Guten Tag Dr. Dossler,
ich bin neu hier und habe beim Querlesen nicht auf alle Fragen passende Antworten gefunden; daher mein Wechseljahre-Verlauf mit zugehörigen Fragen:
Ich bin 47 Jahre alt, 1,65 m groß und wiege 61 Kilo, Nichtraucher.
Ich habe die Pille verschiedene Jahre lang für meine Haut genommen. Verhütet wurde sonst mit dem Diaphragma. Alle paar Jahre setzte ich ab und guckte, ob meine Haut es auch so schafft. Im Frühjahr 2005 war dies nicht der Fall; sie wurde schlecht wie immer, ich bekam regelmäßig meine Periode mit starken Krämpfen. Also, wieder die Valette genommen. Am 18.07.07 versuchte ich es erneut und fiel aus allen Wolken. Schweiß und Hitzewallungen 30-60 minütig, nachts sehr schlimm (ca. 7x wach werden und abtrocknen bzw. umziehen) / taube Hände nachts (vor allem rechts; Halswirbelsäule ist aber ok) / Haut schlecht / Lymphknoten Hals leicht angeschwollen / schwere Beine / Gelenkschmerzen / Gewichtszunahme. Da meine Periode seitdem ausblieb, ordnete ich die Symptome sofort den Wechseljahren zu.
Seit dem 23.08.07 nehme ich Remifemin 2x täglich, seit dem 20.09.07 Sweatosan 3x täglich (inzwischen abgesetzt), ab 28.09.07 Besserung bzgl. der Schweißbildung und ab 03.10.07 viel besser: kein Handtuch mehr nachts, kein Fächer am Tag, keine Sachen ausziehen, nur noch Wärmegefühl (3x nachts aufwachen, am Tag nur noch ganz gering). Es ist, als wäre der Spuk vorbei - was natürlich nicht sein kann.
Mein Blutbild beim Hausarzt ist in Ordnung (keine Schilddrüsen unter- oder Überfunktion); er fand allerdings eine zystenartige Struktur im linken SD-Lappen, die nun untersucht wird.
Meine Gynäkologin sagt einfach belassen wir es dabei; ich bekäme sicher wieder meine Periode und ob ich dann die Pille wieder nehmen möchte, wäre meine Entscheidung. Sie hat mich nicht untersucht, weil es nicht nötig wäre.
Nun meine Fragen:
1. Ist es feststellbar, seit wann ich in den Wechseljahren bin?
1a. Kann die Pille die Wechseljahrsymptome total unterdrücken und trotz Wechseljahre monatlich eine Blutung erzeugen?
2. Wie lange kann man als gesunder Mensch heute unbedenklich die Pille nehmen (bzgl. Schlaganfall- und Thrombose-Risiko). Ich sitze tagsüber am Rechner, gehe 1x die Woche zum Fitness und sonst nur mit dem Hund Gassi).
2a. Macht es Sinn, in meinem Fall wieder mit der Pille anzufangen?
3. Empfehlen Sie bestimmte Hautpflegeprodukte? (Nach Apotheken/Kosmetik Beratung nehme ich die Produkte von Lierac ARKÉSKIN+ Fluid für die unreine Haut in den Wechseljahren und beobachte schon geringen Erfolg. Leider sind diese recht teuer.
4. Ist Remifemin schlechter als Femikliman oder Klimadynon (abgesehen von der Dosierungsstärke).
4a. Macht die Einnahme von Remifemin und Sweatosan bzw. Trinken von Salbeitee auf Dauer Sinn oder nur bei akuten Beschwerden?
5. Ab wann und für wen kommt Hormonersatzbehandlung in Frage?
5a. Wie lange soll man leiden, bevor man sich für Hormone entscheidet? (Ich bin selbstständig, voll beruftstätig und muss fit sein.)
6. Kann man gegen verstärkten Libidoverlust auf pflanzlicher Basis etwas tun?
7. Muss regelmäßig die Gebärmutterschleimhaut gemessen werden?
7a. Wie oft müssen sonstige Untersuchungen stattfinden (eine Tante mütterlicherseits hatte Brustkrebs)?
Ich hoffe, diese Frage sprengen nicht den üblichen Rahmen. Leider wurden sie mir von meinen Ärzten nicht beantwortet.
Vielen Dank im Voraus
Gracie
Pille / Remifemin / Haut / Symptome
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo Grace,
zunächst mal gebe ich Ihnen den Rat, bei der äußerst unbefriedigenden und laschen Einstellung Ihrer Frauenärztin sofort und umgehend den Arzt zu wechseln.
