Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,
seit 4 Jahren leide ich unter zunehmenden Wechseljahrsbeschwerden, wozu eine sehr unregelmäßige Periode gehört. Von Ende Dezember 2009 bis Ende April 2010 ist meine Periode schließlich völlig ausgeblieben. Anschließend folgten innerhalb von 6 Wochen zwei Schmierblutungen und dann eine äußerst starke, einen Monat lang anhaltende Dauerblutung. Seit etwa drei Wochen bin ich jetzt ohne Blutung.
Das Ergebnis eines Hormonspeicheltests lässt nun den Schluss zu, dass mir eine Hormonergänzung helfen könnte. Da ich keine synthetischen Hormone nehmen möchte, erwäge ich den Einsatz einer Creme, die natürliches Progesteron enthält.
Da ich aber die Information erhalten habe, dass es zu Beginn einer Behandlung mit Progesteron-Creme häufig zu Blutungen kommen soll, befürchte ich nun eine erneute Dauerblutung.
Ich hätte daher zwei Fragen an Sie:
1.) Wie verhalte ich mich, falls es zu einer Blutung durch das Progesteron kommen sollte? Sollte ich die Hormongabe dann abbrechen? Was jedoch, wenn sich daraus wieder eine Dauerblutung entwickelt? Kann ich diese durch eine erneute Progesterongabe wieder stoppen?
2.) Oder sollte ich mit der Therapie besser warten, bis ich über einen längeren Zeitraum, ca. 6 Monate lang, keine Regel mehr hatte?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen und danke Ihnen herzlich im Voraus.
Dauerblutung und Progesteron
Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage
Antwort
Hallo,
jede Frau in den WJ kann nochmal Blutungen bekommen, ob mit oder ohne HT.
Sinnvoll vor dem Start der PG-Therapie (und im übrigen vor JEDER HT) ist es, die Schleimhaut in der Gebärmutter ausmessen zu lassen, dann kann man sich auch darauf vorbereiten, ob Blutungen zu erwarten sind.
Schmierblutungen können unter jeder Gelbkörperhormontherapie auftreten und sind bei niedriger Schleimhautdicke kein Grund, die Therapie zu unterbrechen.
Sollte eine echte Menstruation auftreten, würde ich zu einer einwöchigen Unterbrechung raten; aber bitte: halten Sie Kontakt zu Ihrem FA; damit die Schleimhaut unter Kontrolle bleibt (die sich normalerweise unter Dauer-PG-Gabe allmählich immer mehr zurückbilden sollte).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich bin wirklich sehr froh darüber, dass Sie jede Frage individuell beantworten, im Gegensatz zu den vielen Foren, in denen man - auch von Medizinern - häufig nur Allgemeinplätze als Antwort erhält.
Ich hätte noch zwei Zusatzfragen. Ich hatte gehofft, dass sich die Schleimhaut unter Progesteronsubstitution wieder stabilisiert, da ich jetzt häufiger Blasenentzündungen bekomme.
Wenn sich die Schleimhaut unter Dauer-PG-Gabe aber immer mehr zurückbildet, muss ich dann also durch das Progesteron eher mit einer weiteren Zunahme der Blasenentzündungen rechnen?
Ausserdem habe ich in den Wechseljahren auch ziemliche Hautprobleme bekommen. Kann ich durch Progesterongabe mit einer Verbesserung dieses Problems rechnen?
Vielen Dank noch einmal im Voraus.
Antwort
Hallo,
ich habe mir gerade nochmal den Briefwechsel durchgelesen:
was hat denn eigentlich Ihr FA zu der Blutung gesagt, die einen ganzen Monat gedauert hat?
Gibt es dafür irgendeine gynäkologische Erklärung?
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass Sie noch garnicht mit der PG-Therapie begonnen hätten - jedenfalls kann ich das aus Ihren Briefen nicht erkennen; aber jetzt sagen Sie, Ich hatte gehofft, dass sich die Schleimhaut unter Progesteronsubstitution wieder stabilisiert, da ich jetzt häufiger Blasenentzündungen bekomme - das müssen Sie mir jetzt mal erklären.
Ihr
TomDoc
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Dossler,
vielen Dank für die schnelle Antwort.
Was ich seit Beginn meiner Wechseljahre alles erlebt habe ist wirklich eine lange Geschichte. Aber ich habe mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Zu den Problemen, die ich seit dem Beginn meiner Wechseljahre habe, gehören auch häufigere Blasenentzündungen und Hautprobleme. Mit der Anwendung von natürlichem Progesteron habe ich noch nicht begonnen, da ich einer Hormontherapie eher skeptisch gegenüber stehe.
Nun habe ich aber gelesen, dass natürliches Progesteron die Schleimhäute stabilisiert (d.h. das Trockenheitsproblem verbessert) und damit die Neigung zu Blasenentzündungen wieder reduziert und sich außerdem positiv auf das Hautbild auswirkt, so dass man auf künstliche Östrogenpräparate verzichten kann.
Würden Sie das grundsätzlich bestätigen?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Antwort
Hallo,
aha, jetzt sehe ich etwas klarer!
Eine gesunde Skepsis ist immer gut; dennoch: naturidentische Hormone sind nichts anderes, als das, was der Körper bis zum Ausfall der eigenen Hormonproduktion gebildet hat.
Ein wesentlicher Beweis, wie natürlich eine HT mit körperidentischen Hormonen ist, wurde erst vor kurzem in einer sehr umfangreichen französischen Langzeitstudie zur HT erbracht: unter natürlichen Hormonen kommt es nicht zum Anstieg von Brustkrebserkrankungen (auch wenn der Anstieg unter künstlichen Hormonen ebenfalls nicht sehr stark ist und Hormone selber gar keinen Krebs machen, sondern nur das Wachstum eines Tumors beschleunigen können).
Der Körper kann aus dem zugeführten Progesteron über kleine Umwege selber Östradiol herstellen, sodass tatsächlich sehr viele Frauen ohne Östradiol-Zusatz alleine mit natürlichem Progesteron gut zurechtkommen - und Ihre Beschwerden sind doch so ausgeprägt, dass Sie vielleicht doch Ihre Skepsis überwinden sollten.
Allerdings sind Sie mir noch eine Antwort schuldig: was hat Ihr FA zu der 4 wöchigen Blutung gesagt?
Wie sieht denn überhaupt die Schleimhaut in der Gebärmutter aus?
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc