres wechselte ich zu Qlaira. Eine deutlich ruhigere Phase folgte. Im September änderte sich dies: häufigerer Harndrang, trockene Haut, Haarausfall, u.a. setzten wieder ein. Mein FA empfahl mir zusätzlich Gynokadin. Dies klappte zwei Monate relativ gut. Seit Anfang Dezember bin ich depressiv verstimmt, mein Kopf dröhnt, die Nasenschleimhäute sind stark angeschwollen, u.a.

Mein Gefühl ist, dass mir Gynokadin zwar hilft (kein häufiger Harndrang, Haut relativ gut, u.a.), mir nun aber der Gegenspieler Progesteron fehlt. Könnte ich dies nun auch zusätzlich einnehmen oder ist dies eher nicht ratsam? Macht grundsätzlich eine Kombi aus Pille und naturidentischen Hormonen Sinn?

Über einen Expertenrat freue ich mich sehr und ergänze gerne fehlende Informationen.

Herzlichen Dank und beste Grüße

Keksi79

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Bisherige Antworten
Expertin-Grüne
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23.12.2020, 15:20 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Keksi,

Qlaira enthält ebenfalls ein natürliches Östrogen, so dass eine zusätzliche Hormongabe als Gel eigentlich nicht erforderlich ist. Die zweiten Komponente ist ein Gestagen, so dass eine darüber hinaus gehende Einnahme von Progesteron nicht sinnvoll erscheint.
Versuchen Sie es doch mal ganz ohne Pille. Verhüten kann man auch anders, zum Beispiel mit einer Spirale.
So werden Sie am ehesten herausfinden, ob die Hormonsituation überhaupt für die Beschwerden verantwortlich ist.
Für  den Haarausfall kann auch ein Mangel an Eisen, eine Schilddrüsenfunktinosstörung, Infektionen, Stress oder auch ein Vitaminmangel verantwortlich sein.

viele Grüße
Dr. Grüne

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23.12.2020, 19:21 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Ich hatte es vor dem Wechsel zu Gynokadin und Utrogest vor etwa zwei Jahren ohne Pille versucht, und bin nach einigen Wochen vor allem wegen des sehr häufigen Harndrangs fast verrückt geworden. Zehn Gänge pro Nacht waren fast normal. Danach wurden erneut fast nicht nachweisbare Werte für Östrogen und Progesteron bestimmt. Also bekam ich Gynokadin und Utrogest verschrieben. 

Die Schilddrüse wurde mehrfach untersucht. Die Werte sind niedrig, aber im Toleranzbereich. Die Werte für Eisen und Vitamine sind gut.

Im September diesen Jahres hat der FA geprüft, ob eine Spirale eingesetzt werden könnte. Allerdings ist meine Gebährmutter sehr klein (geworden). Daraufhin empfahl er mir zusätzlich zu Qlaira auch Gynokadin.

Wenn ich zwei oder drei Abende auf Gynokadin verzichte, spielt meine Blase wieder verrückt, ich bekomme Verstopfungen, der Haarsausfall nimmt deutlich zu.

Nehme ich Gynokadin jeden Abend, schwillt meine Nase zu, ich bekomme Kopfschmerzen und eine deutlich despressive Verstimmung.

Am besten fahre ich fast noch, wenn ich Gynokadin jeden zweiten Abend nehme. Das erscheint mir aktuell am erträglichsten. Ist diese Einnahme so sinnvoll?

Gibt es noch ganz andere Ideen?

Beste Grüße und vielen, vielen Dank

Keksi79

Expertin-Grüne
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23.12.2020, 22:01 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Keksi,

so niedrig dosiertes Gynokadin hat keine nennenswerte Wirkung. Da können Sie ebenso einfach bei Qlaira bleiben. Trotzdem ist ein Tag nicht wie der andere, das lässt sich nicht mit wechselnden Hormoneinnahmen regulieren.

Die Haargesundheit reagiert nur auf längerfristige Maßnahmen. Veränderungen sind erst nach 3-4 Monaten zu erreichen.
Versuchen Sie also nicht auf jede Befindlichkeit mit einer Veränderung der Hormonmenge zu reagieren, sondern lieber eine stabile Einstellung zu finden.

viele Grüße
Dr. Grüne

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02.01.2021, 11:09 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

vielen Dank für Ihre Antwort. Es hilft mir Schritt für Schritt weiter.

Ich überlege, ob ich tatsächlich mit Qlaira weitermache oder wieder ganz auf Gynokadin und Utrogest umsteige. Mein Partner kann aufgrund eines Eingriffs keine Kinder mehr zeugen und so ist Verhütung bei uns kein Thema. Für mich stehen die Beschwerden im Vordergrund.

