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Östrogen- oder Progesteronmangel/Substitution in Stillzeit

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

28.07.2011 | 04:15 Uhr

Hallo und guten Tag, sehr geehrter Herr Dr. Drossler,
ich bin 43 Jahre alt, 156 cm groß und zZ 50,5 kg schwer. Ich habe sechs Kinder, die jüngsten sind 21 Monate alte Zwillinge. Schon vor der letzten SS hatte ich leichte Regeltempostörungen, sowohl verkürzte wie auch verlängerte Zyklen. Ich bin aber schnell und spontan schwanger geworden. Nach der Geburt der beiden setzte der Zyklus nach ca 5 Monaten wieder einigermaßen stabil ein, aber seit ca einem halben Jahr sind wieder erhebliche Zyklusstörungen zu verzeichnen, zweimal hat die Regel für über zwei Monate ganz ausgesetzt, die daran anschließende Blutung war jeweils kurz und geringgradig (die letzte gerade 2 Tage lang). Ich leide dabei unter Beschwerden wie Muskelschmerzen, Palpitationen und Extrasystolen, Antriebsarmut und Bewegungsunlust, trockener werdenden Schleimhäuten, depressiven Verstimmungen bzw plötzlicher Reizbarkeit und Aggressivität, Hitzewallungen (ohne Schweißausbrüche, welche aber nie nachts, sondern nur tags auftreten) und Gewichtszunahme über 2 kg, nachdem ich mein Vorschwangerschaftsgewicht von 48 kg schon wieder erreicht hatte.
Meine Gynäkologin schiebt die Befindlichkeitsstörungen und Zyklusveränderungen auf das Stillen der Zwillinge (ich stille zZ noch ca 3x am Tag, aber ein Zwilling trinkt nur noch ganz kurz ud wenig) und glaubt nicht an die Wechseljahre. Sie will auch keinen Hormonstatus machen lassen, weil der eh andauernd wechseln würde.
Ich selbst habe den (unangenehmen) Verdacht, das es sich um frühe Wechseljahre handelt (habe auch mit dem Menoquick-Test positiv getestet) und frage mich nun, ob meine Symptome eher auf die frühen WJ oder auf spätere Phasen hinweisen und ob es in meinem Alter nicht sinnvoll wäre zu substituieren - aber was? Und was überhaupt in welcher Reihenfolge tun? Ich fühle mich wirklich sehr schlecht und alltagsuntauglich....
Skurilerweise habe ich das gefühl, das die Beschwerden in der - wenn vorhandenen :-) 1. Zyklushälfte schlimmer werden, während ich mich in der 2. durchweg besser fühle...früher war es andersherum ;-)
ergänzende Info: meine Mutter hatte ihre Menopause mit 43 Jahren.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Beratung und Geduld.
LG Liane

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28.07.2011, 05:20 Uhr
Antwort

Hallo Liane,
zum ersten hat Ihre FÄ völlig recht, dass Hormonanalysen ziemlich wertlos sind, solange gestillt wird (denn in dieser Zeit ist Ihr Zyklus geprägt durch das Prolaktinhormon und durch den sicher immer noch hohen Stresshormonspiegel, der sozusagen Ihre Mutterinstinkte ständig auf Hochtouren klingeln lässt.
Das Prolaktin hat stark hemmende Einflüsse auf den Eisprung und auf die Gelbkörperphase; dafür sprechen unter anderem Ihre Regeltempostörungen mit schwachen Blutungen, aber auch die Muskelschmerzen, Hitzewellen etc - alles auch für die WJ recht typische Beschwerden.
Ihr Vorschwangerschaftsgewicht von 48 Kilogramm ist doch extrem niedrig - da sollten Sie über ein paar Kilo mehr doch glücklich sein !?

Eine Behandlung mit natürlichem Progesteron (UTROGEST 1x1 abends über zunächst 14 Tage) wäre meines Erachtens eine Möglichkeit.
Alle körpereigenen Hormone gehen auch in die Muttermilch über, also auch das Progesteron vom UTROGEST.
Einen schädigenden Effekt auf das gestillte Kind haben aber mütterliche Hormone nicht.

