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Hormontherapie nach Eierstockentfernung

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

18.03.2007 | 02:31 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,

ich wende mich auf Empfehlung von vielen Frauen aus dem Forum an Sie.

Mir (45 Jahre) wurden nach Entfernung der Gebärmutter im November 2003 aufgrund von Zysten im Mai 2006 beide Eierstöcke entfernt. Aufgrund von Komplikationen waren 2 weitere Operationen (Blutungen, Ileus) unter Vollnarkose innerhalb von einer Woche notwendig.

Nach der stationären Entlassung wurden mir mehrere Hormonpräparate (Gynokadin-Gel, Estrifam, Clionara, Angeliq) verabreicht. Ich hatte dann immer Hitzewallungen, Schlafstörungen und Ängstlichkeit. Vor allem bin ich aber sehr depressiv, worauf ich am 20.07.2006 in die
Fachklinik für Psychatrie eingewiesen wurde. Nachdem sich dort mein Zustand in den ersten 2 Wochen gebessert hatte -wahrscheinlich aufgrund der verabreichten Medikation-, kam es danach wieder zu einer Verschlechterung der Beschwerden, wobei die Therapie am
21.08.2006 aufgrund von unerklärlichen Unterleibsschmerzen, die von der Klinik nicht behandelt werden konnten, unterbrochen.

Nach der Entlassung aus der Klinik hat sich mein psychiatischer Zustand nicht entscheidend verbessert. Die psychomatischen Mittel wurden immer wieder umgestellt und Behandlungen durch Neurologen und Psychiater brachten nachhaltig keinen Erfolg. Nachdem der Östradiol-Wert bei einer Überpüfung am 09.11.2006 auf einen Wert von 35 ng/l abgefallen ist, wurde vom Frauenarzt das Pflaster Estramon 50 verabreicht. Bei einer erneuten Messung am 24.11.2006 hat sich der Wert zwar auf 102 ng/l erhöht, mein Zustand hat sich jedoch noch nicht verbessert. Daraufhin wurde die Dosis des Pflasters auf 100 erhöht. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich von meinem Psychiater in eine psychosomatische Klinik eingewiesen.

Hier hat sich mein psychiatischer Zustand in den ersten 2 - 3 Wochen verbessert, danach ist jedoch wieder eine deutliche Verschlechterung meiner psychischen Verfassung eingetreten. Eine neuerliche Überprüfung der Hormonwerte am 03.01.2007 hat einen Östradiol-Wert von 505 ng/l sowie einen FSH-Wert von 1,7 IU/l (Vorwert 13,0) ergeben. Daraufhin wurde die Dosis auf Estramon 25 vermindert.

Mein Mann, der immer schon gegen die Anti-Depressiva eingestellt war und meinen schlechten Zustand sowie die depressiven Stimmungen als Folge einer mangelhafte Hormonbehandlung gehalten hat, organisierte eine Behandlung bei einem Hormonspezialisten. Dieser hat
mir im Januar 2007 ein kleines Östrogen-Kristall in den Bauch eingesetzt und Progesteron-Zäpfchen, etwa 200 - 300 mg am Tag, verabreicht. Ausserdem noch 2 Utrogest pro Tag zum Schlafen. Zusätzlich nehme ich -außer den Hormonpräparaten- folgende Medikamente ein:
Cipromil 10 mg 1-0-0 / Taxilan 25 mg 1-0-1.

Mir ging es nach etwa 1 Monat schon verhältnismäßig gut. Der Östradiol-Wert liegt kontiunierlich bei rd. 80 pg/ml. Der FSH-Wert bei 1,5 mIU/ml. Der anfangs mit rd. 6 ng/ml etwas niedrige Progesteronwert wurde aktuell mit 31,59 ng/ml gemessen.

Seit über 2 Wochen bin ich wieder in einem tiefen Loch. Meine Symptome: Große Nervosität, Depressionen, häufiges Wasserlassen, nachts schwitzt der Unterleib stark, keinen Auftrieb, ich habe immer das Gefühl, durchzudrehen. Am Morgen bis Spätnachmittag ist es sehr schlimm. Seit drei Tagen nehme ich 5-HTP 500 mg auf auf den Tag verteilt.

Bitte helfen Sie mir. Ich weiss nicht mehr weiter. Ich weiss nicht mehr, wie ich den Tag verbringen soll, um es einigermaßen zu ertragen. Ich bin am Ende !

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18.03.2007, 11:16 Uhr
Antwort

Hallo Gabi,
eine lange und traurige Geschichte. Traurig deshalb, weil sie immer wieder so zu hören ist nach Kastrationen ? und nichts anderes ist die Entfernung beider Eierstöcke.
Die Eierstöcke bilden aber noch ein ganz anderes Hormon, als die, die bei Ihnen bestimmt und bereits substituiert werden. Und zu dieser Therapie möchte ich im Moment garnichts sagen, weil möglicherweise etwas Anderes der Ausweg aus Ihrem tiefen Tal ist:
Es ist das TESTOSTERON, den meisten bekannt als DAS männliche Sexualhormon. Vielen Gynäkologen aber ist es bei der hormonellen Behandlung von Frauen mit Kastrationssymptomen immer noch zu wenig bekannt.
Es gibt ein spezielles Testosteron-Pflaster für Frauen INTRINSA(rezeptpflichtig und beim Kastrationssyndrom kassenfähig!!)
Bitte sprechen Sie Ihren FA unbedingt darauf an!
Alles Gute
und freundliche Grüße
Ihr
TomDoc

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19.03.2007, 01:31 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Dossler,

vielen Dank für Ihre schnelle und nette Antwort.

Bei mir wurde auch der Testosteron-Wert gemessen, und zwar am 03.01.2007 mit 0,40 ng/ml und am 02.03.2007 mit 35 ng/dl. Nach Ansicht des Labors liegt der Wert in Normbereich.

Wenn Sie glauben, dass dieses Pflaster der Ausweg aus meiner Hormonkrise ist, werde ich es mir sofort besorgen.

Soll Ihrer Ansicht nach die Behandlung mit dem Progesteron weitergeführt werden ?

Gruß,
Gabi

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19.03.2007, 06:38 Uhr
Antwort

Hallo Gabi,
bewußt habe ich mich nicht zu der Art und Weise Ihrer HET geäußert, weil ich die Hoffnung habe, dass es mit dem INTRINSA Pflaster besser werden könnte.
Aber wenn sie mich direkt fragen, antworte ich:
die HET, die bei Ihnen gemacht wird, kommt mir nicht schulmäßig vor, weil Sie ungewöhnlich große Mengen Progesteron zuführen (Utrogest ist schließlich auch Progesteron). Sie kommen auf tägliche Progesteronmengen von 400-500 mg pro Tag. Das ist in etwa die Menge Progesteron, die Sie täglich zur Verhinderung einer Fehlgeburt geben, also sehr viel mehr, als der Körper im Normalzustand braucht. Progesteron selbst kann, vor allem in hohen Dosierungen, depressiv machen.
Diesen Effekt hat Östrogen nicht. Welches Präparat wurde Ihnen implantiert und wieviel Östrogen wird aus diesem Implantat täglich freigesetzt und nach welcher Zeit wird dieses Implantat erneuert.
Wurde diese Therapie in der normalen Frauenarztpraxis entwickelt, ist Ihr FA eventuell sogar ein Spezialist für Endokrinologie, oder stammen die Therapieempfehlungen aus einer Spezialabteilung (zum Beispiel aus der Hormonsprechstunde Universitätsfrauenklinik)?
Hoffentlich habe ich Sie jetzt nicht zu sehr belastet mit meinem Wissensdurst und meiner Meinung zur HET; aber bitte schreiben Sie mir, so oft Sie wollen, ich bin für Sie da.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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19.03.2007, 07:42 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Dossler,

Sie belasten mich nicht mit Ihrem Wissensdurst. Schliesslich müssen Sie ja alle Einzelheiten in Erfahrung bringen, um eine vernünftige Therapie vorzuschlagen. Ich finde es toll, dass man sich mit Ihnen so offen unterhalten kann.

Die Therapie wurde von einem Spezialisten für Endokrinologie, dessen Privatpraxis vom der Abt. für Endokrinologie am AKH Wien
(Prof. DDr. J. Huber) iniziert wurde.

Bei dem Östrogen handelt es sich um ein Östradiol Implantat 25 mg OP 1. welches angeblich alle 6 Monate erneuert werden muss. Dieses Implantat wurde am 16.01.2007 in die Bauchhaut eingesetzt.

Wie bereits erläutert, ging es mir danach immer besser bis etwa Anfang März 2007, wo wieder in ein Loch gefallen bin. Unsere (von mir und meinem Mann) Vermutung war, dass zuviel Progesteron eingenommen wird. Der Hormonspezilist meint aber, dass die Progesteroneinnahme in dieser Höhe in Ordnung ist. Mit dem Progesteron kann ich wenigsten wieder ca. 6 Stunden in der Nacht ohne Schlaftabletten schlafen.

