Sehr geehrter Herr Dr. Dossler, ich habe viel über die Symptome der Wechseljahre recherchiert. Durch das fehlende Hormon Progesteron (Ausbleibender Eisprung) entsteht bei vielen Frauen am Anfang der WJ eine Östrogendominanz. Dann habe ich gelesen- Phytoöstrogene wie die Lignane im Leinsamen od. Sojaprodukte können einerseits diese Dominanz dämpfen- andererseits fehlendes Östrogen teilweise ersetzten.
Da ich nicht schlafen kann habe ich mir ein homöopatisches Mittel besorgt. Darin ist aber auch Hopfen enthalten.
Und der Hopfen soll bei einer Östrogendominanz nicht eingenommen werden, da er diese verstärken kann und zudem die Progesteronbildung hemmt.
Irgendwie komme ich damit nicht so recht klar- können jetzt Phytoöstrogene eingenommen werden oder nicht?
Kann ich jetzt die Globulis einnehmen oder sollte ich dies (ich denke schon dass ich eine Östrogendominanz habe - lasse ich aber erst feststellen) nun lieber sein lassen?
vielen Dank
Liebe Grüße
Lilli
Östrogendominanz u. Phytoöstrogene z.B Hopfen.- lieber nicht?
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo Lilli
Der Begriff Phytoöstrogene ist meines Erachtens sehr irreführend. Es handelt sich um Pflanzenstoffe, die östrogenähnliche Wirkungen haben.
Aber da sie nicht am Alpha-Östrogenrezeptor angreifen (der z.B. die Gebärmutterschleimhaut sich teilen und wachsen läßt), verschärfen sie eine Östrogendominanz (die alle Frauen zu Beginn der WJ logischerweise haben, da als Erstes immer die Gelbkörperphase gestört ist) nach meiner Erfahrung nicht.
Mir war bisher nicht bekannt, dass Hopfen die Progesteronbildung hemmen soll - wo haben Sie das gelesen?
Pflanzliche Mittel werden z.T. seit dem Altertum erfolgreich gegen Befindlichkeitsstörungen eingesetzt. Der Begriff Östrogendominanz ist relativ neuen Datums, trotzdem wirken Pflanzenpräparate immer noch recht gut bei leichten vegetativen Störungen, obwohl man ihre Inhaltsstoffe als Phytoöstrogene bezeichnet.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo Herr Dr. Dossler,
ich habe das mit der Hemmung des Progesterons in dem Buch Östrogendominanz gelesen. Da steht geschrieben, dass Hopfen eben im Fall eine ÖD- nicht eingenommen werden soll.
Daher auch meine Frage ob ich denn nun meine Globulis trotzdem nehmen kann.
Liebe Grüße
Lilli
Antwort
Hallo Lilli,
Ich habe das Buch gefunden und gelesen!
Das Buch enthält einigen Blödsinn: nämlich z.B. dass in der Hormontherapie bevorzugt EQUILINE = Stutenöstrogene verwendet werden.
Entweder die Schreiberin ist nicht informiert oder das Buch ist mehr als 25 Jahre alt! Und dann ist es wirklich nicht mehr aktuell.
Heutzutage wird in der HT=Hormontherapie (bis vor kurzem HET=Hormonersatztherapie) das natürliche ESTRADIOL verwendet. EQUILINE (so werden die Stutenöstrogene genannt) werden nur noch selten verwendet, obwohl es noch einige Präparate im Handel gibt.
Phytoöstrogene haben zwar östrogenähnliche Wirkungen, sind aber definitiv kein ESTRADIOL.
Ihr Effekt setzt an einem anderen Östrogenrezeptor (Beta-Rezeptor) an, als natürliches Östrogen (Alpha-Rezeptor).
Es gäbe aber eine andere Erklärung, warum Hopfen bei bestimmten Formen der Östrogendominanz (z.B. bei Übergewicht und Ödemen) nicht eingesetzt werden sollte:
Hopfen hat einen sehr bekannten Nebeneffekt: er vermehrt in großen Mengen eingenommen das Körperfettgewebe und führt zu Wassereinlagerungen, sichtlich erkennbar an dem Bauch von Biertrinkern.
Und da im Fettgewebe das Enzym AROMATASE reichlich vorhanden ist, wird dort aus Testosteron ESTRADIOL metabolisiert, was die Östrogendominanz aggraviert.
Und falls die Schreiberin des Buches diese Konstellation meint, dann würde ich ihr zustimmen.
Insofern danke ich Ihnen für den Hinweis. Es war ein guter Grund, mich nochmal selber zu informieren und nach einem möglichen Grund für die Behauptung zu suchen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
