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Massive Gedächtnisstörung

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

27.12.2017 | 16:26 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich habe schon viel in diesem Forum gelesen, aber zu meinem Problem noch keine wirkliche Hilfe gefunden.
Deshalb schreibe ich jetzt mal selbst.
Ich muss vorab eine Warnung aussprechen, es wird etwas länger, fürchte ich ;-) Wenn sich also niemand die Mühe machen mag das alles zu lesen, so kann ich das verstehen!

Es geht mir sehr schlecht. Ich habe massive Störungen des Gedächtnis. Sowohl des Lang- als auch des Kurzzeitgedächtnisses. Ich komme quasi an keine Daten in meinem Hirn mehr dran und kann auch keine neuen mehr ablegen.

Aber der Reihe nach. Ich bin 46 Jahre alt. Verheiratet, keine Kinder. Aktuell wiege ich (nur noch) 55kg bei 1,65m Größe.

2010 wurde meine Gebärmutter wegen Endomitriose entfernt.
Also keine Periode mehr. Meine Eierstöcke sind damals drin geblieben.

Im Sommer 2015 fingen meine Probleme an:
Gewichtszunahme, Haarausfall, Verlust der Libido, Ein- und Durchschlafstörungen, leichte Wortfindungsstörungen, Herzstolpern, - rasen, lauter Herzschlag.

Der Besuch bei einem Stoffwechselzentrum im Herbst hat mich nicht weiter gebracht.

Anfang 2016: Hitzewallungen.
Also ab zum Frauenarzt und Hormonstatus gemacht. Ergebnis: Wechseljahre.
Gynokadin (2 Hübe) und Progestan (alle 3 Monate) verschrieben bekommen.
Die 2 Hübe Gynokadin waren mir zu viel, habe davon Brustschmerzen und Ausfluss bekommen. Reduziert auf 1 Hub: Sofort besser geschlafen, war ich voller Hoffnung, dass der Rest auch besser wird.
Aber im Gegenteil: Starke Wortfindungsstörungen gesellten sich dazu, sowie Konzentrationsstörungen und ein Gedächtnis gleich Null.

Im Sommer 2016 Untersuchung Blutzucker: normal und Eisenbelastungstest: normal.
Wieder 2 Hübe Gynokadin genommen, aber trotzdem keine Verbesserung.

Im Herbst 2016 Besuch von Neurologie und Endokrinologie mit allen möglichen Untersuchungen inklusive MRT. Alles unauffällig (lediglich leicht vergrößerte Hypophyse ohne weiteren Befund), Ausschluss einer endokrinologischen Erkrankung, aber Postmenopausen-Status und erstmals der Hinweis auf eine möglicherweise vorliegende Depression.

Im Frühjahr 2017 habe ich in voller Verzweiflung einen Demenztest in einer Gedächtnisambulanz gemacht. Das Ergebnis negativ, aber die Diagnose einer mittelschweren Depression.
Außerdem habe ich beim FA den Hormonstatus der Wechseljahre überprüfen lassen und da dieser negativ ausfiel, die Hormone abgesetzt.
Kurz darauf habe ich durch einen Psychiater ein Antidepressivum verschrieben bekommen, da nach dessen Meinung die Gedächtnisprobleme durchaus durch eine Depression verursacht sein könnten.
Also habe ich im Juli angefangen, das verordnete Antidepressivum einzuschleichen.

Ich habe dann eigenmächtig noch meinen B12-Status überprüft. Ergebnis: Gut, ich nehme aber trotzdem welches ein.
Außerdem meinen Vitamin D- Status. Ergebnis: Mäßig, nehme ich seitdem ein.

