Sehr geehrter Doktor,
ich bin durch Zufall auf Ihre Seite gestossen, die ich sehr informativ finde und habe eine Frage:
Ich bin 41 Jahre alt, Normalgewichtig und normaler Blutdruck. Bis 37 Jahre habe ich die Pille Biviol genommen, danach abgesetzt und normal meine Periode gehabt.
Letzten Sommer stellte ich leider plötzlich massiven Haarausfall fest. Es wurde eine Blutuntersuchung beim Haus- und Hautarzt durchgeführt, der keinen Mangel oder ein Schilddrüsenproblem ergab. Der Frauenarzt machte ebenfalls eine Blutuntersuchung, die Werte waren wohl normal (ich weiß nur noch von einem FSH von 7,3 am 3.Zyklustag).
Er verschrieb mir gegen den Haarausfall die Pille Belara. Eigentlich wollte ich keine Pille mehr nehmen, aber der Haarausfall (ca. die Hälfte meines Haares) belastet mich sehr. Ich nehme diese nun seit zwei Monaten und hoffe auf Besserung.
Ich habe hier nun einige Beiträge gelesen und bin etwas verwirrt:
Wäre aufgrund meines Alters nicht besser gewesen eine HET als die Pille zu verschreiben? Die Verhütung stand nicht im Vordergrund.
Wäre eine HET gesünder für mich als diese Pille? Anfügen möchte ich noch, dass ich früher 15 Jahre geraucht habe aber seit zwei Jahren Nichtraucherin bin.
Vielen Dank und freundliche Grüße
Susanne
Haarausfall, Pille oder HET?
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Entschuldigung, noch etwas ist mir eingefallen:
Was wäre das gängige HET-Produkt zu einer antiandrogenen Pille? Ich habe leider den Eindruck, dass mein Frauenarzt gerne ausprobiert. Er meinte schon beim Verschreiben von Belara, dass wenn diese nicht wirke, er noch ein paar andere Präparate wüsste. Ich bin natürlich nicht erpicht darauf, meinen Hormonhaushalt durch mehrmalige Wechselei völlig durcheinander zu bringen. Da ich den Eindruck habe, dass sie sich auf diesem Gebiet hervorragend auskennen, hätte ich gerne einen Tipp. Nochmals Danke
Antwort
Hallo Susanne,
BELARA ist eine recht spezielle Pille mit einem antiandrogenen Gelbkörperhormon = Chlormadinonacetat.
Dieses Antiandrogen soll Ihre männlichen Homrinwerte runterbremsen.
Daher interessiert mich zunächst, ob überhaupt eine Erhöhung der männlichen Hormone festgestellt wurde oder ob der Hautarzt eventuell aufgrund der Haarwurzel- oder Blutuntersuchung einen androgenetischen Haarausfall vermutet hat.
Es ist richtig, dass wenn keine Empfängnisverhütung erforderlich ist, eine HT mit einem Antiandrogen besser ist als die Pille (wegen des natürlichen Östrogens in einer HT).
Und Hormonpräparate mit Antiandrogenen sind in den WJ sogar sehr geläufig, da Haarausfall ein häufiges Problem in den WJ ist.
Der FA hatr natürlich mit der Verordnung der Pille einen Budget-Vorteil: die Pille wird nicht auf Kassenrezept, sondern als Privatrezept verordnet, die HT ist eine übliche Kassenverordnung (wenigstens zur Zeit nicht).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Hallo,
tja, der Hormonhaushalt gerät durch jede Pille durcheinander, weil die Pille ja den Eisprung hemmt.
Im Prinzip macht das auch eine HT (aber das ist nicht wissenschaftlich untersucht - da ja dann die HT auch auf Privatrezept verordnet werden müsste).
Sollte eine Störung der männlichen Hormonbildung Ursache Ihres Haarausfalls sein, gäbe es verschiedene Präparate z.B. CLIMEN
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort!
Jetzt habe sie mich kalt erwischt. Der Hautarzt hat ein kleines Blutbild anfertigen lassen um einen Eisenmangel oder ein Schilddrüsenproblem auszuschliessen. Auch der Rheumafaktor wurde gemessen. Diese Werte waren zum Glück alle in Ordnung. Hormonwerte waren da nicht dabei, ich wurde bei der Blutentnahme auch nicht nach Zyklustag oder dergleichen gefragt. Er hat nur kurz auf meinen Kopf gesehen um eine Entzündung auszuschliessen und meinte sonst, dass Haarausfall so gut wie immer anlagebedingt sei. Dabei ist mein Haarausfall divus.
Der Frauenarzt hat einen Hormonspiegel mit Estradiol und FSH gemacht und diese Werte waren in Ordnung um die Wechseljahre auszuschliessen. Ich glaube nicht, dass hier auch männliche Hormone (was müsste denn da untersucht werden?) dabei waren.
Aber mit der Pille, meinte er, wäre mir bestimmt geholfen und er sprach auch etwas von einem besonderen Gestagen. Habe ich jetzt die Pille vorschnell genommen und war das gar nicht richtig?
Wie gesagt jetzt bin ich verwirrter als zuvor. Hätte man noch mehr untersuchen sollen? Was soll ich denn jetzt weiter vorgehen?
Ich hoffe Sie antworten mir nochmals und bedanke mir ganz herzlich.
