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Hormonstörung

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

14.08.2011 | 11:15 Uhr

Hallo Herr Dr. Doßler,

Da ich mittlerweile sehr verzeifelt bin und sich in meiner Nähe einfach kein kompetenter Hormonexperte finden lässt, dachte ich, ich versuche mein Glück und schreibe Ihnen.
Ich bin 29 Jahre alt und leide so ca. seit meinem 12. Lebensjahr unter Allergien (Tierhaare, Pollen, Milben, Nahrungsmittel, die Liste wurde im Laufe der Zeit immer länger) Zudem habe ich seit ein paar Jahren eine chronische Sinusitis mit Polypen, eine Diskusverlagerung am Kiefergelenk, Reizdarm, Honeymoon-Zystitis, häufige Infekte, und seit dem Absetzen der Pille auch Schlafstörungen und eine sogenannte Pfötchenstellung der Hände nachts sowie PMS. Unter der Pilleneinnahme bekam ich ein Fibroadenom in der Brust, nach der Einnahme kamen Zysten hinzu. Psychisch geht es mir auch gar nicht mehr gut, Stimmungsschwankungen, Vergesslichkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Verkrampfheit, Nervosität, extremes Stressempfinden, depressiv.
Ich habe schon sehr viele sowohl schulmedizinische als auch alternativmedizinische Therapien hinter mir und dachte kürzlich, dass ich meine Hormone via Speicheltest testen möchte. Dabei kanm heraus, dass sowohl Estradiol, Estriol als auch das Progesteron zu niedrig sind. Nun wusste ich nicht, was man da als erstes behandelt und nehme momentan die Traubensilberkerze (seit 3 Wochen) sowie das Progestogel seit ein paar Tagen. Ist das denn richtig oder was würden Sie mir empfehlen? Gebessert hat sich noch nichts, habe auch momentan wieder einen Infekt.
Ich glaube das Grundproblem bei mir sind die permanent gereizten und empfindlichen Schleimhäute, da spielt doch bestimmt eine hormonelle Komponente eine Rolle?

Ich wäre Ihnen so dankbar, wenn Sie mir irgendeinen Tipp geben könnten! Vielleicht hängt es auch alles gar nicht mit den Hormonen zusammen, aber ich habe schon das Gefühl.

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14.08.2011, 12:38 Uhr
Antwort

Hallo,
eine einmalige Hormonbestimmung sagt soviel über Ihre Hormone aus wie die erste Schwalbe über den kommenden Sommer: nichts!
UNd ich kann auch nur etwas dazu sgenb, wenn ich das Komplettergebnis (inklusive der Normalwerte des Labors, die immer in Klammern hinter den Werten stehen) sehen könnte und dazu auch wüsste, an welchem Zyklustag das Blut abgenommen wurde, welchen Zyklusabstand Sie normalerweise haben, ob Sie vielleicht eine Basaltemperaturkurvbe geführt haben (an der man fast sämtliche gynäkologischen Hormonstörungen erkennen kann), ob Sie über-, normal- oder untergewichtig sind und auch, ob wegen der wohl neu aufgetretenen Pfötchenstellung der Hände eine Schilddrüsenstörung, ein Vitamin-D-Mangel oder eine Elekrolytstörung ausgeschlossen wurden.
Außerdem wüsste ich gerne mehr über die bereits durchgeführten schulmedizinischen und alternativmedizinischen Therapien und den Erfolg in Bezug auf die einzelnen Störungen, die Sie angegeben haben.
Sie sehen, ich mache es mir nicht leicht mit meiner Antwort, indem ich Sie mit irgendeinem Standard-Tipp abspeise (den ich im übrigen auch bei der Komplexität Ihres Beschwerdebildes wirklich noch nicht hätte).
MfG
TomDoc

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14.08.2011, 19:44 Uhr
Antwort

Vielen Dank für Ihre Antwort,

man merkt jetzt schon, dass Sie wirklich ein Experte sind, 95 % aller Ärzte wären nie auf diese Zusammenhänge gekommen, ist zumindest leider meine Erfahrung.