Ich bin promoviert, beruflich sehr aktiv und als Führungskraft in einem Großkonzern voll eingespannt. Als Ausgleich mache ich relativ viel Sport (Walken, Rennrad und Fitness), trinke keinen Alkohol, rauche nicht, esse kein Fleisch, nur wenig Süßes, kein Fastfood, und sorge für geregelte Schlafzeit. Immer öfter lese ich, dass gerade Frauen wie ich relativ früh hormonelle Herausforderungen haben können. Tatsächlich gehe ich meinen Lebensweg mit großer Begeisterung und strebe die nächste Führungsebene an.

Da stellt sich mir die Frage, wie man diese (hormonellen) Herausforderungen in Summe gut meistern kann. Wie sind dazu Ihre Erfahrungen?

Ich danke Ihnen vielmals!

Beste Grüße

Keksi79

Expertin-Grüne
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02.01.2021, 14:51 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Keksi,

haben Sie denn ohne Pille noch einen Zyklus?
Dann wird es mit Gynokadin + Progesteron schwer, eine koordinierten Verlauf zu erzielen. Wenn Sie sich aber eng am Zyklus orientieren, können sie es versuchen. Häufig reicht auch schon eine Progesteronuntersützung in der zweiten Zyklushälfte.

Kombipräparate sind ansonsten in der Handhabung für einen stabilen Zyklus meist einfacher, da viele die verbliebene Eierstockaktivität unterdrücken.

Der häufige Harndrang kann - sollte er wieder auftreten - mit anderen Mitteln behandelt werden.

viele Grüße
Dr. Grüne

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02.01.2021, 16:37 Uhr
Kommentar

Liebe Frau Dr. Grüne,

weder mit noch ohne Medikamente (Qlaira oder Gynokadin/ Utrogest) bekam ich in 2019 oder 2020 meine Regel.

Der FA hatte mir vor der Qlaira dazu geraten, Gynokadin und Utrogest ohne Pause und immer mit der gleichen Dosierung einzunehmen. Zwar zeigten dann nach etwa sechs Monaten die Eierstöcke wieder eine deutliche Aktivität, aber meine Beschwerden nahmen leider ebenso zu. Daraufhin wechselte ich zu Qlaira.

Welche Kombipräparate empfehlen Sie denn?

Für den häufigen Harndrang hatte ich von der Urologin Spasmolyt verschrieben bekommen. Allerdings nur für ganz herausfordernde Nächte. So richtig gut habe ich es auch nicht vertragen und Unterleibsschmerzen bekommen.

Beste Grüße

Keksi79

Expertin-Grüne
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02.01.2021, 18:57 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Keksi,

 unter diesen Voraussetzungen wäre die Kombi mit Gynokadin und Progesteron noch einen Versuch wert. Vielleicht etwas höher dosiert als zuvor.
Kombipräparate in Pflaster- oder Drageeform gibt es verschiedene, die Wahl sollten Sie mit Ihrem Arzt gemeinsam treffen, um gewünschte Partialeffekt zu nutzen.

viele Grüße
Dr. Grüne

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03.01.2021, 17:17 Uhr
Antwort

Liebe Frau Dr. Grüne,

tatsächlich müsste ich die Entscheidung morgen oder dann wieder in vier Wochen fällen. Entweder ich starte morgen erneut mit der Einnahme von Qlaira oder ich gebe Gynokadin/ Utrogest eine zweite Chance.

Der FA hatte mir folgende Dosierung empfohlen (und ergänzt, dass ich es am Ende selber herausfinden müsste):

- Gynokadin: 1 Hub morgens, 1 Hub abends

- Utrogest: 200 mg abends

Wie schätzen Sie dies ein?

Seit zwei Wochen nehme ich Gynokadin nun abends nicht mehr zusätzlich zur Qlaira. Meine Nase ist endlich wieder frei und die depressive Verstimmung ist im Wesentlichen verschwunden. Da bin ich natürlich unsicher, erneut zu Gynokadin zu greifen. Ggf. treten diese Nebenwirkungen aber im Zusammenhang mit Utrogest nicht erneut auf?!

Ich danke Ihnen wirklich vielmals und wünsche Ihnen einen schönen Abend!

Keksi79

Expertin-Grüne
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07.01.2021, 19:53 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Keksi,

wie haben Sie sich entschieden?
Vergleichbar zu Qlaira gibt es ein Kombinationspräparat, das für die Wechseljahre konzipiert ist, mit identischem Gestagen, das durchgängig bei Blutungsfreiheit eingeommen werden kann und sich ebenfalls auf einen hormonell bedingten Haarausfall günstig auswirken würde.

viele Grüße
Dr. Grüne

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