Bitte machen Sie jetzt keine weiteren Hormontests: das ist wirklich rausgeworfenes Geld.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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28.07.2011, 10:34 Uhr
Antwort

Hallo und vielen, vielen Dank für die schnelle Antwort...
Zwei Dinge entziehen sich dann aber völlig meinem Verständnis:
1. habe ich ja auch schon meine älteren Kinder genausolange oder noch länger gestillt, ohne das eine Amenorrhoe eintrat, wenn die Mens erst einmal wieder eingesetzt hatte - ab diesem Zeitpunkt war der Zyklus bei allen anderen Kindern völlig normal (unabhängig von der Stilldauer und Stillfrequenz) und ich hattte auch keine anderen Beschwerden , wie sie jetzt andauernd auftreten.
2. verstehe ich nicht, warum bei dem viel häufigeneren und intensiveren Stillrythmus fünf Monate nach der Geburt der Prolaktinspiegel die Amenorrhoe nicht aufrechterhalten hat, sondern wieder Zyklen einsetzten, wenn er jetzt ausreicht, eine wieder angelaufene Zyklusdynamik zu unterbrechen - und das mit diesen Beschwerden, die ich während der Stillamenorrhoe nie hatte - hab vorhin vergessen, die Gelenkschmerzen, Hautprobleme und Gedächtnisstörungen etc zu erwähnen :-)
Mein Vorschwangerschaftsgewicht fand ich völlig normal für meine Größe von 1,56 m, ich wiege soviel seit der Pubertät und bin auch nach allen SS innerhalb eines Jahres ohne irgendwelche Diäten o.ä. wieder darauf zurückgekommen, warum meinen Sie, es sei zu niedrig? Ich fühle mich so nicht unbedingt wohler....
Kann ich auch Progesteroncreme versuchen? Wieviel mg transdermal? Wenn ich keinen ES ausmachen kann, wann sollte ich damit beginnen?
Und eine letzte Frage: durch welche Symptome unterscheidet man Progesteronmangel vom Östrogenmangel?
Vielen Dank nochmals und auch im Voraus....,
Liane

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29.07.2011, 09:24 Uhr
Antwort

Hallo,
dass das Stillen dem Prolaktinhormon und einem erhöhten Wert in dieser Zeit zu verdanken ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Dass erhöhte Prolaktinwerte nicht zwangsweise zur Anovulation führen, sondern lediglich hemmend, dürfte ebenfalls allgemein bekannt sein und erklärt z.B. die Tatsache, dass zwar nicht häufig, aber immer wieder in der Stillzeit Kinder gezeugt werden (auch ich selber bin so ein Kind, das in der 24-Stunden-rund -um-die-Uhr-Stillphase meines Bruders gezeugt worden ist).
Dass es völlig normal ablaufende Blutungszyklen auch ohne Eisprung gibt, sollte ebenfalls zumindest jedem FA geläufig sein.
Ob Ihre damaligen Zyklen nach der Geburt der ersten Kinder ovulatorisch oder anovulatorisch waren, hätten Sie nur durch das Führen einer Basaltemperaturkurve beweisen können.
Sicher kann die familiäre Anamnese, dass Ihre eigene Mutter bereits mit 43 in die Wechseljahre gekommen ist, ein Hinweis sein, dass auch Sie vorzeitig in die Wechseljahre kommen.
Jedoch sind jegliche Hormonbeweise nicht verwendbar, solange Sie stillen.
Ihre Körpergröße hätten Sie hilfreicherweise bei Nennung des Gewichtes im ersten Brief mit angeben können. Das Gewicht ist dann ok.
...
Die Symptome des Östrogenmangels sind denen des PG-Mangels sehr ähnlich.
Die meisten Frauen haben relativ lange noch eine ausreichende Östrogenbildung, aber durch Störungen der Gelbkörperphase einen Mangel an Gelbkörperhormon, sodass man von einer Östrogendominanz spricht, die selbst dann besteht, wenn auch bereits weniger als üblich Östrogen gebildet wird, aber das Progesteron als Gegengewicht auf der Waage fehlt.
Die tägliche PG-Menge ist mehr durch Selbsttests als durch statistische Daten zu finden: eine tägliche Substitution mit 2 Gramm einer 3%igen PG-Creme gilt allgemein als Startempfehlung (ab Zyklusmitte für 14 Tage). Eine tägliche Menge von 1 Gramm dieser Creme ist für die meisten Frauen auf Dauer ausreichend - es hängt von den Beschwerden ab.
MfG
Ihr
TomDoc

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02.08.2011, 12:17 Uhr
Antwort

