Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,
ich habe eine Frage dazu, wie ich starke Dauerblutungen (wie aus einer Wunde) stillen kann.
Seit 4 Monaten nehme ich wegen Endometriose und Adenomyosis den Wirkstoff Dienogest (Visanne) ein. Leider von Anfang an mit Schwierigkeiten verbunden. An die Nebenwirkungen des Präparats hat sich mein Körper inzwischen gut gewöhnt, so dass ich mich dadurch im Alltag nicht eingeschränkt fühle und das Medikament gut weiternehmen könnte. Allerdings ist die Aktivität meiner Eierstöcke offenbar sehr hoch und mein Zyklus hat sich durch die Visanne nicht richtig unterdrücken lassen (immer wieder hohe Östradiol-Werte, große Follikel, Endometriose-Schmerzen, immer wieder Schmierblutungen und zwischendurch auch extrem starke Blutungen, nur wenige Tage auch mal blutungsfrei, nur wenige Tage mal schmerzfrei). Nach 3 zermürbenden Monaten habe ich die Dosierung in Absprache mit meiner Frauenärztin dann erhöht. Täglich 1 1/4 Visanne bis 1 1/2 Visanne statt nur 1 Visanne. Grundsätzlich vermutlich die richtige Entscheidung, aber leider hatte ich die letzten Tage wieder starke Schmerzattacken mit GMS-Abgang und dann zunehmend nur noch starke hellrote Blutungen (ohne GMS-Besatndteile - nur Blut - wie aus einer Wunde), die einfach nicht aufhören wollen. Am Freitag konnte ich diesbezüglich kurz mit meiner Frauenärztin telefonieren. Wir haben mehrere Möglichkeiten besprochen: Die Dosierung von Visanne noch mal zu erhöhen, 2 statt 1 (wovon sie mir eher abgeraten hat, weil ich diesen Zyklus ja bereits erhöht hatte), die Visanne ganz absetzen (wovon sie mir auch eher abgeraten hatte, weil dies evtl. noch stärkere Blutungen auslösen könnte) und deshalb am ehesten weiterhin (ich hatte bereits damit begonnen) 3x2 Tabletten Cyklokapron und zusätzlich Styptysat zu nehmen und ansonsten auf mein eigenes Gefühl zu vertrauen und evtl. am Wochenende dann doch noch die Visanne abzusetzen. Schwierige Entscheidung in einer sehr verzweifelten Situation. Eine Erhöhung der Visanne habe ich mich nicht getraut, weil ich aus früheren Erfahrungen weiß, dass Gestagene bei mir eine bestehende starke Blutung leider auch noch weiter befeuern können (vermutlich wegen meiner Adenomyosis?). Ich habe es schon mehrmals erlebt (auch bei anderen Patientinnen), dass sich die Gebärmutter erst beruhigt hat, als die Gestagene abgesetzt wurden. Gleichzeitig habe ich natürlich Angst mit dem Absetzen erst Recht extreme Blutungen zu provozieren. Es ist schon erschreckend so viel Blut zu verlieren (noch dazu ohne GMS-Bestandteile, eher so als ob es direkt aus den Gefäßen blutet) und ich würde so gerne die richtige Entscheidung treffen. Deshalb würde es mir sehr helfen ihre Meinung zu der Thematik Dauerblutungen unter Gestageneinnahme zu erfahren. Und was für Möglichkeiten außer Styptysat und Cyklokapron kennen Sie noch, um solche Blutungen einzudämmen? Viel geholfen haben die Mittel bis jetzt noch nicht und die Einnahme von Cyklokapron ist laut Packungsbeilage bei Hypermenorrhoe leider auf nur 4 Tage begrenzt. Seltsam, denn bei Blutungen nach Konisation der Zervix z.B. darf man das Mittel über 12-14 Tage nehmen. Können Sie sich das erklären? Ganz besonders wichtig wäre mir wie gesagt, ob/inwiefern Sie bei Dauerblutungen bessere Erfahrungen mit Dranbleiben/Höherdosieren oder mit Absetzen der Gestagene gemacht haben.
Ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort

Dauerblutungen unter Gestageneinnahme
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

Antwort
P.S.: Noch Ergänzend: Vermutlich spielt es für die Beantwortung der Frage ob eine Gestagen-Pause sinnvoll sein könnte, nicht unbedingt eine Rolle, aber die Blutungen sind eher tiefrot/dunkelrot und bestehen wie gesagt nur aus reinem Blut OHNE jegliche feste Schleimhautanteile.
Antwort von Expertin-Grüne
Hallo Lluma,
solchen irregulären Blutungen liegt meist eine unterschiedlich proliferierte Schleimhaut zugrunde. Dabei wäre wichtig per Ultraschall zu klären, wie hoch denn die Schleimhaut aufgebaut ist.
Evtl.kann es sinnvoll sein, bis zur nächsten regulären Periode zu pausieren und dann mit der Einnahme am ersten Blutungstag neu zu beginnen.
Bewährte Therapiestrategien sind ansonsten eine vorübergehende Erhöhung der Dosierung des Gestagens (12 Tage), die Zugabe von Tranexamsäure über 5 Tage (Cyklokapron), wenn kein Thromboserisiko besteht oder die Gabe des Antibiotikums Doxycylin 100 über 10 Tage.
Anschließend wird zur normalen Dosierung zurückgekehrt. Fragen Sie Ihre Ärztin mal danach.
Wenn die Blutungen zu stark oder nicht zu reguieren sind, kann auch eine Ausschabung sinnvoll sein.
viele Grüße!
Kommentar
Sehr geehrte Frau Dr. Grüne,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe mich (noch am Wochenende) für die Option "Pause machen" entschieden. Durch das Absetzen des Gestagens ist die Blutung tatsächlich weniger geworden und dann ganz zur Ruhe gekommen. Es fühlt sich jetzt zum Glück auch nicht so an, als ob noch eine Abbruchblutung nachkommt, sondern so, als ob alles stabil ist und auch stabil bleibt. Ich habe sogar das Gefühl, dass mein Körper bereits einen neuen Zyklus gestartet hat. Es ist eine Wohltat, wieder schmerz- und blutungsfrei zu sein. Tausend Dank, dass Sie mir hier am Wochenende noch geantwortet haben. Durch Ihre kompetente Rückmeldung habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Vielen Dank!
Antwort von Expertin-Grüne
Hallo Lluma,
danke für die nette Rückmeldung - es freut mich, dass es Ihnen jetzt besser geht.
viele Grüße!