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Haarausfall, Pille oder HET?

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

02.09.2010 | 08:35 Uhr

Sehr geehrter Doktor,

ich bin durch Zufall auf Ihre Seite gestossen, die ich sehr informativ finde und habe eine Frage:

Ich bin 41 Jahre alt, Normalgewichtig und normaler Blutdruck. Bis 37 Jahre habe ich die Pille Biviol genommen, danach abgesetzt und normal meine Periode gehabt.

Letzten Sommer stellte ich leider plötzlich massiven Haarausfall fest. Es wurde eine Blutuntersuchung beim Haus- und Hautarzt durchgeführt, der keinen Mangel oder ein Schilddrüsenproblem ergab. Der Frauenarzt machte ebenfalls eine Blutuntersuchung, die Werte waren wohl normal (ich weiß nur noch von einem FSH von 7,3 am 3.Zyklustag).

Er verschrieb mir gegen den Haarausfall die Pille Belara. Eigentlich wollte ich keine Pille mehr nehmen, aber der Haarausfall (ca. die Hälfte meines Haares) belastet mich sehr. Ich nehme diese nun seit zwei Monaten und hoffe auf Besserung.

Ich habe hier nun einige Beiträge gelesen und bin etwas verwirrt:
Wäre aufgrund meines Alters nicht besser gewesen eine HET als die Pille zu verschreiben? Die Verhütung stand nicht im Vordergrund.
Wäre eine HET gesünder für mich als diese Pille? Anfügen möchte ich noch, dass ich früher 15 Jahre geraucht habe aber seit zwei Jahren Nichtraucherin bin.

Vielen Dank und freundliche Grüße
Susanne

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13.09.2010, 12:26 Uhr
Antwort

Herr Doktor, Sie sind klasse, vielen Dank!

Ich war mit meiner Vermutung also nicht ganz auf dem Holzweg. Und ich setze die Pille jetzt auch nicht mitten im Blister ab um nicht alles durcheinander zu bringen.

Wie lange müsste ich Ihrer Meinung nach, falls ich die Pille absetze, warten, bis meine eigenen Hormone wieder ordentlich gemessen werden könnten? Mich würde nämlich interessieren ob überhaupt Androgene an meinem Haarausfall schuld sind, da ich sonst überhaupt keine Vermännlichung (Damenbart/viele Haare) aufweise. Mein Frauenarzt verschrieb sie mir ja leider auf gut Glück und ich war/bin wegen meiner Haare schon sehr unglücklich.

Etwas ist mir noch unklar: Warum ist die Belara östrogenbetont? Sie enthält doch mit 0,03 mg Östrogen genausoviel wie die meisten Pillen auch? Liegt die Östrogenbetonung an diesem besonderen Gestagen?

Auf jeden Fall hole ich mir MASTODYNON denn die Brust tut wirklich sehr weh und der Arzt meinte heute morgen, da gibt es kein Mittel dagegen. Also nicht verzagen, sondern Dr. Dossler fragen :-))

Ich kann Ihnen nur nochmals herzlich danken!

LG Susanne

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13.09.2010, 13:42 Uhr
Antwort

Mir ist noch etwas eingefallen!

Angenommen ich habe wirklich einen Androgenüberschuss der für meinen Haarausfall verantwortlich ist, gibt es dann eine Möglichkeit diesen mit einem anderen Präparat als mit einer östrogendominanten Pille herabzusetzen?

Ich fürchte nämlich, dass ich mich sonst zwischen Haarausfall und Brustproblemen entscheiden muss.

Ich habe heute Mittag MASTODYNON in der Apotheke bestellt. Der Apotheker meinte, das Mittel würde progesteronanregend wirken und daher bei Mastophatie helfen. Habe ich also durch die Pille zuwenig Progesteron?

Vielen Dank und ich hoffe, ich bin nicht zu nervig.

Susanne

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13.09.2010, 14:39 Uhr
Antwort

Hallo Susanne,
Sie vermuten ganz richtig, dass das mit der Östrogenbetonung an dem besonderen Gestagen liegt.
Das Chlormadinonacetat ist ein Antiandrogen, behebt also eine männliche Hormonbetonung zugunsten der weiblichen Hormonbetonung.
Es liegt nicht an der relativ geringen Menge von Ethinylöstradiol.
Eine Haarwurzelanalyse wurde doch sicher veranlasst, bevor Sie mit der Pille begonnen haben, oder?
Um die androgene Hormonsituation prüfen zu wollen, müssten Sie eigentlich solange die Pille absetzen, bis der eigene Eisprung wieder auftritt (am einfachsten erkennbar an der Temperaturkurve - Infos dazu auf meiner Webseite www.tomdoc.de).
Meist ist zwar der Eisprung schon im ersten Zyklus nach Absetzen einer Pille wieder normal, aber leider nur meistens - manchmal dauert es einige Monate.
Dennoch könnte schon 4 Wochen nach Absetzen der Pille eine Überprüfung der Androgene durchgeführt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
...ich hoffe, das MASTODYNON hilft Ihnen rasch