Warum wurde bei DIESEN Beschwerden noch keine Hormonanalyse (früher und jetzt) durchgeführt?
Zwischen androgenen Hormonstörungen (die Hautstörung ist so eine Störung) und Schweißausbrüchen gibt es zahlreiche Zusammenhänge - nicht nur die Wechseljahre.
Ich rate Ihnen zuallererst und dringend zu einer gründlichen Abklärung bei einem Arzt, der sich mit Hormonbestimmungen auskennt, dies kann durchaus auch ein Gynäkologe sein, da die Wartezeiten bei Endokrinologen sehr lang sind.
Zu der Schilddrüsenuntersuchung sollten sie nochmal nachfragen, ob auch die Schilddrüsen-Antikörper mit bestimmt worden sind. Wenn nicht, sollte das unbedingt nachgeholt werden.
Auf alle Ihre Fragen würde ich gerne erst dann eingehen, wenn Sie hormonell wirklich durch untersucht worden sind, weil sich erst dann ein Sinn ergibt und Zusammenhang hergestellt werden kann.
Nur die Frage 7 möchte ich schon beantworten:
regelmäßige Brustuntersuchungen sollten Sie als erstes selbner einmal im Monat durchführen. Die richtige Technik kann man erlernen, z.B. in einem Brustzentrum.
Die Mammografie ist, wenn die Tante mütterlicherseits z.B. die Schwester der Mutter sein sollte, alle 2 Jahre sinnvoll.
In den WJ sollten halbjährliche gynäkologische Untersuchungen weiterhin durchgeführt werden. Die Ultraschalluntzersuchung der Gebärmutterschleimhaut ist, falls keine Periode mehr kommt, auch im halbjährigen Abstand (bei unauffälligem Befund!!!) ausreichend.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo Dr. Dossler,
danke für die schnelle Antwort. Habe mir umgehend eine Praxis mit Schwerpunkt gynäkologisch, endokrinologische Fragestellungen gesucht; das Hormonzentrum in Berlin. Die Ärztin wollte ich auf jeden Fall wechseln, aber erst im nächsten Quartal; danke also für den Anstoß! Den Termin beim Schilddrüsenspezialisten gab es leider erst am 20.12. und wegen der Antikörper hake ich noch mal bei meinem Hausarzt nach.
Gern melde ich mich wieder hier, wenn ich weitere Befunde habe.
Bis dahin herzliche Grüße aus Berlin
Gracie
Antwort
Hallo Grace,
das ist die richtige Entscheidung!
Aber halten Sie mich auch auf dem Laufenden!
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo Dr. Dossler,
wie gewünscht kommen nun nach etlichen Arztbesuchen die Ergebnisse - und es wird leider wieder sehr lang.
Der Hormontest ergab einen hohen Östrogenwert (203,00 pg/ml), niedriges Progesteron (0,4 ng/ml) und Testosteron (0,40 ng/ml). Gerne würde ich Ihnen die gesamte Auswertung zukommen lassen; ist dies möglich? Oder soll ich alles Werte einfach abtippen? Die Schilddrüse-Antikörper sind normal, <10 und <20. Die Diagnose lautet: Akne ohne Hyperandrogenämie; ich bekam eine Überweisung zum Hautarzt (der mir noch nie helfen konnte). Die Pille solle ich nicht wieder anfangen wegen der Wechseljahrsymptome und Ausbleiben der Periode. Remifemin aber ruhig weiter nehmen. Erneuter Buttest zur Kontrolle ist Mitte Dezember und dann vierteljährlich. Körperlich untersucht wurde ich weiter nicht.
Schilddrüse: Die durch Ultraschall festgestellte zystenartige Struktur im linken Schilddrüsenlappen wurde punktiert. Die Flüssigkeit ließ sich leider kaum rausziehen, da sie dickflüssig ist. Der Befund geht an den Hausarzt; bei schlimmer Diagnose wollte man mich anrufen. Da dies nicht passiert ist, denke ich, es ist nur diese Flüssigkeitsansammlung, mit der man wohl leben kann.
Blutbild: Alle Werte sind sehr gut. Schilddrüsen-Blutwerte sind völlig in Ordnung. Keine Entzündung im Körper, da die Blutsenkung sehr niedrig war.