Mir ging es im Folgenden immer schlechter.
Immer weniger Hunger, aber mit Sebstbeherrschung habe ich normal weiter gegessen. Mein Gewicht fing an abzunehmen.
Außerdem stellten sich ein:
Muskelzucken, Muskelzittern und dadurch schlechte Handschrift und schlechte sonstige Feinmotorik, zittern beim Trinken oder Essen, Muskelschwäche, immer stärkerer Haarausfall, sehr leicht blaue Flecken, Libido nicht mehr existent und auch wieder Hitzewallungen (hauptsächlich nachts). Weil das aber noch nicht reicht, auch starke Schlafstörungen (einschlafen bis 2 Uhr, dann hochschrecken und nicht wieder einschlafen können oder abwechselnd 1/2 Stunde schlafen, 1 Stunde wach). Das Gedächtnis lang, mittel, kurz ist nicht mehr vorhanden.
Beispiel für "kurz": Für 2 Tage zum abends kochen eingekauft, am 2. Tag nach der Arbeit nicht mehr wissen was ich eingekauft hatte, oder wie die Hauptcharaktere der Serie heißen, die wir gerade gucken, oder was gerade in der Welt passiert, obwohl ich Zeitung lese.
Beispiel "mittel": Nicht mehr wissen wie die Orte heißen die vor kurzem im Urlaub besucht wurden, oder was im Abstimmungstermin auf der Arbeit vor ein paar Tagen besprochen wurde.
Beispiele "lang": Auf der Arbeit kein Fachwissen mehr vorhanden, alles nachschlagen müssen, immer auf Vorlagen zurückgreifen müssen. Privat: Nicht mehr wissen wann wir unser Haus gekauft haben, oder seit wann wir unser Auto fahren.
Die Wortfindungsstörungen werden nun immer stärker.
Beispiel: Eine Packung O-Saft sagen wollen, und statt Packung nur Karton als halbwegs passendes Wort finden.
Ich mache ständig Buchstaben- / Zahlendreher beim Schreiben (von Hand oder Rechner), vertausche Worte (also falsche verwenden) beim Sprechen (links/rechts, Bus/Auto), logisches Denken ist eigentlich nicht mehr möglich, Schlussfolgerungen ziehen etc funktioniert auch nicht mehr, Kopfrechnen sowieso nicht.
Neu hinzu kommen nun regelmäßige (mind 2 x täglich) Deja Vus / Flashbacks mit anschließendem für kurze Zeit nicht ansprechbar sein.
Mit einfachsten Fragen / oder Aufgaben, mit denen ich in diesem Moment nicht rechne, bin ich überfordert:
Beispiel: Im Auto nach dem Tanken die Bitte von meinem Mann, den Tageskilomterzähler
abzulesen und nicht wissen was der Tageskilomterzähler ist. Oder im Supermarkt ein neues Produkt oder Produkt von einem anderen Hersteller im Regal finden, unmöglich.

Im November beträgt die Gewichtsabnahme inzwischen 1kg pro Woche.
Lust mich mit Freunden zu treffen habe ich keine mehr, da ich "nicht mitreden kann". Meine Hobbys, wie schreinern oder Fotobücher machen, habe ich aufgegeben. Wegen des immer schlimner werdenden Bewegungs-Tremors und weil ich nicht mehr weiß, wie die Software oder die Maschinen funktionieren.

Das Antidepressivum hat (nach 3 Monaten) keine Wirkung gezeigt. Ich schleiche es also in Abstimmung mit dem Psychiater wieder aus.
Ohne meinen Mann wäre ich inzwischen völlig aufgeschmissen. Schreiben von Bank, Versicherung oä brauche ich gar nicht anzufangen zu verstehen.

Habe dann auch im November nochmal alles mögliche an Blutwerten überprüfen lassen. Schilddrüse inkl. Antikörper, Borreliose, Leber, Nieren, Entzündungswerte, Eisenstatus.
Ich kann leider nicht alles wiedergeben. Gefunden wurde nur ein niedrige Transferrinsättigung.
Seitdem nehme ich Ferro-Sanol.
Und seitdem haben zumindest die Deja Vus deutlich nachgelassen.

Ein neuer Hormonstatus beim FA hat wieder Postmenopause ergeben und ich schmiere wieder 2 Hübe Gynokadin und nehme eine Uterogest (Progestan) vaginal durchgehend. Also nicht nur alle 3 Monate, wie vom FA verordnet.
Die Hitzewallungen haben quasi sofort wieder aufgehört, der ganze Rest hat sich nicht verbessert.