Hier zunächst die Werte vom Speichel-Hormontest: 22. Zyklustag (ich habe weder Über- noch Untergewicht (49 Kilo bei 1,59 Größe) die Zykluslänge liegt bei ca. 30 Tagen, ist aber auch gerne mal etwas länger:

Estradiol: 2,30 pg/ml Vergleichswert: 5 – 7

DHEA: 364,10 pg/ml Vw: 200 – 220

Estriol: 1,40 pg/ml Vw: 15 – 30

Progesteron: 117, 80 pg/ml Vw: 280 - 330

Testosteron : 45,60 pg/ml Vw: 35 - 45

Passenderweise besitze ich einen „Pearly“, einen Verhütungscomputer mit dem ich morgens meine Temperatur messe. Daher habe ich die Daten der letzten 3 Monate.

Hier einmal die Basaltemperaturen von einem Zyklus, um eine Kurve zu simulieren, ich hoffe, das bringt Ihnen so überhaupt was, leider fehlen auch ein paar Messungen: Ab 1. Zyklustag : 36.86, 36.78, 36.51, 36.50, 36.53, 36.47, 36.73, 36.41, 36.98, 36.41, fehlt leider, 36.17, 35.95, fehlt leider, 35.98, 36.31, 36.67, fehlt leider, 36.86, 36.51, 36.73, 36.86, 36.88, 37.07, 36.49, 36.79, 36.74, 36.30, fehlt leider, nun beginnt der neue Zyklus mit 36.41)

Ich weiß auch leider nicht, wie aussagekräftig diese Werte sind, da sich ja womöglich durch die Schlafstörung oder andere Faktoren, die mit meinem Krankheitsbild zusammenhängen die Werte verändern könnten?

Es besteht tatsächlich ein Vitamin D Mangel (24, 9 bei einem Referenzwert von 30-100), weshalb ich auch 2 Monate Vitamin D (Dekristol) genommen habe. Allerdings hatte ich sie dann abgesetzt, da ich so viele Nahrungsergänzungen zu mir nahm und dachte, ich versuche mich noch mehr der Sonne auszusetzen. Aufgrund des großartigen Sommers dieses Jahr, hab ich mir aber tatsächlich überlegt, sie jetzt wieder einzunehmen.

Zudem besteht übrigens ein B12 Mangel (290 bei einem Referenzwert von 200 – 1000). Hatte mir deshalb auch ein paar Mal Methylcobalamin subkutan gespritzt, aber auch dies sein gelassen, da ich davon Pickel bekam und dachte, das könne nicht gut sein. Vielleicht kamen die Hautprobleme auch aus anderen Gründen, aber ich bringe sie damit in Verbindung.


Zum Elektrolythaushalt: ich hatte eine Vollblutmineralanalyse machen lassen. Diese ist etwas schwieriger wiederzugeben. Mein zu dieser Zeit behandelnder Arzt meinte, die Werte seien okay. Magnesium war in Ordnung, Calcium eigentlich auch. Insgesamt schrieb das Labor, mit korrigiertem HK (Hämatokrit?) dass Kalium und Magnesium leicht erhöht seien sowie Kupfer und Natrium leicht erniedrigt. (Hatte ein paar Wochen zuvor aber auch viel Magnesium genommen, da ich derzeit an einer Magnesiummangelerkrankung glaubte).

Zu den Schilddrüsenwerten: gemessen wurden freies T3 und T4 sowie TSH, die sind laut Blutbild in Ordnung. Auch die TPO-AK, falls dieser Wert dazugehört. Ich weiß nur, dass ich im TSH mal vor ein paar Jahren eine Abweichung hatte.

Somit bin ich mit den „Pfötchenhänden“ auch beim Neurologen gelandet, der die Nervenleitgeschwindigkeit testete, aber nichts feststellen konnte.

Die Nahrungsmittelallergien oder Unverträglichkeiten zu testen gestaltet sich sehr schwierig. Die IGG4 Bestimmung war höchst merkwürdig. Nächste Woche folgt ein CAP/RAST –Test. Was ich deutlich spüre ist Getreide, insbesondere Weizen, das lasse ich jetzt aber auch schon Monate weg. Jetzt habe ich zumindest nicht mehr so starke Einbrüche nach dem Essen. Da ich auch stark spürbar auf Rotwein/Bier reagiere, soll jetzt eine Histaminintoleranz (DAO-Wert) getestet werden.

Ich hatte schon Symbioselenkungen (mit Diäten, Mutaflor, Colon Hydro (nach diesen Spülungen ging es mir immer noch viel schlechter), Bioresonanztherapie, Neuraltherapie, Kinesiologie, Homöopathie, Nosoden, war 4 Wochen in einer sehr guten TCM-Klinik (Behandlung mit Arzneitees (den Tee trank man noch Monate nach dem Aufenthalt), Akupunktur, Ernährungsumstellung,) leider alles ohne Erfolg.

Von schulmedizinischer Seite musste ich damals viele Antibiotika nehmen (habe nun seit 5 Jahren keines mehr angerührt), Rhinisan, Nasonex (half schon, aber soll man ja nicht dauerhaft einnehmen) eine Nasenmuschelverkleinerung mit der Celon-Methode (seitdem habe ich die chronische Sinusitis)
Was leider sehr geholfen hatte, waren Kortison-Spritzen, die ich 2004 zwei Mal gespritzt bekam, da hatte ich dann 6 Wochen Ruhe von allem und fühlte mich wunderbar. Die Lösung ist das sicherlich nicht. Danach wurde auch alles schlimmer

Ich hatte versucht mir Estradiol, Estriol und Progesteron in niedriger Dosierung als Cremes auf den Unterarm zu schmieren, aber fand schon die Anleitung relativ ungenau (halbe Erbsengröße hiervon, dann wieder ganze Erbse davon aber auch nur morgens, etc). Hab es dann sein lassen, auch wegen dem damit verbundenen Risiko.

Auch die Physiotherapie (für das Kiefergelenk, Wirbelsäule) brachte kurzzeitig immer Besserung, aber eben nicht längerfristig.

An pflanzlichen Mitteln habe ich schon einiges probiert: Padma 28, Aloe Vera-Kur, das gesamte Cranberrygoldrutenbärentraubenblätter-Paket, (wie alle Honeymoon-Cystitis geplagten), Cystustee...etc.

Selbst sündhaft teueres Colostrum (über ca. 9 Wochen) brachte keinen wirklichen Erfolg.

Einen Darmstatus habe ich auch wieder machen lassen: stark erniedrigt: Escherichia Coli, Enterococcus spec, Bacteroides spec, Lactobacillus spec
Vermehrt: Clostridium spec

Habe deshalb wieder mit Probiotika angefangen, diesmal mit Proemsan und Probasan, vom Proemsan wurde mir schlecht, deshalb musst ich es absetzen.

Ach ja, nach dem Absetzten der Pille bekam ich übrigens Pigmentflecken an der Stirn und über dem Mund, wenn ich in die Sonne gehe, sehe ich aus, als hätte ich einen Schnurrbart ?) Und ich friere immer extrem.

Ich weiß nicht, ob all diese Informationen für Sie auch wichtig sind, aber ich dachte, ich schreibe sie einfach mal dazu.

Jetzt ist mein Text recht episch geworden, entschuldigen Sie bitte. Vielen, vielen Dank für Ihre Mühe. Ich freue mich sehr über Ihre Antwort.

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15.08.2011, 10:50 Uhr
Antwort