Beschwerden: Die schon berichtete Besserung der Hitzesymptome ist geblieben. Wenn meine Periode nicht ausbleiben würde, wüsste ich inzwischen nicht, dass es sich überhaupt um Wechseljahre handelt. ABER die Gelenkschmerzen haben stark zugenommen. Da ich in beiden Daumensattelgelenken Arthrose habe (nicht entzündet beim MRT vom Januar 2007), ist mir eine leichte Einschränkung nicht fremd. Nun sind aber die gesamten Daumen betroffen sowie die Zeigefinger. Was mich auch stutzig macht ist, dass beide Hände gleich betroffen sind (ich sitze am Rechner, arbeite nicht auf dem Bau o.ä.). Rücken und Hüfte machen auch Probleme (deshalb MRT-Termin der LWS am 21.12.07).
Die Haut ist weiter schlecht, inzwischen ist der Rücken und selbst die Kopfhaut betroffen. Mit schlecht meine ich, ca. 5 bis 6 Stellen am Kinn, ca. 10 auf dem Rücken und etliche Beulchen auf der Kopfhaut. Und jeden Morgen kommt eine neue Überraschung hinzu.
Medikamente: Ich nehme immer noch täglich 2x Remifemin und 3x Teufelskralle ein. Letzteres hilft eigentlich nicht (auch DONA hat vorher nichts gebracht) und ob ich Remifemin bei dem Hormonbefund weiter nehmen muss, ist mir suspekt.
Frage: Was sagen Sie zu all diesen Befunden und der Verbindung zu den Wechseljahren? Welche Werte sind noch für Sie interessant? Gibt es noch eine Fachrichtung, die mir helfen könnte? Ich bin eigentlich ein sehr gesunder Mensch, aber inzwischen komme ich mir recht krank vor und mach mir Sorgen, weil mir kein Arzt richtig hilft - außer alles auszuschließen, was es sein kann.
Vielen Dank im Voraus und Grüße aus Berlin
Gracie
Antwort
hallo Grace
wer hat die Hormonanalyse gemacht? Ein Endokrinologe? Hautarzt? Gynäkologe?
Könnten Sie mir den Normalwert des Östrogens dazu schreiben (steht meist in Klammern hinter der Analyse)?
Da männliche Sexualhormone nicht nur in den Eierstöcken und in der Nebenniere gebildet werden, sondern in großer Menge in der Haut selber entstehen, würde ich die Verordnung eines Antiandrogens (z.B. CHLORMADINONACETAT 2mg Jenapharm) für jeweils 12 tage im Zyklus für sinnvoll halten.
Falls die Regel bereits nicht mehr kommt, wäre eine antiandrogene HET mit wenig Östrogen (z.B. LAFAMME) sinnvoll, gerade auch wegen der rheumaähnlichen Beschwerden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Guten Tag Dr. Dossler,
danke für die schnelle Antowrt! Der Hormontest wurde im Hormonzentrum von Endokrinologen, die auch Gynäkologen sind, durchgeführt (www.gynaekologikum-berlin.de). Der Normwert bei Östradiol, LH und FHS fehlt leider; bei allen anderen Werten steht er dahinter. Z.B. Progesteron <0,15-0,73; Testosteron 0,1-0,6.
Die letzte Periode war am 12.07.07.
Die Ärztin sagte, bei dieser hohen Östrogenproduktion verschreibe man keine Ersatztherapie und erwähnte keine der von Ihnen genannten Möglichkeiten. Das war dann wohl wieder keine gute Beratung.
Fragen:
1. Kann CHLORMADINONACETAT bzw. LAFAMME auch vom Hautarzt verschrieben werden, zu dem ich ja die Überweisung erhalten habe?
2. Soll ich Remifemin weiter nehmen, obwohl die Hitzewallungen weg sind?
3. Muss ich auf eine Untersuchung der Gebärmutter bestehen oder reicht die nächste Kontrolle im Januar?
Vielen Dank vorab für Ihre Mühe und Grüße aus Berlin
Grace
Antwort
Hallo Grace,
die Hausärztin sollte die Verschreibung nicht durchführen, sondern das sollte die Frauenärztin schon machen, da sie auch die Schleimhaut mit Ultraschall kontrollieren muss.
CHLORMADINON ist doch in dem Sinne noch keine *richtige* Hormonersatztherapie, sondern ein antiandrogener Gelbkörperhormonersatz wegen Ihrer Hautprobleme.
Sprechen sie die Ärztin noch einmal gezielt darauf an.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc