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Hormone nach einseitiger Eierstockentfernung?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

09.10.2008 | 06:19 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,

mir wurde vor gut zwei Monaten irrtümlich einer meiner beiden Eierstöcke entfernt (ich bin 39). Bis dahin hatte ich keine gynäkologischen Probleme, einen regelmäßigen Zyklus, alles war prima. Die Ärzte in der Klinik beruhigten mich, es sei gar nicht schlimm, da der andere Eierstock die Funktion von zweien übernähme. Nun hatte ich zwei Zyklen, aber es ist nicht mehr so wie vorher. Bei mir bricht schon Panik und Verzweiflung aus, weil die physiologischen und v.a. körperlichen Veränderungen teilweise schockierend sind. Nun hoffe ich inständig, dass dies nur vorübergehend ist, bedingt durch den operativen Schock. Muss ich nur genügend Geduld haben, damit sich meine alten Harmonien wieder einspielen können? Der andere Eierstock, auch die Gebärmutter sind völlig in Ordnung. Hormone hatte ich bislang nie genommen, auch nicht die Pille.



Herzlichen Dank für Ihre Antwort!



PS: Die Mayo-Klinik hat in einer letztes Jahr veröffentlichten Studie herausgefunden, dass auch für Frauen mit einseitiger Eierstockentfernung ein deutlich erhöhtes Risiko für Gedächtnisschwund, Demenz und Parkinson besteht. Wie kann das sein, da doch der verbliebene Eierstock ausreichend Geschlechtshormone produzieren soll, wie mir die Fachärzte in der Klinik versicherten? Ich bin sehr beunruhigt. Komme ich jetzt früher in die Wechseljahre?

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09.10.2008, 09:15 Uhr
Antwort

Hallo Sabine,
wieso wurde irrtümlich ein Eierstock entfernt????
Ist die Gebärmutter erhalten geblieben?
Es ist ansonsten richtig, dass von paarig angelegten Organen immer das übrig bleibende Organ zwar mehr leisten muss, aber doch die Funktion des anderen voll übernimmt.
Die Studie bezüglich einseitiger Ovarektomie und Gedächtnisschwund etc. ist mir nicht bekannt. Könnten Sie mir die Quelle nennen?
Bitte schreiben sie mir noch mal, dann kann ich sicher mehr dazu sagen.
Mit freundlichen Grüßen
ihr
TomDoc

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10.10.2008, 01:09 Uhr
Antwort

Hallo TomDoc,

die Studie der Mayo-Klinik in Rochester (USA) erschien in der Zeitschrift Neurology, die Autoren lauten Walter A. Rocca u.a. Der Originaltext liegt mir nicht vor, da er im Internet nicht frei verfügbar ist. Ich gebe Ihnen den Link auf den Abstract/Zusammenfassung der Studie mit allen nötigen Angaben: http://www.neurology.org/cgi/content/abstract/01.wnl.0000276984.19542.e6v1
Das Ergebnis der Studie lautet, ich zitiere im Wortlaut: Both unilateral and bilateral oophorectomy preceding the onset of
menopause are associated with an increased risk of cognitive impairment or dementia. Das ist sehr beunruhigend und ich verstehe es nicht.
Zu Ihrer anderen Frage: Die Gebärmutter ist mir erhalten geblieben. Irrtümlich heißt, der Eierstock war in Ordnung oder wie es ein Arzt ausdrückte: Pech gehabt.
Kommen ich nun früher in die Wechseljahre, was ich gar nicht wünsche?
Und ist es normal, dass nach dem operativen Schock erst einmal die früheren Harmonien gestört sind, diese sich aber nach einiger Zeit wieder einspielen? Ich bin viel weniger Frau als vorher, vieles, was vorher zum Zyklus dazugehört hat, ist nicht mehr da. Sogar die äußeren Schamlippen sind geschrumpft. Die Libido ist weg. Ich bin teilweise schockiert, auch ein wenig verzweifelt. Mein anderer Eierstock bemüht sich, das spüre ich. Vielleicht braucht es einfach seine Zeit; wenn ich nur wieder die Frau sein kann, die ich war.

Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe und Unterstützung.
Gruß Sabine S.