Hallo,
ich nehme mal als sicher an, dass diese Hormonanalyse NICHT unter Einnahme der Pille erfolgte???
Für mich bedeuten Ihre Hormonwerte im Zusammenhang mit den mitgeteilten BT-Werten, dass Sie in dem Hormonabnahmezyklus keinen Eisprung.
Ich kann Speichelhormonanalysen nicht exakt interpretieren, da diese Methode zu meiner Praxiszeit noch nicht etabliert war.
Ich würde Ihnen unbedingt raten, sich aufgrund Ihres jungen Alters in die Hormonsprechstunde der Ihnen nächsten Universitäts-Frauenklinik (Überweisung genügt) zu begeben, damit eine exakte Abklärung erfolgen kann (was mit einer einzigen Hormonbestimmung, die noch dazu nicht umfassend war, ganz sicher nicht der Fall ist).
Aufgrund dieser einzigen Analyse ist zwar eine Hormonstörung sicher; aber noch nicht die Ursache gefunden.
Da sich jede Therapie nach der Ursache richtet, muss diese jetzt zunächst gefunden werden.
...
Ich stimme ich mit Ihnen völlig überein, dass diese in den Hormon-Cremes angegebene Erbsgröße äußerst unpräzise ist, zumal die wenigsten Menschen eine exakte Größenvorstellung von einer Erbse haben, denn es gibt tatsächlich sehr verschiedene Größen.
Ich empfehle daher immer, diese erbsgroße Portion mal in der Apotheke abwiegen zu lassen; denn nur dann ist es möglich, die genaue Dosierung und zugeführte Hormonmenge zu bestimmen.
...
MfG
TomDoc

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15.08.2011, 11:14 Uhr
Antwort

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Die Hormonanalyse habe ich machen lassen, als ich die Pille schon eine ganze Weile nicht mehr nahm.
Einen guten Hormonspezialisten zu finden ist genau das Problem. Ich wohne zwar in Hamburg, aber alle bei denen ich bislang war, sagten mir entweder, dass ich keine Hormonstörung haben könnte, da ich ja meine Periode bekomme (!) oder, dass ich dann eben wieder die Pille nehmen sollte (!). Viele wollen sich auch gar nicht mit der Speichelanalyse auseinandersetzen, weil sie diese nicht unterstützen.
Ich bin deshalb wirklich ratlos, an wen ich mich wenden soll, vielleicht haben Sie ja einen Tipp.
Viele Grüße

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15.08.2011, 11:24 Uhr
Antwort

Hallo,
einen sehr exakten Tipp habe ich Ihnen gegeben:
wenden Sie sich an die Hormonsprechstunde der Ihnen nächsten Universitäts-Frauenklinik (Überweisung genügt) - in diesem Fall das Endokrinologische Zentrum der Universität-Hamburg-Eppendorf
MfG
TomDoc

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15.08.2011, 12:09 Uhr
Antwort

Ich verstehe. Habe mir einen Termin für Anfang September geben lassen. Würde mich danach vielleicht nochmals bei Ihnen melden, wenn das in ordnung ist. Vielen Dank bis hierher für Ihre Hilfe.

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15.08.2011, 17:15 Uhr
Antwort

Hallo Mina,
leider wird diese Rückmeldung nicht mehr möglich sein, da ab September LIFELINE ohne mich weitermachen möchte.
MfG
Ihr
TomDoc

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15.08.2011, 17:43 Uhr
Antwort

.....aber selbstverständlich können und sollten Sie Ihre Rückmeldung mit meinem Nachfolger besprechen, der ja nahtlos an mich anknüpfen wird.
Ihr
TomDoc

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15.08.2011, 18:19 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Dossler,

ich bin nicht Mina, aber ich las gerade Ihren Satz, dass Lifeline ohne Sie weitermachen möchte ...
Das ist jetzt nicht Ihr Ernst! Warum das denn??? Das ist ja ein Schock für mich und sicher für viele andere Frauen hier!
Keiner der anderen Ärzte im Expertenrat von Lifeline nimmt sich nur annähernd die Zeit, die Sie sich nehmen und beantwortet die Fragen nur annähernd so hilfreich, differenziert und ausführlich, wie Sie!
Um ehrlich zu sein, kann man mit den meisten Antworten der anderen Kollegen praktisch nichts anfangen, weil sie so allgemein und nichtssagend sind - ist meine bescheidene Erfahrung.
Da wird Lifeline ja wohl auch ganz erheblich viele Nutzer verlieren! Der meiste traffic fand ja wohl zweifelsohne auf Ihrem Bord statt!

Kann man noch irgend was dagegen tun, dass Sie in 2 Wochen nicht mehr da sind? Und was ist überhaupt der Grund?

Viele Grüße
Sima

Diskussionsverlauf
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