Antwort
Hallo,
das besondere Gestagen in BELARA ist ein Antiandrogen.
Ihr FA denkt schon daran, dass Ihr Haarausfall aufgrund eines Überangebotes männlicher Hormone bedingt sein könnte.
Natürlich kann ich nicht vorschreiben, was ein Hautarzt bei Haarausfall zu untersuchen hat (das, was er untersucht hat, war sicher auch sinnvoll) und er darf sich auch auf seine Erfahrung verlassen - ein Trichogramm ist keine Pflichtuntersuchung bei Haarausfall, sondern liegt im Ermessen des behandelnden Arztes.
Im Idealfall besteht die Untersuchung wegen Haarausfalls aus: mikroskopischer Kopfhautuntersuchung, Haarwurzelanalyse, Haarfestigkeitsprüfung, Blutentnahme unter Einschluß der Hormone (eventuell unter Hinzuziehung eines Endokrinologen), eventuell mikrobiologische, mykologische oder histologische Untersuchungen der Kopfhaut.
Ihr
TomDoc
Antwort
Nochmals herzlichen Dank für Ihre Erläuterungen. Eine Frage blieb mir jetzt leider nur noch offen:
Wie würden Sie (vielleicht sollte ich besser fragen, was würden Sie raten wenn es um Ihre Ehefrau ginge) weiter vorgehen?
Nun einfach ein paar Monate die Belara weiternehmen und hoffen, dass der Haarausfall zurückgeht? Wie lange würde es normalerweise dauern, bis etwas passiert? Oder soll ich noch weitere Untersuchungen machen lassen und wenn ja, welche? Wenn ich hier richtig gelesen habe, könnten meine Hormone (wohl auch die männlichen) unter der Pille gar nicht gemessen werden?
Anmerken möchte ich, dass Ihr Engagement hier super finde! Ich hoffe Sie bleiben den Frauen noch sehr lange erhalten.
Ein schönes Wochenende wünscht
Susanne
Antwort
Hallo Susanne,
ich hätte zwar keine antiandrogene Pille verordnet, wenn keine Empfängnisverhütung erforderlich ist, sondern eine antiandrogene HT; aber den Effekt auf den Haarausfall erwarte ich schon mit BELARA. Allerdings reagiert die Haarwurzel etwas langsam, sodass ein deutlicher Effekt erst nach etwa 4 bis 6 Wochen erkennbar sein wird.
Ja, unter einer Pille hat ein weiterer Hormontest der Eierstockhormone keinen Sinn.
Aber eine Schilddrüsenfunktionsstörung sollte, wenn noch nicht erfolgt, jetzt noch ausgeschlossen werden.
Mit freundlichen Grüßen und herzlichen Dank für das nette Lob ;-)
Ihr
TomDoc
Antwort
Lieber Herr Dossler,
ich hoffe ich darf Sie noch einmal belästigen. Wie ich im ersten Posting schrieb nehme ich seit zwei Monaten und 8 Tagen die Pille Belara wegen meines Haarausfalles (leider kann ich noch gar keine Besserung feststellen). Mir fällt allerdings auf, dass die Brüste grösser werden, aber das soll ja bei Pilleneinnahme vorkommen.
Letzten Freitag entdeckte ich nun einen großen schmerzhaften Knubbel in der Brust und bin heute morgen schon beim FA (Vertretungsartz da meiner im Urlaub) gewesen. Dieser stellte durch Ultraschall eine fast 1,5 cm große Zyste fest. Außerdem hätte ich enorm viel Drüsengewebe, das mastophatisch aussieht. Bin natürlich sehr erleichtert, dass es etwas völlig harmloses ist, ist es doch oder? Wurde mir zumindest versichert.
Ich habe nun den Arzt gefragt ob die Zyste mit der neuen Pille zusammenhängen könne und er verneinte dies. Die Pille hätte damit nichts zu tun, das wäre Zufall. Mich macht es trotzdem nachdenklich.
Und daher möchte ich noch gerne Ihre Meinung dazu hören. :-)
Denn ganz ehrlich, wenn ich in Zukunft wegen der Pille mit diesen schmerzhaften Dingern leben soll, überlege ich ob ich diese nicht besser gleich wieder absetze.
Vielen herzlichen Danke und liebe Grüße Susanne
Antwort
Hallo Susanne,
so ganz Recht geben kann ich Ihrem Vertretungsarzt nicht; denn BELARA enthält ein sog. ANTIANDROGEN als Gelbkörperhormon und ist daher eine eher östrogenbetonte Pille. Also könnte theoretisch ein Zusammenhang mit einer Mastopathie bestehen.
Allerdings wäre dies nur beweisbar, indem Sie die Pille absetzen und eine mindestens 4 wöchige Pause machen.
Ich würde Ihnen aber raten, mit dem Absetzen (oder einem eventuellen Wechsel wegen es noch fehlenden Effektes auf die Haare - der setzt nach spätestens 2 Monaten Einnahme nämlich erwartungsgemäß ein) zu warten, bis Ihr FA zurück aus dem Urlaub ist und dies mit ihm besprechen.
In der Zwischenzeit können Sie den Versuch machen, Ihre Beschwerden mit MASTODYNON zu behandeln, einem sehr wirksamen Pflanzenpräparat gegen diese Mastopathie)
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc