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Östrogen "on demand"?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

07.11.2016 | 14:21 Uhr

Guten Tag, Frau Dr. Grüne

Darf ich nochmals Ihren Rat in Anspruch nehmen? Ich bin mittlerweile am 30. Zyklustag und nach einem "Sabatical  meiner Eierstöcke" in den ersten ca. 22  Zyklustagen ist die Hormonproduktion wieder in Fahrt gekommen, Muttermund und Zervixschleim sind aktuell präovulatorisch. Die Hitzewallungen sind auch praktisch weg.

Ferner war ich bei einem Gynäkologen, welcher mit naturidentischen Hormonen arbeitet. Er meinte, ich brauche aktuell wahrscheinlich nur Progesteron, dieses solle ich ab dem 14. Zyklustag einnehmen. Die Blutwerte stehen allerdings noch aus.

 

Nun die Frage: wenn mein Östrogenspiegel nun jeweils erst ab ca. 22. Zyklustag richtig zu steigen beginnt, ist es da nicht kontraproduktiv, schon ab 14. Zyklustag mit Progesteron zu beginnen? Kann ich nicht nach einem Östrogenpeak mit Progesteron anfangen, auch wenn dies erst am 30. Zyklustag ist? Der Zyklus wird dann zwar länger, aber ich geniesse diese beschwerdefreie Zeit, die jeweils ab ca. 22 Zyklustag einsetzt. Wie lange dies so geht, weiss ich natürlich nicht, aber laut Sonographie hat es zumindest in einem Eierstock noch Follikel.

 

Und: Ich hatte die Hitzewallungen bisher ca. ab 10 Zyklustag bis ca. 22 Tage. Kann man auch in dieser Zeit ganz geringe Gaben von Östrogenen applizieren oder wirft das den Hormonspiegel durcheinander?

 

Freundliche Grüsse und herzlichen Dank

 

Maxima

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Expertin-Grüne
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07.11.2016, 18:31 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Maxima,

grundsätzlich ist das plausibel und wäre auch eine Möglichkeit. Das Konzept wird aber vermutlich daran scheitern, dass die Zyklen voraussichtlich doch sehr unterschiedlich verlaufen und der Eisprung eben nicht verlässlich zu dieser Zeit stattfindet. Mal ist es doch der 12. oder 14. Zyklustag, dann vielleicht erst der 22. oder 35. ZT oder der Eisprung bleibt ganz aus. Damit funktioniert dann ein solches Konzept nicht. Der Zervixschleim trügt in der Phase der Wechseljahre häufig. Es kann durchaus zu einer bedeutsamen Östrogenproduktion kommen obwohl der Eisprung schließlich ausbleibt. In sehr langen Zyklen besteht dann das Risiko von Zwischenblutungen auch unter Progesteron aufgrund des relativen Östrogenüberschusses.

Mit Progesteron ließe sich der Zyklus und auch der Blutungsverlauf regulieren, ob nun der Eisprung im Einzelfall stattfand oder nicht.

So hat sich in der Anfangsphase der Wechseljahre eine zyklische Progesterontherapie bewährt, wie es Ihr FA vorgeschlagen hat.

siehe:

http://www.lifeline.de/themenspecials/wechseljahre/das-kann-mir-helfen/hormonersatz/Progesteron-id33739.html

viele Grüße!

 

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08.11.2016, 21:31 Uhr
Antwort

Guten Tag, Frau Dr. Grüne

 

Herzlichen Dank!

Darf ich noch was fragen? Überlasse  Sie dann nachher wieder meinen Wechseljahrskolleginnen.

Also: Diesen Monat habe ich zum zweiten Mal das Gefühl, verminderten Zervixschleim zu finden. Er ist spinnbar, fast glasklar, aber eben von der Menge her etwas weniger. Sagt das was über den Östrogenspiegel aus oder ist es einfach von Zyklus zu Zyklus verschieden? Es kann natürlich auch sein, dass mich hier die Erinnerung trügt. Der Muttermund ist weit offen und weich und ich hoffe auf einen Eisprung, der aber wahrscheinlich wieder nicht kommen wird ...

 

Expertin-Grüne
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08.11.2016, 23:02 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Maxima,

gern, gar kein Problem. Der Zervixschleim unterliegt vielen Einflüssen und ist im Detail nicht immer sehr zuverlässig. Wenn sich in den Wechseljahren eine Östrogendominanz entwickelt, zum Teil mit Follikelpersistenz/Zystenbildung, nimmt der Zervixschleim mitunter mehrere Anläufe, die nicht unbedingt vom Eisprung gefolgt werden.

Zervixschleim

viele Grüße!

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12.11.2016, 13:24 Uhr
Antwort

Guten Tag, Frau Dr. Grüne

Sorry, aber nun bin ich doch nochmals auf Ihren Rat angewiesen.

Der Gynäkologe, den ich für eine Hormontherapie aufgesucht habe, hat sich gemeldet, allerdings habe ich nur die Nachricht auf meiner Combox erhalten und konnte nichts nachfragen.

Die Laborwerte sind wie folgt: FSH 40, Östradiol 71, Progesteron 0.

Mir wurde eine Therapie mit 0.5 mg Östradiol und 80 mg Progesteron vorgeschlagen, wobei ich nun nicht weiss, ob sich dies auf die Kapseln, die ich zweimal täglich nehmen soll, oder auf die Tagesdosis bezieht.

Nun ist mein Östrogenspiegel  in der Woche seit dem Arztbesuch gestiegen (30-jährige NFP-Erfahrung), die Beschwerden sind seither weg. Schon im September ist es so gelaufen, ein paar Wochen tiefe Östrogenwerte mit entsprechend starken Beschwerden, dann steigende Werte mit folgender Beschwerdefreiheit, schliesslich Östrogendominanz, worauf ich dann 10 x 200 mg Utrogestan vaginal genommen habe. Die Blutung war sehr stark, worauf ich geschlossen habe, dass die Schleimhaut hoch aufgebaut gewesen war.

Was soll ich nun von einer auf mich individuell zugeschnittenen Therpie halten, die auf einer Labormessung fusst, die zu einer Zeit mit eher tiefen Werten durchgeführt wurde?

Ist es bei sehr schwankenden Werten sinnvoll, Östrogen zu substituieren? Ferner: Ich soll die Kapseln nicht zyklusch nehmen, sondern dauernd. Die Uterusschleimhaut war zur Zeit der Untersuchung nur 6.5 mm aufgebaut, dürfte aber mittlerweile auch mehr aufgebaut sein.

Der Gynäkologe meinte, die Schleimhaut könne auf Dauer so bleiben. Was passiert aber bei weiter aufgebauter Schleimhaut, wenn auf Dauer Progesteron gegeben wird? Schmierblutungen? Kann es durch Progesteron auf Dauer auch zu einer Überdosierung kommen?

Ist in meinem Alter eine zyklische Gabe nicht auf jeden Fall möglich? Ich tue mich immer noch schwer, keine Blutung mehr zu haben, da ich bis im Juni immer einen regelmässigen Zyklus hatte und im Moment möchte ich noch nicht dauernd auf wenigstens eine Art Zyklus verzichten. (Es mag komisch klingen, aber ich habe das Gefüh, wenn ich schon Hormone nehme, möchte ich wenigstens einen Zyklus ...)

Was meinen Sie? Die Laborwerte sind doch für eine Frau in meinem Alter (50 Jahre 6 Monate) normal, oder?

Herzlichen Dank und freundliche Grüsse

Maxima

 

 

 

 

 

 

Expertin-Grüne
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12.11.2016, 15:44 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Maxima,

ja, wenn Sie Östrogene anwenden, wird die Eierstockeigenaktivität (dosisabhängig) gehemmt. Die zugeführten Östrogene kommen also nicht on top dazu.
Die vorgeschlagene Therapie ist allerdings sehr niedrig dosiert und wird so nicht zu einer Hemmung der Eierstockaktivität führen, wenn es sich um die Tagesdosis handeln sollte.

viele Grüße!

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12.11.2016, 15:59 Uhr
Antwort

guten Tag, Frau Dr. Grüne

 

Herzlichen Dank für die schnelle Antwort. Dass es sinnvoll sein kann resp. ist, einer Frau Östrogene zuzuführen, die selber nur noch wenig bildet und unter dem Mangel leidet, leuchtet ja ein.

Aber wo ist der Sinn in der Perimenopause, wenn an sich noch (meist) genügend Östrogen gebildet wird und nur zeitweise Beschwerden vorhanden sind?

Ich tue mich sehr schwer damit, für mich ist die Östrogengabe wie Haarefärben: Einmal angefangen, dauert es sehr, sehr lange bis man wieder "runter" ist.

Herzlichen Dank

Maxima

Expertin-Grüne
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13.11.2016, 10:03 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Maxima,

da haben Sie grundsätzlich recht.
Allerdings kann eine Östrogengabe die in der Wecheljahrsphase häufig als sehr unangenehm empfundenen Hormonschwankungen abklingen lassen, wenn sie mit einer ausreichenden Gestagengabe kombiniert wird, die die Eierstockaktivität hemmt.
Ansonsten ist es in der ersten Phase der Wechseljahre häufig völlig ausreichend, zyklisch regelmäßig Progesteron zuzuführen, sogar unabhängig davon, ob der Eisprung schon erfolgte oder nicht, um das hormonelle Auf und Ab zu beruhigen. 

viele Grüße!

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