Wie erklären Sie sich meine geschilderten Symtome ?

Heute früh habe ich einen Kreislaufzusammenbruch erlitten. Nach Rücksprache mit den Hormonspezialisten und der Hausärztin wurde mir eine Imap-Spritze verabreicht. Seit Mittag hatte ich das Gefühl, etwas ruhiger zu sein.

Denken Sie, dass ich die Dosis des Progesterons senken und dafür zusätzlich das INTRINSA Pflaster kleben sollte ?

Was halten Sie von dem 5HPT, das ich seit Freitag vergangener Woche aufgrund meines verschlechterten Zustandes alle 4 Stunden (insg. 500 mg täglich) einnehme ?

Meine allergrößte Sorge ist, dass ich wieder in eine Psychatrie eingewiesen werden muss.

Ich wünsche mir, dass ich wieder einigermaßen gesund werde und ich durch meine Erfahrungen mit meiner HET vielen anderen Frauen helfen kann.


Gruß,
Gabi

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19.03.2007, 09:10 Uhr
Antwort

Hallo Gabi,
vielen Dank für Ihre Information.
Prof.Huber verehre ich selbst und verdanke ihm durch seine umfangreichen Veröffnetlichungen sehr viel meines eigenen, bescheidenen Wissens. Erstaunlich, dass die Idee mit dem Testosteron, deren sehr eifriger Verfechter und Mitbegründer Prof.Huber ist, noch nicht in Ihrem Falle erörtert wurde.
Das bei Ihnen vorhandene Testosteron entstammt ja nicht den Eierstöcken (da die fehlen), sondern entstammt der Nebenniere, beweist also m.E. nur um so mehr das Ungleichgewicht.
Jetzt sollten Sie ruhig meine Idee mit Ihrem Facharzt, dessen Kompetenz sicher außer Frage steht, mal durchsprechen.
Auch über Höhe und Art der PG-Behandlung muß und kann nur Ihr behandelnder FA entscheiden.
Die Schwierigkeit in Ihrer Behandlung ist Folgende:
Sie befinden sich im Loch eines umfassenden depressiven Syndroms, wahrscheinlcih als Folge der Kastration und dem damit verbundenen völligen Zusammenbruch Ihres hormonellen Gleichgewichtes. Nach dieser OP 2003 haben Sie lebensbedrohende Grenzerlebnisse durchlebt (Blutungen, Ileus), die ganz sicher nicht einfach mit einem Klaps auf die Schulter zu überwinden waren. Die Seele hat Brüche bekommen, die bis heute nicht ausheilen konnten und zumindest im Moment eine Art Gipsverband für die Seele in Form von Cipromil und Taxilan erfordern.
Manchmal will man es nicht glauben, dass ein Knochen gebrochen ist und dass man einen Gipsverband braucht. Und dann greift man nach jedem umherliegenden Stock, um wieder auf die Beine zu kommen. Und fällt doch immer und immer wieder hin.
Jeder Knochen heilt wieder! Auch Ihre Seele.
Bitte sprechen Sie mit Ihrem Endokrinologen.
Und schreiben Sie mir gerne wieder!
Ihr
TomDoc

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13.05.2009, 06:35 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr Dossler,

ich bin 30 Jahre und bei mir würde die Gebärmutter 2007 wegen starker Blutungen etfernt,beide Eierstöcke sind noch da,aber ich leide unter Hitzewallungen und alle drei Wochen übler Laune,vorallem Schmerzen m Bauch,der FA agte da wäre nicht und gab mir Remifemin.Nichts hilft irklich.
Kann ich meine Eierstöcke entfernen lassen,was erwartet mich dann danach?

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13.05.2009, 09:34 Uhr
Antwort

Hallo Suleika,
lassen Sie Ihre Eierstöcke um Gottes Willen da, wo sie sind!
Neue Untersuchungen zeigen eindeutig, dass die Entfernung der Eierstöcke keinerlei Vorteile bringt, sondern deutliche Nachteile.
Es wäre für Sie wichtig, hormonell durchuntersucht zu werden, um rauszubekommen, ob Ihre Eierstöcke noch richtig funktionieren;L denn ihre Beschwerden deuten doch auf eine Hormonstörung hin, die auf keinen Fall durch eine Kastration (so nennt man die Entfernung de Gebärmutter) behoben wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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