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Hormontherapie oder nicht

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

06.07.2022 | 10:17 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

folgendes Problem:

Ich bin 49 Jahre alt, 1,69m groß, 72kg schwer.

An Krankheiten besteht uA eine Autoimmunthyreoiditis.

Im März diesen Jahres hat sich eine massive innere Unruhe, Schlafstörung, Ängste, und auch depressive Gefühle eingestellt. Seitdem bestimmt dies 24/7 mein Leben und es ist furchtbar. Etwas Ähnliches hatte ich bereits schon einmal vor 12 Jahren.

Der Psychiater hat einige Medikamente ausprobiert, davon hat bisher keins recht geholfen und manche die Sache verschlimmert. Aktuell nehme ich noch Circadin (ohne bemerkenswerte Wirkung).

Die Heilpraktikerin hat einen "Hormonspeicheltest" veranlasst, den ich selbst bezahlen musste, Ergebnis: Melatonin stark vermindert, Cortisol gering erhöht, Testosteron gering erhöht, Östradiol mäßig erhöht. Verhältnis Progesteron zu Östradiol 10/1. Sie hat mir eine Homöopathikum (eigentlich Avena Sativa in Alkohol) empfohlen und außerdem Melatonin.

Eine Woche später war ich bei meiner Gynäkologin. Sie hat mir Gynokadin-Gel 2 Hübe und Famenita 200mg verschrieben und meinte, das käme bestimmt von den Wechseljahren.

Der Hausarzt hat mein Schilddrüsenmedikament, was einige Jahre auf 100 L-Thyroxin war, letzten Herbst auf 75 verringert und jetzt ganz neu auf 62,5 weil er meinte, das sei bestimmt eine Überfunktion. (Werte waren Ft3 3,67; Ft4 17,0 und TSH 1,37 und im Juni 1,67).

Geholfen hat alles nicht. Wie lange dauert es denn, bis eine Hormonersatztherapie eine Wirkung zeigen würde? Und ist das wirklich sinnvoll bei mir? 

Ich hab den Eindruck, das ganze System ist völlig durcheinander.

Vielen Dank

C. Weidemann

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Expertin-Grüne
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06.07.2022, 10:38 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo

da Sie ähnliche Beschwerden bereits vor 12 Jahren hatten, halte ich es für unwahrscheinlich, dass die Ursache nun in den wechseljahrsbedingten Hormonveränderungen liegt.

Sie haben nicht erwähnt, ob Sie noch einen regelmäßigen Zyklus haben und ob bzw. wie Sie verhüten.

Hormonspeicheltests entbehren einer wissenschaftlichen Evidenz. Daraus sind aus meiner Sicht keine Handlungs- und Therapieempfehlungen abzuleiten.

Psychiater und Psychotherapie sind wahrscheinlich eher der Weg Ihnen zu helfen. Achten Sie darauf, sehr regelmäßig körperlich aktiv zu sein, bewegen Sie sich reglemäßig und ausdauernd an der frischen Luft.
Das allein kann Wunder wirken. 

viele Grüße
Dr. Grüne

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06.07.2022, 10:49 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

sollte ich dann anregen, die Hormontherapie wieder wegzulassen? Ich meine, unnötig muss man das ja nicht machen.

Ich habe keinen Zyklus mehr und verhüte auch nicht, da ich vor 6 Jahren die Gebärmutter unter Belassung der Eierstöcke und des Gebärmutterhalses/Cervix entfernt bekommen habe.

Der Speicheltest war dann wohl nur teuer, aber zumindest zeigt er, dass die Eierstöcke noch nicht völlig erloschen sind sonst wäre ja gar kein Hormon nachweisbar.

Ich bin leider so schlimm dran dass Bewegung an der frischen Luft allein mich nicht weiterbringen wird (mache ich bereits täglich). Psychotherapie ist kaum zu bekommen, beim Psychiater bin ich bereits. Wie gesagt habe ich leider nicht das Glück, dass die gängigen Antidepressiva so wirken wie sie sollen.

Vielen Dank und viele Grüße

C. Weidemann

Expertin-Grüne
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06.07.2022, 10:56 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Chris,

Sie könnten beim Frauenarzt einen orientierenden Hormonstatus bestimmen lassen, da es ja ohne Gebärmutter und ohne Zyklus ansonsten schwer zu beurteilen ist, wie weit die Wechseljahre fortgeschritten sind.
Da Sie die Hormonbehandlung begonnen haben, können Sie ihr eine Chance geben - nach ca. 2-3 Wochen sollte aber eine Wirkung spürbar sein, wenn das wirklich eine Rolle spielt.
Wenn eine Psychotherapie nicht in absehbarer Zeit zu realisieren ist, wäre möglicherweise eine Reha-Maßnahme hilfreich. Haben Sie darüber mit Ihrem Hausarzt schon einmal gesprochen?

viele Grüße
Dr. Grüne

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06.07.2022, 11:32 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,

dann ist die Zeit bereits abgelaufen und es hat nichts genützt. 6 Wochen probiere ich es jetzt schon. Um festzustellen, weswegen es etwas besser ging, habe ich extra das Antidepressivum nochmal abgesetzt, mit dem Erfolg, dass es wieder zugenommen hat.

Kann man solche Hormone einfach weglassen? Oder "gewöhnt" sich der Körper daran?

Über eine Reha habe ich noch nicht gesprochen, das werde ich mal ansprechen.

Viele Grüße

C. Weidemann

Expertin-Grüne
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06.07.2022, 12:03 Uhr
Antwort von Expertin-Grüne

Hallo Chris,

Sie sollten vor dem Absetzen Rücksprache mit Ihrem Frauenarzt nehmen.
Meist ist es sinnvoll, dass Östrogen auszuschleichen (1 Hub). Daran werden Sie auch feststellen, ob überhaupt eine Veränderung spürbar wird.
Eine Reha ist sicher eine gute Idee, um neue Impulse zu setzen und aus dem Teufelskreis herauszufinden.

viele Grüße
Dr. Grüne

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