Hallo noch mal,
meine zum Gewicht gehörige Körpergröße habe ich direkt im ersten Brief/erste Zeile erwähnt ;-)
Auch eines meiner Kinder ist ein Stillamenorrhoe-Kind, ich bin daher über diesen Aspekt der Prolaktinausschüttung wie auch über anovulatorische Zyklen mit normaler Blutung recht gut informiert :-)
Da ich immer Basaltemperaturkurven geführt habe, kann ich auch ziemlich sicher sein, (fast) immer ovulatorische Zyklen gehabt zu haben - bis zur Zwillingsschwangerschaft. Es bleibt mir daher unklar, warum ich nun durch das Stillen und das dazugehörige Prolaktin derartige Beschwerden habe, die ich früher unter gleichen Bedingungen nicht hatte, das betrifft ja nicht nur die Regeltempostörungen, sondern auch die anderen Beschwerden wie Hitzewallungen, Erschöpfung, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schleimhauttrockenheit, Gereiztheit, Erschöpfung, Extrasystolen/Palpitationen etc, die ich früher in meinen Stillzeiten nie und jetzt andauernd habe...
Welche Möglichkeit der Diagnostik gibt es noch, wenn ein Hormonstatus nicht in Frage kommt? Wäre es nicht gerade in diesem noch relativ jungen Alter wichtig und sinnvoll, zB Östrogenmangel zu verifizieren und dieses zu substituieren, um HK-Erkrankungen und Osteoporose vorzubeugen, zumal ich durch mittlerweile 11jähriges Stillen und/oder Schwangersein wahrscheinlich eh nicht die besten Voraussetzungen in puncto Knochendichte habe (chronischer Kalziummangel???)?
Sollte ich dennoch erst einmal mit Progesteron beginnen?
Vielen Dank nochmals,
Liane

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02.08.2011, 12:50 Uhr
Antwort

Hallo,
sorry, ja das sehe ich jetzt - bin schon ein bisschen älter und Brillenträger ;-)
...
Hormonanalysen sind bei einer Frau, die stillt, nicht aussagefähig - dabei bleibe ich.
Daher wäre, wie schon gesagt, wegen der Beschwerden der Versuch einer Einleitung einer natürlichen HT meines Erachtens sinnvoll.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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02.08.2011, 13:05 Uhr
Antwort

vielen, vielen Dank ...
Progesteron allein oder Östrogen dazu? Was nimmt man zur natürlichen Östrogensubstitution?
Das war die letzte Quengelei :-) ich versprech`s :-)
Liebe Grüße Liane

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02.08.2011, 13:47 Uhr
Antwort

Hallo,
zunächst wäre m.E. lediglich eine PG-Substitution sinnvoll (ab dem Eisprung, respektive bei regelmäßigem Zyklus ab dem 14.Zyklustag für 12 Tage).
Eine niedrig dosiertes Progesteron in Gel-Form (1%ig) ist im Handel als PROGESTOGELund wird meist gegen Brustbeschwerden eingesetzt (daher ist es verschreibungspflichtig und verschreibungsfähig - PG-Cremes sind dies leider nicht - es sei denn, Sie finden einen diesbezüglioch mit tranbsdermaler PG-Behandlung versierten FA, der auch Ihnen das Original-Rezept der PG-Creme auf ein Kassenrezept verordnet - möglich ist das durchaus).
Als Anfangsmenge könnten 30 mg PG durchaus bei Ihnen richtig sein, das wären 3 Gramm des 1%igens Gels.
Als Östrogenbehandlung käme das Gynokadin-Gel (rezeptpflichtig und rezeptfähig) in Frage; jedoch sehe ich darin noch keine primäre Notwendigkeit.
Also: toi-toi-toi
Und wenn Fragen sind: Sie wissen, wo ich zu finden bin!
Ihr
TomDoc

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02.08.2011, 13:53 Uhr
Antwort

Auch ein Nachtschwärmer ;-)
Ich danke wirklich von Herzen und vielmals und werde mich jederzeit wieder mit Sorgen und Fragen an Sie wenden.....
Gute Nacht und schlafen Sie gut....
LG Liane

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02.08.2011, 22:53 Uhr
Antwort

Hallo Liane,
ja, auch ein Nachtschwärmer: die Ruhe und Einsamkeit der Nacht sind ein Genuss für mich (waren es immer) und haben nichts mit seniler Bettflucht zu tun ;-)
Ihr
TomDoc

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