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10.10.2008, 09:55 Uhr
Antwort

Hallo Sabine
danke für den Link: im Prinzip gibt er mir und meiner seit vielen Jahren geäußerten Meinung recht, die Eierstöcke nur in zwingenden Situationen zu entfernen.
Die Eierstöcke bekommen von zwei Seiten Blut: über eine Arterie, die aus dem kleinen Becken stammt und eine andere, die von der Gebärmutter stammt.
Bei der Entfernung der Gebärmutter muss diese Arterie auf beiden Seiten abgeklemmt werden, sodass fortan die arterielle Blutversorgung nur noch über die Arterie erfolgt, die aus dem kleinen Becken stammt.
Aus diesem Grund kommt es bei fast allen Frauen nach einer Gebärmutter-OP vorübergehend zu einer starken Veränderung ihres Hormonhaushaltes, allerdings normalisiert sich dieser in den meisten Fällen wieder. Lediglich in den seltenen Fällen, in denen die Eierstöcke ausschliesslich über die Arterie versorgt werden, die von der Gebärmutter stammt, erholen sich die Eierstöcke nicht mehr und es tritt ein Totalausfall der weiblichen Hormone auf mit der hormonellen Situation einer Kastration.
Dass die Veränderung der Durchblutung der Eierstöcke auch auf Dauer eine Rolle spielen kann, ist seit langem bekannt: Frauen nach der Entfernung der Gebärmutter kommen laut Statistik etwas früher in die WJ. Dies würde auch ganz allgemein erklären, dass mentale Abbauerscheinungen früher auftreten können - insofern ist die zitierte Arbeit nichts Neues. Aber sie unterstützt erneut die Erkenntnis, dass Östrogen und Progesteron mentale Alterungsprozesse verlangsamen. Übrigens eine Beobachtung, die man schon vor über 20 Jahren in amerikanischen Senioreneinrichtungen gemacht hatte, dass Frauen, die eine HET machen, länger geistig rege bleiben und sozial kontaktfreudiger bleiben als ohne HET.
In Ihrer Situation ist aber die Gebärmutter erhalten geblieben und der andere Eierstock müsste sieine Funktion wieder aufnehmen und die Hormonproduktion komplett wieder beginnen - wenn er denn vorher normal funktioniert hat und nicht der andere Eierstock, der (aus welchem Grund eigentlich?) entfernt worden ist, nicht vielleicht als enziger richtig funktionierte. Das gibt es auch; aber dann ist dieser funktionierende Eierstock meist deutlich größer als der andere.
Meines Erachtens ist eine komplette hormonelle Situationsklärung (nicht nur die Bestimmung von Östradiol!) dringend erforderlich.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

ps: im übrigen finde ich den Satz Pech gehabt! als Erklärung für eine, wie sie erwähnen, irrtümliche Entfernung eines Eierstocks ohne Grund, als ziemlich starken Tobak!

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13.10.2008, 11:05 Uhr
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Hallo und vielen Dank TomDoc,

tatsächlich war der entfernte Eierstock deutlich größer als der mir noch verbliebene. Und gerade deshalb haben sie ihn mir weggeschnitten! - wegen Verdacht auf Krebs. Aber es gab keinen Krebs, alles war in Ordnung. Ich war auch nicht wegen gynäkologischer Probleme in der Klinik, ich hatte keine. Die Vergrößerung betrug etwa 2-3 cm.
Es ist passiert, nun muss ich damit und mit den Folgen leben, daher nun meine Fragen zum Hormonstatus:
1) Welche Hormonwerte sollten getestet werden?
2) Wann sollte der Test stattfinden, da sich die Hormonebalance während des Zyklus ändert?
3) Ist die gynäkologische Praxis richtig oder sollte es eine endokrinologische Praxis sein?
4) Es gibt keine Referenzwerte von vor der Eierstockentfernung. Auch ist bei jeder Frau die Balance eine andere. Wie kann mit den ermittelten Werten umgegangen werden?
5) Kann es sein, dass es einige Monate braucht, bis der verbliebene Eierstock eine neue Hormonebalance hergestellt hat? Dass das Ovar tätig ist spüre ich, z.B. das Ziehen während des Eisprungs, was ich auch vor der Entfernung spürte, oder nach der Periode, wenn die Eireifung beginnt. Diese vertrauten Zeichen sind noch da. Die Hausärztin meinte, ich solle 6 Monate erst einmal abwarten.
Vielen Dank für Ihre Antworten!

Gruß Sabine S.