Im Dezember war ich dann nochmal beim Neurologe mit entsprechenden Untersuchungen (EEG, MRT, Blut etc) und nochmal ein Demenztest.
Außerdem habe ich eine Liquor-Untersuchung (Hirnwasser) durchführen lassen.
Es konnte kein Hinweis auf eine degenerative Demenz gefunden werden.

Vor 1 Woche habe ich angefangen L-Tryptophan nach Einnahmeplan aus dem Netz (Dr. Nachtigall) einzunehmen.
Die Aminosäure Tryptophan wohl die entscheidende Vorläufersubstanz für die Bildung von Serotonin gilt daher als natürliches Antidepressivum.
Gegen die Einnahme eines "normalen" Antidepressivums sträube ich mich nämlich.

Im Janur habe ich einen Termin in einer Gedächtnisambulanz, die auf "junge" Menschen spezialisiert sind.

Achja, im Moment bringe ich auch jeden Schluck Flüssigkeit einzeln auf die Toilette.

Außerdem habe seit zwei Tagen Durchfall.
Eine wegen der ungeplanten Gewichtsabnahme durchgeführte Magen- und Darmspiegelung war ohne Befund.

So, es ist noch länger geworden, als ich befürchtet hatte.
Findet sich eine von Euch in meinen Beschreibungen wieder?
Hat also jemand auch so starke Probleme mit dem Gedächtnis?
Kann dies also durch die Wechseljahre, also durch ein wie auch immer geartetes Hormonungleichgewicht ausgelöst sein? Mein FA sagt nein..
Mit den ganzen körperlichen Symptomen der Wechseljahre könnte ich umgehen, aber mein Hirn :-(

Ich weiß wirklich nicht, was ich noch machen soll...

Vielen Dank. 

Mit freundlichem Gruß, 
Alatariel

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Bisherige Antworten
Expertin-Grüne
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27.12.2017, 17:39 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Alatariel,

ich vermute, Sie wollten diese Frage eigentlich im Forum und nicht im Expertenrat stellen? Ich habe gesehen, dass Sie sie dort ebenfalls eingestellt haben.

Dennoch auch eine Antwort von meiner Seite:

Das Beschwerdenbild ist sehr komplex und sicherlich nicht allein wechseljahrsbedingt. Sie haben dabei das Zutrauen in sich selbst und Ihre Fähigkeiten verloren. Dabei steht vermutlich die Depression im Vordergrund. Wichtigster Ansprechpartner ist hier Ihr Psychiater und Neurologe.
Wenn ich das so lese, würde ich Ihnen zu einer staionären Abklärung und/oder zu einer Rehamaßnahme raten, es klingt alles nach einem psychovegetativen Erschöpfungssyndrom - sprechen Sie darüber mal mit Ihrem Hausarzt und Neurologen.

viele Grüße!

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28.12.2017, 06:26 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Frau Grüne!

Ich wusste nicht recht wo ich den Beitrag einstellen soll.

Vielen Dank daher für Ihre Antwort und Ihren Hinweis.

Welche Art von Klinik wär für eine stationäre Abklärung sinnvoll?

Mit freundlichem Gruß,

Alatariel

Expertin-Grüne
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28.12.2017, 10:04 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Alatariel,

eine Psychiatrie, Neurologie wäre die richtige Abteilung. Fragen Sie mal im Januar nach, wenn Sie sowieso den Termin in der Gedächtnisambulanz haben.

Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen sind auch typische Begleiterscheinungen von Depressionen und Burn out. Daher ist möglicherweise ein kombinierter medikamentöser und psychotherapeutischer Ansatz sinnvoll.  Und fragen Sie mal nach einer Reha Maßnahme.

viele Grüße!

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28.12.2017, 10:50 Uhr
Antwort

Vielen Dank Frau Grüne! 

Expertin-Grüne
Beitrag melden
28.12.2017, 17:42 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Gern - alles Gute!

 

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