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13.09.2010, 15:07 Uhr
Antwort

Hallo Susanne,
soeben habe ich einen Brief (Hormone und Laktose Intoleranz) geschrieben, dessen Inhalt für Sie interessant sein könnte, weil er Ihr Problem aufgreift.
Unter der Pille haben Sie überhaupt kein körpereigenes Progesteron im Blut, da die Pille den Eisprung hemmt und somit kein körpereigenes Progesteron gebildet wird.
Und Kontrazeption ist ja bei einer so jungen Frau ein durchaus wichtiges Thema.
Progesteronanregend ist aber falsch ausgedrückt, Mastodynon hat nichthormonell auf Beschwerden ähnliche Effekte wie das natürliche Progesteron.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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13.09.2010, 15:59 Uhr
Antwort

Vielen Dank für Ihre vielen Informationen.

Nein, eine Haarwurzelanalyse wurde nicht gemacht. Zwar war ich beim Hautarzt, aber dieser hat nur das Blut untersucht und die Kopfhaut auf Entzündungen begutachtet. Ich dachte, bei einer Haarwurzelanlayse wird nur festgestellt ob man Haarausfall hat und nicht die Ursache. Dass ich Haarausfall habe ist leider unübersehrbar und fällt auch anderen auf, ich habe vielleicht noch die Hälfte meines Haares und bei den täglichen Haarknödeln ist das auch kein Wunder.

Ich muß demnächst eh zu einem Kontrolltermin zu meinem Hausarzt und werde ihn auf das Thema Haarwurzelanlayse (ich wüsste gar keinen Arzt der dies bei uns macht) ansprechen. Vielleicht überprüft er auf meine Bitte noch einmal den Schilddrüsen- und Eisenwert. Dies wurde zuletzt im Februar gemacht.

Eine ganz dumme Frage kommt mir in den Sinn:
So ganz jung bin ich mit 41 Jahren ja nicht mehr :-), der Haarausfall trat vor ungefähr einem Jahr bewusst auf und hier schreiben viele Frauen, auch in meinem Alter, von Progesteronmangel.
Progesteron wurde von meinem Frauenarzt gar nicht überprüft (nur E2 und FSH und das war in Ordnung).

Könnte ein Progestronmangel eventl. auch Haarausfall auslösen? Und dann würde die Pille mir gar nicht helfen, sondern die Sache vielleicht noch verschlimmern, wenn ich durch die Pille gar kein Progesteron mehr habe?

Hilfe, ich habe mich noch nie mit Hormonen beschäftigt und das wird immer verwirrender. Ich hoffe nun nochmals auf Ihre freundliche Antwort und sollte das googeln ansonsten wohl besser vermeiden.

LG Susanne

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13.09.2010, 16:33 Uhr
Antwort

Hallo Susanne,
nicht der Hausarzt macht solche Haarwurzeluntersuchungen, sondern der Hautarzt (vielleicht nur ein Verschreiber von Ihnen).
Der Hausarzt kann Sie aber überweisen mit der Verdachtsdiagnose: Verdacht auf androgenetische Alopezie oder sogar dem Zielauftrag Ausschluss einer androgenetischen Alopezie.
Sollte Ihr Hautarzt diese Analyse nicht durchführen können (wäre möglich), dann lassen sie sich an eine hautklinische Ambulanz überweisen.
Hormonanalysen sind unter Einfluss der Pille ziemlich sinnlos.
Insofern ist mir der Zusammenhang bei Ihnen zeitlich nicht ganz klar, ob Ihnen der Haarausfall nach dem Absetzen einer Pille oder unter einer Pille bewusst geworden ist.
Und ohne Pille ist eine Gelbkörperhormonstörung am einfachsten erkennbar durch das Führen einer Basaltemperaturkurve.
Das mit dem PG-Mangel kann in manchen Fällen durchaus richtig sein; ist aber nie so einfach festzustellen.
...
Also, das mit dem jung müssen Sie immer in Relation zu mir sehen: für mich als 65jährigem älterem Herrn sind Frauen mit 41 einfach herrlich jung - dementsprechend bin ich dann für Johannes Heesters wahrscheinlich noch ein Knäblein.
...
Auf meiner Webseite www.tomdoc.de finden Sie einen kleinen Artikel von mir zum Thema Googlechonder - man kann sich nämlich wirklich richtig krank googlen!