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13.10.2008, 11:52 Uhr
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Hallo Sabine,
bitte versuchen Sie an die OP-Berichte und die Histologie heranzukommen.
Um an die Grundfunktion ihres Zyklus heranzukommen, wäre die tägliche Temperaturmessung sinnvoll.
Also das mit der Hormonbalance, die bei jeder Frau anders ist, lassen wir zunächst mal im Raum stehen. So unterschiedlich sind die Werte nun doch nicht. Und die Interpretation dieser Werte sollten wir dann versuchen, wenn die werte vorliegen.
Hormonanalysen sind mindestens an 2 oder 3 verschiedenen Tagen nötig:
1.direkt nach der Regel (FSH,LH,E2)
2.kurz nach dem Eisprung (FSH,LH,E2,PG,Androstendion,Testosteron,DHEAS, SHBG)
3.etwa 10 Tage nach dem Eisprung (FSH,LH,E2,PG,Prolaktin - diese Untersuchung sollte nüchtern gemacht werden).
Ich würde Ihnen sogar empfehlen, zu einem Endokrinologen zu gehen (der Hausarzt kann sie dahin überweisen)
Mit freundlichen Grüßen
ihr
TomDoc

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17.10.2008, 01:49 Uhr
Antwort

Hallo TomDoc,
ich danke Ihnen für Ihre Hilfe in kritischer Zeit. Jetzt wird erst einmal Funkstille eintreten für mehrere Wochen, dann sehen wir mehr. Zur Bestimmung des Hormonstatus habe ich noch eine Frage: Kann die Bestimmung auch über die Praxis des Hausarztes und dessen Labor vorgenommen werden, die Analyse und ggf. Behandlung dann vom Spezialisten? Berufsbedingt und wegen der Anfahrten bekomme ich es ansonsten nicht hin.
Gruß Sabine S.

PS: Sie schrieben in einer vorherigen Antwort Hormonstatusbestimmung dringend erforderlich. Es wird vermutlich noch einige Wochen dauern, bis ich mit dieser Bestimmung beginnen kann. Ist hier Eile geboten? Kann da was einrosten (blödes Wort, aber ich glaube, Sie verstehen, wie ich es meine). Danke!

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17.10.2008, 09:27 Uhr
Antwort

Hallo Sabine,
dringend heißt nicht: heute um 10 Uhr, sondern soll heißen, dass die Analyse für Sie wichtig ist und darauf nicht verzichtet werden soll.
Sicher kann der Hausarzt die Hormonanalyse veranlassen.
Bei der Interpretation bin ich dann gerne behilflich.
Ihr
TomDoc

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24.12.2008, 03:01 Uhr
Antwort

Hallo TomDoc!

Nun liegt alles vor: Hormonstatus, drei Temperaturzyklen, OP-Bericht, Histologie.
Das verbliebene Ovar macht seine Sache sehr gut: Die Ovulation fand jeweils am 11. Zyklustag statt, die Temperatur stieg an und blieb dauerhaft oben (mindestens 3/10 bis 4/10 über der Coverline). Der Hormonstatus zeigte keine Auffälligkeiten. Die Analysen passten zur Kurve, zum jeweiligen Zyklustag.
Wie kann es aber sein, dass nach der Ovarektomie meine äußeren Schamlippen deutlich geschrumpft sind, die Klitoris sich verkleinert hat, die Libido weg ist? Zur Zeit des Eisprungs hatte ich stets viel Zervixsekret, die Lust war groß, auch das ist jetzt nicht mehr.
Mit dem Mobilé, wie Sie es in anderen Beiträgen ausgedrückt haben, ist irgendwas durch diese Teilkastration durcheinander geraten, obwohl die Grundfunktionen stimmen.
Dem Endokrinologen fiel dazu nichts ein, er schaute v.a. auf die Fortpflanzungsfähigkeit. Die männlichen Hormone hat er nur auf meinen besonderen Wunsch hin bestimmt, keine Interpretation (die Werte liegen aber alle innerhalb der angegebenen Normbereiche).

Ratlos, schöne Feiertage wünschend
Sabine S.

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24.12.2008, 09:08 Uhr
Antwort

Hallo Sabine,
bevor ich mich in Spekulationen verrenne:
schreiben Sie doch mal die Laborwerte ab (mit Normalwerten).
Auchder histologische Befund würde mich interessieren.
Desgleichen bitte ich Sie, mir Ihr BT-Kurve mal in eine urbia-Kurve umzusetzen und mir den Link zuzuschicken.
Ihr
TomDoc

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