Liebe Grüße
Ihr
TomDoc

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14.09.2010, 09:08 Uhr
Antwort

Nochmals herzlichen Dank!

Der Haarausfall wurde bemerkt, nachdem ich 1,5 Jahre ohne Pille war. Nach der Pillenabsetzung ging mein Zyklus pünklich und problemlos weiter, als wäre nie etwas gewesen und auch ohne Haarausfall oder dergleichen.

Ich habe in meinem Leben mit Unterbrechungen für ca. 15 Jahre die Pille genommen und beim An- und Absetzen nie besondere Störungen bemerkt.

Da einzige Grund, der mit dem Haarausfall zusammenhängen könnte war der Verdacht einer schweren Krankheit, der aber sehr schnell entkräftet werden konnte und mich auch nicht mehr beunruhigt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Haar mir diesen Schock über ein Jahr nachträgt. Oder doch?

Dann bliebe also nur eine Hormonstörung. Entweder zuviel Androgene oder doch beginnende Wechseljahre. Meine Eltern, Geschwister, Cousinen usw. haben alle volle Haare. Ich wäre die Erste.

Eine Frage hätte ich noch: In der Packungsbeilage der Belara steht, dass man diese bei Mastophatie nicht anwenden sollte und diese Diagnose inkl. Zyste wurde ja bei mir festgestellt. Was wäre das Risiko, wenn ich diese Pille trotzdem weiternehmen würde? Würde es evtl. das Brustkrebsrisiko erhöhen?

Lieben Dank!
MfG Susanne

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14.09.2010, 11:23 Uhr
Antwort

Hallo Susanne,
das mit der Mastopathie unter Belara habe ich in den letzten Tagen auch an anderer Stelle ausführlich erörtert.
Jede Pille mit einem Antiandrogen (also auch Belara) bremst die männlichen Hormone aus und ist dadurch östrogenbetont (trotz des geringen Gehaltes an Ethinylöstradiols)..
Unter Mastopathie wird ein ganzes Paket von verschiedenen Störungen zusammengefasst, wobei das Leitsymptom immer wieder der Spannungschmerzder Brust ist (meist durch vermehrte Flüssigkeitsablagerung).
Diese Beschwerden kann man, wie ich Ihnen schon gesagt habe, ganz gut pflanzlich behandeln (z.B. MASTODYNON).
Ein Zusammenhang Pilleneinnahme-Brustkrebshäufung im Alter ist bis heute nicht bewiesen.
...
Das Haar reagiert extrem stark auf Stress (Cortisol-Anstieg); insofern ist es nicht auszuschließen, dass der Verdacht auf eine schwere Krankheit sogar die Hauptursache ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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14.09.2010, 13:28 Uhr
Antwort

Bitte verzeichen Sie mein erneutes Nachfragen, aber mittlerweile fügen sich bei mir Puzzlestücke, die mir vorher nicht in den Sinn kamen.

Der Krankheitsverdacht war im Mai 2009, konnte aber innerhalb 2 Wochen als unberechtigt geklärt werden.

Im August 2009 bemerkte ich plötzlich, dass die Haare nur so rieselten. Erst vermutete ich eine Phase, aber es hörte leider einfach nicht mehr auf. Da war ich schon 14 Monate pillenfrei und hatte einen pünklichen Zyklus.

Seitdem stresst mich natürlich dieser Haarausfall. Mittlerweile traue ich mich fast nicht mehr meine Haare zu waschen.

Falls man es so sehen darf, bin ich dadurch quasi seit 15 Monaten im Dauerstress.

Nur, wie durchbreche ich jetzt diesen Teufelkreis? Ich mache gern Sport, an Bewegung fehlt es mir nicht, trotzdem scheint dies nichts zu nutzen.

Mich ärgert mittlerweile auch, dass ich die Pille wieder nehme und nicht vorher auf Sie gestossen bin. Ich fürchte, dass diese mir bei meinem Haarausfall gar nicht hilft und ich jetzt, wenn ich sie absetzen würde erst recht den Hormonhaushalt durcheinanderbekomme.

Können Sie mir bitte hierzu noch einen Rat geben? Pille weiter nehmen oder aufhören? Wie durchbreche ich diesen Teufelskreis Streß?

Vielen Dank Susanne

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